Bamĭan
(Bâmijân), Flecken und Paßort in Kabulistan, 87 km im WNW. von Kabul, an der Scheide der hohen Schneegebirge des Hindukusch und des an den Hilmendquellen aufsteigenden Kohi-Baba gelegen, ist der Schlüssel der Hauptstraße von Kabul nach Turkestan. Von den 6 eigentlichen Pässen führen 3 nach Turan, 3 nach Afghanistan. [* 2] Die südlichen sind höher und liegen noch im Mai mit tiefem Schnee [* 3] bedeckt. Die Pässe sind an beiden Seiten von senkrechten Felswänden bis zu 1000 m Höhe begrenzt und an manchen Stellen so eng und gewunden, daß selbst mittags kein Sonnenstrahl einzudringen vermag, weshalb sie bei der einheimischen Bevölkerung [* 4] Dere-i Sindan (d. i. Schlucht der Gefängnisse) heißen.
Das sehr fruchtbare
Thal
[* 5] von Bamian
liegt nördlich von dem Hadschidschakpasse, der, bis 3700 m hoch, von steilen, fast
senkrechten Felswänden eingeschlossen, 14 km lang und kaum 2,5 km breit, den einzigen, für schweres
Fuhrwerk und
Artillerie
gangbaren, schon von
Alexander d. Gr. benutzten Weg über den
Hindukusch bildet, und ist besonders auch merkwürdig wegen der
Altertümer, die es umfaßt. Das
Thal war ein Hauptort des Buddhakultus, wovon noch beute die verstümmelten
riesenhaften Idole zeugen. Bamian
wird mit diesen schon von den buddhistischen Mönchen beschrieben, die im 4. und 5. Jahrh,
von
China
[* 6] über Mittelasien nach
Indien pilgerten.
Die beiden Thalwände sind von unzähligen (angeblich 12000) Grottenwerken durchlöchert und das ganze
Thal ist außerdem
übersät mit sehr gut gebauten, schlanken
Türmen und Ruinen von Gräbern, Moscheen und andern
Gebäuden
der hier gelegenen spätern mohammed. Stadt Galgaleh, welche von Dschingis-Chan 1221 zerstört
wurde. 15 km westlich von Bamian
liegen die Ruinen der sog.
Burg Zohak (aus schön gebrannten Ziegeln, frisch erhalten, von 25 m
hohen Wällen umgeben), deren Erbauung dem fabelhaften Schlangenkönig
Persiens gleiches
Namens zugeschrieben
wird.
Die
Burg diente zur Bewachung des wichtigen Passes. Man fand hier und im
Thale in neuester Zeit eine große Anzahl Münzen,
[* 7] Ringe und andere
Altertümer, die von Prinsep, Masson, Wilson,
Wood u.a. beschrieben wurden. Die Umgegend von Bamian
ist sehr reich
an
Mineralien.
[* 8] Es finden sich daselbst 10–12 Bleigruben, außerdem Kupfer- und Zinnerz,
Antimon, Kupfervitriol
und
Asbest (hier Baumwollstein genannt); bei Fuladat
Gold
[* 9] und Lasurstein. Zwischen den äußersten Pässen und dem Hindutusch
giebt es große Schwefellager.