Melchior Anton, Bildhauer, geb. zu Münster (Westfalen), trat 1850 in
das Atelier des Bildhauers Imhof in Köln, wo er 1853 die 14 Leidensstationen in Hautrelief schuf, die Rauch veranlaßten,
den talentvollen jungen Mann in sein Atelier zu nehmen. So kam er 1854 nach Berlin, modellierte, bildete sich durch Selbststudium
in Sprachen und Wissenschaften aus und schuf für Friedrich Wilhelm IV. eine Bronzestatue des Großen Kurfürsten als zehnjährigen
Knaben. 1857 ging er nach Rom, trieb archäologische Studien und schuf die Statue eines römischen
Hirten, die ihn vermittelst eines dreijährigen Stipendiums in den Stand setzte, seinen Aufenthalt in Italien bis 1862 auszudehnen.
Dann gründete er in Berlin sein eignes Atelier in den Räumen, wo einst Rauch gearbeitet hatte. Unter den Werken, die damals
entstanden, sind zu nennen: eine Siegessäule zum Andenken an das Jahr 1866, 28 Porträtreliefs von Männern
der Wissenschaft in der Bibliothek des Rathauses zu Berlin und zwei Reliefs für das Denkmal auf Alsen. 1870-75 war er Professor
an der Kunstschule in Nürnberg und folgte dann einem Ruf an die Akademie in Leipzig. Eins seiner schönsten Werke ist die
bereits in Rom entworfene, später in Marmor ausgeführte Gruppe einer Caritas (im Besitz des Bankiers Oppenheim in Köln),
die infolge einer von ihm erlebten Scene eine edle römische Prinzessin darstellt, welche
ein ausgesetztes Knäblein genährt
hat, dessen lieblicher älterer Bruder neben ihr steht. Er ist Inhaber des preußischen Kronenordens vierter
Klasse.