105 Feder zusammengedrückt und der Bolzen gegen den Fahrstuhl in die Höhe gezogen. Mit dem Bolzen sind nun die Enden von zwei
Hebeln h verbunden, die vermöge der Stangen s mit den Klemmbacken k in Verbindung stehen. Reißt das Tragseil, so zieht die
Feder b die Endpunkte der Hebel h nach dem Fahrstuhl hin, wodurch die Bremsbacken k gegen die zwischen
ihm und dem Anschlag w durchgehende Führungsschiene gepreßt werden und den Fahrstuhl festhalten. Durch die in der Zeichnung
ersichtliche Handkette oben am Fahrstuhl können außerdem von diesem aus jederzeit mit den neben h liegenden weitern Hebeln
die Stangen s in die Höhe gezogen und dadurch ebenfalls die Klemmbacken k in Thätigkeit gesetzt werden.
Für Personenaufzüge wird auch die Einrichtung so getroffen, daß der Fahrstuhl an zwei Seilen aufgehängt ist, wobei eine
übermäßige Verlängerung eines der Seile schon genügt, die Fangvorrichtung einzurücken. Weiter ist an diesem Fahrstuhl
ein Notfangboden angebracht. An Ketten ist ein leichtes Gitter unterhalb der Plattform aufgehängt, das
durch Hebel in der Weise mit den Klemmbacken k in Verbindung steht, daß letztere sofort zur Wirkung kommen, wenn beim Herabgehen
des Fahrstuhls der Notfangboden auf einen im Wege befindlichen Gegenstand aufstößt.
Eine eigenartige, von W. Seller+Co. in Philadelphia angegebene sog. Pendelsicherung wird für Deutschland
von Schelter+Giesecke in Leipzig ausgeführt. Die auf Taf. I,
[* ]
Fig. 7, ersichtliche Einrichtung ist derart, daß die seitlichen
Führungsleisten im Fahrschacht mit einer Nut in Wellenlinien versehen sind, in welche der Fangapparat, ein Pendel, eingreift.
Dieses ist so konstruiert, daß es beim regelrechten Niedergang des Fahrstuhls entsprechend seiner Schwingungsdauer
mit seinen Enden in der Nut hingleitet.
Sobald aber entweder durch Seilbruch oder sonstige Ursache eine größere als normale Senkungsgeschwindigkeit eintritt, kann
das Pendel nicht so schnell der wellenförmigen Nut in den Führungsstangen folgen, die in der Nut gleitenden Enden stützen
sich auf, werden in die Höhe gedrückt, und ein an denselben angebrachtes Zahnsegment greift in ein
darüber befindliches, am Fahrstuhl befestigtes ein, wodurch das Pendel festgehalten und so der Niedergang des Fahrstuhls
unmöglich gemacht wird.
Die beschriebenen Fangvorrichtungen werden sämtlich nach erfolgter Abhilfe der Störung durch langsames Anheben des Fahrstuhls
wieder in normale Funktion versetzt. Der Vorrichtungen zur Verhinderung des Überlaufens des Fahrstuhls
über seine Endstellungen ist schon oben gedacht worden. Die auf Schachtverschlußthüren bezüglichen Sicherheitsvorrichtungen
sollen ein Öffnen dieser Thüren von außen nur in den Fällen zulassen, wenn der Fahrstuhl gerade vor der betreffenden Thür
zur Ruhe gekommen ist.
Der Verschluß geschieht dann in der Art, daß ein Riegel an der Thür mit der Steuervorrichtung und dem
Fahrstuhl so in Beziehung gebracht ist, daß er von letzterm zurückgeschoben wird, wenn derselbe vor der Thür steht. Zugleich
kann durch das Niederdrücken der Thürklinke und durch das Öffnen der Thür die Vorrichtung zum Ingangsetzen des
Fahrstuhls so gesperrt werden, daß der Betrieb wiederum, und zwar vom Fahrstuhl aus, nur erfolgen kann, wenn die Schachtthür
ordnungsmäßig verschlossen ist. In der Weberei bezeichnet man zuweilen mit Aufzug die Kette, d. i. die Gesamtheit der Längsfäden
eines Gewebes, zwischen welche die Querfäden, Einschlag oder
Schuß genannt, eingeschossen werden.
Das Auge des Menschen hat fast die Form einer Kugel (Augapfel) und liegt in der knöchernen Augenhöhle (s. Tafel:
Das Auge des Menschen,
[* ]
Fig. 3), die eine liegende unregelmäßig vierseitige, mit der Grundfläche nach vorn
und außen, mit der Spitze nach hinten und innen gerichtete Pyramide bildet. Diese Höhle ist von einem
sehr lockern und fettreichen Zellstoff ausgefüllt, der für das Auge ein weiches, überall gut anschließendes Lager
bildet, das den Augapfel mit Ausnahme seines vordern Drittels umschließt und die Bäuche und Sehnen der Augenmuskeln in ihrer
Lage erhält. Der Augapfel selbst (s. Tafel: Das Auge des Menschen,
[* ]
Fig. 1) hat einen Durchmesser von etwa 23 mm
und als äußerste Hülle eine weiße undurchsichtige, wie Leder oder dünnes Horn biegsame Haut, die Lederhaut oder harte
Haut (Tunica sclera, Sclerotica), auch das Weiße im A. genannt.
