Sanders
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Wilbur Fiske, nordamerikan. Politiker, geb. 1834 in der Cattaraugas County im Staat New York, widmete sich dem Studium der Rechte, kämpfte während des Bürgerkriegs in der Unionsarmee, ging 1863 nach Montana und ließ sich als Rechtsanwalt in Bannack City nieder, welches damals erst ein Jahr alt und ein bloßes Lager [* 2] der Goldgräber (mining camp) auf dem östlichen Gesenke des Felsengebirges war, wohin die verrufensten Elemente aus allen Weltgegenden zusammengeströmt waren.
Die einzige öffentliche Behörde des Ortes war das Amt des Sheriffs, und dieses bekleidete ein gewisser Plumber, das Haupt einer großen, regelrecht organisierten Räuberbande, die ein wahres Schreckensregiment im ganzen Territorium ausübte. Als S. dorthin kam, waren von dieser Bande binnen weniger Monate 102 Raubmorde begangen worden, abgesehen von den vielen spurlos Verschwundenen und zahllosen Verbrechen andrer Art. Die Beraubung und Ermordung eines deutschen Einwanderers war die unmittelbare Veranlassung zur Gründung des Geheimbundes der »Montana-Vigilanten«, an dessen Spitze S. selbst trat.
Schon nach zwei Wochen erstreckten sich die Verzweigungen dieses Femgerichts zum Schutze von Leben und Eigentum bis in jede Niederlassung des Territoriums, und seine Mitglieder verfolgten mit Vorsicht, Raschheit und Entschlossenheit die Verbrecher bis in ihre Schlupfwinkel und vollzogen die Todesurteile auf der Stelle, ohne vorherige Warnung, ohne jede öffentliche Verhandlung. Schon binnen Monatsfrist ward Plumber nebst 22 seiner Genossen gehenkt. Aber fast 20 Jahre dauerte es, bis die öffentliche Sicherheit den »Vigilanten« erlaubte, ihr Richteramt niederzulegen und die gesetzlichen Behörden an ihre Stelle treten zu lassen. S. hatte die ganze Zeit an der Spitze des Vigilanzausschusses gestanden und ihn im vollen Bewußtsein seiner furchtbaren Verantwortlichkeit geleitet. Als das Territorium Montana 1889 zum Staate erhoben worden war, wählte ihn der Landtag desselben zu seinem ersten Bundessenator.