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Eisenbahnlinien, von denen zwei nach O., zwei nach W., eine nach S. (längs der
Emme) und eine nach N. (durch den
Weissenstein)
ausstrahlen, um nach
Herzogenbuchsee und
Olten,
Biel und
Lyss,
Burgdorf und
Münster zu führen. Eine elektrische Strassenbahn
Solothurn-Wiedlisbach-Oensingen links der
Aare wird in nächster Zeit in Angriff genommen werden. Von fast
allen
Seiten her reichen prächtige
Tannen- und Buchenwälder an das Weichbild der Stadt Solothurn
heran, die von grossen
Alleen
eingefasst und von auf den erhalten gebliebenen Bastionen stehenden Baumgruppen weit überragt wird.
Nordwärts reicht eine dem Jura vorgelagerte Höhe, die sog. Steingrube, an die Stadt heran, die im S., rechts der Aare, durch die wellige Hügelkette des Schöngrün malerisch abgeschlossen wird. Gegen W. dehnt sich die mit Gehöften besäte und von schönen Obstgärten beschattete Ebene aus, die sich zwischen der Aare und der Landstrasse Solothurn-Biel bis nach Grenchen erstreckt. Oestl. nähert sich die Aare mehr und mehr der mit hübschen Villen bestandenen Hügelkette der sog. Steingruben.
Ans linke Ufer des fast nordwärts gewendeten Flusses fällt hier ein steiles
Bord jäh ab, während am rechten Ufer das Zuchwilerfeld
flach und nach O. immer breiter gegen die
Emme und ihre Mündung in die
Aare hin sich erstreckt. Von den
nördl. der Stadt gelegenen, z. T. bewaldeten Hügeln streben mehrere Wasseradern der
Aare zu, wie z. B. der
Obach, der jetzt
unterirdisch durch die Stadt ziehende
Mühlebach und der aus der
Einsiedelei kommende, auf ansehnliche Strecken die O.-Grenze
des Stadtbezirks bildende St. Katharinenbach. Am rechten Ufer der
Aare tritt aus dem tiefen Einschnitt
der Emmenthalbahn (Solothurn
-Burgdorf) ein
Bach aus, der unweit der
Dreibeinskreuz-Kirche mündet. Oestl. der nun abgebrochenen
Turnschanze vereinigt sich mit der
Aare ein in trockener Jahreszeit oft versiegendes Bächlein, das im
Zuchwiler
«Birchi» (einem
prächtigen Buchenwald) und am
Schöngrün (Engiweiher) sich bildet und quer unter der Bahnhofanlage
Neu
Solothurn
durchfliesst.
Dank einer vornehmlich durch die Einführung der Uhrenindustrie in den letzten Jahren wachsenden baulichen Entwicklung ist
fast der ganze Stadtbezirk Solothurn
mehr oder weniger dicht mit
Häusern besetzt. Besonders nach W. hin ist die Ausdehnung der Stadt
eine sehr auffällige, und man verspricht sich von der
Weissenstein (Solothurn
-Münster)-Bahn ein
weiteres
Aufblühen dieser neuen
Quartiere. Auch nördl. der Stadt, in der
Steingrube, die eine wunderbare Alpenansicht gewährt, und
dann wieder am rechten Aareufer in der Nähe des Bahnhofs
Neu Solothurn
wird mehr und mehr gebaut. Am wenigsten
Wandel weist das östl.
vom Baseltor rechts und links der Baselstrasse gelegene St.
Josephs-Quartier auf.
Die Stadt ist offiziell in fünf
Quartiere, das schwarze, blaue, gelbe, grüne und rote eingeteilt. Laut dem Geschäftsbericht
der Gebäude-Brandversicherungs-Anstalt des Kantons Solothurn
pro 1903 zählte die Stadt Solothurn
auf 1357 Gebäude, die mit 32333490
Fr. eingeschätzt waren. Darunter befinden sich nicht weniger als 12 Kirchen, nämlich 9 römisch-katholische,
eine altkatholische, eine reformierte und eine Methodistenkapelle. Auf waren im ganzen 1447 Gebäude im Schatzungswert
von 37733600 Fr. vorhanden.
