Zug,
militärisch die Unterabteilung der Truppenkörper (Bataillon, Eskadron, Batterie), welche normalmäßig noch von einem taktisch gebildeten Führer, einem Offizier, befehligt wird.
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Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
militärisch die Unterabteilung der Truppenkörper (Bataillon, Eskadron, Batterie), welche normalmäßig noch von einem taktisch gebildeten Führer, einem Offizier, befehligt wird.
der kleinste Kanton der Schweiz, 239 qkm (4,3 QM.) groß, liegt fast in der Mitte des Landes, zwischen den Kantonen Zürich, Schwyz, Luzern und Aargau, und bildet ein Bindeglied zwischen Voralpen und Hochebene, indem die höhern Berge, wie der Roßberg (1582 m), Kaiserstock (1417 m), Morgarten (1236 m), Hochrohn (1232 m), sämtlich an der Schwyzer Grenze postiert, nach NW. durch Vorberge, den Zuger Berg (991 m), Gubel (ca. 1000 m) u. a., in die Ebene auslaufen. Hauptfluß ist die Lorze, die aus dem voralpinen Ägerisee sich Bahn bricht hinaus zum Zuger See (s. d.), welcher seinen Abfluß zur Reuß sendet, die, wie auf der Nordostgrenze die Sihl, den Kanton bloß streift.
Das Klima ist im größten Teil des Kantons so mild, daß Kastanien und selbst Feigen im Freien reifen. Die Bevölkerung betrug 1888: 23,123 Seelen, sämtlich deutschen Stammes und überwiegend katholischer Konfession (nur etwa 1400 Protestanten). Die Zuger gehören mit ihren Anschauungen, Gewohnheiten und Eigenschaften zum Volk der Urkantone, zeigen aber schon mehr Annäherung an die Nachbarn der Flachgebiete. Der Kanton gehört kirchlich zur Diözese Basel und besitzt 6 Klöster mit 326 Ordensgliedern und einem Vermögen von 1,5 Mill. Frank.
Das Ordenshaus der Lehrschwestern vom heiligen Kreuz in Menzingen (von 170 Schwestern bewohnt) hält eine Töchterpension, die auch Lehrerinnen ausbildet. Der Boden der Ebene ist überall kulturfähig und ergiebig. Auf das Ackerland entfallen 68,4 qkm, auf die Waldungen 44,6 qkm. Der Ackerbau liefert besonders Weizen, doch nicht ausreichend für den Bedarf, kaum hinreichend Flachs und Hanf, viele Kartoffeln. Weit bedeutender ist die Obstkultur, von deren Jahresertrag ein namhafter Teil (»Zuger Schnitze«) zur Ausfuhr kommt.
Der »Baarer Boden« ist ein wahrer Fruchtbaumwald; die stattlichen Nußbäume und die schönen Edelkastanien von Walchwyl sind eine Zierde des Landes. Die Rebenkultur (auf 70 Hektar) scheint eher ab- als zuzunehmen. Die Waldungen bestehen größtenteils aus Nadelholz und würden (im Verein mit Obstbaumholz und andern Brennstoffen) den Bedarf decken, wenn nicht noch massenhaft Holz ausgeführt würde. Auf den Alpen übersommern die schönen Rinder (insgesamt 10,432 Stück) der reinen Schwyzer Rasse.
Käse (vorherrschend fetter) und Butter sowie kondensierte Milch werden exportiert. Schweine sind sehr zahlreich; auch Fischerei, selbst auf Ausfuhr, findet statt. Es werden mehrere Lager von Sandstein und Tuff, in Ober-Ägeri auch von Torf ausgebeutet. Wie in Schwyz, hat sich vom Kanton Zürich her die Seidenweberei verbreitet, ist jedoch neuerdings im Rückgang begriffen. Die Baumwollindustrie ist Unternehmung eines Einheimischen, der längs der Lorze, von Unter-Ägeri bis Baar, eine Reihe von Spinnereien und mechanischen Webereien gegründet hat.
Diese Etablissements zählen über 116,000 Spindeln und beschäftigen etwa 1500 Arbeiter. Noch zu erwähnen sind die Papierfabriken in Baar und Cham und das Etablissement der Anglo-Swiss Condensed Milk Company in Cham. Ein namhafter Handelsplatz existiert nicht. In Zug besteht eine Exportgesellschaft für Zuger Kirschwasser. Die Schweizer Nordostbahnlinie Zürich-Luzern schneidet den Kanton und hat in Zug eine Kopfstation. Neben einer kantonalen Industrieschule besteht ein städtisches Gymnasium.
Die öffentlichen Bibliotheken zählen gegen 20,000 Bände. Zufolge der Verfassung vom welche und revidiert wurde, ist Zug aus der Reihe der Repräsentativkantone ausgeschieden und hat sich der reinen Demokratie angeschlossen. Über Gesetze, Staatsverträge und wichtigere Finanzdekrete findet eine Volksabstimmung statt, wenn unmittelbar nach der definitiven Schlußabstimmung im Kantonsrat ein Drittel sämtlicher Kantonsräte eine solche verlangt oder binnen 30 Tagen wenigstens 500 Votanten eine solche Abstimmung begehren.
