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109 dunkeln Pigment umgeben, welches den Zutritt der Lichtstrahlen dadurch reguliert, daß es überflüssige und die Klarheit des Bildes beeinträchtigende abhält. Bei den Wirbeltieren dient hierzu auch das von der Pupille durchsetzte, verengerungs- und erweiterungsfähige Diaphragma (Iris). Die [* 1] der Tiere sind nach einem doppelten Typus gebaut: es sind einfache oder zusammengesetzte Auge (Facetten- oder Netzaugen). Einfache Auge finden sich bei Gliederwürmern, Spinnen, [* 2] Insekten, [* 3] Mollusken [* 4] und Wirbeltieren.
Sie sind im großen und ganzen nach dem Plane des menschlichen Auge gebaut, stellen also eine Art Camera obscura [* 5] dar: vorn mit einer Sammellinse (bikonvexe, durchsichtige Hautstelle oder gesonderte Linse) [* 6] und darunter mit einer lichtbrechenden Substanz (Glaskörper);
die Retina entspricht dem Spiegel [* 7] der Camera, und auf ihr kehrt sich wie auf diesem das eingefallene Bildchen um.
Die einfachen der Wirbeltiere zeigen verschiedene nicht unwesentliche Modifikationen.
Die der Säugetiere gleichen, abgesehen von der stellenweise andern Gestalt der Pupille, dem verschiedenen Grade der Wölbung des Bulbus und der Linse (Fig. 7 und 8, L), ganz denen des Menschen. Das der Vögel [* 9] weist indessen eine Reihe nicht unbeträchtlicher Eigentümlichkeiten auf. Zunächst ist der Bulbus nicht rund, sondern abgestumpft kegelförmig, Basis und Vorderende sind stark konvex, das sie verbindende Mittelstück enthält in der Regel einen aus einer Anzahl einzelner, sich dachziegelartig deckender Knochenplättchen bestehenden Ring (Sklerotikalring, [* 8] Fig. 7 SR) in der Sklerotika eingelagert.
Eine sehr merkwürdige, schon bei Reptilien in geringerer Entwicklung auftretende Eigentümlichkeit des Vogelauges ist der Kamm [* 8] (Fig. 7 P) oder Fächer, [* 10] d.h. eine in eine verschiedene Anzahl von nebeneinander gelegenen Blättern zerlegte, die Netzhaut durchsetzende Fortsetzung der Chorioidea, welche ihren Ursprung neben der Eintrittsstelle des Sehnerven Op nach außen nimmt; dem Kiwi (Apteryx) fehlt er. Seine physiol. Bedeutung ist noch völlig unbekannt; er läßt sich aber etwa mit einer allerdings der Funktion nach auch noch unklaren Vorrichtung im Fischauge [* 8] (Fig. 8) vergleichen.
Hier bildet die Chorioidea einen ganz ähnlichen Fortsatz (den sichelförmigen Fortsatz, [* 8] Fig. 8 Pr), welcher gleichfalls als gekrümmter, aber einfacher Stab [* 11] die Retina durchsetzt, bis an die Linse herantritt und sich hier in Gestalt eines Löffels oder Glöckchens (Campanula Halleri Cp) erweitert. Die der meisten Wirbeltiere (Schlangen [* 12] und Knochenfische ausgenommen) haben Lider, und zwar die Vögel, Reptilien und Haie deren drei, indem nämlich am Augeninnenwinkel noch ein drittes unpaares (die Nickhaut) entspringt, das dem halbmondförmigen Fältchen (plicula semilunaris) beim Menschen entspricht. Bei den meisten Wirbeltieren werden die Auge durch ein System von Muskelchen bewegt.
Der zweite Augentypus ist der der zusammengesetzten, der nur bei Gliederfüßern (s. d.) vorkommt.
Die der Tiere liegen oft in Höhlungen gebettet; unter Umständen aber stehen sie auf besondern stielartigen Bildungen (Ophthalmophoren), die einstülpbar oder rückziehbar sein können (wie bei den Schnecken), [* 13] oder seitwärts beweglich sind (bei den Krebsen). Meist stehen die am Kopf (fast alle Schnecken, Kopffüßer, Wirbeltiere, Gliederfüßer, die meisten mit Auge versehenen Würmer), [* 14] sie finden sich aber auch an seitlichen Körperanhängen (bei manchen Gliederwürmern), am Mantelrand von Muscheln [* 15] (Kammmuscheln, Klappmuscheln), auf dem Rücken von Schnecken (Onchidium), ja sogar in die Rückenschale eingebettet (Käferschnecken), bei Seeigeln an verschiedenen Stellen der Schale, meist aber um den After herum, bei Seesternen an der Unterseite der Armspitzen.
Sehr häufig treten die Auge symmetrisch und in der Zweizahl auf, aber durchaus nicht immer. So wird schon die Zirbeldrüse (s. d.) der Wirbeltiere neuerdings als ein drittes median gelegenes rudimentäres Auge angesehen. Bei wirbellosen Tieren (Mollusken, Würmern, Insektenlarven, Echinodermen) kann sich ihre Zahl beträchtlich vermehren, und wenn man etwa ein jedes Element der zusammengesetzten Gliedertieraugen als ein eigenes Auge ansieht, so kann ihre Zahl in die Tausende steigen. In allen Klassen und Ordnungen sonst meist sehender Tiere giebt es blinde Formen (bei den Schmetterlingen wenigstens als Raupen), nur die Vögel machen eine Ausnahme.
Blinde Tiere wohnen meist, aber nicht immer, an dem Lichte unzugänglichen Orten (in Erdhöhlen, überhaupt unter der Erde, in Pflanzen oder Tieren, in der Tiefsee). –
Vgl. J. Müller, Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes (Lpz. 1826);
R. Leuckart, Organologie des Auge (im «Handbuch der gesamten Augenheilkunde», hg. von Graefe und Sämisch, Bd. 2, ebd. 1875);
Helmholtz, Handbuch der physiol. Optik (2. Aufl., ebd. 1885 fg.).
(S. auch Augenheilkunde, Augenkrankheiten, [* 16] Augenpflege.)