Altpersische
Sprache, s. Iranische Sprachen und Keilschrift.
7 Wörter, 61 Zeichen
Sprache, s. Iranische Sprachen und Keilschrift.
Sprachen. Die toten und lebenden Sprachen Irans bilden zusammen mit einigen über die Grenzen Irans hinaus vorgeschobenen Verläufern die iranische Familie des indogermanischen Sprachstammes, die besonders nahe mit den indischen Sprachen verwandt ist und daher mit denselben öfters unter dem Namen der arischen Sprachen zusammengefaßt wird. Die älteste iranische Sprache ist das Zend oder Altbaktrische, das wieder in einen ältern und jüngern Dialekt zerfällt; beide kennen wir nur aus dem Zendavesta, den Bruchstücken von dem heiligen Buch der Zoroastrier, welche die noch übrigen Bekenner der Zoroasterschen Religion in Indien und Persien auf unsre Zeit überliefert haben. Das Zend ist nächst dem Sanskrit der indischen Wedas die altertümlichste der indogermanischen Sprachen und mit dem Sanskrit so nahe verwandt, daß sogar die spitzesten Feinheiten der Syntax sich in beiden Sprachen in gleicher Weise wiederfinden (vgl. Jolly, Ein Kapitel vergleichender Syntax, Münch. 1872). Wenig jünger der Zeit nach, aber abgeschliffener in seinen Formen ist das Altpersische, die Sprache der in Keilschrift abgefaßten Inschriften der Achämenidenkönige. Diese in Persepolis, Behistan u. a. O. gefundenen Inschriften, die vermöge der Ähnlichkeit des Altpersischen mit dem Sanskrit und Zend vollkommen sicher entziffert sind (s. Keilschrift), reichen von der Zeit des Dareios bis tief in das 4. Jahrh. v. Chr. hinein und lassen die zunehmende Abschleifung des Persischen deutlich erkennen; andre Eigentümlichkeiten, die das Altpersische vom Zend scheiden, beruhen darauf, daß jenes die Sprache des westlichen, das Zend aber die des östlichen Iran ist. Auf der nächsten uns bekannten Entwickelungsstufe, im Pehlewi oder Mittelpersischen, erscheint das Iranische fast seines ganzen Beugungsapparats beraubt und, wenigstens als Schriftsprache, mit semitischen Elementen überladen; das Pehlewi war die Hofsprache der Sassaniden, jener Dynastie, welche im 3. Jahrh. n. Chr. auf Grund einer Regeneration des Zoroasterschen Systems das neupersische Reich errichtete und bis zu ihrem Sturz durch die Araber im 7. Jahrh. beherrschte. Teils gleichzeitig mit, teils unmittelbar nach dem Pehlewi tritt in dem Pâzend oder Parsi eine von semitischen Elementen fast gereinigte Sprachstufe auf, die aber ebenfalls der alten Flexionen fast völlig entbehrt. Endlich haben wir in der Sprache des »Shahnâmeh« Firdusis (gest. 1020), des großen Nationalepos der Perser, bereits das Neupersische vor uns, welches das Pâzend sowohl an Reinheit von fremden Bestandteilen als an Armut grammatischer Formen noch übertrifft. Das Neupersische kennt keine grammatische Geschlechtsunterscheidung, fast gar keine Kasusendungen und drückt die Zeiten des Verbums durch Hilfszeitwörter aus, ist daher neben dem Englischen die formenärmste der indogermanischen Sprachen; dafür hat es eine reich und fein ausgebildete Syntax. Seit Firdusi hat sich das Neupersische insofern wieder geändert, als es eine Menge von Fremdwörtern, ja ganze Phrasen aus dem Arabischen aufgenommen hat. Frei von solchen Beimischungen haben sich die Dialekte erhalten, unter denen der von Masenderan der wichtigste ist. Nahe verwandt mit dem Neupersischen sind auch die kurdischen Dialekte und das Belutschi in Belutschistan. Ferner stehen außerhalb Irans folgende Sprachen zu den eben besprochenen in mehr oder weniger naher Beziehung und werden daher von einigen Forschern zu der iranischen Klasse gezählt, von andern als selbständig davon abgesondert: a) Ausgestorbene: die Sprache der Skythen, deren iranischen Charakter Müllenhoff aus einigen von griechischen Autoren überlieferten Vokabeln dargethan hat; vielleicht auch die Sprache der Lydier und andrer kleinasiatischer Völker. b) Lebende: Die Sprache der Osseten und einiger kleiner Stämme im Kaukasus, dann vielleicht das Armenische, das eine umfangreiche, bis ins 5. Jahrh. n. Chr. zurückgehende Litteratur aufzuweisen hat. Es weicht jedoch, obwohl von ausgeprägt indogermanischem Charakter, sowohl hinsichtlich seines Laut- und Flexionssystems als hinsichtlich seines Wortschatzes von den iranischen Sprachen beträchtlich ab. Näher verwandt ist das Afghanische (von den Eingebornen Paschtu oder Puschtu genannt), das freilich in lexikalischer Beziehung eine Mittelstellung zwischen der iranischen und indischen Klasse einnimmt, die seinem geographischen Auftreten in der Grenzprovinz zwischen Iran und Indien entspricht. Vgl. Spiegel, Vergleichende Grammatik der alteranischen Sprachen (Berl. 1882); Hübschmann, Iranische Studien (in der »Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung« 1878).