Wenn 1000 Stimmberechtigte den Erlaß, die Aufhebung oder die Abänderung eines Gesetzes oder einer in die Kompetenz der gesetzgebenden Gewalt fallenden Schlußnahme verlangen, so ist der Kantonsrat verpflichtet, den Volksentscheid hierüber herbeizuführen, sofern er dem Gesuch nicht von selbst entsprechen will. Abberufung der verfassungsmäßigen Behörden besteht nicht. Die Legislative übt der Kantonsrat, welcher auf 3 Jahre vom Volke gewählt wird, je 1 Mitglied auf 400 Seelen, wozu noch 15 direkt durch die Gesamtheit des Volkes gewählte Mitglieder kommen.
Die Exekutive handhabt der Regierungsrat, eine Behörde von 7 Mitgliedern, jeweilig gleichzeitig mit der Integralerneuerung des Kantonsrats durch das Volk gewählt. Ein Obergericht von 7 Mitgliedern wird durch den Kantonsrat auf 6 Jahre ernannt. Eine Bezirkseinteilung besteht nicht. Jede Gemeinde hat ihren Gemeinderat und ihren Friedensrichter. Ein Kantonsgericht entscheidet über gewisse Zivilstreitigkeiten sowie als Strafgericht. Die Staatsrechnung
für 1887 weist an Einnahmen 285,655 Frank (darunter Steuern und Abgaben 163,000 Fr.), an Ausgaben 275,067 Fr., also eine Mehreinnahme von 10,588 Fr., auf. Ende 1887 betrug das Staatsvermögen netto 392,495 Fr.
Die gleichnamige Hauptstadt, am Fuß des fruchtbaren Zuger Bergs und an der Bahnlinie Zürich-Luzern gelegen, von Wein- und Obstpflanzungen und Wiesen umgeben, hat 6 Kirchen (darunter die außerhalb der Stadt gelegene Kirche St. Michael, die Kirche St. Oswald mit phantastisch dekoriertem Portal), ein Kapuziner- und ein Franziskanerkloster, ein schönes Kantonsspital, ein Zeughaus mit geschichtlich merkwürdigen Waffenstücken, Baumwollweberei, Metallwaren- und Tabaksfabrikation und (1888) 5160 Einw. Die Stadt, auf dem Delta der Lorze und kleinerer Bäche gelegen, hat durch wiederholte Ufereinstürze einen traurigen Ruf erlangt. Am versank die »niedere Gasse« der Altstadt, mit 26 Häusern; etwa 60 Personen verloren dabei das Leben. In wiederholten Versenkungen stürzte eine Fläche von mehr als 9000 qm ein mit über 20 Gebäuden der »Vorstadt«, und 11 Personen verunglückten dabei.
Als primäre Ursache des Unglücks ergab die Untersuchung das Vorhandensein einer ausgedehnten, mächtigen Lage weichen Schlammsandes unter jüngerm, festerm aufgelagerten Boden von bloß wenigen Metern Mächtigkeit. Der Schade wurde amtlich auf ca. 718,000 Fr. geschätzt; die Liebesgaben betrugen 690,752 Fr., wovon 616,000 zur Verteilung gelangten, der Rest als Beitrag zu den kostspieligen Sanierungsarbeiten diente (vgl. den amtlichen Bericht: »Die Katastrophe von Zug«, Zürich 1888). Nordöstlich, am Menzinger Berg, liegt die besuchte Kaltwasserheilanstalt Schönbrunn (698 m).
Geschichte. Die Stadt Zug, aus einem Hof der Grafen von Kyburg entstanden, kam 1272 durch Kauf an die Habsburger, welche auch grundherrliche Rechte in Ägeri, Baar und Menzikon sowie die Vogtei über die vier Orte besaßen. Alle diese Rechte und Besitzungen machten das »Amt« Zug aus; im Gegensatz zur Stadt hießen die drei Dorfgemeinden das »äußere« Amt. Als 1351 Krieg zwischen Österreich und den Eidgenossen ausbrach, nahmen letztere nach 18tägiger Belagerung die Stadt ein und schlossen mit ihr und dem Amt ein ewiges Bündnis.
Zwar mußte Zug wie Glarus infolge des Regensburger Friedens 1355 der Herrschaft wieder huldigen, aber 1364 besetzten es die Schwyzer aufs neue, und durch den Sempacher Krieg wurde seine Unabhängigkeit festgestellt. Da der Bund nicht bloß mit der Stadt, sondern auch mit den drei Dorfgemeinden geschlossen worden war, die ihre Gleichberechtigung eifersüchtig wahrten, so zählte der eidgenössische Ort Zug nicht zu den »Städten«, sondern zu den »Ländern« und besaß auch eine völlig demokratische Verfassung mit Landsgemeinde.
Das übrige Gebiet des jetzigen Kantons (Walchwyl, Cham etc.) war dagegen ein erworbenes Unterthanenland der Stadt. Zug schloß sich stets aufs engste den Waldstätten an, nahm teil an ihren Kämpfen gegen die Reformierten sowie an ihrem Söldnergewerbe und wurde 1798 mit ihnen zu dem helvetischen Kanton Waldstätten verschmolzen. Die Mediationsakte gab ihm 1803 seine Selbständigkeit wieder; 1846-1847 nahm es teil am Sonderbund, kapitulierte aber schon 21. Nov. vor den entscheidenden Kämpfen, worauf es 1848 seine Landsgemeinde mit einer Repräsentativverfassung vertauschte. Durch die Verfassungsrevision vom wurde das Veto und die Initiative eingeführt. Seit 1870 wieder von den Ultramontanen regiert, verhielt es sich fast ausnahmslos ablehnend gegen die Bundesgesetzgebung.
