Pisas und damit unter seine eigene Herrschaft zu bringen. Allein die Lucchesen befreiten Castruccio Castracane und
erhoben ihn nach der Besiegung der Florentiner bei Altopascio 1325 zum Diktator der Stadt. Er eroberte nun Pistoja und herrschte
vorübergehend auch über Pisa. Ludwigs des Bayern Hauptstütze bei dessen Römerzug (1327), wurde er von
diesem zum erblichen Herzog von Lucca und Senator von Rom erhoben. Als er bald darauf, 3. Sept. 1328 starb, brach die Herrschaft
seiner Familie zusammen, und seine noch unmündigen Kinder fanden ein gewaltsames Ende.
Ein Zweig der Familie besteht noch in Urbino; diesem gehört der von Gregor ⅩⅥ. zum Kardinal ernannte
Castruccio Castracane an, der 1852 starb. –
Vgl. über Castruccio Castracane außer Machiavellis histor.
Roman (Bd. 3 der «Opere varie», Flor. 1532 u. ö.)
die Lebensbeschreibungen von Nicolas Tegrimi (bei Muratori, «Rerum Italicarum
Scriptores», Ⅺ, Mail. 1723 fg.) und von Aldus Manutius d. J. (Rom 1590); ferner Wieland, Dissertatio de
Castruccio Castracane (Lpz. 1779); Dreux du Radier, Vie de Castruccio Castracane (Par.
1753),
sowie Mazzarosa, Storia di Lucca (Lucca 1883) und Tommasi, Sommario della storia di Lucca (Flor.
1847).
Dichterisch behandelte Castruccio Castracane die Witwe Shelleys in dem Roman «Valperga» (1823).
dolōris (lat., d. h. Trauerbühne; frz. Chapelle ardente), die zu Ehren einer fürstl.
oder andern vornehmen Person veranstaltete Aufstellung eines Katafalks (s. d.) in einem Zimmer oder in einer Kirche. Der Raum
wird schwarz ausgeschlagen, passend, namentlich mit Wappen, geziert und durch Kerzen erleuchtet. Auf dem Katafalk steht der
in der Regel leere Sarkophag. Die Zeichen, die Würde und Rang des Toten andeuten, wie Reichs- oder fürstl.
Insignien, Orden, Degen, Epauletten u. s. w., werden auf den Sarg oder auf Taburetts gelegt. Rings um den Katafalk stehen hohe Armleuchter.
In früherer Zeit bedeckten ihn oft ganze architektonische Aufbaue, jetzt ein Thronhimmel, an dessen vier Pfeilern je ein
Trauermarschall steht.
slaw. Kastav, Stadt in der österr.
Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Volosca in Istrien, am Karst, 377 m
über der Bucht von Fiume,inmitten zahlreicher kleiner Weiler gelegen, hat (1890) 603, als Gemeinde 16476 kroat.
E., Post,
Wein-, Öl- und Kastanienbau. Castua war einst die Hauptstadt Liburniens und ist noch jetzt
mit Mauern und Türmen umgeben.
Bezirksstadt in der span. Provinz Badajoz (Estremadura), an der Eisenbahnlinie Ciudad Real-Badajoz, hat (1887) 7133 E.,
Post, Telegraph, Weinbau, Schafzucht und Fruchthandel.
Stadt im röm. Spanien, in der Provinz Hispania ulterior (Baetica), an einem Nebenflusse des Guadalquivir,
an der Stelle des heutigen Cazlona. Erst bei der Neuordnung Spaniens durch
Augustus ward die Stadt der Provincia
Tarraconensis zugewiesen. Castulo war schon zur Zeit der Karthager der Hauptort in jener Gegend, was die Stadt wohl
namentlich den in ihrer Nähe gelegenen Silbergruben verdankte. In ihrer Nähe wurden 212 v. Chr. die Scipionen geschlagen.
In der letzten Zeit der Republik oder der ersten Kaiserzeit erhielt die Stadt das Lateinische Recht. ^[]
(lat.), bei den Römern die Faustbewehrung der Faustkämpfer. Er bestand anfangs nur in einfachen Riemen, die
um die Faust gewunden wurden.
