Honig
,
neben
Wachs das Erzeugnis der Honig
bienen, von welchen die Arbeitsbienen den Nektar aus den Blütenkelchen aufsaugen
und geläutert durch die Speicheldrüsen in die Zellen eintragen. Blumen- oder Blütenhonig
ist das Ausschwitzungsprodukt
der Nektarien auf dem Grunde der Blumenkronen, welches je nach Art der Blüten besondern Beigeschmack hat und diesen bei
dem Durchgang durch den Bienenleib nicht ganz verliert, dabei aber den eigentlichen Honig
geschmack mit annimmt.
Die Biene nimmt aber auch andern Zuckerstoff in mannigfachsten Formen auf, sodaß nur dann von
Anis-,
Frühjahrsblüten-, Linden-,
Raps-, Weißklee- etc. Honig
(beste Arten) oder
Buchweizen-, Heide-, Blatt-, Blattlaus- etc. H. (schlechtere
Arten) gesprochen werden kann, wenn die Nahrung der Bienen vorzugsweise oder allein aus dem Blumenhonig
der genannten Pflanzen
bestand. Noch zu Anfang des Jahrhunderts bildete der Honig
, sowie heute noch im Innern von Rußland,
das Hauptversüßungsmittel; seit Ausbreitung der Zuckerfabrikation hat der Verbrauch wesentlich nachgelassen.
Tausende kennen den reinen H. kaum und genießen solchen nur in Konditorwaren oder in eingemachten Früchten, welche im H.
vorzüglich haltbar und wohlschmeckend werden. Die Verwendung zu Met oder Honigwein
ist auf wenige Gegenden beschräukt ^[richtig:
beschränkt], häufiger die zu Honig
likör, Limonade, Honigseife und Honigfarben, zu
Essig, zum Konservieren
der
Haare
(Eau de miel, Honeywater, Aqua mellis, Honig
wasser) und medizinisch bei katarrhalischen Leiden. In Gebirgsgegenden,
im Süden und Westen Europas, wird der H. noch vielfach auf Butterbrot gegessen. - Im Deutschen Reich findet Mehreinfuhr
von H. bis zu 20000 m. Ztr. à 72-80 Mk.
statt, ebenso von
Wachs (s. d.); eine vollständige Statistik der Erzeugung und des Verbrauchs
fehlt.
Ohne künstliche Fütterung sollen auf 1 □Meile 400 Bienenstöcke, für das Reich also über 4 Mill. möglich sein; vom
Stock rechnet man durchschnittlich 10 kg Honig
ertrag; das Reich hat nach der Statistik von 1875 nur 2-3
Mill. Stöcke, erzeugt also nur 23 Mill. kg, während es über 40 Mill. kg erzeugen könnte, und bei 2 Mill. kg Mehreinfuhr,
zusammen also 25 Mill. kg Verbrauch, zur Ausfuhr 15 Mill. kg oder über 100 Mill. Mk. zu liefern
vermöchte. In Preußen kommen nur die Rheinprovinz, Hohenzollern, Hannover, Schleswig-Holstein und Westfalen
annähernd an die mögliche Zahl der Stöcke (352 - 314 - 306 - 323 - 391 pro □Meile); das Königreich Sachsen hat nur 134 Stöcke,
auf 1 □M. - 29243 zus. und erzeugt nur etwas über 230000 kg; die Reichslande mit 41670 Stöcken (220
auf 1 □M.) erzeugen 0.8 Mill. kg. Etwas stärker
ist die Bienenhaltung in Württemberg und
vereinzelt in Thüringen. Die Bienenzuchtvereine haben Gutes bewirkt, aber wesentlich noch nicht den Betrieb zu steigern
vermocht; die Bienenzucht ist in hohem Grade lohnend (sicher 30 Mk. Reingewinn pro Stock), erfordert
aber viel Sorgfalt und Zeitaufwand. - Hausner rechnete (1865) auf Europa (außer der Türkei und den
drei nordischen Reichen) 21.78 Mill. Stöcke, durchschn. 143 auf 1 □M., in der Schweiz 445, in Großbritannien nur 17. -
Das hauptsächliche innere Erzeugnis kommt immer nur aus gewissen Gegenden, namentlich solchen, wo Heidekraut häufig wächst,
oder
Buchweizen, Klee- und Ölsaaten in weiterer Ausdehnung angebaut sind. In wärmern Gegenden ist die Bienenzucht auch im
Winter leicht und ergiebig, in neurer Zeit vornehmlich Amerika ein Hauptproduzent für H. geworden.
Man züchtet dort die aus Europa eingeführte gewöhnliche Biene und verschiedne andre, im Nestbau zum Teil ganz abweichende
Arten. Bedeutend ist die Produktion in verschiednen Provinzen Österreichs, in Ungarn, dem südlichern Rußland und Polen,
in Italien und Frankreich, Spanien und Portugal. Im östlichen Europa, namentlich Rußland, Polen, Galizien, Ungarn kommt
der Honig
größtenteils von Waldbienen, die in hohlen Bäumen, Erdhöhlen oder in hölzernen Hütten hausen, die man für
sie hinsetzt.