Den ältesten Kern der Stadt Solothurn
bildet das von den Römern errichtete Kastell, dessen Mauerreste an den
Häusern, welche
die in der NO.-Ecke des Friedhofplatzes einmündende
Gasse flankieren, und an der Löwengasse noch sichtbar
sind. Es scheint, dass die in den Mauerresten an der Löwengasse zu Tage tretende S.-Flanke des Kastells zur Römerzeit von
der
Aare bespült war, während der Fluss heute 30 bis 40 m weiter südwärts in tiefem
Bett vorbeifliesst.
Oeffentliche Bauten und Denkmäler.
An geschichtlich interessanten, originellen oder architektonisch hervorragenden Bauwerken ist Solothurn sehr reich. Der fröhliche Solothurner Chronist Franz Hafner behauptet, der auf dem Marktplatz aufragende Zeitglockenturm datiere aus der Zeit des Patriarchen Abraham. Immerhin gehört er mit den in der Löwengasse und auf dem Friedhofplatz noch sichtbaren Resten des römischen Castrums zu den ältesten Baudenkmälern der Stadt. Auf seiner dem offenen Platz zugewendeten Seite steht des Glareanus Distichon:
In Celtis nihil est Salodoro antiquius unis
Exceptis Treveris, quarum ego dicta soror.
Während die einen den Turm als frühburgundisches Bauwerk ansprechen und ihn als eine Art Wachtturm betrachten, behaupten andere, er sei erst um 1250 errichtet worden. 1452 ist im Turm eine Schlaguhr angebracht worden, mit deren Werk damals schon der Mann oben bei der Glocke verbunden war, der heute noch die ¶
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Stunde schlägt. Ums Jahr 1520 liess der Rat von Solothurn durch den Winterthurer Lorenz Liechte die grosse Schlag-Halbuhr und das astronomische Werk bauen, welches die 12 Tag- und 12 Nachtstunden zeigt und den scheinbaren Gang der Sonne und des Mondes durch den Tierkreis veranschaulicht. 1545 berief Solothurn den kunstfertigen Schaffhauser Uhrenmacher Joachim Habrecht, den Vater des nach der Sage nach Vollendung der Strassburger Münsteruhr geblendeten Isaak Habrecht, der das jetzt noch viel bewunderte automatische Werk am Turme verfertigte: In einem eigenen Gehäuse befindet sich zwischen Tod und Kriegsmann der auf seinem Trone sitzende König, der bei jedem Schlag den Mund öffnet und mit seinem Szepter die Schläge zählt;
der Kriegsmann bewegt bei jedem Stundenviertel den Arm nach der Brust;
beim vierten Streich wendet der Tod die Sanduhr um und wackelt im Takte mit dem Kopf.
Unterhalb dieser Figuren sind das Wappen der damaligen freien Reichsstadt Solothurn und die Daten der Erstellung 1545 und der Renovation 1883 angebracht. Die Stadt liess sich's dann nicht verdriessen, zum Unterhalt der Turmuhr 1566 mit grossen Kosten den berühmten Uhrmacher Urban Kärler aus Memmingen kommen zu lassen, dessen Nachkommen als Meister ihres Fachs bis ins 18. Jahrhundert in Solothurn lebten. 1583 wurde von zwei in hohem Ansehen stehenden solothurnischen Malern das grosse astronomische Zifferblatt gemalt, das heute noch die N.-Fassade des Zeitglockenturms ziert und 1880 von Heinrich Jenny, sowie 1904 von A. Rüefli renoviert ward. Am Fuss des Turmes befand sich bis ins 19. Jahrhundert hinein der Lasterstein mit dem Halseisen.
Das Rathaus wird in seinen ältesten Bauteilen in graue Vorzeit zurückreichen. 1476 erhielt der Stadtbaumeister Späti vom Rat den Auftrag, das Haus des Armbrusters in ein Rathaus umzubauen. Dass dies gerade in den bösen Tagen der Burgunderkriege geschah, mag als Beweis für das Vertrauen auf den eidgenössischen Sieg gelten. Der Mittelturm der O.-Fassade hat damals schon gestanden. Zu Ende des 16. Jahrhunderts erhielt das Rathaus eine bedeutende Erweiterung durch den Anbau des Kanzlei- und Archivgebäudes.
