Tiberius I. (Konstantin, byzantinischer Kaiser) - Tibet
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821 Eine genügende moderne Biographie des Tiberius fehlt noch. Von der ältern Litteratur (vgl. Gentile, L'imperatoreTiberio secondo la moderna critica storica, Mail. 1887) verdienen Erwähnung nur Sievers, Tacitus und Tiberius (Hamburger Gymnasialprogramm,
1850–51 fg., und in den «Studien zur Geschichte der röm. Kaiser», Berl. 1870), und Stahr, Tiberius (ebd.
1863; 2. Aufl. 1873); Stahrs seinerzeit vielgenanntes Buch ist eine oberflächliche Arbeit, die eine Rettung auch des Menschen
um jeden Preis anstrebt und höchstens das Verdienst hat, das größere Publikum auf Tiberius' große Eigenschaften
hingewiesen zu haben.
I. Konstantin, byzant. Kaiser (578–582), aus Thrazien gebürtig, hatte sich schon während
der Regierung des Justinus II. als Feldherr ausgezeichnet und wurde von diesem 7. Sept. 574 zum Cäsar ernannt und mit dem Kriege
gegen die Perser betraut, die er 576 bei Melitene am Euphrat glänzend besiegte. Nach dem Tode des Justinus (5. Okt. 578) bestieg
Tiberius den Thron, erkaufte von den Avaren den Frieden und nötigte durch die Siege seines Feldherrn Mauritius
den Perserkönig Khosrev I. zu einem Vertrag, der nach dessen Tode von seinem Nachfolger Hormizd IV. gebrochen wurde, wodurch
ein neuer Krieg entstand, der mit wechselndem Erfolg geführt wurde. Tiberius ernannte seinen Feldherrn Mauritius zum Nachfolger
und gab ihm seine Tochter Konstantina zur Frau (13. Aug. 582). Er starb am folgenden Tage. –
Vgl. Hertzsch,
Descriptoribus rerum imperatoris Tiberii Constantini (in den «Commentationes philologaeJenenses», Bd. 3, Lpz. 1884).
II. oder Apsimar, byzant.
Kaiser (698–705), war Kommandant in Cilicien, als die Armee ihn an Leontius' Stelle
zum Kaiser ausrief;
er bemächtigte sich 698 Konstantinopels.
Gleich nach seiner Thronbesteigung schickte
er seinen Bruder Heraklius gegen die Araber, der 28. April 704 in Cilicien einen glänzenden Sieg über sie davontrug. Im März 705 eroberte
jedoch der von Leontius vertriebene Kaiser Justinianus II. mit bulgarischer Hilfe Konstantinopel, nahm Tiberius gefangen
und ließ ihn hinrichten.
oder Tu, Gebirgsland in der Sahara (s. d. nebst Karte), im SSO. von Fessan, erstreckt sich von dem Fessan im S.
begrenzenden Tümmogebirge 700 km südöstlich bis Borku und erreicht im nordwestl. Teile im Tarso eine Höhe von 2400 m. Das
Innere und der Nordostabfall des Landes ist fast unbekannt; die Bevölkerung, nach Nachtigals Schätzung 12000 Seelen
vom Stamme der Tibbu Reschâde, wohnt zum größten Teil am Südwestfuße des Gebirges, wo viele Wadis vom Gebirge herabkommen
und an dem die Karawanenstraßen von Fessan nach Borku und Wadai entlang ziehen. Niederschläge fehlen in
keinem Jahre und bringen gute Weiden hervor. Dattelpalme, Granat- und Feigenbaum sowie einige Gartenfrüchte gedeihen. Der
Reichtum der armseligen Bevölkerung besteht in Kamelen, Eseln, großen schwarzen Schafen und Ziegen. Hauptorte sind Tao (702
m) am Südfuß und Bardai (994 m) am Nordostabhang.
(Thibet), feine geköperte kammwollene Zeuge, die sich nur durch größere Weichheit und
den Mangel glänzender Appretur vom Merino (s. d.) unterscheiden.
