Lacke
(frz. laques oder vernis; engl. lac); es sind dies
Auflösungen von
Harzen in leicht verdampfbaren Flüssigkeiten; setzt man diesen Auflösungen noch fette
Öle oder
Firnis zu,
so erhält man die Lackfirnisse oder fetten Lacke.
Beide Arten dienen dazu, den Gegenständen, die man
mit ihnen überstreicht, eine glatte und glänzende Oberfläche zu geben, wodurch nicht allein ihr Aussehen verschönert
wird, sondern die Gegenstände werden durch das Lackieren auch gegen die Einwirkung der Feuchtigkeit und der Luft geschützt.
Im gewöhnlichen Leben verwechselt man häufig die Begriffe Lack und
Firnis, oder gebraucht beide Benennungen
als völlig gleichbedeutend; man bezeichnet z. B. verschiedne, nur mit
Firnis oder
Ölfarbe gestrichene Gegenstände als lackierte,
ohne daß sie wirklich mit einem Lacküberzuge versehen sind.
Die eigentlichen lackierten Waren haben stets einen Lacküberzug, mögen sie vorher mit Ölfirnis gestrichen sein oder nicht. Die L. werden stets aus den verschiedensten Harzen hergestellt, teils nur aus einem, wie z. B. Kopal, Dammar, Bernsteinkolophon, teils aus Gemengen verschiedner Harze; als Lösungsmittel dienen: Terpentinöl, Rosmarinöl, Benzin, Äther, Alkohol (Weingeist) etc. Beim Überstreichen der Gegenstände mit L. verflüchtigen sich diese Lösungsmittel und die gelöst gewesenen Harze bleiben als dünner, durchsichtiger Überzug zurück, vorausgesetzt, daß man dem Lack keinen unlöslichen Farbstoff zugesetzt hat; in letzterm Falle ist der Überzug undurchsichtig.
Die fetten Lackfirnisse bestehen aus gekochtem Öl (Leinölfirnis) in Verbindung mit irgend welchem Harze, und enthalten in der Regel als flüssiger machenden Bestandteil auch einen Anteil Terpentinöl. Diese Lackfirnisse sind die haltbarsten, brauchen aber viel mehr Zeit zum Trocknen als solche, deren Lösungsmittel Terpentinöl, Weingeist u. dgl. sind, auch haben sie weniger Glanz. Man gebraucht sie für Lederzeug und andre Waren, die der Abnutzung ¶
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ausgesetzt sind. Sie werden häufig in Vermischung mit Farben aufgetragen und das Austrocknen wird, wo es angeht, z. B. bei Blechlackierwaren, in geheizten Räumen bewirkt. -
Die mit Weingeist bereiteten L., die Weingeistlacke
oder Spirituslacke, werden gewöhnlich in solchen Fällen gebraucht,
wo die gestrichenen Gegenstände ihre natürliche Färbung behalten sollen, sodaß also der L. gleichsam
die Stelle einer hellen Glasdecke vertreten soll. Es sind für diesen Fall natürlich die hellsten Harzsorten zu wählen;
für andre Fälle, wo Farblosigkeit nicht erforderlich ist, sind dunklere Harze brauchbar, Bernstein, Schellack, Kolophon etc.
In einigen Fällen färbt man aber die Spirituslacke
absichtlich mit in Spiritus löslichen Farben, z. B.
mit Anilinfarben, Drachenblut (Goldlack); so wird z. B. jetzt Stanniol mit durchsichtigen Lacken
in allen
Farben überzogen.