Auf der Vorderseite wird dieselbe dünner und auf einem kleinen kreisförmigen Teile durchsichtig wie
ein Uhrglas; dabei aber ist sie von so fester Beschaffenheit, daß sie selbst kräftigen äußern Einwirkungen widersteht.
Dieser Teil heißt durchsichtige Hornhaut oder gemeinhin Hornhaut (Cornea) und ist stärker gewölbt als der übrige Augapfel.
Hinter der Hornhaut befindet sich ein ebenes, kreisförmiges und gefärbtes Häutchen, die Regenbogenhaut
oder Iris, welche die Wölbung der Hornhaut von dem übrigen Teile des Auge trennt und in der Mitte eine kreisrunde Öffnung
hat (Augenstern, Pupille); betrachtet man die Öffnung von vorn, so ist sie schwarz, und daher wird sie auch das Schwarze im
A. genannt. (S. Pupille.) Die Farbe des Auge wird durch die der Regenbogenhaut bedingt.
Hinter derselben und der Pupille befindet sich ein durchsichtiger Körper von der Gestalt einer kleinen, doppelt gewölbten
Linse, nach dieser Form die Krystalllinse oder Linse genannt. Die übrige Höhlung ist erfüllt von einer klebrigen Flüssigkeit,
die durchsichtigem Eiweiß oder geschmolzenem Glase ähnlich ist und daher auch Glaskörper, Glasfeuchtigkeit
(Humor vitreus) genannt wird. Ein anderes durchsichtiges Mittel, die wässerige Feuchtigkeit (Humor aqueus), findet sich zwischen
der Linse und der Hornhaut.
Die ganze innere Seite der Lederhaut ist mit einer zarten bräunlichroten Haut, der Aderhaut (Chorioidea), überkleidet, die
auf ihrer Innenfläche eine dichte Lage von braunem Farbstoff (Tapetum nigrum) trägt. Durch diese dunkle
Umkleidung, die den künstlichen Apparat einer Camera obscura (s. d.) ähnlich macht, wird diffuse Lichtzerstreuung im Augeninnern
verhindert. Zwischen der Aderhaut und der gläsernen Feuchtigkeit liegt endlich eine feine, zarte, durchsichtige Haut, die
Netzhaut (Retĭna), eine Ausbreitung des Sehnerven, der auf der Rückwand in das Auge etwas von der Seite
eintritt und mit dem Gehirn in Verbindung steht. Die Netzhaut besteht aus neun verschiedenen Schichten, von denen die innerste
(f auf umstehender
[* ]
Fig. 1) von den auseinander strahlenden Fasern des Sehnerven, die äußerste von palissadenartig dicht
nebeneinander stehenden äußerst feinen Stäbchen (b) und Zapfen (a) gebildet wird. Die Stäbchen und
Zapfen sind als die eigentlichen Endorgane des Sehnerven, als die lichtempfindenden Elemente des Auge zu betrachten und bilden
mit ihren in dem oben
erwähnten Tapetum nigrum wurzelnden Fußenden ein zierliches Mosaik. Die Zwischenschichten (c d e) enthalten feine Nervenfasern
und Nervenzellen. Am Augapfel setzen sich die sechs Augenmuskeln an, die den Augapfel bewegen. Außerdem gehören zum Auge noch
gewisse Schutz- und Hilfsorgane, die Augenlider und der Thränenapparat. Die Augenlider (Palpebrae) verschließen
unser Gesichtsorgan und schützen es vor äußern, zu heftigen und nachteiligen Einwirkungen.
Die querlaufende Spalte, die Augenlidspalte, die sie zwischen sich lassen, kann je nach dem Bedürfnisse durch den Augenlidmuskel,
der unter der Haut ringförmig um die Augenlidspalte herumläuft, mehr oder weniger verengert oder ganz geschlossen und wieder
durch einen andern Muskel, den Aufheber des obern Augenlides, geöffnet werden. Menschen, deren Augen sich
nicht wohl allen Entfernungen anzupassen vermögen, kneifen, wenn sie einen Gegenstand deutlich sehen wollen, die Augenlider
so weit zusammen, daß nur eine sehr enge Spalte zurückbleibt, um durch Verkleinerung der Zerstreuungskreise ein möglichst
scharfes Bild zu erhalten.
Die Augenlider haben einen sehr komplizierten Bau und können einer großen Reihe von Krankheiten verfallen, von denen eine
jede ihre besondere Diagnose und Behandlung erfordert. Von großer Wichtigkeit sind auch die Augenwimpern (Cilia), die kleinen
Härchen, die auf dem vordern Saume der freien Augenlidränder in einer Reihe sehr nahe nebeneinander
und zu zweien bis dreien hintereinander stehen. Sie dienen zum Schutze gegen Staub, gegen zu helles Licht u.s.w. Fehlen die
Wimpern, so leidet nicht bloß die Schönheit, sondern das Auge ist auch lichtscheu und zu Entzündungen geneigter.