Vgl. Stadlin, Die Geschichte des Kantons Zug (Luzern 1819-24, 4 Tle.);
Renaud, Beitrag zur Staats- und Rechtsgeschichte des Kantons Zug (Pforzh. 1847).
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
(Kt. Schwyz, Bez. March, Gem. Galgenen).
587 m. 4 Häuser auf einem Bergrücken;
1,2 km sw. von Siebnen, ein wenig unterhalb dieser Ortschaft, nicht weit von der Wäggithaler Aa;
ein alter Saumweg führt von da ins Wäggithal. 27 kathol. Ew. Kirchgemeinde Galgenen.
Obst- und Wiesenbau.
Viehzucht.
(Kanton).
Der Kanton Zug ist der offiziellen Reihenfolge nach der achte, nach der Bevölkerung der zweitletzte und nach der Grösse der letzte Kanton der Schweiz;
er ist im Jahre 1352 derselben beigetreten.
Er liegt in der Mitte der Schweiz, ohne indes der eigentlichen Zentralschweiz zugerechnet zu werden.
Der Kanton liegt zwischen 6° 4' 30" und 6° 22' 2" OL. und 46° 58' und 47° 10' nördl. Breite.
Seine Gesamtbodenfläche beträgt 239,3 km2.
Der Kanton Zug grenzt an die Kantone Schwyz, Zürich, Aargau und Luzern. Die Grenzlinie zieht sich von St. Adrian am Zugersee in östlicher Richtung bergwärts bis zur Hagegg, dann südlich bei dem schwyz.
Gnippen (1563 m), bekannt durch den Bergsturz vom 2. IX. 1806, vorbei zum Wildspitz (1583 m), Triangulationspunkt und zugleich höchster Punkt des Kantons;
von da läuft die Grenzlinie, dem Kamme des Rossberges folgend, zum Kaiserstock (1429 m), fällt dann ab zum südlichen Teil des Aegerithales, welches sie - kaum 500 m vom See entfernt - durchquert, um dann über die Höhen des
Politische und Industrielle Karte des Kantons Zug
Lief. 274.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 6° 10’ O;
47° 10’ N;
1:140000]
Hauptsächlichste Industrien:
T Textilindustrie
P Papierfabrikation
M Metallindustrie
↗ Holzindustrie
K Kirschfabrikation
⌂ Ziegelei
⑃ Elektrische Anlagen
Einwohner per Km2
░ 1-25
░ 25-50
▒ 50-75
▓ 75-100
░ 100-150
░ 300-400
▒ 400-500
▓ über 500
Mce. Borel & Cie. – Neuchâtel
Attinger sc.
POLITISCHE UND INDUSTRIELLE KARTE DES KANTONS ZUG
Morgarten (1057 m) das sumpfige Aegeriried zu erreichen, von wo an sie dem kleinen Flüsschen Biber bis zur Gutschsäge folgt; dann wendet sich die Grenzlinie nördlich, erreicht den Dreiländerstein (1191 m) auf der Hohen Rone, wo die Marchen von Zug, Schwyz und Zürich zusammentreffen. Die Marchlinie, zuerst westlich, dann nördlich bis zur Sihl hinab, wendet sich dann, dem Flusslaufe folgend, westlich bis zur Sihlbrugg bei Hirzel, dann in ziemlich gerader Richtung westlich verlaufend bis in die Nähe von Frauenthal, von wo ab die Lorze den Grenzfluss zwischen den Kantonen Zug und Zürich bildet. Von ihrer Einmündung in die Reuss an scheidet diese bis in die Nähe des luz. Honau die Kantone Zug und Aargau. Von Honau an führt die Grenzmarche zuerst südlich, dann östlich, wieder südlich und abermal östlich, zwischen Zug und Luzern bei Böschenrot an den Zugersee.
Auf diesem Gewässer sind die Grenzen wie folgt vereinbart: Von St. Adrian an in gerader Richtung gegen das die Grenzen von Schwyz und Luzern markierende Tiefthal am Kiemen;
etwas mehr als 1 km von genanntem Punkte entfernt, wendet sich die Grenzlinie in einem Bogen, welcher die Halbinsel Kiemen in einer Entfernung von 500 m umkreist, bis zu Punkt 286 der topog.
Karte, von wo aus eine Gerade von 1½ km Länge an das luz. Ufer bei Böschenrot führt. Südlich von Tiefthal bis St. Adrian ist der Kanton Schwyz, von Tiefthal bis Böschenrot - um den Kiemen herum - der Kanton Luzern und auf dem östlich, nördlich und westlich der erwähnten Linie liegenden Seegebiete der Kanton Zug Eigentümer des Zugersees. Der im Gebiete des Kantons Zug gelegene Teil des Sees misst 26,30 km2, auf Schwyz und Luzern fallen 11,95 km2. Die natürlichen Grenzen des Kant. Zug haben eine Länge: bei der Reuss 12,5 km, bei der Sihl 9-10 km, bei der Biber 5 km, bei der Lorze 3 km und beim Rufibach 2,5 km.
Der Kanton Zug gehört zum Teil dem schweiz. Mittellande, zum Teil der Voralpenregion an. Denkt man sich von St. Adrian an eine dem Zugersee entlang über Zug und dann ö. Baar an die Sihlbrugg bei Hirzel führende Linie, so begrenzt sie westlich das zum Mittellande gehörende Gelände, während das östlich sich anschliessende zum Berglande der Voralpen gehört. Die Gemeinden Cham, Hünenberg, Risch und Steinhausen gehören ganz, Zug und Baar zum grössern Teil dem erstern, beide Aegeri, Menzingen, Neuheim und Walchwil ganz der letztern an.