Südfranzösischer H. riecht, je nach Ursprungsgegend, oft nach Rosmarin, Lavendel, Thymian, ungarischer nach Meliloten, griechischer vom Pentelikon nach Rosen etc. -
Je nach der Zeit des Honig
schneidens unterscheiden die Bienenzüchter Frühlings-, Sommer- und Herbsthonig. Der erste bildet
die beste Sorte. Auf das äußere Ansehen wird beim Honig
viel gegeben, der ganz helle, fast farblose
(Glashonig
) bevorzugt. Die gewöhnliche Ware soll recht hellgelb aussehen und wird um so weniger geachtet, je mehr sie ins
Braune schlägt. Heidekraut gibt von Natur braunen Honig.
Bei der Honigernte kann die Qualität dadurch erhöht werden, daß
man die reinsten und hellsten Waben abgesondert von den ältern, dunkel oder schmutzig gewordenen ausnutzt.
Der H. beträgt dem Gewicht nach etwa das Zehnfache der ihn einschließenden Wachszellen. Man bringt nach dem Schneiden die
Waben in gelinde Wärme, in südlichern Gegenden in die Sonne, wobei ein Teil des Honigs ausfließt und zwar im hellsten
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und reinsten Zustande und rein süß schmeckend, Jungfernhonig. Was nicht freiwillig abfließt, wird als Wachswaben abgepreßt, geringere Sorte, gemeiner oder geseimter H., brauner und mit kratzigem Nachgeschmack. Der H. bildet anfänglich eine zähflüssige, klebrige, homogene Masse; bei längerm Stehen, zur Vermeidung von Gärung immer in kühlen Räumen, scheiden sich die, seine Hauptmasse ausmachenden, zwei Modifikationen von Fruchtzucker, indem die eine sich körnig aussondert und festern Zusammenhang annimmt, indes die andre in dickflüssiger Beschaffenheit die obere Schicht bildet. Bei den hellern Sorten tritt diese Scheidung früher, bei den dunklern später ein, oft erst in 4-6 Wochen. - Krauthonig, von allerlei Blüten in Wiesen, Wäldern und Gärten gesammelt, ist ohne hervorstechende Besonderheit, Buchweizenhonig, grünlich, Heidehonig, braun und gering, Lindenhonig, weiß, lieblich riechend und schmeckend, Rübsenhonig, hellgelb, zu den bessern Sorten gehörend. - Amerikanischer H. kommt am meisten als Havannahonig, von Kuba und andern westindischen Inseln, sonst auch von Mexiko, Nord- und Südamerika; er ist in der Regel hellfarbig, der von Kuba, in Fässern von circa 400 kg eingeführt, weiß und fest.
Früher gewöhnlich säuerlich oder von geringer Süße, sind jetzt die amerikanischen Honige von besserer Qualität und so gut als die europäischen. Von Domingo kommt eine sehr gute Sorte und eine beliebte feine Sorte sendet Valparaiso. Für den Handel mit H. ist Hamburg der wichtigste Platz, da sowohl deutsche, als fremde Sorten dort zu finden sind. Das südliche Deutschland erhält Zuschüsse aus Ungarn, Steiermark, Dalmatien, Istrien durch die Marktplätze Pest, Triest und Salzburg. Über Danzig, Breslau, Königsberg gehen die Bezüge aus Preußen, Litauen, Rußland und Polen. Italienische, französische, spanische, portugiesische und levantische Ware kommt kaum an den deutschen Markt. - Der H. wird nicht selten verfälscht.
Ist er bloß mit Wasser verlängert, so ist er leichter als sein natürliches specif. Gewicht (1.42-1.43) und scheidet beim Stehen an der Oberfläche eine dünne, wässrige Schicht ab; Gelatine, Möhrensaft, Melasse und Stärkezucker sind durch den Geschmack zu erkennen. Tragantschleim oder Leim scheidet sich beim Vermischen mit Weingeist als Gallert ab; Mehl, Stärke etc. findet man beim Verrühren mit Wasser als Bodensatz, der beim Aufkochen Kleister gibt und durch Jodlösung blaugefärbt wird.
Sauer wird der H. von selbst, und ist dann natürlich auch keine gute Ware mehr. Aufbewahrt kann H. in Scheiben, dicht über einander gelegt in Steintöpfen, überbunden mit Wachspapier und Blase, mehrere Jahre werden, wenn er an kühlen Orten bleibt; ausgelassener H. muß geläutert, dick eingekocht und in Steintöpfe gefüllt werden. Die Reinigung geschieht, indem man ihn in Vermischung mit Wasser längere Zeit gelinde kocht oder nur nahe an der Siedhitze erhält, öfter abschäumt, bis zur Sirupdicke eindampft und durch Flanell seiht. Zoll: 3 Mk. Tarif Nr. 251.