Die Wurzeln der Wimpern sind sehr oft der Sitz einer Entzündung, die bei Vernachlässigung eine falsche
Stellung oder das Absterben der Härchen zur Folge hat. Die innere Seite der Augenlider, wie auch die Oberfläche des Augapfels
selbst, mit Ausschluß der Hornhaut, ist von einem zarten durchscheinenden Häutchen überzogen ( Bindehaut, Conjunctiva),
das von den Thränen fortwährend benetzt und feucht erhalten wird. Dieses sondert etwas Schleim ab, der
in Verbindung mit einem von den Meibomschen Drüsen (s. d.) der Lider gelieferten fettigen Sekret (der sog.
Augenbutter) dazu dient, die Bewegungen des Auge zu erleichtern und dasselbe vor der äußern Luft, Staub u.s.w. zu schützen.
Die Thränen bilden eine wässerige, salzige Flüssigkeit und werden unaufhörlich in kleiner Menge von
der Thränendrüse (Glandula lacrymalis), die in der Augenhöhle nach außen und oben über dem Augapfel liegt, abgesondert.
Sie bespülen die Vorderfläche des Augapfels und erhalten die Hornhaut stets glatt und blank. Die überschüssigen Thränen
fließen am innern Augenwinkel
durch zwei kleine Röhrchen, die Thränenkanälchen (Canaliculilacrymales),
in den Thränensack (Saccus lacrymalis) und von diesem durch den häutigen Thränennasengang (Ductus naso-lacrymalis) nach
der Nase ab. (S. Tafel: Das Auge des Menschen,
[* ]
Fig. 5.) Die Thränenabsonderung steht unter dem Einflusse eines besondern Nerven.
Ist sie vermehrt, wie dies teils bei Gemütsaffekten, beim Weinen, teils durch Reizung der Empfindungsnerven
des Auge, bei Entzündungen desselben oder bei eingeflogenen fremden Körpern geschieht, so können die Thränen nicht schnell
genug aufgesogen werden und fließen über die Wange herab. Ganz zweckmäßig vergleicht man den Augapfel mit der Erdkugel,
nennt den am stärksten vorspringenden Punkt der Hornhaut den
vordern Augenpol (V auf der beistehenden
[* ]
Fig. 2), den am weitesten nach hinten
vorspringenden Punkt den hintern Augenpol (II), die beide Punkte verbindende, durch den Mittelpunkt des Auge gehende
gerade Linie (a a) die Augenachse, den senkrecht auf der letztern stehenden größten Kreis den Äquator des Augapfels (G G).
Da, wo die Augenachse die Netzhaut schneidet, findet sich in der letztern eine gelbliche Stelle (gelber Fleck),
dessen Mitte (Fovea centralis) etwas vertieft ist und infolge der Anordnung der nervösen Elemente eine bedeutend höhere
Empfindlichkeit für Lichteindrücke besitzt als alle übrigen Punkte der Netzhaut. Etwa 4 mm nasenwärts von dieser Grube
liegt die Eintrittsstelle des Sehnerven (s. Tafel: Das Auge des Menschen,
[* ]
Fig. 2). Dieselbe ist mit den
zur Lichtempfindung geeigneten Endapparaten nicht versehen und deshalb für Lichteindruck völlig unempfindlich. Ihr entspricht
daher im Gesichtsfelde eines jeden Auge ein sog. blinder Fleck.
Im menschlichen Auge entsteht das Bild eines Gegenstandes in folgender Weise: a b der nachstehenden
[* ]
Fig. 3 sei
ein Gegenstand, so wird die in der Mitte des von a ausgehenden Lichtkegels liegende Richtungslinie a α,. mit der Richtungslinie
des Lichtkegels b β und der aller übrigen Lichtkegel, die durch die Pupille dringen, die Augenachse an dem Punkte o (dem
Kreuzungspunkte der Richtungslinien) schneiden und sich hinter dem Punkte o in gerader Linie bis zur
Netzhaut fortpflanzen.
Die zu demselben Lichtkegel gehörigen Strahlen werden dabei so gebrochen, daß sie, bei richtiger Anpassung des Auge für die
Entfernung des Gegenstandes, die Richtungslinie (Sehlinie, Projektionslinie) gerade auf der Netzhaut schneiden und dort ein
Bild des entsprechenden Punktes entwerfen. So ist z. B. α das Bild von a und β das Bild von b. Das Netzhautbild
steht also verkehrt und ist mosaikförmig aus einer sehr großen Zahl einzelner leuchtender Punkte zusammengesetzt.
mehr
107 Durch dieses umgekehrte Bild auf der Netzhaut wird die Gesichtsempfindung vermittelt. Aber der Lichteindruck ist als solcher
noch keine Empfindung, sondern er wird es erst durch die Fortpflanzung der durch ihn bewirkten Erregung zum Gehirn in der
Bahn des Sehnerven. Im Gehirn wird erst die selbstbewußte Empfindung (Gesichtsvorstellung) geschaffen und
vom Geiste auf den äußern Gegenstand bezogen oder nach außen projiziert, und zwar in der Richtung der Richtungslinie, d.h.
in der Linie, die, durch den Kreuzungspunkt o gehend, den erregten Netzhautpunkt, z.B. α mit dem entsprechenden Punkte H
verbindet.
