v1 verbunden, welcher eine Öffnung in der Oberwand mn eines die Mündungen beider Rohre P und Q umgebenden Kastens von
obenher verschließt, während der Raum der Kammer V über v1 mit dem Rohr P durch den Schlitz s verbunden ist. Die Öffnung
in der Wand mn ist etwas kleiner als der Querschnitt des Rohres P, so daß der in dem Kasten herrschende
Luftdruck auf v stärker schließend wirkt als auf v1 öffnend, und somit beide zuhält, bez.
wenn geöffnet, schließt, jedoch nur mit derjenigen geringen Kraft, die dem Überdruck auf die größere Fläche des Ventils
v entspricht.
Hierdurch soll erreicht werden, daß die Ventile schon durch eine geringe Kraft geöffnet werden können.
Kommt nun ein Zug
von A an, so stößt die vorderste Büchse desselben das Ventil v auf, und zwar ist der Stoß infolge des geringen
Widerstandes des Ventils gegen das Öffnen nur ein geringer. Der Zug
muß nun durch die ihm innewohnende lebendige Kraft
entgegen dem Widerstand der verdichteten Luft in Q vorwärts getrieben werden, bis der den Zug
schließende Treiber die Anschlußstelle
des Reservoirs R passiert hat, so daß der Luftdruck hinter ihn tritt.
Ein Entweichen von Druckluft aus L ist dann nicht mehr möglich, weil sich das Ventil vv1 sofort nach
dem Durchgang des Treibers geschlossen hat. Natürlich tritt bei diesem Übergang eine momentane Verminderung der Geschwindigkeit
ein und zwar um so mehr, je längere Zeit der Zug
dem Luftdruck entgegenarbeiten muß, also je weiter R von V entfernt ist; deshalb
ist R thunlichst nahe an V zu legen. Im weitern Verlauf wirkt die verdichtete Luft auf den Zug
ein und treibt
ihn mit einer dem Luftdruck entsprechenden Geschwindigkeit nach dem Amt C, wo sich eventuell dieselben Vorgänge wiederholen
können.
Erfolgt die Beförderung durch Luftverdünnung oder zugleich durch Verdichtung von der einen und Verdünnung von der andern
Seite, so ist die Wirkung der Vorrichtung eine ähnliche. Damit das Doppelventil vv1 sicher schließt, ist unter der Messingplatte
mn noch ein Elektromagnet M angeordnet, dessen Pole den unter dem Ventil v1 angebrachten Anker U kräftig nach unten ziehen,
so daß beide Ventile fest gegen ihre mit Kautschukringen belegten Sitze angedrückt werden. Dieses Anpressen
darf aber in dem Moment, wo ein Zug
durchgelassen werden soll, nicht stattfinden, deshalb muß der den Magneten erregende elektrische
Strom für die Dauer des Übergangs des Zuges unterbrochen werden, was mit Hilfe eines ins Rohr P hineinragenden Kontakthebels
durch den Zug
selbst geschieht.
In Amerika ist eine pneumatische Post nach dem System Johnson geplant und zwar zunächst zwischen New York
und Chicago. In einem etwa 1 m weiten Rohr, das unten mit einer Flachschiene versehen ist, soll eine zur Aufnahme der zu befördernden
Gegenstände bestimmte Hohlkugel unter Anwendung von gepreßter und verdünnter Luft bewegt werden, so
daß die Kugel auf der Schiene rollt, wodurch die Reibung auf ein Minimum zurückgeführt ist. Die erforderliche Betriebsluft
(sowohl Preßluft als verdünnte Luft) soll durch eine 25pferdige Dampfmaschine mittels Rootsscher Ventilatoren (s. Bd. 6, S.
976) erzeugt werden.
