einzelne Blätter. Folge oder Sequenz nennt man die in einer Reihe aufeinander folgenden Blätter von derselben Farbe. Nach ihrem
Umfang haben sie besondere Namen und Werte. Ein Reihe von 3 Karten heißt Terz (und gilt 3 Points), von 4 Quarte (4), von 5 Quinte
(15), von 6 Sexte (16), von 7 Septime (17), von 8 Oktave (18). Kunststück heißt das vier- oder dreifache
Vorhandensein von Karten im Wert zwischen As und Zehn; im erstern Fall wird es Geviert, im andern Gedritt genannt; dieses gilt
3, jenes 14 Points.
Nach geschehener Zählung spielt die Vorhand aus. Es muß stets Farbe bekannt werden. Jedes einzelne Ausspielen
und jeder gemachte Stich zählen 1; doch wird, wenn der Ausspieler auch den Stich macht, ihm für beides zusammen nur 1 gerechnet.
Für den letzten Stich, der beim Ausspielen der 12 Karten gemacht wird, zählt man meistenteils 3. Wer die größere Zahl von
Stichen gemacht hat, rechnet dafür 10. Hat jeder 6 Stiche, so bleiben sie stehen und werden je nach Übereinkunft
demjenigen zugeschrieben, der im nächsten Spiel die meisten Stiche macht.
Ist der Gegner nicht im stande, etwas Gültiges anzusagen, und kann er keinen einzigen Stich machen, so zählt die Vorhand,
wenn sie eine Anzahl von Augen angesagt hat und mit diesen durch das ununterbrochene Ausspielen bis auf 30 gekommen
ist, statt 30 nun 60 (macht einen »Sechziger«) und weiterhin 61, 62 etc.
Wenn einer von den Spielenden nichts Gültiges anzumelden hat, der andre aber durch fortgesetztes Anmelden bis auf 30 kommt,
so macht er einen »Neunziger«. Macht einer alle Stiche (capot oder Vole), so zählt er dafür 30 extra.
Hat einer der Spieler nach beendigtem Kauf lauter Bilder (Figuren, cartes blanches), so trägt ihm dies 10 ein. Gewöhnlich wird
hierbei auch die Zehn als Bild betrachtet. Das Pikett wird entweder nach Partien oder nach Augen gespielt. Beim
Partiespiel wird nicht weiter als bis zu 100 Augen gespielt. Bekommt der Verlierende nicht 50 Augen, so muß er das Doppelte
des ausgemachten Preises zahlen.
(piquieren, franz.), stechen;
sticheln, reizen;
sich auf etwas pikieren, seine Ehre in etwas setzen, etwas eifrigst
treiben;
pikiert, gereizt, empfindlich. - Als technischer Ausdruck der Violinspieler bezeichnet Pikieren das non legato (Halbstakkato),
d. h. das nicht eigentlich abgestoßene, sondern nur nicht gebundene Spiel eines schnellen Ganges mit einem Bogenstrich, gefordert
durch Stakkatopunkte unter den Legatobogen, eins der schwierigsten Probleme des virtuosen Spiels, das ein ungemein leichtes
Handgelenk und lose Bogenführung erfordert. - In der Gärtnerei heißt Pikieren das Weiterpflanzen junger Sämlinge,
die in Samenschale, Beet u. dgl. gewöhnlich zu dicht stehen, zum
Zweck der Erstarkung vor dem Aussetzen an den Ort ihrer Bestimmung (ins Treibbeet, freie Land oder in Töpfe).
Das Pikieren geschieht
oft mehrere Male, zuerst bei kleinsten Pflanzen mit größter Vorsicht vermittelst eines Griffels, später,
indem man die Pflanzen immer weiter auseinander stellt. Nach dem Angießen müssen die pikierten Pflanzen beschattet, auch
wohl kurze Zeit in geschlossene Luft gebracht werden.
(Trinitrophenol, Pikrinsalpetersäure, Weltersches Bitter, Indigbitter, Kohlenstickstoffsäure, Trinitrokarbolsäure)
C6H3N3O7 entsteht beim Kochen sehr vieler tierischer und pflanzlicher Stoffe, wie Salicin,
Indigo, Seide, Wolle, Leder, Aloe, Benzoe, Xanthorrhöaharz etc., mit Salpetersäure. Zur Darstellung läßt man Phenol in Salpetersäure
vom spez. Gew. 1,3 tropfen, solange noch Einwirkung erfolgt,
erwärmt dann, läßt die entstandene Pikrinsäure kristallisieren und reinigt sie durch Umkristallisieren.
Vorteilhafter verwendet man statt des Phenols phenolsulfosaures Natron, oder man behandelt Botanybaiharz mit Salpetersäure.
Die gereinigte Pikrinsäure bildet hellgelbe, geruchlose, glänzende Kristalle, schmeckt intensiv bitter, ist giftig, löst sich ziemlich
schwer in kaltem, leicht in heißem Wasser, in Alkohol, Äther und Benzol, schmilzt bei 122,5,° sublimiert bei vorsichtigem,
verpufft bei schnellem Erhitzen, färbt Wolle und Seide, nicht aber vegetabilische Faser intensiv gelb, reagiert sauer und bildet
mit Basen im allgemeinen lösliche, kristallisierbare, rote oder gelbe Salze (Pikrate), welche zum Teil
beim Erhitzen und durch Schlag sehr heftig explodieren.