Die Thatsache, daß wir die Gegenstände in der Lage sehen, wie sie wirklich außer uns im Raume gestellt
sind, nämlich das Obere oben, das Untere unten u.s.w., obgleich die Bilder von ihnen auf unserer Netzhaut gerade die umgekehrte
Lage haben, erklärt sich daraus, daß die Seele das auf der Netzhaut entworfene, mosaikförmige Bild nicht als ein objektives
(auf der Netzhaut stehendes) anschaut, sondern daß sie nur die zu ihr fortgeleiteten physiol.
Erregungen wahrnimmt, welche die einzelnen Lichtkegel in den von ihnen getroffenen Netzhautstellen hervorrufen, und diese
Lichteindrücke in der Richtung der Projektionslinien nach außen versetzt. Da nun das von a ausgehende Licht in α empfunden,
aber nach a projiziert, das von b ausgehende Licht in β empfunden, aber nach b projiziert wird, so werden
die Punkte a und b und ebenso alle übrigen Objektpunkte an ihrem wirklichen Orte gesehen.
Um mit gleicher Schärfe in der Nähe wie in der Ferne sehen zu können, besitzt das Auge die Fähigkeit, sich für
die verschiedene Entfernung der Objekte zu accommodieren (s. Accommodationsvermögen).
Vermöge ihrer halbkugeligen Form ist die Netzhaut im stande, auch von weit seitlich liegenden Punkten Lichteindrücke zu
empfangen. Das unbewegte Auge übersieht also gleichzeitig einen großen Teil des vor ihm liegenden Raums (Gesichtsfeld des betreffenden
Auge). Indessen ist das gesunde Auge infolge der bevorzugten Empfindlichkeit des gelben
Flecke stets bestrebt, das Bild eines zu sehenden Punkten mit diesem gelben Fleck aufzufangen und richtet deshalb stets die
Augenachse, die man deshalb auch Blicklinie nennt, auf den zu fixierenden Punkt. Zu diesem Zwecke besitzt das Auge eine große
Beweglichkeit, und zwar sind seine Bewegungen sämtlich Rollungen, die um einen Punkt (den Drehpunkt) vor
sich gehen, der ziemlich mit dem Mittelpunkt des Augapfels zusammenfällt und selbst bei den Bewegungen seinen Ort nicht ändert.
Sechs Muskeln, die Augenmuskeln, bewirken diese Bewegungen (s. Tafel: Das Auge des Menschen,
[* ]
Fig. 4), vier gerade, die von der
Spitze der Augenhöhle nach vorn laufen und sich in der Nähe der Hornhaut an den Augapfel ansetzen, je
einer oben, unten, innen und außen, und zwei schiefe. Der obere schiefe verläuft mit den vier geraden, seine Sehne schlingt
sich um eine an der obern innern Ecke der Augenhöhlenöffnung gelegene Rolle, um nach hinten und außen
laufend hinter
dem Äquator des Augapfels mit demselben zu verwachsen.
Dieselbe Richtung nimmt unterhalb des Augapfels der von der untern innern Ecke der Augenhöhlenöffnung entspringende untere
schiefe. Je zwei dieser Muskeln, nämlich die zwei schiefen, der obere und untere gerade und der innere und äußere gerade
sind Antagonisten, wirken sich entgegen und rollen den Augapfel um eine gemeinsame Drehungsachse, die zur Zugebene der Muskeln
im Drehpunkte errichtete Normale. Die meisten Augenbewegungen werden nicht durch die Wirkung nur eines Muskels ermöglicht,
sondern durch eine zusammengesetzte Wirkung von zwei oder auch drei Muskeln.
Den Raum, den ein Auge bei unbewegtem Kopfe mit seiner Blicklinie bestreichen kann, nennt man sein Blickfeld.
Die beiden Auge des Menschen sind in Beziehung auf ihre Wirksamkeit als die Auseinanderlegung eines einzigen Auge zu betrachten;
wenigstens gilt dieses vollständig von beiden Netzhäuten. Diese sind gleichsam zwei Zweige mit einer Wurzel, und jedes Teilchen
der einfachen Wurzel ist gleichsam in zwei Zweige für beide Auge gespalten (s. Tafel: Das Auge des Menschen,
[* ]
Fig. 6). Man kann sich gewissermaßen die Flächen beider Netzhäute aufeinandergelegt denken, so daß die rechte Seite der
Netzhaut des rechten Auge auf die reche Seite derjenigen des linken Auge zu liegen kommt.
Die sich dann deckenden Teile sind, was ihre Wirkung anbetrifft, eins und dasselbe und stellen, zugleich angeregt, der Seele
nur ein einfaches Bild vor (Identische Netzhautpunkte). Identisch sind sowohl die Mittelpunkte beider Netzhäute (der gelbe
Fleck) als die Stellen beider Netzhäute, die gleichweit nach rechts, links, oben oder unten vom gelben
Flecke entfernt liegen. Alle übrigen Stellen beider Netzhäute sind gegeneinander verschieden (different). Sind sie erregt,
so ist es geradeso gut, als ob verschiedene Stellen in einem einzigen Auge erregt wären; sie sehen die Gegenstände nicht einfach,
sondern doppelt. Um mit beiden Auge einfach zu sehen, richten wir daher unter allen Umständen
die Sehachsen beider Auge auf den scharf zu sehenden Punkt, so daß sie sich in diesem Punkte schneiden und in beiden
Auge das Bild auf den gelben Fleck fällt und gleichzeitig die entsprechenden Netzhautmeridiane beider Auge.