Die Reussebene, die sich von Hünenberg bis zum Einfluss der Lorze in die Reuss erstreckt, ist über 6 km lang und durchschnittlich, 1-2 km breit, grossenteils fruchtbares Wies- und Acker- teilweise auch ertragreiches Streueland. Grössere Ebenen (etwa 4 km lang und 1,5-3 km breit) sind die Zuger-Allmend und der Baarerboden; beide sehr fruchtbar und besonders im nördlichen und mittlern Teil mit zahllosen Obstbäumen besetzt. Neben diesen grossen finden sich noch mehrere kleinere Ebenen in der Thalgegend; im Berglande ist besonders zu erwähnen die ausgedehnte Ebene auf dem Zugerberge (Geissboden und Walchwilerallmend). Von den Niederungen der Reuss (tiefst. Punkt 392 m) hebt sich das Gelände ostwärts und erscheint als Hügelland (höchste Erhebungen in Cham-Hünenberg 493, in Steinhausen 524, in Baar 619 m, Baarburg 687 m). Die Hügelregion weist auf: fruchtbare Wiesen, zahlreiche Obstbäume,
grosse, schöne Waldungen und stattliche Bauerngehöfte.
Das Bergland zerfällt in einen östlichen (höchste Erhebung: Hohe Rone 1235 m) und in einen südlichen Teil (mit Rossberg 1583 und Kaiserstock 1428 m als höchste Punkte). Zwischen diesen beiden Höhenzügen liegt das einzige Thal des Kantons, das windgeschützte Aegerithal mit dem den Charakter eines Alpsees tragenden Aegerisee. Durch die Einsattelung an der Schornen (780 m) hängen die beiden Höhenzüge zusammen, während sie sich zwischen Allenwinden und Schönbrunn zur Thalebene abdachen.
Bei Allenwinden ist der westliche Ausläufer des Höhenzuges, nämlich der Zugerberg in beinahe gerader Richtung von S. nach N. Grösste Erhebungen: der Grossmattstollen (1169 m), Kleinstollen (1097 m), Hünggi (1043 m) und Hochwacht (992 m), beide letztern vielbesuchte Aussichtspunkte. Der nö. Teil des Berglandes, zwischen dem Höhenzuge, der von Gubel (912 m) gegen Hohe Rone sich hinzieht, und der Sihl gelegen, wird von Kuppen und sanft gerundeten Hügeln, zwischen denen kleinere Ebenen und Thälchen liegen, gebildet.
Die letztgenannten Formationen verleihen der Gegend einen eigenartigen landschaftlichen Schmuck. Aehnlich wie beim Zugerberg, ist die nördliche Abdachung des Höhenzuges (höchste Punkte: Gottschalkenberg 1152, Mangeli 1127, Brusthöhe 1183, Knollen 1084 m) zuerst steil abfallend; sie senkt sich dann langsam über Menzingen-Neuheim gegen die Sihl hinab. Von Steinhausen (429 m) und mehr noch von Blickensdorf (449 m) an steigt das Gelände, bei letzterm Orte führt die Aberen (560 m), bereits teilweise auf dem Gebiete des Kts. Zürich, zur ersten südlichen Thalstufe des Albis.
Das Bergland weist weniger Fruchtbarkeit auf als die Thalgegend; es hat aber schöne Waldungen, Weiden, besonders in der nördlichen Abdachung und an geschützten Lagen mit zahlreichen Obstbäumen bestandene Wiesengründe.
[A. Weber.]
Der Kanton Zug liegt vollständig in Voralpen und Mittelland. Sein höchster Punkt liegt an seiner Südgrenze, es ist der Gipfel des Rossberges (1583 m); sein tiefster Punkt ist zugleich sein nördlichster, es ist der Zusammenfluss von Reuss und Lorze (390 m). Dementsprechend nehmen die Erhebungen successive von Süden nach Norden ab. Sie ordnen sich in der Hauptsache in zwei den Alpen parallele Züge. Der südliche und kürzere ist der bewaldete, breite Rücken des Rossbergs; er verläuft vom Thal des Zugersees bis zum Thal des
Aegerisees, kulminiert in den Gipfeln Gnippen (1563 m), Wildspitz (1583 m) und Kaiserstock (1428 m) und bezeichnet zugleich die Grenze gegen Schwyz. Der nördliche, längere und noch flachere Höhenzug zieht vom vielbesuchten Zugerberg nach dem Hohe Rone und gipfelt in den Punkten Hochwacht (992 m), Brusthöhe (1183 m), Belvedere (1213 m), am Gottschalkenberg, Hohe Rone (1236 m) mit Dreiländerstein (1191 m) und Wildspitz (1209 m). Ein breiter Querrücken verbindet dann noch Zugerberg mit Rossberg; er trennt das Aegerisee- vom Zugerseethal. Ein zweiter flacher Querrücken zieht vom Hohe Rone nach dem Morgarten (1245 m) und bildet die Wasserscheide zwischen Aegerisee und dem Thal der Biber.