Man hat bisweilen statt reiner Pikrinsäure das Natronsalz (als Anilingelb) in den Handel gebracht, welches infolge seiner explosiven
Eigenschaft zu großen Unglücksfällen Veranlassung gegeben hat. Mit Cyankalium bildet Pikrinsäure Isopurpursäure (s. d.). Pikrinsäure dient
besonders zum Gelbfärben und in Verbindung mit Anilingrün, Indigo oder Berliner Blau zum Grünfärben von
Wolle und Seide. Man kann sie auch benutzen zur Unterscheidung animalischer und vegetabilischer Fasern. Bisweilen soll sie als
Hopfensurrogat benutzt worden sein; ihre Salze dienen zur Bereitung des sogen. Pikrin- oder Pikratpulvers.
(Kokkulin, Kokkolin) C12H14O5 findet sich in den Kokkelskörnern und wird
erhalten durch Auskochen des alkoholischen Extrakts derselben mit Wasser, Entfärben des Auszugs mit Bleizucker und Verdampfen
der wieder entbleiten Flüssigkeit. Es bildet farb- und geruchlose Kristalle, schmeckt sehr bitter, löst sich leicht in Alkohol,
schwerer in Wasser und Äther, reagiert neutral, ist nicht flüchtig und bildet mit Basen kristallisierbare
Verbindungen. Es scheint auf alle Tierklassen äußerst giftig zu wirken, erregt in sehr geringen Dosen Schwindel und wirkt
in größern Dosen unter Konvulsionen tödlich.
(auch Peghten, lat. Picti), die kelt. Bewohner von
Kaledonien (s. d.), werden meist in Verbindung mit den aus Irland eingewanderten Skoten genannt, mit denen sie häufige Einfälle
in das römische Britannien, namentlich nach dem Abzug der Römer, unternahmen, wurden aber um 450 von den Angelsachsen zurückgetrieben
und nach langen Kämpfen auch aus dem südlichen Schottland verdrängt, worauf ihr Name verschwindet.
(Picts' houses), oberirdische, außen mit Erde bedeckte Wohnungen der vorgeschichtlichen Bevölkerung Schottlands;
bestehen aus mehreren aus Steinen erbauten Kammern, die im Innern miteinander kommunizieren, und sind den Bienenkorbhäusern
(s. d.) Schottlands nahe verwandt.
(lat.-griech., Bilderschrift), die primitivste Art und Weise, um durch auf Baumrinden,
mehr
Holztafeln, Tierhäute, Gewebe u. dgl. gemalte oder in Felswände eingeritzte
Bilder, die als unmittelbar versinnlichende oder mnemotechnische Erinnerungszeichen dienen, Ereignisse und Nachrichten
an entfernte Personen oder auch an die Nachwelt zu berichten, sowie auch um Formeln, Verträge und Dichtungen für den eignen
Gebrauch nach dem Wortlaut zu fixieren. Piktographie ist bei allen nicht mehr auf den untersten
Stufen der Zivilisation stehenden Naturvölkern verbreitet; man findet merkwürdige Spuren derselben in Skandinavien und in allen
ehemals von den Spaniern in Besitz genommenen Ländern Amerikas, namentlich in Arizona, Colorado, Neumexiko, Kolumbien, Venezuela,
Guayana u. a. Oft sind die Bilder in den härtesten Granit und, z. B. an den Ufern des Orinoko, so hoch an den
steilen Felswänden eingeritzt, daß man kaum begreift, wie man sie dort oben hat ausführen können, und sie in der Volkssage
von Leuten, die bei der »großen Flut« mit Kähnen da oben fuhren, ableitet.
Ursprünglich sind die Zeichnungen möglichst naturalistisch und einem Rebus vergleichbar, dem Sinne nach
leicht zu entziffern; dann aber mischen sich Zeichen ein, die nur durch Übereinkunft und also nur dem Stamm selbst bekannt
sein können, obwohl die Deutung meist naheliegend und daher nicht schwer ist. So bezeichnen die nordamerikanischen Indianer
in ihren Rindenbriefen die Zahl der zu einem Unternehmen vereinigten Personen durch rohe menschliche Figuren,
die oft durch ihre Totemtiere (s. Totem) wie durch Wappen genauer charakterisiert sind.
Rot angemalte Glieder bezeichnen dabei entsprechende Verwundungen, Fehlen des Kopfes, daß sie getötet wurden. Pfeile und Sonnenbilder
deuten Richtung und Tagereisen (Dauer) des Zugs, Kähne Flußübergänge, eine Pfeife den Friedensabschluß
an. Auch ganze Geschichtserzählungen, Gesänge u. dgl. werden in dieser Weise bildlich fixiert. Viele Schriftforscher glauben,
daß aus der Vereinfachung und Schematisierung solcher konventioneller Bilder die ältesten Wort-, Silben- und Buchstabenschriften
hervorgegangen sind, namentlich bei den Chinesen und alten Ägyptern. Selbst die alten Mexikaner wußten lateinische Gebete
niederzuschreiben, indem sie ihre Bilderschrift als Laut- und Silbenschrift benutzten. Vgl. Schrift.