parallelsind. Fixieren wir nun z.B. einen vor uns liegenden Punkt a (s. Fig. 4), so erscheint ein fernerer
Punkt b doppelt, weil er sich in beiden Auge auf den nicht identischen Stellen β β abbildet. Ebenso muß beim Fixieren eines
fernen Punktes b (s. Fig. 5) der nähere Punkt a, dessen Bild in beiden Auge auf die nicht identischen Stellen
α α fällt, doppelt gesehen werden. Bei einer gegebenen Stellung der Sehachsen ist es nur eine bestimmte Reihe von Punkten,
die sich auf identischen Stellen abbildet, und daher einfach erscheint. Den geometr. Ort, wo diese Punkte liegen,
und der je nach der verschiedenen Stellung der Auge ein Kreis, eine ebene Fläche u.s.w. sein kann, nennt
man Horopter, Sehkreis. Alle außerhalb des
mehr
108 Horopters liegenden Punkte müßten strenggenommen immer doppelt gesehen werden. Es geschieht dies jedoch gewöhnlich
nicht, sondern nur bei besonders hierauf gerichteter Aufmerksamkeit, weil der Eindruck, den der gelbe Fleck auf beiden Auge erhält,
ein so entschiedenes Übergewicht über die Eindrücke der mehr peripherisch liegenden Netzhautstellen hat, daß die letztern
Eindrücke zu wenig beachtet werden. Selbst die Bilder, die unsere beiden von einem und demselben körperlichen, d.h. nach
Höhe, Breite und Tiefe ausgedehnten Gegenstande erhalten, sind verschieden und decken sich nicht vollkommen. Diese Inkongruenz
wird gleichfalls nicht als Doppelsehen empfunden, sondern bringt dem geübten Auge die Dimension der Tiefe,
das Körperliche des Objekts, scheinbar unmittelbar zur Anschauung.
Wenn dagegen bei fehlerhafter Stellung der Auge, wie bei Lähmungen der Augenmuskeln und manchen Formen des Schielens, nur die
eine Sehachse auf den zu sehenden Punkt gerichtet ist, die andere bei demselben vorbeigeht, somit nur im ersten der gelbe
Fleck, im zweiten eine daneben liegende Stelle der Netzhaut von dem Bilde getroffen wird, tritt immer ein störendes Doppelsehen
(binokulare Diplopie) ein. Von dem Punkte A in beistehender
[* ]
Fig. 6 erhält das fixierende linke Auge ein Bild auf dem gelben Flecke
g, das nicht fixierende rechte Auge auf einer nasenwärts von g gelegenen Stelle f. Das linke Auge sieht nun
A an seinem richtigen Orte, das rechte Auge dagegen den Punkt A noch einmal, und zwar in A1, also dort, wo bei richtiger
Einstellung des rechten der Punkt A stehen müßte, um sein Bild in f zu entwerfen. Ob die Fähigkeit,
die Gegenstände mit den identischen Stellen der beiden Netzhäute einfach zu sehen, anatomisch begründet ist oder durch
Übung erworben wird, ist noch streitig.
Aber die Begriffe über Anordnung, Größe, Gestalt, Entfernung der Gegenstände, d.h. die dritte Dimension des Raums, der Durchmesser
der Tiefe, der Entfernung werden nicht unmittelbar durch das Sehorgan gegeben, sondern beruhen auch zugleich
auf Urteilen und Schlüssen, welche die Eindrücke anderer Sinne zur Grundlage haben. Das Tastorgan ganz besonders vervollständigt
und korrigiert von frühester Kindheit an die Gesichtseindrücke, so daß die Eindrücke beider, uns unbewußt, ineinander
übergehen und wir mit jedem Gesehenen zugleich ein Urteil über Größe, Entfernung und Beschaffenheit
verbinden.
Die durch anhaltende Übung, verbunden mit wirklichen Messungen, erhaltene Fertigkeit und Sicherheit des Urteils nennt man
das Augenmaß (s. d.), das sonach bei einigen Menschen feiner und sicherer sein muß als bei andern. Auf der Netzhaut bilden
sich die Gegenstände nur nach zwei Durchmessern ab, nach der Höhe und Breite. Diese Durchmesser werden
also unmittelbar wahrgenommen, während der dritte Durchmesser, der der Tiefe oder der Entfernung, nur mittelbar erkannt wird.
Hat man nämlich, namentlich mit Hilfe des Tastsinnes, die dritte Dimension, den Durchmesser der Tiefe (Entfernung), die Erhabenheiten
und Vertiefungen der Körper kennen gelernt, so merkt man sich die Eigentümlichkeiten, durch die sich
die Körper von drei Dimensionen (Höhe, Breite, Tiefe), oder die dritte Dimension des Raums, die Entfernung, vor solchen Körpern,
die nur zwei Dimensionen haben,
also nur hoch und breit sind, oder in einer Fläche nebeneinander liegen, auszeichnen, und
dann erkennt man den Durchmesser der Tiefe (das Relief der Körper) um so rascher und bestimmter, je gesünder
beide Auge sind und je mehr Übung sie haben.
