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ist, denn die Points de Bruxelles, de Valenciennes etc. werden anderwärts auch gemacht. In England hat sich die aus den Niederlanden eingeführte Spitzenklöppelei und -Näherei besonders in dem Flecken Honiton unweit Exeter in Devonshire erhalten und fortgebildet; es werden von dort die Ausstellungen mit schönen großen Arbeiten beschickt. Die genähte Ware wird dort immer auf Maschinengrund ausgeführt. Für die Fabrikation der eigentlichen Maschinenspitzen ist Nottingham nebst Umgegend der Hauptsitz, von welchem die Ware massenweise und zu unglaublich wohlfeilen Preisen an den Markt kommt. In Frankreich ist jetzt ebenfalls die maschinenmäßige Spitzenwirkerei in Ausübung, vorzüglich auf schwarze Blonden. - Je nach dem Material, woraus S. hergestellt werden, unterscheiden sie sich in seidene, die speziell Blonden heißen und in Weiß und Schwarz vorkommen, leinene, woraus alle echten bestehen, baumwollene, durchgängig Maschinenspitzen, und wollene (Mohairspitzen), erst in neurer Zeit aufgekommen und mehr ein der Mode unterworfener Artikel.
Nach der Herstellungsweise kann man unterscheiden: Handspitzen (vrai dentelle), geklöppelte (frz. dentelle au fureau; engl. pillow-lace, bone-lace) und genähte (frz. dentelle à l'aiguille, point; engl. needle work, point-lace). Bei den letzteren wird, wenn reine Handarbeit, auch der Grund, das Netzwerk, von besondern Arbeiterinnen angelegt und dann mit der Nadel ausgeführt. Weit gewöhnlicher aber ist das Nähen in Maschinengrund. Zu den Handspitzen gehören auch die Blonden und die Häkelspitzen, die mit krummer Nadel gearbeitet werden.
Applizierte S. sind solche, bei denen das Muster besonders geklöppelt und dann auf feinem Maschinengrund aufgenäht wird. Tambourierte S. sind solche, bei denen der Grund und zum Teil auch das Muster auf der Maschine erzeugt; die Ergänzung durch die Hand besorgt wird, endlich reine Maschinenspitzen (dentelle Imitation). Das Klöppeln verrichten meist Frauen, welche für schwierigere Sachen einer ungemeinen Einübung bedürfen; die Schwierigkeit wächst mit der Zahl der zu handhabenden Klöppel, die bis zu 50 und mehr Paaren ansteigen kann; einfachere Arbeiten werden wohl auch von Kindern und alten Leuten, die sich in freien Stunden mit an den Klöppelsack setzen, ausgeführt.
Dieser besteht in Sachsen aus einer gepolsterten Walze, welche drehbar in einem Gestelle liegt. Um sie ist der Klöppelbrief geschlungen, ein rund herum gehender Streifen Papier, in welchem von einem besondern Industriellen, dem Briefstecher, das Muster in Nadelstichen vorgezeichnet ist. Die Klöppel sind Holzstäbchen, auf welche der zu verarbeitende Zwirn aufgewickelt und durch eine übergeschobene Hülle geschützt ist. Die Enden dieser Fäden sind für den Anfang oberhalb des Musters befestigt und auf der ersten Partie desselben alle Löcher des Papieres mit Nadeln besteckt. In diese Nadeln werden nun die Fäden durch Hin- und Herwerfen der Klöppel eingeflochten und dadurch die Spitzen mit ihren Augen und Mustern erzeugt. In dem Maße wie die Arbeit fortschreitet werden aus der fertigen Partie die Nadeln ausgezogen und in die noch offnen Löcher des Klöppelbriefes gesteckt.
Der Klöppelsack wird nach Bedürfnis gedreht, und wenn die fertige Partie abgehangen ist und frei herabhängt, kann die Arbeit auf derselben Patrone beliebig oft rund herum fortgehen, wenn nämlich die Arbeit eine Meterware ist. Bekanntlich kommen aber im Spitzenfach nicht nur solche schmälere und breitere Besatzspitzen, sondern auch Kragen, Fanchons, Barben, Schleier, Taschentücher, Shawls, Vorhänge und ganze Kleider vor. In Belgien und Frankreich hat das Klöppelkissen die Form eines flachen leicht gewölbten Pultes; die Klöppel liegen auf diesem selbst auf, während sie am deutschen Kissen frei herabhängen. - In der Schweiz wird das Spitzenklöppeln besonders betrieben in den Kantonen Bern, Turgau, Waadt und Neuenburg; in Deutschland hat die Industrie ihren Sitz im sächsischen Erzgebirge und östlichen Voigtlande wie in den benachbarten böhmischen Distrikten.
