Nach geschehener Zählung spielt die Vorhand aus. Es muß stets
Farbe bekannt werden. Jedes einzelne
Ausspielen
und jeder gemachte
Stich zählen 1; doch wird, wenn der Ausspieler auch den
Stich macht, ihm für beides zusammen nur 1 gerechnet.
Für den letzten
Stich, der beim
Ausspielen der 12
Karten gemacht wird, zählt man meistenteils 3.
Wer die größere Zahl von
Stichen gemacht hat, rechnet dafür 10.
Hat jeder 6
Stiche, so bleiben sie stehen und werden je nach Übereinkunft
demjenigen zugeschrieben, der im nächsten
Spiel die meisten
Stiche macht.
Ist der Gegner nicht im stande, etwas Gültiges anzusagen, und kann er keinen einzigen
Stich machen, so zählt die Vorhand,
wenn sie eine Anzahl von
Augen angesagt hat und mit diesen durch das ununterbrochene
Ausspielen bis auf 30 gekommen
ist, statt 30 nun 60 (macht einen »Sechziger«) und weiterhin 61, 62 etc.
Wenn einer von den Spielenden nichts Gültiges anzumelden hat, der andre aber durch fortgesetztes Anmelden bis auf 30 kommt,
so macht er einen »Neunziger«. Macht einer alle
Stiche (capot oder
Vole), so zählt er dafür 30 extra.
Hat einer der
Spieler nach beendigtem
Kauf lauter
Bilder
(Figuren, cartes blanches), so trägt ihm dies 10 ein. Gewöhnlich wird
hierbei auch die
Zehn als
Bild betrachtet. Das Pikett wird entweder nach
Partien oder nach
Augen gespielt.
Beim
Partiespiel wird nicht weiter als bis zu 100
Augen gespielt. Bekommt der Verlierende nicht 50
Augen, so muß er das
Doppelte
des ausgemachten
Preises zahlen.
sich auf etwas pikieren, seine
Ehre in etwas setzen, etwas eifrigst
treiben;
pikiert, gereizt, empfindlich. - Als technischer
Ausdruck der Violinspieler bezeichnet Pikieren das non legato (Halbstakkato),
d. h. das nicht eigentlich abgestoßene, sondern nur nicht gebundene
Spiel eines schnellen
Ganges mit einem
Bogenstrich, gefordert
durch Stakkatopunkte unter den Legatobogen, eins der schwierigsten
Probleme des virtuosen
Spiels, das ein ungemein leichtes
Handgelenk und lose
Bogenführung erfordert. - In der
Gärtnerei heißt Pikieren das Weiterpflanzen junger Sämlinge,
die in
Samenschale,
Beet u. dgl. gewöhnlich zu dicht stehen, zum
Zweck der Erstarkung vor dem
Aussetzen an den
Ort ihrer Bestimmung (ins Treibbeet, freie Land oder in Töpfe).
Das Pikieren geschieht
oft mehrere
Male, zuerst bei kleinsten
Pflanzen mit größter Vorsicht vermittelst eines
Griffels, später,
indem man die
Pflanzen immer weiter auseinander stellt. Nach dem Angießen müssen die pikierten
Pflanzen beschattet, auch
wohl kurze Zeit in geschlossene
Luft gebracht werden.
Vorteilhafter verwendet man statt des
Phenols phenolsulfosaures
Natron, oder man behandelt
Botanybaiharz mit
Salpetersäure.
Die gereinigte Pikrinsäure bildet hellgelbe, geruchlose, glänzende
Kristalle,
[* 5] schmeckt intensiv bitter, ist giftig, löst sich ziemlich
schwer in kaltem, leicht in heißem
Wasser, in
Alkohol,
Äther und
Benzol, schmilzt bei 122,5,° sublimiert bei vorsichtigem,
verpufft bei schnellem Erhitzen, färbt
Wolle und
Seide, nicht aber vegetabilische
Faser intensiv gelb, reagiert sauer und bildet
mit
Basen im allgemeinen lösliche, kristallisierbare, rote oder gelbe
Salze
(Pikrate), welche zum Teil
beim Erhitzen und durch
Schlag sehr heftig explodieren.