Die Farbe der Auge hängt ab von der Farbe der Regenbogenhaut, und deren Farbe von ihrem Gehalte an einem besondern Pigment oder
Farbestoff (beim Menschen von bräunlicher Farbe), der in körniger Gestalt in kleinen Zellen, bei blauen
in geringerer Menge auf der hintern Fläche der Regenbogenhaut, in braunen Auge sowohl auf der Hinterfläche als in der Substanz
in größerer Menge vorhanden ist. Die blauen Auge, bei denen der braune Farbestoff nur auf der hintern Fläche der
Regenbogenhaut liegt, erscheinen deshalb blau, weil sich vor dieser dunkeln Lage ein dünnes, fast farbloses Häutchen befindet,
das von auffallendem weißen Lichte nur die blauen Strahlen zurückwirft, dagegen alle übrigen Lichtstrahlen absorbiert.
Die der Albinos oder Kakerlaken erscheinen deshalb rot, weil sie pigmentlos sind und der unter solchen Verhältnissen
rote Hintergrund des Auge durch die Pupille und auch durch die dünne Regenbogenhaut durchscheint. Wird das Auge eines Kakerlaken
mit Ausschluß seines Pupillarraums beschattet, so wird dadurch das durch die pigmentlosen Augenhäute einfallende Licht,
das durch Diffundierung das Leuchten des Augenhintergrundes bedingt, abgeschnitten, und man sieht nun die Pupille des
Albino ebenfalls schwarz. Die Farbe der Auge entspricht der Farbe der Haare und der Haut. Ist letztere dunkel, so pflegen die Auge bräunlich
oder braunschwärzlich zu sein; ist die Farbe der Haare blond, so ist die der Auge meist blau oder blaugrünlich, übrigens werden
alle Kinder mit blauer Farbe der Regenbogenhaut geboren, und erst später mit der weitern Entwicklung des
Pigments ändert sich die Färbung.
Das der Tiere zeigt eine sehr verschiedene Entwicklung. Im einfachsten Falle ist es nichts als ein farbiger, zur übrigen Körperfarbe
komplementär oder dunkler gefärbter Fleck, mit dem besondere nervöse Elemente nicht verbunden sind, und
der wohl nur für die Empfindung der Wärme-, aber nicht der Lichtstrahlen zugänglich ist. Die Wahrnehmung von Hell und Dunkel
setzt ein centrales Nervensystem voraus, dem sich mittels besonderer Nervenfasern von der empfindenden Hautstelle her die Ätherschwingungen
mitteilen.
Soll aber Gestalt und Farbe der umgebenden Objekte erkannt, also ein Bild empfunden werden, so müssen sich
mit dem Augenfleck vor der Nervenendigung gelegene lichtbrechende Apparate verbinden; dadurch erst kommt ein wahres Auge zu stande.
Zugleich muß aber, wenn das Bild ein deutliches werden soll, der Sehnerv in eine Anzahl gesonderter Elemente aufgelöst sein,
von welchen jedes den empfundenen Reiz dem nervösen Centralorgan für sich übermittelt. Die lichtbrechenden
Apparate können ziemlich verschieden sein: einmal kann die Körperbedeckung oberhalb des Auge durchsichtig und bikonvex gebildet
sein, oder dieselbe ist bloß durchsichtig;
hinter ihr aber liegen andere besondere Gebilde als Linsen, Krystallkegel oder
Glaskörper, die der Strahl beim Einfallen in das Auge passieren muß.
Die Retina und ihre einzelnen Elemente
erscheinen in der Regel von einem
mehr
109 dunkeln Pigment umgeben, welches den Zutritt der Lichtstrahlen dadurch reguliert, daß es überflüssige und die Klarheit
des Bildes beeinträchtigende abhält. Bei den Wirbeltieren dient hierzu auch das von der Pupille durchsetzte, verengerungs-
und erweiterungsfähige Diaphragma (Iris). Die der Tiere sind nach einem doppelten Typus gebaut: es sind einfache
oder zusammengesetzte Auge (Facetten- oder Netzaugen). Einfache Auge finden sich bei Gliederwürmern, Spinnen, Insekten, Mollusken
und Wirbeltieren.
Sie sind im großen und ganzen nach dem Plane des menschlichen Auge gebaut, stellen also eine Art Camera obscura dar: vorn mit
einer Sammellinse (bikonvexe, durchsichtige Hautstelle oder gesonderte Linse) und darunter mit einer lichtbrechenden
Substanz (Glaskörper);
die Retina entspricht dem Spiegel der Camera, und auf ihr kehrt sich wie auf diesem das eingefallene
Bildchen um.
Die einfachen der Wirbeltiere zeigen verschiedene nicht unwesentliche Modifikationen.
Die der Säugetiere gleichen, abgesehen von der stellenweise andern Gestalt der Pupille, dem verschiedenen
Grade der Wölbung des Bulbus und der Linse (Fig. 7 und 8, L), ganz denen des Menschen. Das der Vögel weist indessen eine Reihe
nicht unbeträchtlicher Eigentümlichkeiten auf. Zunächst ist der Bulbus nicht rund, sondern abgestumpft kegelförmig, Basis
und Vorderende sind stark konvex, das sie verbindende Mittelstück enthält in der Regel einen aus einer
Anzahl einzelner, sich dachziegelartig deckender Knochenplättchen bestehenden Ring (Sklerotikalring,
[* ]
Fig. 7 SR) in der Sklerotika
eingelagert.