Später nahm man zu den Gewinden scharfe Riemen von ungegerbten Häuten und
flocht eiserne Buckel, bleierne Kugeln u. dgl. hinein. (S. Faustkampf.)
Rumph., einzige Pflanzengattung der Familie der Casuarinaceen (s. d.). Es sind Bäume
oder Sträucher mit blattlosen Zweigen. An Stelle der Blätter stehen quirlständige Schuppen, gewöhnlich zu einer Scheide verwachsen,
fast wie bei den Equisetaceen (s. d.). Die Blüten der Casuarina-Arten sind eingeschlechtig, die männlichen stehen in meist
cylindrischen Ähren und besitzen je ein Staubgefäß und eine rudimentäre Blütenhülle; die weiblichen bilden ebenfalls
eine Ähre oder einen rundlichen Zapfen, besitzen gar keine Hülle und einen sehr kleinen einfächerigen Fruchtknoten.
Man kennt gegen 30 Arten dieser Gattung, meist in Australien heimisch. Das Holz besitzt eine außerordentliche Härte und Dauerhaftigkeit.
Von einigen Arten, z. B. von Casuarina equisetifolia Forst.
(s. Tafel: Amentaceen,
Fig. 4, a männlicher Blütenstand, b männlicher Blütenquirl, c weiblicher Blütenstand,
d weibliche Einzelblüte vergrößert, e Zapfen, f Samen in natürlicher Größe und vergrößert, g Zweigstück) auf den Südsee-Inseln
und den Inseln des Malaiischen Archipels, kommt das Holz als Eisenholz in den Handel und wird zu Werkzeugen, auch in der Tischlerei
verwendet; die Eingeborenen fertigen daraus Streitkolben und andere Waffen.
(lat., «Häuschen») oder Planeta, auch ^[Abb. Fig. 1.] Pänula, Meßgewand,
ursprünglich ein den Priester vollständig einschließendes Obergewand, ohne Öffnungen an den Seiten. Im 12. Jahrh.
wurden dann die Caseln an beiden Seiten etwas ausge-
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
mehr
schnitten und endeten nach vorn und hinten in eine Spitze. Später wurde die alte schöne Form in die jetzt gebräuchliche
steife und vorn geschweift zugeschnittene verändert. Das Gewand ist auf der Vorderseite mit einem vertikalen Streifen, auf
der Rückseite (oft auch auf beiden Seiten) mit einem Kreuze, früher mit schief aufsteigenden Querbalken
belegt, das im Mittelalter häufig in prächtiger Stickerei ausgeführt wurde. Für die Casula wird meist Seide, Damast, Sammet
und in älterer Zeit wohl auch orient.
Gold- und Seidengewebe verwendet. Die Farbe ist nach den einzelnen Festen verschieden: weiß, rot, grün und violett; schwarze
Meßgewänder werden nur am Karfreitag, bei Totenmessen für erwachsene Personen getragen. Als ein Kultkleid
erwähnt die Casula schon das Konzil von Toledo 633; anfänglich wurde sie auch von Diakonen und selbst von Akoluthen getragen,
auch diente sie nicht allein bei der Messe, sondern auch bei andern Kulthandlungen. In der prot. Kirche wurde die Meßkleidung
zur Zeit der Reformation an den meisten Orten abgeschafft; nur auf luth.
Gebiete, z. B. in Sachsen und Brandenburg, blieben vereinzelt die Casula und Albe (s. d.) bis an das Ende des 18. Jahrh.,
allerdings in veränderter Gestalt, in Gebrauch. Von den beistehenden Abbildungen zeigt
Fig. 1 eine
glockenförmige aus arab. Goldstoff,
Fig. 2 eine
mit der Casula bekleidete Bischofsgestalt aus got. Zeit. –
Vgl. Gräser, Die röm.-kath. Liturgie (2 Tle., Halle 1829);
Bock,
Geschichte der liturg.
Gewänder des Mittelalters, Bd. 2 (Bonn 1866).