Sozusagen der ganze Kanton gehört dem Flussgebiet der Lorze und damit dem der Reuss an. Die Lorze, dieser einzige Fluss des Zugerlandes, gehört aber dafür dem Kanton auch ganz an, von der Quelle bis zur Einmündung in die Reuss. Sie ist der Abfluss des lieblichen, forellenreichen, 83 m tiefen Aegerisees. Dieser empfangt sein Wasser hauptsächlich vom bewaldeten Nordabhang des Rossberges (Hüribach); vom Gottschalkenberg kommt der Schluenbach. Vom Aegerisee fliesst die Lorze zuerst durch die zum Teil enge Lorzeschlucht nach Norden; ihre Kraft wird hier von verschiedenen Elektrizitätswerken ausgebeutet.
Bei Baar tritt sie dann hinaus in die Ebene des Baarerbodens und erreicht den Zugersee zwischen Zug und Cham. Bei Cham, 1,5 km von ihrer Einmündung, verlässt sie den See wieder, um nach 9 km langem Laufe nördlich Maschwanden die Reuss zu erreichen, nachdem sie mehrere industrielle Etablissements getrieben und eine Insel gebildet hat, auf der sich das Kloster Frauenthal erhebt. Die Reuss selbst bildet ein Stück weit die Westgrenze des Kantons, Sihl und Biber bilden Teile der Ostgrenze; das Kantonsgebiet selbst betreten sie nicht. Im Gebiet der Sihl und der Lorze hat die Stadt Zürich zahlreiche Quellen zu ihrer Wasserversorgung gekauft.
Von den beiden Seen des Kantons Zug gehört der 7,2 km2 messende 83 m tiefe Aegerisee dem Kanton ganz an. Der viel grössere Zugersee liegt zu mehr als der Hälfte auf Zugergebiet. Er gehört zu den grossen queren Thalseen am Nordrande der Alpen; sein Spiegel (416,6) ist mehr als 300 m tiefer als der des Aegerisees (728 m), seine Tiefe mehr als doppelt so gross, nämlich 198 m (vergl. Artikel Zugersee und Aegerisee).
[Dr. E. Blumer.]
Der Kanton liegt ganz im schweizerischen Molasseland. Sein Felsuntergrund besteht daher aus den miozänen und oligozänen Schichten, die im allgemeinen die schweizerische Molasse zusammensetzen, aus Nagelfluh, Sandstein und Mergeln, untergeordnet dünnen Süsswasserkalkbänken. Zu diesen Molassegesteinen gesellen sich die jüngeren diluvialen Ablagerungen, die in Form von erratischen Blöcken, Moränen, Schottern zur Eiszeit entstanden sind. Die Molasse ist besonders gut entblösst an den Ufern des Zugersees, am Hohe Rone, am Rigi und Rossberg; das Diluvium ist namentlich stark entwickelt auf der Hochfläche von Menzingen, im Gebiet westlich Aegeri und zwischen Baar und Knonau und verhüllt in diesen Gegenden fast vollständig den anstehenden Molasseuntergrund. Die Molasse liegt im nördlichen Teil des Kantons noch ungestört horizontal; im Süden ist sie gefaltet. Die Grenze zwischen horizontaler und gefalteter Molasse verläuft ungefähr über Rothkreuz, Zug, Baar und Sihlbrugg.
Die horizontale Molasse gehört zur sog. obern Süsswassermolasse (Oehningerstufe, Sarmatien). Sie zeigt den gewohnten Wechsel von fossilarmen Sandsteinen und Mergeln und ist am besten aufgeschlossen in der Gegend von Hunenberg und Cham, sowie nordöstlich von Baar bis an die Kantonsgrenze. Der Mergel ist meist von gelber Farbe, der Sandstein grau bis gelblich, feinkörnig, von sehr verschiedener Festigkeit, manchmal leicht in Sand zerfallend, manchmal so kompakt, dass er als Baustein gebrochen werden kann.
Brüche finden sich oder fanden sich früher bei Hünenberg, Derschbach, Langrüti, Friesencham, zwischen Bohfeld und Guttern. Bei Friesencham sind im Sandstein Süsswasserschnecken gefunden worden. Als ganz vereinzelte Einlagerung ist bei Walterswil und nahezu in demselben Niveau an der Baarburg eine etwa 4-5 m mächtige Bank bunter Nagelfluh aufgeschlossen. Nicht viel häufiger sind dünne Süsswasserkalkbänke; es sind deren drei von je 30 cm Mächtigkeit übereinander an der Baarburg entblösst; die oberste ist reich an Fossilien (Helix, Clausilia, Planorben, Krebsscheren).
In der Zone der gefalteten Molasse finden sich in dieser Gegend zwei WSW-ONO streichende offene Antiklinalen. Nördlich Zug und südlich Cham fangen die Schichten der oberen Molasse an, langsam nach Süden anzusteigen; prachtvoll nimmt man die dadurch entstehende Isoklinallandschaft wahr auf der Bahnfahrt von Cham gegen Buonas.