Die Kugel, deren Durchmesser etwas kleiner ist als der des Rohres, rollt aus der obern Kante der Flachschiene,
also vollständig frei. Der geringe Verlust an Triebkraft durch den Spielraum zwischen Kugel und Rohr (Undichtheit) soll wegen
der außerordentlich hohen Geschwindigkeit, mit welcher die Kugel fortbewegt wird, kaum in Betracht kommen. Die Geschwindigkeit
beträgt nach
den Ergebnissen bei einer Versuchsanlage ca. 27 m pro Sekunde. (Die Kugel durchlief die Versuchsstrecke
von etwa 300 m Länge in 11 Sekunden.) Hierbei ist jedoch in Betracht zu ziehen, daß sie infolge ihrer Trägheit nur allmählich
in Bewegung gesetzt werden konnte und ihre größte Geschwindigkeit erst gegen Ende der Strecke erlangte.
Die größte Geschwindigkeit muß aber viel größer sein als die auf die ganze Versuchsstrecke verteilte
mittlere. Man hofft, auf zusammenhängenden, großen Strecken der Kugel eine Geschwindigkeit von 130-140 m in der Sekunde erteilen
zu können, also etwa die fünffache Geschwindigkeit der schnellsten Eisenbahnzüge. Die Postsendungen von New York nach Chicago,
welche zur Zeit noch 25 Stunden brauchen, würden mit der Johnson-Rohrpost diese Strecke in etwa 5 Stunden zurücklegen.
Das Gewicht der Kugel mit Inhalt betrug bei den Versuchen 340 kg. An der Endstation wird die Kugel von einem Luftkissen empfangen,
durch welches ihre Geschwindigkeit allmählich auf Null reduziert wird. Es können auch mehrere Kugeln in
einigen Zwischenräumen zu gleicher Zeit fortbewegt werden. Einem Zusammenstoß derselben wird durch die dazwischen befindlichen
Luftkissen vorgebeugt. Bei den Versuchen hat sich herausgestellt, daß die Kugel auf gerader Strecke, der Schiene folgend, genau
in der Mitte des Rohres läuft, ohne gegen dessen Wandungen anzustoßen, wovon man sich durch Anfärben
der Kugeloberfläche wiederholt überzeugte. Die Kugel wird nämlich ähnlich einem im Gang befindlichen Zweirad durch die
schnelle Fortbewegung im Gleichgewicht erhalten. In Kurven ist die Laufschiene nach Maßgabe des Radius der Kurve von dem tiefsten
Punkte des Rohrquerschnitts nach der äußersten Seite hin zu versetzen, um dem Anlaufen der Kugel gegen
das Rohr infolge der Zentrifugalkraft vorzubeugen.
Alfred Philippe, franz. Maler, geb. 10. März 1847 zu Paris, begann seine künstlerische Laufbahn als Ornament- und Musterzeichner,
wurde später Schüler der École des beaux-arts und bildete sich dann bei Gérôme und Bonnat weiter aus. In seinen ersten Arbeiten:
Don Juan und Haydée nach Byron (Museum zu Avignon), einer militärischen Szene und einer Jägerin (1876),
kreuzten sich noch die Einflüsse seiner beiden Lehrer;
in der durch dramatisches Leben und ergreifende Charakteristik ausgezeichneten
Szene aus der Überschwemmung von Toulouse im Juni 1875 (Salon von 1877, im Museum zu Havre), die ihm eine Medaille
erster Klasse einbrachte, schloß er sich in der düstern Färbung mehr an Bonnat an, während die Komposition von Géricaults
Floß der Medusa beeinflußt war.
Seitdem bildete er seinen Stil immer mehr nach der Seite des Naturalismus aus. Schon das 1878 ausgestellte
Fest des Silen (im Museum zu Gent) trug dieses Gepräge, mehr aber noch der Streik der Kohlenarbeiter (1880,
im Museum zu Valenciennes), womit er in die soziale Frage eingriff, die er 1885 wiederum in einem figurenreichen Gemälde: die
Arbeit, einem Bauplatz in Suresnes an der Seine mit Steinhauern, Maurern und Zimmerleuten, streifte. Dieses Bild war bereits
nach den Grundsätzen der naturalistischen Hellmalerei durchgeführt, und in dem gleichen Stile bewegen
sich auch seine zahlreichen Bildnisse, Genrefiguren und -Gruppen, Landschaften und Marinen, die in einer sehr derben Manier nur
auf die materielle Wirkung gemalt sind. Er ist seit 1883 Ritter des Ordens der Ehrenlegion.