England und in Deutschland besonders Crimmitschau und Gera
produzieren Tibet.
das größte Hochland
der Erde, in Centralasien, erstreckt sich zwischen 79 und 102° östl. L. und 28 und 36°
nördl. Br., umfaßt somit etwa 2 Mill. qkm, unter Einrechnung des Gebietes des Kuku-nor. Im S. bildet
der Himalaja, im W. die Gegend des Zusammentreffens des Kara-korum und Kuen-lun, im O. die Bergzüge der chines. Provinz Sze-tschwan
die Grenze. Im SO. ist sie unsicher, verläuft aber ungefähr unter 30° nördl.
Br. quer über die Flußthäler des Saluen, Me-kong und Jang-tse-kiang. (S. Karte: Innerasien, beim
Artikel Asien.) Im N. nahm man gewöhnlich den Kuen-lun als Grenze an, durch neuere Reisen wurde aber festgestellt, daß dieses
Gebirge sich mit zahlreichen Parallelketten nach Tibet hinein erstreckt und dieses Hochland so vollständig durchdringt,
daß Tibet und der Kuen-lun unzertrennlich sind. Tibet ist daher als ein gefaltetes Gebirgsland aufzufassen,
dessen einzelne Höhenrippen in ostsüdöstl.
Richtung verlaufen und zwischen sich gewaltige Hochmulden tragen, die mit dem Schutt der Gebirgsketten erfüllt und von
Sand und Staub bedeckt sind. Durch diese Ausfüllung mit Verwitterungsprodukten der umliegenden Gebirge kommen die Hochebenen
zu stande, die etwa.3500–5000 m ü.d.M. liegen und im Westen des 90.° meist abflußlos oder mit salzigen
Seen bedeckt sind, im Osten von den Oberläufen chines. und hinterind. Flüsse durchzogen werden, während im äußersten Süden
der Indus nach WNW., der Brahmaputra (Sang-po) nach OSO. verlaufen.
Über diesen Ebenen und Seen, von denen der Tengri-nor 4630 m hoch liegt, erheben sich die Gebirgsketten
zu 6000–7500 m Höhe, also trotz ihrer gewaltigen absoluten Höhe nicht mehr allzu hoch über dem Hochlande. Die größte
Gipfelhöhe enthält das Dupleixgebirge. Näheres s. Kuen-lun. Im S. trennt das eigentümliche 7500 m hohe Tana-la-Gebirge,
ein in südsüdwestl. Richtung gegen Lhassa ziehender Hochrücken, das westliche abflußlose Tibet von dem
östlichen; dieses Gebirge trägt die Quellen der drei großen Ströme Hinterindiens.
Nordöstlich davon entspringt der Hoang-ho aus zwei Quellseen. Wahrscheinlich bestehen alle Gebirge T.s aus krystallinischen,
archäischen Schiefern, Silur und Devon; jüngere Ablagerungen scheinen zu fehlen. Das Klima wird bedingt durch die Höhenlage
und den Mangel an Niederschlägen. Es ist daher trocknes Höhenklima mit tiefen Winter-, ziemlich hohen
Sommertemperaturen und großen Schwankungen zwischen der Tages- und Nachttemperatur. Am schroffsten ist der Wechsel im Frühling
und Sommer, mit Stürmen, Bewölkung und plötzlicher Abkühlung, am angenehmsten ist der Herbst; die Eisdecke des Kuku-nor schmilzt
im April.