Eine sehr merkwürdige, schon bei Reptilien in geringerer Entwicklung auftretende Eigentümlichkeit des Vogelauges ist der
Kamm
[* ]
(Fig. 7 P) oder Fächer, d.h. eine in eine verschiedene Anzahl von nebeneinander
gelegenen Blättern zerlegte, die Netzhaut durchsetzende Fortsetzung der Chorioidea, welche ihren Ursprung neben der Eintrittsstelle
des Sehnerven Op nach außen nimmt; dem Kiwi (Apteryx) fehlt er. Seine physiol. Bedeutung ist noch völlig unbekannt; er läßt
sich aber etwa mit einer allerdings der Funktion nach auch noch unklaren Vorrichtung im Fischauge
[* ]
(Fig.
8) vergleichen.
Hier bildet die Chorioidea einen ganz ähnlichen Fortsatz (den sichelförmigen Fortsatz,
[* ]
Fig. 8 Pr),
welcher gleichfalls als gekrümmter, aber einfacher Stab die Retina durchsetzt, bis an die Linse herantritt und sich hier
in Gestalt eines Löffels oder Glöckchens (Campanula Halleri Cp) erweitert. Die der meisten Wirbeltiere
(Schlangen und Knochenfische ausgenommen) haben Lider, und zwar die Vögel, Reptilien und Haie deren drei, indem nämlich am
Augeninnenwinkel noch ein drittes unpaares (die Nickhaut) entspringt, das dem halbmondförmigen Fältchen (plicula semilunaris)
beim Menschen entspricht. Bei den meisten Wirbeltieren werden die Auge durch ein System von Muskelchen bewegt.
Der zweite Augentypus ist der der zusammengesetzten, der nur bei Gliederfüßern (s. d.) vorkommt.
Die
der Tiere liegen oft in Höhlungen gebettet; unter Umständen aber stehen sie auf besondern stielartigen Bildungen (Ophthalmophoren),
die einstülpbar oder rückziehbar sein können (wie bei den Schnecken), oder seitwärts beweglich sind (bei den Krebsen).
Meist stehen die am Kopf (fast alle Schnecken, Kopffüßer, Wirbeltiere, Gliederfüßer, die meisten mit
Auge versehenen Würmer), sie finden sich aber auch an seitlichen Körperanhängen (bei manchen Gliederwürmern), am Mantelrand
von Muscheln (Kammmuscheln, Klappmuscheln), auf dem Rücken von Schnecken (Onchidium), ja sogar in die Rückenschale eingebettet
(Käferschnecken), bei Seeigeln an verschiedenen Stellen der Schale, meist aber um den After herum, bei
Seesternen an der Unterseite der Armspitzen.
Sehr häufig treten die Auge symmetrisch und in der Zweizahl auf, aber durchaus nicht immer. So wird schon die Zirbeldrüse
(s. d.) der Wirbeltiere neuerdings als ein drittes median gelegenes rudimentäres
Auge angesehen. Bei wirbellosen Tieren (Mollusken, Würmern, Insektenlarven, Echinodermen) kann sich ihre
Zahl beträchtlich vermehren, und wenn man etwa ein jedes Element der zusammengesetzten Gliedertieraugen als ein eigenes
Auge ansieht, so kann ihre Zahl in die Tausende steigen. In allen Klassen und Ordnungen sonst meist sehender Tiere giebt es blinde
Formen (bei den Schmetterlingen wenigstens als Raupen), nur die Vögel machen eine Ausnahme.
Blinde Tiere wohnen meist, aber nicht immer, an dem Lichte unzugänglichen Orten (in Erdhöhlen, überhaupt unter der Erde,
in Pflanzen oder Tieren, in der Tiefsee). –
Vgl. J. Müller, Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes (Lpz. 1826);
R. Leuckart, Organologie des Auge (im «Handbuch der
gesamten Augenheilkunde», hg. von Graefe und Sämisch, Bd. 2, ebd. 1875);
Helmholtz, Handbuch der physiol. Optik (2. Aufl., ebd. 1885 fg.).
(S. auch Augenheilkunde, Augenkrankheiten, Augenpflege.)
[* ] künstliches. Das künstliche Auge ist eine aus Email gefertigte Schale, welche die Gestalt der Oberfläche
des vordern Drittels des menschlichen Auge besitzt, und auf deren Mitte die Regenbogenhaut in
entsprechender Farbe und die Hornhaut mit der dem menschlichen Auge zukommenden Wölbung angebracht sind. Das künstliche Auge soll,
soweit möglich, ein verloren gegangenes natürliches Auge ersetzen und dem entstellenden und für viele Menschen schreckhaften
Anblick der Einäugigkeit abhelfen.