Aber rasch stellen sich dann die Bänke steiler und unter der oberen Süsswassermolasse treten ältere, marine Schichten zutage, die nun die ganze Südhälfte des Kantons aufbauen (Helvetien, Burdigalien, Aquitanien). Sie beginnen bei Buonas mit einem etwa 10 m mächtigen, schon 70° N-fallenden Nagelfluhstreifen, der die Fortsetzung der petrefaktenreichen Zone am Rotsee bei Luzern darstellt. Darunter folgt das mehrere hundert Meter mächtige, mit 70°-85° nach N. fallende Schichtpaket der plattenförmigen Molasse, die von Luzern über Dierikon, Root, Meierskappel bis zum Schloss Buonas reicht und so heisst, weil sehr plattige, wohlgeschichtete blaugraue Sandsteine von grösster Festigkeit und feinem Korn sie zusammensetzen. Diese werden namentlich auf Luzernergebiet in zahlreichen Steinbrüchen abgebaut; ihre Festigkeit ist die Ursache der vorspringenden Landzunge
von Buonas. Oestlich des Zugersees ist die Zone unter Diluvium ganz verdeckt, abgesehen von kleinen Entblössungen am Zugerberg oberhalb Zug und bei Finstersee an der Sihl. Wie bei Luzern enthält sie auch im Kt. Zug individuenreiche, aber artenarme Muschelsandsteinbänke und Mergellagen; besonders häufig ist die Muschel Tapes heveticus. Südlich schliesst sich an die plattenförmige Molasse der Kern der nördlichen Antiklinale an; er zieht von Oberbuonas südlich von Meierskappel nach Oberwil, um dann unter den glazialen Ablagerungen des Plateau von Menzingen zu verschwinden, und er besteht hauptsächlich aus bunten, steilgestellten Mergeln.
Die Muldenzone zwischen dieser nördlichen und der südlichen Antiklinale mit bald mehr, bald weniger deutlicher synklinaler Schichtenstellung zieht über Immensee, Walchwil, Hohe Rone. Ihre Schichten müssen dem Alter nach der Zone der plattenförmigen Molasse entsprechen; nur enthalten sie hier, entsprechend der grössern Annäherung an die Alpen, schon zahlreiche Geröllbänke bunter Nagelfluh; diese wechsellagern oft mit sog. granitischer Molasse, auch Zugersandstein oder Bollingersandstein geheissen.
Dieser mittelkörnige, graue, für Hochbauten sehr geeignete, leicht bearbeitbare Sandstein, ausgezeichnet durch rote Feldspatkörner, wird in zahlreichen Steinbrüchen abgebaut bei Aegeri, ferner von Walchwil bis Zug und am Kiemen. Am Hohe Rone liegt innerhalb der bunten Nagelfluh ein 15-21 cm mächtiges Kohlenlager, das von 1835-1861 an verschiedenen Stellen (Sparen, Greit, Wurf, Steinerfluh) mit geringem bis negativem Resultat ausgebeutet worden ist. Viel berühmter als durch seine Kohlen ist es durch die gewaltige Menge fossiler Blätter geworden, die es in den die Kohle begleitenden Mergeln geliefert hat.
Auch Landschnecken und Wirbeltierreste sind gefunden worden, darunter 2 Rhinozerosarten, 1 Hirschart, 1 Biber. Die südliche Antiklinale verläuft von Rikenbach am Zugersee über St. Adrian und das S.-Ende des Aegerisees nach Samstagern und Katzenstrick bei Einsiedeln. Ihr Kern zeigt die gleichen Schichten entblösst wie die nördliche Antiklinalzone, bunte Mergel und graue Sandsteine, die mit 40° bis 60° nach Süden fallen. Bei Katzenstrick fand Kaufmann darin marine Petrefakten, Cardien. An sie schliesst sich dann als Südschenkel die mächtige südfallende Nagelfluhserie von Rigi und Rossberg an, die nur noch zum kleinen Teil auf Zugergebiet liegt. In dieser alpennächsten Zone sind die Nagelfluhbänke weitaus vorherrschend, die Gerölle am grössten, Petrefakten fehlend.
Die diluvialen Ablagerungen erreichen ihre bedeutendste Entwicklung auf dem Plateau von Menzingen zwischen Sihl und Lorze. Hier liegt auf fast wasserundurchlässigem Molasseuntergrund eine 150-200 m mächtige Folge von verschiedenen fluvioglazialen Schottern, sowie von Grundmoränen und zu oberst eine herrliche Scharung von Moränenwällen. Das ganze ist ein 20-30 km2 grosses ausgezeichnetes Wassersammel- und Wasserfiltriergebiet, eines der schönsten und besten der Schweiz.
Ueber der undurchlässigen Molasseunterlage treten in den Einschnitten der Sihl und Lorze daraus herrliche Quellen zutage. Allein die in der «Höll» an der Lorze für die Stadt Zürich gefassten Quellen liefern einen Ertrag von 9-12000 Minutenlitern. Wegen der gründlichen Filtration ist die Temperatur der Quellen fast konstant, nämlich 10,3°. Die Filtrationszeit beträgt ½ Jahr. Wo solche Quellen frei über den Molasseabhang in die Sihl oder Lorze hinunterrieseln, scheiden sie Kalktuff aus.
Auf diese Weise entstanden früher die mächtigen Tufflager in der Höll, die für die Ausmauerung des Albistunnels grösstenteils ausgebeutet wurden. Die bekannte «Tropfsteinhöhle bei Baar» stellt eine bei der Ablagerung dieses Kalktuffes gebliebene Lücke dar. Die fluvioglazialen Schotter des Kt. Zug sind von verschiedenem Alter. Altbekannt ist das Deckenschotter-Vorkommnis, das den Hügel der Baarburg krönt und ihm ein festungsähnliches Aussehen verleiht; der Deckenschotter ist fest verkittet, eine richtige Nagelfluh, unterscheidet sich aber von den Molassekonglomeraten sofort durch eine Menge kleiner Lücken und durch hohle Geschiebe (ausgelaugte Dolomitgerölle), weshalb er von jeher als «löcherige Nagelfluh» bezeichnet worden ist. Weitere Deckenschotter-Vorkommnisse sind Josephsgütsch, Risi, Lorzetobel.
