2) Die dritte Thalstufe des alpinen
Laufs des Tessin
(s. d.), im
Gegensatz zu den beiden Oberstufen
(ValBedretto
und
ValleLeventina) breit und flach, bei
Biasca 287 m, am Unterende (Einmündung der
Moësa) 232 m ü. M. gelegen, ist schon
ziemlich warm, mit Maisfeldern, Weingärten und (1880) 4966 Einw.
italienischer
Zunge und katholischerKonfession.
Biasca, mit 2230 Einw. die volkreichste
Gemeinde des
Bezirks,
liegt an der Vereinigung der
Gotthard- und Lukmanierroute und an der
Gotthardbahn, während am Unterende der Riviera, vor
Arbedo,
die Bernhardinstraße einmündet.
Bezirk des Kantons Tessin,
nach dem Bezirk Mendrisio
der an Fläche kleinste der Tessiner Bezirke. Wird auf eine
Länge von 16 km vom Tessin
durchflossen. Grenzt
im O. an den Bündner Bezirk Moesa,
im N. an den Bezirk Blenio, im NW. an den Bezirk Leventina,
im
W. an den Bezirk Locarno und im S. an den Bezirk Bellinzona.
16200 ha Fläche und 6024 Ew., also 37 Ew. auf 1 km2. 5672 Katholiken, 245 Reformierte
und 107 Andere; 234 Ew. deutscher, 11 französischer und 13 romanischer Zunge; 3640 Tessinerbürger, 299 übrige Schweizer
und 2085 Ausländer. 1389 Haushaltungen.
Umfasst die Gemeinden Osogna, Biasca, Cresciano und Claro am linken Ufer des Tessin
und Iragna und Lodrino rechts
vom Fluss. Sitz des Friedensrichters ist Osogna und Sitz des Bezirksstatthalters Biasca. Sitz des gemeinsamen Bezirksgerichtes
Bellinzona-Riviera in Bellinzona.
Mit Ausnahme des Dorfes Biasca, das auf dem vom Brenno angeschwemmten Schuttkegel und an der Ausmündung
des Bleniothales steht, liegen alle die genannten Dörfer vor dem Eingang in ein an schäumenden Kaskaden
reiches und jeweilen nach ihnen benanntes kleines Thal.
Der Bezirk wird auf beiden Seiten von hohen und schroffen Gebirgszügen begleitet. Der besonders wilde ö. Zug
trennt ihn vom
bündnerischen Calancathal, trägt den Poncione di Claro (2719 m) und den Torrone d'Orza (2948 m) und wird von der
Bocchetta Piove di Fuori (2582 m), der Bocchetta Piove di Dentro (2800 m) und dem Passo di Giumella (2120 m) überschritten.
In der Kette w. über dem Tessin
finden wir den Pizzo dei Laghetti (2111 m) und die Bocchetta di Punta del Rosso (2510 m) nebst verschiedenen
vom Iragna- und Lodrinothal ins Lavertezzothal hinüberführenden Pässen, die aber nur von geübten
Bergsteigern begangen werden können.
Der Bezirk zählt 34 Alpweiden, auf denen 1400 Stück Rindvieh, 3700 Ziegen, 1000 Schafe und 400 Schweine sömmern und die
einen jährlichen Ertrag von 72000 Fr. abwerfen. Gesunde Landschaft mit ziemlich mildem Klima. Von der gesamten
Bodenfläche entfallen 61% auf Kulturland und 36% auf Wald. Zu beiden Ufern des Tessin
finden sich Wiesen, Mais-, Buchweizen- und Roggenfelder;
am Bergfuss wird die einen geschätzten Ertrag liefernde Weinrebe an Spalieren gebaut, die man durch hohe Gneis- und Granitpfeiler
stützt.
Hie und da sieht man auch noch einige Maulbeerbäume, die der bis 1880 hier betriebenen Zucht der Seidenraupe
dienten. Dieser Erwerbszweig ist heute beinahe ganz eingegangen und trägt im Jahresmittel kaum noch 700 Franken ein, während
er früher jährlich rund 7000 Franken Einnahmen ergab. Höher oben folgen an den Berghängen Kastanienselven, die links
vom Tessin
bis 800 m und rechts von ihm bis 700 m hinaufsteigen. Die jungen Männer wandern zahlreich nach Frankreich
aus, wo sie als Glaser oder Gastwirte ihren Verdienst finden. Als einzige bedeutende Industrie im Bezirk ist die Ausbeute
von Gneis zu nennen, der von 1500 meist ausländischen Arbeitern (blos 200 Tessiner) in 20 Steinbrüchen abgebaut
wird und als geschätzter Baustein weithin zur Versendung gelangt. Der Vieh- und Geflügelzucht wird immer mehr Aufmerksamkeit
geschenkt. Die Viehstatistik ergibt folgende Resultate:
1886
1896
1901
Rindvieh
2380
2079
1955
Pferde
42
89
93
Schweine
508
818
690
Schafe
966
794
899
Ziegen
6123
5628
4503
Bienenstöcke
174
208
195
Viehbesitzer gibt es 1397. Die einzigen nennenswerten Verkehrswege sind die Gotthardbahn und die Strecke Biasca-Bellinzona
der TessinerThalstrasse. Die Geschichte des Bezirkes deckt sich im wesentlichen mit derjenigen
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des ganzen übrigen Sopra Ceneri. Nach der Römerzeit kam er der Reihe nach unter die Herrschaft der Gothen, der Longobarden
und Mailands, um dann wie die Leventina
1402 von den Urnern besetzt zu werden. 1503 wurde die Riviera eine gemeinsame Vogtei der drei Kantone Uri,
Schwyz
und Unterwalden; 1798 wurde sie dem Kanton Bellinzona
und 1803 dem neu gebildeten schweizerischen Kanton Tessin
zugeteilt.