Ein genau angepaßtes und gut gewähltes künstliches Auge leistet in dieser Hinsicht so Vollkommenes, daß
nicht nur Laien, sondern selbst Ärzte das Kunstprodukt nicht zu erkennen vermögen. Es macht innerhalb gewisser Grenzen die
vom gesunden Auge ausgeführten Bewegungen mit und wird beim Schließen der Augenlider von diesen so vollkommen wie das gesunde
Auge bedeckt. Auch bewirkt ein gut angepaßtes künstliches Auge dem Träger keineswegs das Gefühl des Drucks durch einen fremden
Körper. Der Augenarzt wendet das künstliche Auge aber auch an, um das durch Entzündung zum Stumpf zusammengeschrumpfte Auge vor
äußern Schädlichkeiten
mehr
110 (Rauch, Staub) sowie vor der oft reizenden Einwirkung der Augenwimpern (beim Einwärtsrollen der Augenlidränder) zu schützen.
Das künstliche Auge kann überdies von dem Träger selbst bei nur einiger Übung leicht in die Augenhöhle eingesetzt und aus
derselben wieder entfernt werden. Letzteres geschieht natürlich stets für die Nacht, ehe man sich zur
Ruhe begiebt. Früher waren besonders die von Boissoneau in Paris gefertigten künstlichen in Gebrauch.
Jetzt werden sie in vorzüglicher Weise an vielen Orten angefertigt, z.B. von Müller in Wiesbaden, Plasenka in Dresden, Dr.
Klaunig in Leipzig u.a. Die Zerbrechlichkeit der Glasaugen, die namentlich bei jüngern Kindern ihren Gebrauch
bedenklich macht, hat in neuerer Zeit Anlaß gegeben, künstliche von Celluloid und Vulkanit anzufertigen. –
Vgl. Ritterich,
Das künstliche Auge (Lpz. 1852);
Klaunig, Das künstliche Auge (ebd. 1883).
Ein anderes künstliches Auge ist das für Demonstrationen, d.h. für Lehrzwecke bestimmte Augenphantom oder Ophthalmophantom,
ein Modell, das den anatom. Bau des natürlichen in seinen wesentlichen Teilen sowie die optische Wirksamkeit
desselben versinnlichen soll. Die verschiedenen Häute des natürlichen Auge, die Lederhaut (Sclerotica), die nach vorn in die
durchsichtige Hornhaut (Cornea) übergeht, die Aderhaut (Chorioidea), die nach vorn in die Regenbogenhaut (Iris) übergeht,
und die Netzhaut (Retina) werden am Modell durch ebensoviele konzentrisch ineinander geschachtelte Lagen
vorgestellt.
Hinter dem die Regenbogenhaut darstellenden, in der Mitte durchbrochenen Diaphragma folgt eine Glaslinse, die der natürlichen
Krystalllinse entspricht. Am hintern Pole des Modells ist in einen kreisförmigen Ausschnitt eine verschiebbare Röhre eingepaßt,
in der ein mattgeschliffenes Glastäfelchen steht, das die von dem künstlichen Auge wie in einer
Camera obscura entworfenen Bilder auffängt. Ein solches Modell wurde von Ruete angegeben. Von demselben Forscher wurde auch
ein anderes Instrument hergestellt, das hauptsächlich die Funktionen der sechs Augenmuskeln erläutert, daher von ihm Ophthalmotrop
genannt wurde. (Vgl. Ruete, Ein neues Ophthalmotrop, Lpz. 1857.) Ähnliche, dem gleichen Zwecke dienende
Apparate sind in vervollkommneter Weise später auch von andern (Wundt, Knapp, Emmert u.s.w.) konstruiert worden.
(d. h. Glanz), nach der griech. Sage eine Tochter des Königs Aleos in Tegea, wurde dort im Heiligtum der Athene
durch Herakles Mutter des Telephos. Als ihr Vater dies erfuhr, ward die Mutter mit dem Kinde dem Nauplios
übergeben, der sie ins Meer werfen sollte. Nach der einen Darstellung wurde sie mit dem Kinde in einem Kasten ins Meer ausgesetzt
und trieb in diesem nach Mysien, wo sie der König Teuthras zur Gattin nahm. Nach andern wurde ihr Kind auf dem Partheniongebirge
ausgesetzt, wo eine Hündin es säugte und Hirten es auffanden und erzogen.
Nach Hyginus kam Telephos, um seine Mutter aufzusuchen, nach Mysien, wo er den Teuthras von der Gefahr, sein Reich zu verlieren,
befreite. Dafür
versprach ihm Teuthras die Hand der Auge, die er als Pflegetochter angenommen hatte, und das Reich. Auge aber weigerte
sich des Telephos Gattin zu werden und zückte im Brautgemach das Schwert gegen ihn; ein Drache schützte
diesen, der nun seinerseits Auge mit dem Schwerte bedrohte. In der Not rief den Herakles, ihren Gatten, an, daraus erkannte
Telephos die Mutter und stand von der That ab. Ursprünglich sind und Telephos Lichtgottheiten gewesen.
Bildliche Darstellungen der Sage giebt es namentlich auf pompejanischen Wandgemälden («Annalidell'Instituto archeologico», 1884) und auf dem kleinern Fries von dem großen Altar zu Pergamon (vgl. Jahrbuch des Archäologischen
Instituts, Berl. 1887). –
Vgl. auch Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen, Bd. 10 (Athen 1885).