Der Umbau und die Erweiterung der Stadt ist auf Grund des im J. 1882 festgestellten
mehr
Planes fortgeschritten. Die projektierten Bauten, von denen für den Staat ein Justizpalast, eine Poliklinik, eine Akademie,
ein Militärlazarett und eine Kaserne, für die Stadt zwei Brücken, die Tiberkais, die Fortsetzung der Via Nazionale durch
den Corso Vittorio Emanuele, der Umbau des Ghetto, die Kanalisation und die Anlage von Markthallen bestimmt
sind, waren etwa zur Hälfte schon vollendet, als finanzielle Schwierigkeiten der weitern Ausführung hindernd in den Weg
traten.
Die finanziellen Verhältnisse Roms, welche seit der Erhebung der letztern zur Hauptstadt infolge der plötzlich veränderten
und gesteigerten Bedürfnisse, aber auch infolge mangelnder Sparsamkeit im städtischen Haushalt keine geordneten waren, sind
nämlich in immer größere Verwirrung und schließlich an einen ernsten Wendepunkt geraten. Schon im
J. 1881 war ein Gesetz zu dem Zweck, den städtischen Finanzen zu Hilfe zu kommen, erlassen worden. Die für den Umbau und die
Erweiterung der Stadt bestimmte Anleihe von 150 Mill. Lire wurde vom Staat unter der Voraussetzung garantiert,
daß die Stadt durch Erhöhung ihrer Einnahmen sich in die Lage setze, allen Verbindlichkeiten zu genügen.
Auch verpflichtete sich der Staat zu einem Zuschuß von 2½ Mill. Lire auf 20 Jahre. Die Stadtvertretung wollte aber von Steuererhöhungen
nichts wissen, während sich die Ausgaben fortwährend steigerten. Die 150 Mill. wurden bei der herrschenden
Mißwirtschaft und den in die Höhe getriebenen Grundpreisen, welche die Kosten der Expropriationen ins Ungemessene steigerten,
bald vollständig verausgabt, ohne daß die projektierten Bauten vollendet worden wären.
Das bereits seit Jahren im städtischen Haushalt vorhandene Defizit mußte endlich eingestanden werden und zwar für das Jahr
1889/90 mit 6,9 Mill. Lire. Außerdem ergab sich, daß 30 Mill. fehlen, um
die notwendigsten Bauarbeiten zu erledigen. Angesichts dieser Sachlage sah sich die Regierung genötigt, die Aufbesserung der
Finanzen Roms in die Hand zu nehmen. Durch das Gesetz vom 20. Juli 1890 wurde vor allem die Stadt von der Verpflichtung,
aus eignen Mitteln zur Tiberregulierung beizutragen, welche nunmehr dem Staat ganz übertragen wird, entlastet; ferner übernimmt
der Staat die Fortsetzung verschiedener andrer öffentlicher Bauten, so des Justizpalastes, der Poliklinik, mehrerer Straßen,
Brücken etc. Eine weitere Konzession ist die, daß die Stadt von den gesetzlichen Verpflichtungen zu öffentlicher Wohlthätigkeit
entbunden wurde, welche der Staat nunmehr aus den in seine Verwaltung übernommenen römischen opere pie
bestreitet.
Die Regierung übernimmt weiter die Verwaltung der römischen Verzehrungssteuer und garantiert der Stadt hieraus einen jährlichen
Reinertrag von 14 Mill. Lire. Der jährliche Zuschuß von 2½ Mill. Lire wird auf 60 Jahre ausgedehnt. Die für die
dringendsten öffentlichen Bauten benötigten Summen zahlt die Regierung voraus und hält sich dafür an den von der Stadt
aufzubringenden Annuitäten schadlos. Durch Ersparungen und Erhöhung einzelner Steuerkategorien endlich soll das Defizit im
städtischen Haushalt in Zukunft beseitigt werden. Da die Gemeindevertretung von Rom gegen den von der Regierung im Parlament
eingebrachten Gesetzentwurf Widerspruch erhoben und ihre Demission gegeben hatte, wurde dieselbe von der Regierung aufgelöst
und ein Regierungskommissar an die Spitze der städtischen Verwaltung gestellt.
