ein
Faden,
[* 2] welcher durch Zusammendrehen mehrerer
Fäden (selten über acht; zwei-, drei- etc. drähtig) entstanden
ist und sich durch
Festigkeit,
[* 3]
Glätte, Rundung und
Härte auszeichnet. Die
Richtung des Zusammendrehens
ist in der
Regel jener beim
Spinnen
[* 4] entgegengesetzt, so daß die Windungen die
Lage linker Schraubengänge erhalten. Oft, z. B.
beim Nähzwirn, vereinigt man zuerst zwei
Fäden und dann wieder zwei oder drei solcher doppelter
Fäden, weil auf diese
Weise
ein schönerer und regelmäßigerer Zwirn entsteht als durch direktes Zusammendrehen von vier
oder sechs
Fäden.
In der
Praxis nennt man gezwirntesGarn nur solches, bei dem die
Fäden unter starker Drehung vereinigt sind, wie beim Nähzwirn;
wenn dagegen die
Fäden lose oder schlank gedreht sind, nennt man den
Faden dubliertes
Garn. Zum Zwirnen können die
Spindel und
das
Spinnrad benutzt werden; bei fabrikmäßigem Betrieb arbeitet man aber nur mit der Zwirnmaschine
(Zwirnmühle). Bei dieser (s. Figur) befinden sich die mit einfachen Garnfäden angefüllten
Spillen a im obern Teil A eines
Gestells B. Zwei oder mehrere solcher
Fäden gehen von ebenso vielen
Spulen gemeinschaftlich durch ein Drahtringelchen n
hinab, werden zwischen zwei oder drei
Walzen b mit gleichbleibender
Geschwindigkeit und in gleichem
Maß herausgezogen und gelangen
dann durch die Löcherschiene o auf eine der Zwirnspindeln c, von welcher sie zusammengedreht, und auf deren
Spule sie aufgewickelt
werden.
Diese
Spindeln erhalten ihre Drehung durch
Schnüre s von der Schnurwalze d und machen 2-4000
Umdrehungen
in der
Minute, während die
Spulen mit der Spulenbank u sich auf und ab bewegen. Wegen ihrer
Ähnlichkeit
[* 5] mit der Waterspinnmaschine
nennt man diese
Maschine
[* 6] Waterzwirnmaschine und benutzt in ähnlicher, etwas modifizierter Form auch die
Jenny- und Mulemaschine.
Leinen- und
Baumwollgarn wird bisweilen naß gezwirnt, damit sich die erweichten
Fäden leichter und dichter
zusammendrehen, und zu diesem
Zweck durch den Wassertrog e gezogen.
Der Zwirn heißt hohlsträngig, masseldrähtig gemasselt, wenn die
Fäden nicht gleichmäßig zusammengedreht sind.
Baumwollzwirn
dient hauptsächlich zum
Nähen,
Stricken und Sticken, ferner zu
Spitzen und
Bobbinet,
[* 7] in der
Weberei
[* 8] und Strumpfwirkerei. Der
Nähzwirn (Glanzzwirn) ist in der
Regel sechsfädig; doch kommt auch drei- und vierfädiger, direkt aus drei oder vier Garnfäden
zusammengedrehter und in neuerer Zeit selbst zweifädiger Zwirn in den
Handel.
Letzterer führt den
NamenEisengarn und ist mit
Stärke
[* 9] appretiert, um bei der Anwendung in der
Weberei als
Einschuß für seidene
Ketten durch den eignen
Glanz das Ansehen der halbseidenen
Stoffe zu erhalten.
LeinenerZwirn dient zum
Nähen und
Stricken, zur Verfertigung der Zwirnspitzen sowie in der
Weberei zu den
Litzen der Webergeschirre
etc. Er ist zwei- oder dreidrähtig (nur Litzenzwirn hat bis sechs
Fäden), wird aus Flachsgarn gefertigt, in
mittlern
Sorten auch aus Maschinengarn und
Werg, und kommt teils roh, teils gebleicht oder gefärbt in den
Handel. Nähzwirn
wird mit einer sehr verdünnten
Lösung von
Gummi,
Hausenblase und Pergamentleim appretiert. Hanfzwirn gleicht dem leinenen
Zwirn und findet hauptsächlich Anwendung, wo es auf
Festigkeit ankommt.
Kammgarne werden zwei-, drei- oder
vierfädig gezwirnt (immer trocken), ebenso die Strickgarne. Über Seidenzwirn s.
Seide.
[* 10]
(frz. fil, fil retor, engl. thread, twine,
doubled garn). Wird aus zwei oder mehr bereits fertigen Fäden durch Zusammendrehen ein neuer hergestellt, so erhält dieser
im allgemeinen den Namen Z. Je nach Anzahl der verwendeten Einzelfäden bezeichnet man die Z. als drei-, sechs-, achtdrähtig.
Gezwirne aus mehr als zehn bis zwölf Fäden heißen Kordeln. Eine Nummerierung der Z., auf denselben
Grundlagen beruhend wie bei Gespinsten, ist vielfach nicht üblich. Man schreibt zur Bezeichnung des Z. dann die Nummer des
zur Herstellung benutzten Garnes und die Fadenzahl an. Z. 60/4 ist vierdrähtig aus Garn Nr. 60 hergestellt.
