Schmuck des großen Zeus-Altars zu Pergamon, von dem ich ein Bruchstück in Fig. 164 abbilde. Den Inhalt des etwa 120 m langen, 2¾ m hohen Frieses bildet die Schilderung des Kampfes der olympischen Götter gegen die Giganten. Die Darstellung des menschlichen Körpers in allen möglichen Stellungen und Bewegungen ist außerordentlich gut, doch entbehren die Gestalten der inneren Beseelung, die Künstler hielten sich an das Aeußerliche, ihre Stärke war die vollkommene Beherrschung der Formenbehandlung. Die Körperformen sind meist übertrieben kraftvoll und die Bewegungen oft gewaltsam. Das hier abgebildete Bruchstück zeigt Zeus, der seine Blitze auf die Giganten schleudert; zwei sind getroffen und zusammengebrochen, einem dritten hält er die Aegis entgegen. Der Leib des dritten Giganten endet in zwei Schlangen, deren linke sich emporgeringelt hat und mit dem Adler des Zeus kämpft.
Beispiele der römischen Bildnerei. Anschließend an die Beispiele der griechischen Bildnerei gebe ich in den Abbildungen Fig. 165-174 einige Proben der römischen Rund- und Flachbildnerei.
Gruppe des Menelaos (Fig. 165). In unmittelbarer Anlehnung an die griechische Kunst, vielleicht sogar in teilweiser Nachbildung eines griechischen Vorbildes, entstand die verschieden deutbare Gruppe des Künstlers Menelaos, die jedenfalls einen Abschied zwischen Mutter und Sohn zum Vorwurf hat. Bei aller Schönheit der Ausführung fehlt dem Werke doch das innere Leben, es erscheint mehr das Ergebnis sorgfältiger verstandesmäßiger Abwägung als freier künstlerischer Erfindung.
Schlafende Ariadne (Fig. 166). Das Gleiche gilt von der schlafenden Ariadne, die vielleicht nach einem hellenistischen Vorbilde gearbeitet wurde. Die Haltung ist für eine Ruhende zu gesucht, das Gewand zwar wieder sehr schön gearbeitet aber doch nicht natürlich.
Agrippina (Fig. 167). Bedeutender tritt die römische Kunst in dem Bilde einer sitzenden Frau hervor, das schon zu den auf S. 123 erwähnten Bildnissen gehört. Das Gewand ist nach hellenistischen Vorbildern gearbeitet, der Hauptwert liegt in der einfachen und naturwahren Bildung des Kopfes, der von großer lebendiger Schönheit ist. Es ist jedenfalls das Bildnis der älteren Agrippina, der Gemahlin des Germanikus.
Standbild des Augustus und der «Redner» (Fig. 168 u. 169). Die volle Eigenart der römischen Bildniskunst prägt sich in den zahlreichen Standbildern der Kaiser aus, an denen sich zum Teil nicht so stark griechischer Einfluß, als vielmehr der größere Wirklichkeitssinn der italischen - etruskischen - Bildnereikunst bestimmend zeigt. Zur Erläuterung dessen stelle ich neben die Abbildung des besten römischen Kaiserstandbildes das etruskische
^[Abb.: Fig. 179. Die «Aldobrandinische Hochzeit».
Rom. Vatikan. (Nach Photographie von Alinari.)] ¶
Bronzebild des sogen. Redners, das wahrscheinlich im 2. Jahrhundert v. Chr. entstanden ist. Schon in der Haltung besteht eine große Aehnlichkeit, doch beruht die größere Verwandtschaft in der Ausführung der Köpfe, die an beiden Werken getreu nach der Natur, d. h. ohne Verschönerung gebildet sind.
Der Kaiser ist dargestellt, wie er eine Ansprache an das Heer richtet. Den Oberkörper bekleidet die kurze Tunika und der Harnisch, der mit zahlreichen, sehr schönen Flachbildern geschmückt ist und jedenfalls einem wirklichen Bronzepanzer nachgebildet wurde. Die unbekleideten Füße sind kräftig, die Haltung ist ungezwungen majestätisch. Der kleine auf einem Delphin reitende Amor zu Füßen des Kaisers soll auf die angebliche Abstammung des julischen Hauses, zu dem Augustus gehört, von Venus hindeuten.
Reiterstandbild Marc Aurels (Fig. 170). Das Reiterstandbild des Kaisers Marc Aurel steht an künstlerischem Wert hinter dem Standbilde des Augustus zurück, die Haltung ist unschön, und der Kopf hat nicht die Bedeutung, die den römischen Bildnissen sonst eigen ist. Das Pferd ist plump und unnatürlich in der Fußhaltung. Bemerkenswert ist dieses Standbild deshalb, weil es lange Zeit das einzige bekannte Reiterbild der antiken Kunst war und als solches einen großen Einfluß auf ähnliche Werke zur Zeit der Renaissance hatte.
Antinousbilder. In der letzten Zeit der blühenden römischen Kunst gingen die Künstler bei den Bildnissen wieder auf die griechische veredelnde Weise zurück. Auch das Standbild Marc Aurels zeigt Bestrebungen in dieser Richtung, doch treten diese deutlicher an den Antinousbildern hervor. Antinous war der Liebling des Kaisers Hadrian, der ihm nach seinem Tode göttliche Ehren erweisen ließ. Es wurden ihm viele Bildsäulen errichtet, deren beste die Abbildung Fig. 171 zeigt. In der Haltung und in den Verhältnissen ist der Speerträger des Polyklet vorbildlich gewesen, doch zeigen die Formen größere Weichheit. Der Kopf zeigt trotz des Idealisierens eine feine Kennzeichnung der Eigenart des Jünglings. Die glatte Behandlung des Fleisches, die für die Kunst zur Zeit Hadrians bezeichnend ist, zeigt auch ein Flachbildnis desselben Jünglings. (Fig. 172.)
Römische Flachbilder (Fig. 173-175). Die römischen Werke dieser Gattung unterscheiden sich von den griechischen durch Vernachlässigung der Regeln für den guten Flachbildstil,
^[Abb.: Fig. 180. Medea.
Wandgemälde aus Pompeji. (Nach Photographie von Alinari.)]
^[Abb.: Fig. 181. Opfer der Iphigeneia.
Wandgemälde aus Pompeji. (Nach Photographie von Alinari.)] ¶