Bauerwetzel
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Ziegenpeter oder Mumps (Parotitis, frz. Oreillons), die entzündliche Anschwellung der Ohrspeicheldrüse (Parotis) und des dieselbe umgebenden Zellgewebes. Sie bildet eine härtliche, blasse, meist schmerzlose Geschwulst der Ohr- und Wangengegend, welche zuweilen die ganze Gesichtshälfte einnimmt, das Gesicht [* 2] sehr entstellt (daher auch der Name Tölpelkrankheit) und den Kranken sogar hindert, den Mund zu öffnen und zu kauen. Seltener werden beide Ohrspeicheldrüsen ergriffen.
Gewöhnlich verläuft die Krankheit unter leichten Fiebererscheinuugen in 7-12 Tagen, indem sich die Geschwulst nach und nach verliert. Zuweilen erfolgt aber auch Übergang in Eiterung und Absceßbildung, oder auch nach plötzlichem Verschwinden bei Männern Anschwellung der Hoden (sog. metastatische Parotitis). Auch kann die Krankheit in Verhärtung übergehen. Fast immer liegt ihr Erkältung unter epidemischem Einfluß zu Grunde, weshalb meist mehrere Menschen gleichzeitig von ihr befallen werden.
Das jugendliche Alter zeigt vorzugsweise Prädisposition zu dieser Krankheit, welche hier und da, besonders in feuchten Gegenden, epidemisch zu herrschen scheint. Zu ihrer Beseitigung reicht eine milde, flüssige Diät, die fleißige Reinigung der Mundhöhle, [* 3] Einreiben der Geschwülste mit warmem Öl und Bedecken derselben mit Watte aus; plötzliches Verschwinden aber verlangt kräftigere innere Mittel und Senfpflaster auf die Wange. Bösartigerer Natur sind die zu typhösen Fiebern sowie zum Scharlachfieber bisweilen hinzutretenden Parotidengeschwülste, indem es hier meist zu gefährlichen Eiterungen, mitunter zu tiefen Eitersenkungen längs des Halses und brandiger Zerstörung wichtiger Blutgefäße und Nerven [* 4] kommt. -
Vgl. Leichtenstern, Die Parotitis epidemica, in Gerhardts «Handbuch der Kinderkrankheiten», Bd. 2 (Tüb. 1877).