Heftige Nord- und Nordweststürme erfüllen die Luft mit Staub, brechen aber um Sonnenuntergang ab; meist wehen sie im Winter
und Frühling. Die Niederschlagsmenge beträgt kaum 200 mm im Jahr, daher der Wassermangel, so daß die Wasserläufe den Schutt
der Gebirge nicht abzuführen vermögen. Nur Ost- und Südosttibet erhält mehr Regen. Der Winter ist schneearm,
die Schneelinie rückt im Sommer bis über 5000 m, im Norden des Kara-korum bis 5670 m, im Marco-Polo-Gebirge bis 4900 m empor,
so daß Pässe von 5000 m oft schneefrei sind. Im ganzen steigt sie nach Osten aufwärts. – Die Vegetation beschränkt sich
in den baumlosen Wüstensteppen auf Gräser, Dornsträucher, salzliebende Gewächse, Allium, Chenopodium,
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Astragalus, Artemisien, verkümmerte Nadelhölzer; an Sümpfen kommen Schilf, Ried, Nesseln, Wermut, Potentillen vor; doch sind
die Ebenen häufig nur von Kies, Geröll und Sand, im Südosten auch von Löß erfüllt. In den Gebirgen unter 3300 m stellen
sich Weiden, Tamarisken, Pappeln ein, über 3300-3900 m lebt eine hochalpine Staudenflora, und im Osten ruft
der größere Wasserreichtum frischere Vegetation hervor. Frischgrüne Weiden und weinumrankte Pappeln stehen in den Flußthälern,
im Sommer sprießen zahlreiche Blumen, aber dürre Wüsten treten dazwischen sogleich auf, wenn Wasser fehlt. In Osttibet findet
sich Wald aus Birken, Wacholder, Pappeln, Espen oder Pinus obovata Ant.-
Von Tieren leben auf den Wüstensteppen der Yack in Herden bis zu 1000 Stück, die Antilopen Procapra und
Pantholops, die Saiga-Antilope, das Moschustier, Nager und Maulwürfe, das weißbrüstige Felsschaf Argali, der Pfeifhase,
Murmeltiere, Wühlmäuse, Hamster, der tibetan. Wolf und der Bär Ursus lagomyiarius, endlich der Wildesel Kulan (Asinus kiang).
Der Reichtum an Tieren grenzt an grasigen, bewässerten Stellen ans Fabelhafte. Einheimische wie Zugvögel
sind häufig, besonders Geier, Raben, Schneefinken, der Star Podoces, an den Sümpfen Reiher, Kraniche, Steinhühner, Schnepfen
und Raubvögel.
Die Bewohner sind im Norden Nomaden, im Süden und Osten seßhaft, im ganzen ein Halbkulturvolk mongol. Rasse (s.
Tafel: Asiatische Völkertypen,
Fig. 8, beim Artikel Asien). Die nördlichen sind dunkler, die südlichen
heller. Eine Mittelstellung nehmen die Tanguten des Nordens zwischen Tibetanern und Mongolen ein, ein in Zeltlagern lebendes
Nomadenvolk. Im Süden sind die, aus Bruchsteinen erbauten, festungsartig gestalteten, düstern Häuser zu Ansiedelungen vereinigt.
Die Volksdichte ist gering, im Süden und Osten 10-25 pro Quadratkilometer, im Norden (Zajdam) 1-10 pro
Quadratkilometer; der Nordwesten, die Mitte sowie Teile des Nordens sind fast menschenleer. (S. auch Indische Ethnographie,
Bd. 17.) über die Religionen von s. Buddhismus (Bd.
17).
Politisch zerfällt das Hochland in drei Teile;
der äußerste westl. Zipfel ist britisch (Ladach, s. d.),
mit Leh als Hauptort;
der Osten gehört der chines. Provinz Sze-tschwan an, mit Batang als Hauptort;
der ganze Rest ist ein chines.
Nebenland mit 1 912000 qkm und 1 165000 E., Hauptort ist Lhassa (s. d.).
Ackerbau ist nur möglich im Brahmaputragebiet, in
den Thälern der östl. Flüsse und im Zajdam. Ausgeführt werden Wollwaren, Filz, Metallwaren, Gold, Edelsteine,
Moschus, Pelze, Hirschhorn; eingeführt Thee, meist Ziegelthee aus Han-tou und Sze-tschwan, Tabak, seidene Tücher. Ein chines.
Resident sitzt in Lhassa, Garnisonen liegen in den größern Orten. Der Westen des Landes heißt Khor oder Ngari, der Osten
Minjak; den Süden, Bodjul, nehmen die Landschaften Tsang, Wei oder Ü und Kham ein. Den Nordwesten bezeichnet
man als Katschi, den Norden als Zajdam (Tsaidam) und Kuku-nor.
Die Erforschung T.s und des Kuen-lun gehört ausschließlich der Neuzeit an. Theoretisch erfaßte den Charakter des Gebietes
zuerst Humboldt auf Grund chines. Quellen, vollständiger dann F. von Richthofen. 1856 überschritten die
Brüder Schlagintweit zuerst den westl. Kuen-lun, der seitdem besonders von Engländern und Russen ausgiebig durchforscht wurde;
unter ihnen ragen hervor Hayward (1868-70), die
beiden Expeditionen von Forsyth (1870 und 1873-74), bei deren zweiter der
Deutsche Stoliczka eine mustergültige geolog.