Schneeberg, Annaberg, Schwarzenberg, Eibenstock, Neustädtl, Schönheida, Bärenwalde bezeichnen die Gegenden, wo diese Hausarbeit besonders getrieben wird; sie sind die Sitze des Spitzenhandels in die Ferne. Zwischen den dortigen Kaufleuten und den Klöpplerinnen stehen die sog. Verleger und Verlegerinnen, die in jeder Ortschaft zu finden sind. Sie sammeln die fertigen Arbeiten und bringen sie nach den Städten in die Handlungen; diese suchen sich aus, was ihnen passend erscheint, denn wenigstens von den Ellenspitzen wird ein großer Teil nicht vorher bestellt. Die Kaufleute haben sog. Stickerinnen, welche die verschieden langen Streifen auf Stücke von bestimmter Ellenzahl zusammennähen. Es geschieht dies mit einer so feinen Naht, daß sie selbst ein Sachkenner schwer entdeckt. Die Ware erhält gewöhnlich noch eine Appretur, wird dann auf Pappen oder Rähmchen geschlagen, mit eleganten Unterlagen versehen und so versandt. - Die sächsische, ehemals sehr blühende, Spitzenindustrie hat viel mehr durch die Maschinenarbeit gelitten als die belgisch-französische, weil sie im allgemeinen einfache Erzeugnisse lieferte, welche auf den Maschinen am ehesten nachgemacht werden konnten und man den falschen Weg einschlug, der Konkurrenz durch Herabsetzung der Preise begegnen zu wollen. Es ist sehr oft darauf hingewiesen worden, daß der Industriezweig durch Weiterbildung, durch Verfeinerung der Produkte wieder gehoben werden müsse und die sächsische Regierung unterhält in diesem Sinne im Gebirge 24 Klöppelschulen, die jedenfalls nicht ohne Nutzen sind. Es werden auch sehr feine Sachen gemacht, daneben aber auch so einfache und wohlfeile, daß die Arbeit nur einen Hungerlohn abwirft. Freilich muß der Kaufmann solche Sorten arbeiten lassen, die eben gangbar sind, und hierin tritt nicht selten Wechsel ein. Manchmal ist Nachfrage nach einer Sorte, für welche es an Arbeiterinnen fehlt und solche nicht so leicht heranzubilden sind. Die einfachsten und geringst lohnenden Sorten bilden die wollenen Mohairspitzen, die sog. Wollborten, die Flechtspitzen und die Bettspitzen. Große ¶
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Geschicklichkeit gehört zur Anfertigung von Guipüre-, Chantilly-, Schnürl- und Nadelgrundspitzen. Sehr zart wollen die feinen leinenen Pikots, Valenciennes und Eternelles behandelt sein. Kragen, Pelerinen, Taschentücher, Manschetten u. dgl. erfordern immer gut geübte Arbeiterinnen. Dem Material nach werden im Gebirge baumwollene, leinene Zwirn- und Seidenspitzen gearbeitet. Die schwarzseidenen Guipürespitzen sind zur Zeit Hauptartikel, außerdem Zwirn- und Guipürespitzenkragen, Fanchons, Barben u. dgl., welche Arbeiten etwas besser lohnen als die Ellenwaren.
Valenciennes werden zum Ausputz von Stickereien gefertigt; es sind aber eben für diese wie für Chantilly nicht genug geschulte Arbeiterinnen vorhanden. Im allgemeinen haben sich in Sachsen die Verhältnisse der Spitzenindustrie neuerlich gebessert und die Löhne haben erhöht werden können. Bei den Guipürespitzen geht der Stücklohn pro Elle von 8 Pfennigen bis Mk. 12 und eine gute Arbeiterin kann es auf 75 Pfennige täglich bringen, während einzelne freilich nicht über 20 Pfennige hinauskommen. Die sächsischen S. haben ihr Absatzfeld in Deutschlsnd ^[richtig: Deutschland] und Amerika. Als den Hauptkonkurrenten, der die Löhne niedrig hält, betrachtet man in Sachsen das benachbarte Böhmen. - Auch im Hirschberger Kreise im schlesischen Gebirge ist seit 1855 die Spitzenindustrie eingeführt worden und es werden von etwa 1200 Arbeiterinnen hauptsächlich genähte Brüsseler und Valencienner Waren produziert, die ihren Absatz in Paris haben sollen. - Spitzengrund für genähte S. (Bobbinnet) muß immer noch aus England bezogen werden, da mehrere Versuche, diese Fabrikation in Deutschland einzuführen, an der Ungunst der Verhältnisse gescheitert sind. - Zoll: S., auch in Verbindung mit Schmelz, Stroh, Glas- oder Stahlperlen, aus Baumwolle Nr. 2 d 6: aus Leinen geklöppelte Nr. 22 i, gewebte oder gewirkte Nr. 22 h;
seidene oder halbseidene Nr. 30 e;
wollene auch in Verbindung mit Baumwolle, Leinen oder Tierhaaren Nr. 41 d 7. Nachahmungen von S., z. B. sogenannte Trimmings, werden wie S. verzollt.