- Die Bezeichnung „Z.“ für, aus mehreren Fäden bestehende Garne ist übrigens nicht in allen Fällen
streng durchgeführt. So wird selbst in den betreffenden Industriezweigen unter Z. nur ein mehrfädiges Garn mit starker
Drehung, wie er z. B. zum Nähen gebraucht wird, verstanden, während man Gezwirne mit schwachem
Draht als duplierte Garne aufführt.
Niemand verlangt Strick- oder Stickzwirn, sondern Strick- und Stickgarne, obgleich dieselben fast stets
Gezwirne sind. Je nach dem Materiale unterscheidet man, Baumwoll-, Leinen-, Hanf-, Jutezwirn, Wollen- und Seidenzwirn. Die zum
Zwirnen benutzten Garne sind gegenwärtig in der Regel Maschinengarne. Eine
Ausnahme bilden die feinsten, zu den zartesten
Spitzen verwendeten Leinengarne, welche mit der Hand gesponnen werden. Das Zwirnen selbst geschieht auf
Zwirnstühlen oder Zwirnmaschinen, die bei Handbetrieb 16 bis 32, bei Maschinenbetrieb wohl 100 bis 200 Spindeln besitzen.
Die Zwirnmaschinen sind meist nach Art der Watermaschine gebaut, besitzen aber kein Streckwerk; auch auf Mulemaschinen kann
gezwirnt werden. (Näh. ü. d. M. siehe Art. Baumwollgarne). Bezüglich der Herstellung der Z. sei noch
erwähnt, daß, waren die Einzelfäden im Sinne eines rechten Schraubenganges zusammengedreht, das Zwirnen im Sinne eines
linken Schraubenganges erfolgt und umgekehrt. Man erhält dadurch ein glatteres rundes Garn. Bei Nähzwirnen verfährt man
häufig noch anders. Je zwei der rechtsgewundenen Fäden werden zuerst durch Linksdraht zu Fäden vereinigt, zwei bis
vier dieser Fäden bilden dann bei Rechtsdraht den Z. Die Z. kommen, roh, gebleicht, appretiert, einfarbig und meliert im
Handel vor und finden Verwendung zum Nähen, Stricken, Sticken, Zeichnen, als Kette zu mancherlei Webwaren, zu Wirkwaren (namentlich
Handschuhen und Strümpfen), zu Häkelarbeiten, zu Lampendochten etc. Nähzwirne fertigt
man aus Hanf-, Leinen- oder Baumwollgarn an. Die letzteren wurden in England zuerst in großen Massen fabriziert
und Deutschland bezog von dort sehr viel. Nach und nach hat sich die Einfuhr sehr vermindert, da auch in Deutschland
Zwirnereien entstanden sind. Eine Spezialität bildet der leinene Litzenzwirn zu den Litzen der Webeschäfte. Zwirnerei findet
sich überall in Verbindung mit Spinnerei. - Zoll: Näh- und Stickzwirn, baumwollener Nr. 2
c
5;.
leinener Nr. 22 c;
aus Rohseide, einschließlich des gefärbten, Nr. 30 d;
Mehrdrähtiges Strick- und Häkelgarn, dgl. Garn zum Verweben
etc., aus Baumwolle, Wolle und Seide gem. Tarif Nr. 2
c 2-4;.
Nr. 41
c 2. und 3, sowie Nr. 30 a und c. Zwei- und mehrdrähtiges
Leinengarn wird wie Nähzwirn nach Nr. 22 c und dergleichen Jutegarn, wie Bindfäden,
nach Nr. 22 e oder d verzollt.
Weberlitzen aus Baumwollengarn, Nr. 2
c 4;. aus anderem Gespinst, wie Nähzwirn.
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Anhang zu Merck's Warenlexikon,
III. Auflage, II. Abdruck.
Bemerkung. Die kursiv gedruckten Stichwörter, auf welche in den einzelnen Artikeln hingewiesen ist, wolle man im Anhang
nachsuchen, die aus gewöhnlicher Schrift (Antiqua) gedruckten dagegen im Hauptwerke.
im allgemeinen jeder Faden, der durch Zusammendrehen mehrerer Garnfäden gebildet ist; nach der Anzahl der vereinigten
Garnfäden heißt der Zwirn zwei-, drei-, vier-, sechsdrähtig u. s. w.; guter Nähzwirn
ist gewöhnlich dreidrähtig. Der Nähzwirn wird häufig mit arab. Gummi, Hausenblase u. dgl. appretiert. Die Zwirn kommen teils
roh, teils gewaschen, halb oder ganz gebleicht, weiß oder gefärbt (am häufigsten schwarz oder blau) in den Handel. Maschinenzwirn,
der zum Nähen mit der Nähmaschine
[* 12] benutzt wird, ist ein drei- bis sechsfädiger Baumwollzwirn mit starker Drehung und glatter
Appretur. Mit einem gleich dicken einfachen Garnfaden verglichen, besitzt der Zwirn größere
Glätte und Gleichmäßigkeit, Rundung und Festigkeit. Derselbe wird entweder in Strängen oder auf Rollen
[* 13] gewickelt zum Verkauf
gebracht. Die Nummer steigt wie beim Garn entsprechend der Feinheit. Als der beste Zwirn galt früher der englische, doch wird
jetzt auch von deutschen Fabriken ausgezeichneter Zwirn geliefert.
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