(Delyannis), Theodor P., griech. Staatsmann, aus einer der angesehensten Familien des Peloponnes zu Gortynia
geboren, studierte in Athen die Rechte und rückte im praktischen Staatsdienst schnell bis zu den höchsten Stellungen auf. Dem
König Otto befreundet, mißbilligte er als Unterstaatssekretär die Angriffe, in deren Folge der König
resignierte. Die konstituierende Nationalversammlung betrachtete ihn als eins ihrer hervorragendsten Glieder und bestimmte
ihn zum Minister des Äußern. 1867, während des Aufstandes in Kreta, war er Gesandter in Paris und seitdem wiederholt Minister
des Äußern, Kultus und der Finanzen.
In dem sogen. ökumenischen Ministerium von 1877 stimmte er für den Krieg. Als Minister des Äußern neben
Komunduros wurde er erster Bevollmächtigter bei dem Berliner Friedenskongreß, wo seine Gewandtheit trotz der schwierigen Situation
für Griechenland Thessalien und einen großen Teil von Epirus gewann. Doch ward nach seinem Rücktritt aus dem Ministerium nicht
das ganze Gebiet besetzt, welches Deligiannis errungen hatte. Seit dem Tod Komunduros' war Deligiannis das Haupt der Opposition,
im April 1885 trat er an die Spitze des neuen Ministeriums.
(Delyannis), Theodor P., griech. Staatsmann, wollte als Ministerpräsident die Unruhen auf der Balkanhalbinsel,
welche er infolge der Revolution in Ostrumelien und des serbisch-bulgarischen Kriegs erwartete, und die Bedrängnis der Pforte,
welche er davon erhoffte, zum Vorteil Griechenlands und zu seinem eignen Ruhm ausbeuten und begann daher im Winter 1885/86
kostspielige Rüstungen, um von der Türkei die volle Abtretung des auf dem Berliner Kongreß zugesprochenen Gebiets zu erpressen.
Trotz aller Mahnungen und Warnungen der Mächte setzte er die Vorbereitungen zum Krieg fort und beantragte im April 1886 bei
der Kammer eine Anleihe und die Erhöhung der Streitmacht, worauf die Mächte (außer Frankreich) energisch
einschritten, auf die Weigerung Deligiannis', seine Rüstungen einzustellen, ihre Schiffe in den Phaleron einlaufen ließen und die griechische
Küste blockierten. Erst dann nahm Deligiannis 9. Mai seine Entlassung und stellte sich an die Spitze der Opposition gegen das neue Ministerium
Trikupis.
(Delyannis), Theodor P., griech. Staatsmann, wurde nach dem Siege seiner Anhänger bei den Kammerwahlen
im Oktober 1890 zur Bildung eines neuen Ministeriums berufen. - Sein Neffe Nikolaus Deligiannis, Sohn seines Bruders Peter
Deligiannis, der auswärtiger Minister unter König Otto war, geb. 1844, war 1870-80 Geschäftsträger Griechenlands in Paris, darauf Gesandter
in Belgrad und ist seit 1886 Gesandter in Paris.
(Delyannis), Theodor P., griech. Staatsmann, wurde Anfang März 1892 vom König zum Rücktritt vom Ministerpräsidium
gezwungen, weil er die finanziellen Schwierigkeiten des Staates nicht zu beseitigen vermochte.