Die weichern Harze, in gepulvertem Zustande mit starkem Weingeist in Flaschen übergossen und zeitweise umgeschüttelt, lösen sich teils schon in der Kälte, leichter in der Sonne und mäßiger Wärme. Durch Filtrieren scheidet man das Klare vom ungelösten Rückstand. Bei der Bereitung im großen dienen Destillierblasen, in welchen die Lösung erfolgt, während der flüchtig gewordene Alkohol in Vorlagen wieder aufgefangen wird. Spröde Harze, z. B. Sandarak, Mastix, geben sehr glänzende, aber wenig haltbare Überzüge; man verbessert die Sache durch Zusatz von etwas venetianischem Terpentin oder weicherm Harz, z. B. Elemi, welche das Abspringen oder Abfallen in Pulverform verhindern oder mäßigen. Viel gebraucht in weingeistiger Lösung ist Schellack, dessen Sprödigkeit aber auch korrigierende Zusätze verlangt, ebenso Kopal, der den härtesten Lack gibt, dessen Zubereitung aber die meisten Schwierigkeiten macht. -
Die Terpentinöllacke
unterscheiden sich von den vorigen nur durch das Lösungsmittel. Sie trocknen etwas
langsamer als jene, sind aber haltbarer und weniger spröde, weil das Lösungsmittel nicht ganz verfliegt, sondern einen
harzigen Rückstand in dem Anstrich hinterläßt. Das Terpentinöl löst manche zerkleinerte Harze ohne weiteres, andre, wie
Kopal, Schellack, Sandarak werden erst in der Wärme geschmolzen und dann mit dem Öl verdünnt. Wie man
durch Einverleibung von Leinölfirnis den Charakter der Terpentinöllacke
modifiziert, ebenso kommen auch diese letztern
häufig im Gemenge mit Weingeistlacken
zur Anwendung, wie es überhaupt in diesem Zweige eine fast verwirrende Mannigfaltigkeit
von Vorschriften und Verfahrungsweisen gibt.
Die ordinärsten Terpentinöllacke
werden aus Kolophonium und andern wohlfeilen Harzen bereitet; bessere
aus Sandarak, Dammar, Kopal etc. Geschmolzener und mit Terpentinöl gemischter Asphalt gibt den schwarzen Asphalt- oder Eisenlack.
Ein Zusatz von heißem Leinölfirnis macht ihn dauerhafter. Andre schwarze Lacke
sind der schwarze Bernsteinlack, aus Bernsteinkolophonium,
und der aus den Destillationsrückständen von Steinkohlen bereitete Eisenlack. -
Von den Terpentinöl- und Weingeistlacken
gilt die
allgemeine Regel, daß erstere sich zum Aufsetzen auf Ölanstriche, letztere
auf Wasser- und Leimfarben speziell eignen. Als neure Lösungsmittel statt des Terpentinöls finden namentlich die flüchtigem
Destillations-Produkte des Petroleums, wie des Stein- und Braunkohlenteers Benutzung, die immer eine starke, lösende Wirkung
auf Harze haben, mögen sie als Benzin, Photogen, Ligroin oder unter andern Namen erscheinen.
Andre, als Lösungsmittel empfohlene Stoffe sind Schwefelkohlenstoff, Holzgeist, Chloroform. Als Grundkörper zu fetten L. werden jetzt auch Kautschuk und Guttapercha in gewissen Fällen anteilig mitbenutzt. Sie sind dem Glanze des L. nicht günstig, geben ihm aber eine besondre Geschmeidigkeit. Weitere Notizen über Verhalten und Behandlung einzelner Harze sind bei den einzelnen Artikeln nachzusehen. L. für gewöhnliche Zwecke, zu Möbeln etc. werden an vielen Orten bei uns fabriziert und sind in Farbenhandlungen in Auswahl zu haben.
Der höchste Grad von Dauerhaftigkeit und Schönheit wird von den feinen Wagenlacken
verlangt. Hierin
standen die Engländer sonst an der Spitze und haben auch noch immer Ausfuhr an solcher Ware, die aber jetzt von Fabriken
in Mainz, Offenbach, Wien, Berlin etc. von gleicher Güte und Schönheit geliefert wird. Durch
das Alter gewinnen diese L. an Güte, vorausgesetzt, daß sie in gut verschlossenen Gefäßen aufbewahrt
werden. Von einem guten L. verlangt man, daß er nach dem Aufstreichen schnell trocknet und nach dem Trocknen beim Anfühlen
nicht klebt, sowie daß der stark glänzende Überzug mit der Zeit keine Risse und Sprünge bekommt. - Den Namen Lack führt
auch der Gummilack (s. d.) und gewisse Farben (Farblacke
).