Astarte
(hebr. Aschtoret), Göttin der Phöniker, das weibliche Gegenbild der Baaltis oder Aschera (s. d.), jungfräulich und der Zeugung feindlich, eine Göttin des Kriegs und des Todes. Sie hatte Tempel [* 2] zu Tyros und Sidon, auf Kypros und Kythera, zu Karthago [* 3] etc. Als Kriegsgöttin erscheint sie mit dem Speer bewaffnet und bald auf einem Löwen, [* 4] bald auf einem Stiere reitend. Wie Moloch (s. d.), dessen weibliches Seitenstück sie darstellt, tritt sie auch mit einem Kuhkopf auf; endlich trägt sie bisweilen die Mondsichel auf dem Haupte, denn der Mond [* 5] war das Gestirn der Göttin.
Ihren
Priestern war
Ehelosigkeit, ihren Priesterinnen strengste
Keuschheit zur
Pflicht gemacht; in ihren
Tempeln brannte, wie in
denen des
Moloch, ein
ewiges Feuer, und wie diesem
Jünglinge, so wurden ihr
Jungfrauen geopfert. Das wohlgefälligste
Opfer war
aber, wenn
Priester und Nichtpriester der jungfräulichen
Göttin zu
Ehren sich selbst entmannten, und dies geschah vornehmlich
während ihres großen
Festes, das im
Frühling gefeiert wurde. In der spätern Zeit
gab es
Tausende von
verschnittenen
Dienern in den
Tempeln der Astarte;
andre zogen in weiblicher
Kleidung bettelnd und ihr
Fleisch peinigend durch das
Land. Wie aber
Baal und
Moloch, die wohlthätige und die verderbliche Naturkraft, in der
Person des
Melkart (s. d.) vereinigt
erscheinen, so verschmelzen auch
Aschera, die
Göttin der
Zeugung und
Fruchtbarkeit, und Astarte
, die todbringende
Kriegsgöttin, zu Einem göttlichen
Wesen, das abwechselnd
Segen und Verderben, Liebesgenuß und
Krieg,
Geburt und
Tod brachte.
Gleich dem
Melkart
(Sonnengott) war nämlich auch Astarte
(Mondgöttin) eine wandernde
Göttin; als solche heißt sie bei den Karthagern
Dido (»die Schweifende«),
der
Menschenopfer durch
Feuer dargebracht wurden. Bei
Neumond war sie im
Westen
in der Finsternis verschwunden, und die
Tyrer begingen dann den »bösen
Abend«, ein Trauerfest; aber
Melkart sucht die Entwichene
und findet sie endlich, worauf sich beide vermählen und die strenge Kriegsgöttin Astarte
sich in die freundliche,
der
Zeugung günstige
Aschera verwandelt. Bei den Griechen wurde die umherwandernde Astarte
, welche auf dem
Stiere reitet und mit der Mondsichel dargestellt wird, zur
Europa,
[* 6] welche der
Stier-Zeus aus
Phönikien entführt, und welche
Kadmos (s. d.) vergeblich sucht.