Das Jahr 1889 war auch außer den städtischen finanziellen Verwickelungen für in wirtschaftlicher Beziehung ein sehr ungünstiges.
Die
Kreditverhältnisse gestalteten sich immer schwieriger, Zahlungseinstellungen und Fallimente nahmen
in bedenklicher Weise zu, die Lage des Geldmarktes wurde stets prekärer. Den Hauptanteil an diesen Zuständen trug die Überspekulation
in Neubauten und Baugründen, weshalb auch namentlich die Kreise der Bauunternehmer von Fallimenten betroffen wurden.
Viele angefangene Häuserbauten blieben infolgedessen unvollendet stehen, zahlreiche Arbeiter wurden entlassen und mußten
in ihre Heimat zurückkehren. Trotz der Ungunst der Finanzlage der Stadt werden übrigens neue Pläne für große öffentliche
Anlagen ernstlich erwogen. Ein Projekt geht dahin, Rom zu einem Seehafen zu machen und einen Hafen nahe bei der Basilika San Paolo
fuori le mura (an der Via Ostiense) anzulegen, welcher durch einen geradlinigen, ca. 20 km langen, 10 m
tiefen, 40-80 m breiten Kanal mit dem Meere bei Castel Fusano verbunden werden soll.
Ein mit den städtischen Neubauten in Verbindung stehender Plan ist die Freilegung des herrlichen Palazzo Farnese, von dem bisher
nur die Vorderfassade einem Platze zugewendet ist. Für den Entwurf zum Neubau eines Parlaments ist vorläufig
eine Konkurrenz ausgeschrieben worden. Dagegen kommt die angeregte Herstellung einer bequemen und übersichtlichen Verbindung
der hauptsächlichsten historischen Denkmäler Roms zu einer öffentlichen Passeggiata archeologica aus den besprochenen finanziellen
Rücksichten in nächster Zeit nicht zur Ausführung. Auf dem Gebiete des Verkehrswesens ist der bereits
im Juli 1888 eröffneten Eisenbahnlinie Rom-Solmona, wodurch die Bevölkerung der Abruzzen eine bequeme Verbindung mit der Hauptstadt
erhalten hat, dann der in Bau genommenen Lokalbahnen von Rom nach Laurento, wo ein Seebade-Etablissement errichtet werden soll,
und von Rom nach Segni Erwähnung zu thun.
Von dem als Campagna bezeichneten, um die Hauptstadt herum sich ausdehnenden, ca. 200,000 Hektar umfassenden
Gebiet (Agro Romano) sind zur Zeit nur 7530 Hektar im nächsten Umkreis von Rom eigentlich kultiviert, vorzugsweise mit Wein.
Im übrigen herrscht fast ausschließlich Weidewirtschaft vor; nur etwa 1/10 der Fläche wird unter den Pflug genommen und zwar
infolge der Konkurrenz des billigen überseeischen Getreides, der Entvölkerung und der hygienischen Übelstände
der Campagna von Jahr zu Jahr weniger. Im J. 1887 zählte man in der römischen Campagna 19,355 Rinder und Büffel, 211,924 Schafe, 7500 Pferde, 2600 Esel
und Maultiere und 12,600 Ziegen.
In der Frage der Kultivierung der Campagna ist bisher nicht viel geschehen. Nachdem schon vor 20 Jahren
durch königliches Dekret eine Kommission zum Studium der Frage eingesetzt worden war, kam endlich 1883 ein Gesetz zu stande,
welches die Errichtung größerer Wirtschaftsbetriebe, die Viehhaltung und Wiesenkultur, Wege- und Grabenanlagen, Zuleitung
von Trinkwasser etc. zum Gegenstand hatte. Für diese Bonifizierung, welche nur für den Umkreis der Stadt
bis zu 10 km vorgeschrieben ist, wurden nur 1½ Mill. Lire ausgeworfen. Auch steht gegenüber dem Widerstand der Grundbesitzer
nur das unerwünschte Mittel der Expropriation zu Gebote.
Vgl. Sombart, Die römische Campagna (Schmollers »Staats- und sozialwissenschaftliche
Forschungen«, Bd. 8, Heft 3, Leipz.
1888).