Noch sei erwähnt die Moräne, die oberhalb Unteraegeri die Lorze zum See gestaut hat. Der flache Boden von Baar ist Delta der Lorze, also alter Seeboden. Torfmoore finden sich in grosser Zahl zwischen den Wällen und Hügeln der Moränenlandschaft von Menzingen, dann auf dem Zugerberg und um Aegeri. Das Zugerseethal ist ein altes Reussthal; jetzt fehlt dem Thale der starke Fluss, der es geschaffen hat. Der Zugersee selbst ist nach der einen Anschauung wie die andern alpinen Randseen durch Einsinken des ganzen Alpenkörpers entstanden. Nach einer zweiten Ansicht haben die diluvialen Gletscher den See ausgetieft. Sihl und Lorze haben durch die Ablagerungen der Eiszeiten manche Veränderung in ihrem Laufe erfahren; einmal floss wahrscheinlich die Sihl von Sihlbrugg nach dem Zugersee.
Litteratur. Bl. VIII und IX des Dufour-Atlas 1:100000, geologisch aufgenommen. F. J. Kaufmann. Untersuchungen über die mittel- und ostschweizerische subalpine Molasse. (Neue Denkschriften der schweiz. naturf. Ges. Bd. 17. 1860.). - Kaufmann. Rigi und Molassegebiet der Mittelschweiz. (Beiträge z. geol. Karte d. Schweiz, Lief. 11, 1872.). - A. Aeppli. Erosionsterrassen und Glazialschotter,
Beiträge z. geolog. Karte der Schweiz, Neue Folge, Lief. 4, 1894 (mit Karte des Plateau von Menzingen 1:25000). - Aeppli. Aus der Geologie des Kt. Zug, Vortrag (Zuger Neujahrsblatt 1904).
[Dr. Ernst Blumer.]
Die jährlichen Niederschlagssummen (reduziert auf die Periode 1864/1903) der Zugerischen Regenmessstationen sind:
mm | |
---|---|
Cham | 1140 |
Zug | 1226 |
Walchwil | 1275 |
Unter Aegeri | 1569 |
In diesen Zahlen tritt das rasche Anwachsen der Regenmengen vom Mittellande gegen das Voralpengebiet zu Tage. - Beobachtungen der übrigen meteorologischen Elemente besitzen wir von einer Reihe von Jahren nur von Zug; sie zeigen keine wesentlichen Differenzen gegenüber den Verhältnissen des Mittellandes im Allgemeinen; so ergaben sich zum Beispiel folgende Monatswerte der Temperatur:
Zug 1864-1900. | |
---|---|
Januar | -1°4 |
Februar | 0°8 |
März | 3°8 |
April | 8°6 |
Mai | 12°7 |
Juni | 16°4 |
Juli | 18°4 |
August | 17°5 |
September | 14°5 |
Oktober | 8°6 |
November | 4°0 |
Dezember | -0°3 |
Jahr: | 8°6 |
Milder als Zug muss seiner Vegetation nach der südliche Teil des rechten Seeufers sein. Wir finden hier am Uferstrich von Walchwil ganz ähnliche Verhältnisse wie an den Gestaden von Vitznau und Gersau am Vierwaldstättersee; das hohe gegen SW. exponierte Bergufer bedingt Schutz vor rauhen nordöstlichen Winden und lässt den mildernden Einfluss des Sees erst recht zur Geltung kommen. Das Fehlen von Beobachtungen gestattet leider den zahlenmässigen Nachweis dafür nicht.
[Dr. R. Billwiller.]
Wie weiter oben gesagt wurde, gehört der Kanton in seiner Gesamtheit der Hochebene an. Nur das sö. Gebiet mit der Nagelflugkette Rossberg-Hohe Rone (1583-1209 m) erhebt sich in die Voralpenzone. Im N. dieser Kette steigt das breite Plateau des Geissbodens und des Zugerberges bis auf 1000 m; dagegen ist der nw. Teil, von Zug bis zur Reuss, eine reine Kulturebene. Das gegen S. offene Thal des Zugersees ist dem Föhn ausgesetzt, der in der Richtung Schwyz-Cham weht und da die Ansiedelung südlicher Spezies begünstigt, während der höher liegende, an Torfsümpfen reiche Zugerberg stellenweise eine arktische Flora zeigt.
Diese verschiedenen Umstände geben der Flora eine gewisse Mannigfaltigkeit; sie umfasst nach Rhiner 970 Spezies, also nahezu gleichviel wie die des Thurgaus, dessen Oberfläche mehr als dreimal so gross ist: Zug 239 km2, Thurgau, ohne die Seen, 856 km2. Im Föhngebiet, am Fusse des Walchwiler- und Zugerberges, wo der Kastanienbaum wächst, trifft man Viola odorata und alba, Geranium pusillum und molle, Sedum purpurascens und hispanicum, Sarothamnus vulgaris, Evonymus latifolius, Linaria cymbalaria, Rosa dumetorum, tomentosa und abietina, Solanum nigrum, Iris germanica, die Schwarzwurzel, Carex humilis und alba, Andropogon, Lasiagrostis, Bromus sterilis, Hordeum murinum.