Man hat bisweilen statt reiner Pikrinsäure das
Natronsalz (als
Anilingelb) in den
Handel gebracht, welches infolge seiner explosiven
Eigenschaft zu großen Unglücksfällen Veranlassung gegeben hat. Mit
Cyankalium bildet Pikrinsäure
Isopurpursäure (s. d.). Pikrinsäure dient
besonders zum
Gelbfärben und in
Verbindung mit Anilingrün,Indigo oder
Berliner Blau
[* 6] zum
Grünfärben von
Wolle und
Seide. Man kann sie auch benutzen zur Unterscheidung animalischer und vegetabilischer
Fasern. Bisweilen soll sie als
Hopfensurrogat benutzt worden sein; ihre
Salze dienen zur Bereitung des sogen. Pikrin- oder
Pikratpulvers.
(auch Peghten, lat. Picti), die kelt. Bewohner von
Kaledonien (s. d.), werden meist in
Verbindung mit den aus
Irland eingewanderten
Skoten genannt, mit denen sie häufige Einfälle
in das römische
Britannien, namentlich nach dem Abzug der
Römer,
[* 7] unternahmen, wurden aber um 450 von den
Angelsachsen zurückgetrieben
und nach langen
Kämpfen auch aus dem südlichen
Schottland verdrängt, worauf ihr
Name verschwindet.
(lat.-griech., Bilderschrift), die primitivste Art und
Weise, um durch auf
Baumrinden,
¶
mehr
Holztafeln, Tierhäute, Gewebe
[* 10] u. dgl. gemalte oder in Felswände eingeritzte
Bilder, die als unmittelbar versinnlichende oder mnemotechnische Erinnerungszeichen dienen, Ereignisse und Nachrichten
an entfernte Personen oder auch an die Nachwelt zu berichten, sowie auch um Formeln, Verträge und Dichtungen für den eignen
Gebrauch nach dem Wortlaut zu fixieren. Piktographie ist bei allen nicht mehr auf den untersten
Stufen der Zivilisation stehenden Naturvölkern verbreitet; man findet merkwürdige Spuren derselben in Skandinavien und in allen
ehemals von den Spaniern in Besitz genommenen LändernAmerikas, namentlich in Arizona, Colorado, Neumexiko, Kolumbien,
[* 11] Venezuela,
Guayana u. a. Oft sind die Bilder in den härtesten Granit und, z. B. an den Ufern des Orinoko, so hoch an den
steilen Felswänden eingeritzt, daß man kaum begreift, wie man sie dort oben hat ausführen können, und sie in der Volkssage
von Leuten, die bei der »großen Flut« mit Kähnen da oben fuhren, ableitet.
Ursprünglich sind die Zeichnungen möglichst naturalistisch und einem Rebus vergleichbar, dem Sinne nach
leicht zu entziffern; dann aber mischen sich Zeichen ein, die nur durch Übereinkunft und also nur dem Stamm selbst bekannt
sein können, obwohl die Deutung meist naheliegend und daher nicht schwer ist. So bezeichnen die nordamerikanischen Indianer
in ihren Rindenbriefen die Zahl der zu einem Unternehmen vereinigten Personen durch rohe menschliche Figuren,
die oft durch ihre Totemtiere (s. Totem) wie durch Wappen
[* 12] genauer charakterisiert sind.
Rot angemalte Glieder
[* 13] bezeichnen dabei entsprechende Verwundungen, Fehlen des Kopfes, daß sie getötet wurden. Pfeile und Sonnenbilder
deuten Richtung und Tagereisen (Dauer) des Zugs, Kähne Flußübergänge, eine Pfeife den Friedensabschluß
an. Auch ganze Geschichtserzählungen, Gesänge u. dgl. werden in dieser Weise bildlich fixiert. Viele Schriftforscher glauben,
daß aus der Vereinfachung und Schematisierung solcher konventioneller Bilder die ältesten Wort-, Silben- und Buchstabenschriften
hervorgegangen sind, namentlich bei den Chinesen und alten Ägyptern. Selbst die alten Mexikaner wußten lateinische Gebete
niederzuschreiben, indem sie ihre Bilderschrift als Laut- und Silbenschrift benutzten. Vgl. Schrift.