Durchforschung des Gebirges ausführte; ferner Grombtschewski (1888-90) und Bogdanowitsch (1889). Die Entschleierung
der Kettenzüge des mittlern Kuen-lun ist in erster Linie das Lebenswerk Prschewalskijs (1870-85). Neben ihm sind dann ferner
noch zu nennen: der Pandit A-K- (Kischen-Singh, 1879-82), Carey und Dalgleish (1885-87), Rockhill (1889), Bonvalot und Henri
von Orleans (1889-90) und besonders die Expeditionen von Graf Széchenyi (1879-80), wobei Bogdanowitsch die
nordwestlichen, von Loczy die nordöstl.
Teile des mittlern Nordrandes geologisch untersuchten. Die Erforschung der östl. Teile ist das Verdienst F. von Richthofens
(1869-72), sowie von Obrutschew (1892-93) und Sven Hedin (1894-95). In neuester Zeit näherten sich die Expeditionen von
Bonvalot und dem Prinzen Henri von Orléans, Rockhill (1891-92), Miß Taylor (1892-93), Bower (1891-93), Dutreuil
de Rhins und Grenard (1891-94) und Littledale (1894-95), schließlich bis auf nur zwei Tagemärsche Lhassa. Den äußersten
Südosten T.'s, die Gebirge zwischen Mekong, Irawadi-Quellen und Assam, erforschten 1895 Prinz Henri von Orléans und Roux.
Geschichte. Als die Wiege des Tibetischen Reichs wird die Gegend am Ja-lung-kiang in der jetzigen Provinz
Sze-tschwan betrachtet. Dort saßen um 1240 v. Chr. die von den Chinesen K'iang oder Ti-K'iang genannten Stämme, welche um 1049 als
Bundesgenossen des Kaiserhauses Tschou auftraten und 626 v. Chr. dem Fürsten von Tsin halfen, den von Thsin in Ho-nan zu besiegen.
Die einheimische Geschichte der Tibeter oder Bod leitet ihre Könige von den ind. Sakja ab, denen der
gleichnamige Buddha angehörte. Um die Mitte des 1. Jahrh. v. Chr. beginnt nach der Königsliste von Ladach mit Buddha-sri oder
Nja-Khri-Tsan-po die Reihe der Könige von Jar-Lung.
Unter dem chines. Kaiserhause der Han wurden die Tibeter 162 und 115 n. Chr. in Schen-si besiegt,
ebenso 225 bei Ja-tschou durch den kaiserl. Feldherrn Tschu-ko-liang. Erst unter dem 25. Könige Hla-Tho-Tho-Ri breitete sich
um 463 die Buddhalehre aus. Der Sitz der Könige war schon auf dem Mar-pho-ri (dem «roten
Berge») bei Lhassa. Unter dem 29. Könige Nam-Ri-Srong-Tsan (578-629) erstreckte sich das Reich bis an
die Grenze von Indien. Die damals mächtigen Thusan der chines. Geschichtschreiber waren ein den Tibetern
verwandter Stamm.
Seit dem 7. Jahrh. dehnte sich das Reich über Baltistan aus. Auch im Tarimbecken suchten die Tibeter festen Fuß zu fassen,
wo sie indessen Ende des 7. Jahrh. mit den Chinesen in Kriege verwickelt wurden. Unter Khri-Tsong-de-tsan
(742-786), welcher in Samjas am Brahmaputra seinen Sitz hatte, erstreckte sich die tibet. Herrschaft bis an die Grenzen des
Chalifenreichs. Unter Ral-Pa-Tschan wurden Gelehrte aus Indien berufen, ind. Maß und Gewicht eingeführt und die großen Werke
Kandschur und Tandschur begonnen. Später zerfiel in mehrere kleinere Reiche, von denen Ngari und Ladach
bald voneinander getrennt, bald vereint waren, während im O. die Nan-tschao von Jün-nan aus vordrangen und im NO. das Reich
der wohl teilweise verwandten Tanguten bestand. Um 1125 unterwarfen sich die Tibeter dem Kaiser von China, wurden aber bald
von den Altan-Chanen besiegt, die ihrerseits später der Macht der Mongolen