Dies machte aber auch eine neue Treppenanlage nötig, welche in glücklichster und origineller Weise als Turm mit vielbewunderter Wendeltreppe in die Mitte der N.-Seite zu stehen kam und 1632 von Gibelin, einem Enkel des Baseltor-Erbauers, erstellt wurde. Aus 1622-1712 datiert der Ausbau des heute schönsten Teils, der O.-Front, des Rathauses, das neuestens (1904-1905) mit einer Bausumme von beiläufig 400000 Fr. erweitert und in einigen Partien hübsch renoviert worden ist: Sehenswert ist der im ersten Stockwerk gelegene «steinerne Saal» seiner Glasgemälde, kriegerischen Trophäen und des künstlerischen Schmuckes wegen. Auch der in glücklichster Weise renovierte Kantonsratssaal ist besuchenswert.
Schon von weither sichtbar ragt auf einer Anhöhe im O. der Stadt das Münster St. Ursus und Viktor auf, das seit 1828 Kathedralkirche des neuerrichteten Bistums Basel ist und an dessen Stelle in römischer Zeit ein Apollotempel gestanden haben soll. Ueber dem Grabe der thebäischen Soldaten und Blutzeugen Ursus und Viktor wurde in burgundisch-fränkischer Zeit eine christliche Kirche, das alte St. Ursusmünster, errichtet, dessen Bau aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts stammt und dessen an der W.-Seite stehender Turm im 18. Jahrhundert eingestürzt ist.
Die aus Ascona im Tessin stammenden Baumeister Gaetano Matteo Pisoni (1713-1782) und sein Neffe Paolo Antonio Pisoni (1738-1804) erbauten 1762-1773 die heutige Kathedrale, welche als schönstes Monument der italienischen Hochrenaissance in der Schweiz gelten kann. Zwischen zwei mehrschaligen Kunstbrunnen, welche die Standbilder des Moses und Samson tragen, führen dreimal elf Stufen zur Höhe der drei mit Reliefs geschmückten Portale hinauf. Die mit Heiligenstatuen und Steinkandelabern geschmückte Fassade ragt hoch über die umstehenden Häuser auf.
Das Innere hat die Form eines lateinischen Kreuzes. Zehn gewaltige Pfeiler tragen das Gewölbe des Hauptschiffs und der Querschiffe. Die niedrigere Seitenschiffe enthalten je drei Altäre. Ueber der Mitte des lateinischen Kreuzes wölbt sich eine imponierende Kuppel mit zwei Halbkuppeln. Die Kathedrale zählt elf marmorne Altäre, deren künstlerischen Schmuck Domenico Corvi, Josef Escher, F. J. Wirz, Guiribal und J. H. Treu geliefert haben. Die Fresken der Decke stammen von Domenico Pozzi und von Gottfried Bernhard Goetz aus Augsburg. Die mit Reliefs geschmückte Kanzel ist das Werk von Doret aus Vevey, der marmorne Hochaltar mit dem Sarkophag der Thebäer und die reichen Stukkaturarbeiten dasjenige der Tessiner Francesco und Carlo Luca Pozzi. An der NO.-Ecke der Kirche ragt der etwa 60 m hohe St. Ursusturm über das Baseltor auf. Er enthält ein überaus harmonisches Geläute von 11 Glocken. Ein augezeichnetes Werk ist auch die neue Orgel des St. Ursusmünsters.
Kaum einige hundert Schritte von der Kathedrale entfernt steht die in die Häuserreihe der Hauptgasse sich einschmiegende Jesuiten- oder Professorenkirche. Sie ist als Annex zum Jesuitenkollegium 1689 vollendet worden und im Roccocostil des Ordens gehalten. Die mächtige Fassade hat als Schmuck riesengrosse Steinbilder von Ordensheiligen, während das Deckengewölbe, die Säulen und Lettner mit Stukkornamenten überladen sind. Den Hauptaltar ziert ein ausserordentlich grosses Gemälde des ¶