Auf Aeckern und Feldern sieht man die gewohnte Flora; von den interessantern Spezies erwähnen wir Iberis amara, Ornithogalum umbellatum, einige Anthemis, Vicia tetrasperma, Teucrium Botrys, Muscari racemosum und botryoides, das blaue Borstengras und den Wiesenfuchsschwanz. In Wäldern findet man das Leberblümchen, die gefingerte Zahnwurz, zahlreiche Brombeeren, das Springkraut, das Hexenkraut, die Haselwurz, Kopforchen, Türkenbund, Frauenschuh, männlichen und weiblichen Farn, Aspidium spinulosum, Milium effusum, Festuca sylvatica und die gewöhnlichen Seggen. Am Rande der Gewässer wachsen zahlreiche Weiden, worunter seltene Hybriden; Salix rubra, Pontederana, Seringeana, subalpina.
Die Sümpfe der Ebene beherbergen eine ziemlich reiche Flora: zahlreiche Laichkräuter, weisse und gelbe Seerosen, Ranunculus Lingua, Myriophyllum, Ceratophyllum;
so ziemlich überall findet man Silaus, Selinum, Peucedanum palustre, Scrophularia Neesii, Iris sibirica, Carex pseudo-Cyperus, Binsen, Cypergräser, Oryza clandestina.
Andere Arten sind weniger verbreitet, wie: Helosciadium repens, Scirpus carinatus und trigonus in Maschwanden, Oenanthe Phellandrium und Acorus bei Zug, Naias major, Cham, Cyperus longus, St. Adrian. Der Zugerberg bietet in seinen Wiesen zahlreiche Arten, darunter mehrere subalpine: Potentilla aurea und palestris, Chaerophyllum aureum, Carduus defloratus, Carlina acaulis, Willemetia hieracioides, Orchis odoratissima, Platanthera chlorantha und die Ophrys. Aber vor allem sind die Sümpfe interessant. Die Walchwiler Allmend erzeugt Comarum palustre, Stellaria uliginosa, die Moosbeere, das Poleiblatt, Swertia, Scheuchzeria, die behaarte Birke, die Sumpfkiefer, Salix aurita und repens, Utricularia vulgaris, Spiranthes aestivalis, Malaxis Loeselii, Rhynchospora alba, zahlreiche Seggen, Lycopodium inundatum. Der
Geissboden endlich beherbergt, ausser den meisten vorgenannten Arten, noch Viola canina, drei Drosera, Polygala depressa, Peplis Portula, Sedum villosum, Saxifraga Hirculus, Orchis incarnata und Traunsteineri, Corallorrhiza innata, Juncus supinus, alpinus und das seltene stygius, ein Dutzend interessante Carex: C. chordorrhiza, caespitosa, paradoxa, Heleonastes, irrigua, pilulifera etc., Eriophorum gracile und alpinum, Calamagrostis lanceolata. Auf der Rossbergkette ist, trotz ihrer Höhe, die Flora ärmlich.
Eine Menge Spezies, die man sonst auch auf geringern Höhen der Voralpen antrifft, fehlen hier gänzlich. Diese Armut zeigt sich besonders auf der Schwyzer Seite. Der N.-Abhang, hauptsächlich am Wildspitz und im Hürithal, zeigt noch eine mannigfaltigere Vegetation. In den Rasenplätzen wachsen: Ranunculus montanus, Trifolium badium, Alchemilla alpina, Meum Mutellina, Chaerophyllum Villarsii, Erigeron alpinus, Crepis alpestris, Hieracium aurantiacum, Gentiana punctata, acaulis, campestris, Campanula barbota, Bartsia, Euphrasia minima und salisburgensis, Veronica aphylla, Soldanella Orchis globularia, Agrostis rupestris, Poa alpina, Festuca alpina, Botrychium Lunaria, an felsigen Stellen: Ranunculus alpestris, Arabis alpina, Draba aizoides, Dryas octopetala, Saxifraga mutata, aizoides und stellaris, Hieracium villosum, Erinus, Globularia cordifolia, Salix reticulata und retusa, Pinguicula alpina, Carex tenuis etc. Die kühlern oder bewaldeten Orte, die Schluchten z. B. weisen unter andern auf; Sagina Linnaei, Epilobium trigonum, Circaea alpina, Saxifraga cuneifolia, Lonicera nigra und coerulea, Mulgedium alpinum, Viola biflora, Moehringia muscosa, die Adenostyles und Petasites, das norwegische Ruhrkraut, das fleischfarbige Heidekraut, Listera cordata, Tozzia, Pirola uniflora, beide Alpenrosen, die Cystopteris und Polypodium, Scolopendrum, Aspidium lobatum und Lonchitis, Blechnum Spicant. Ueber den Ursprung der arktischen Sumpfflora siehe den Art. Mittelland, Flora (Bd. III. S. 378 des Lexikons.).
[H. Jaccard.]
Zufolge seiner zentralen Lage und seiner topographischen Verhältnisse umfasst der Kanton Zug mit seinen reichlichen Sumpf- und Seegebieten, seinen ausgedehnten Wiesen und Aeckern, sowie seinen bis zu 1582 m ansteigenden Voralpen (Rossberg) nicht nur die meisten Arten des schweizerischen Mittellandes, sondern auch diejenigen der montanen und subalpinen Region. Es fehlen ihm daher nur wenige wirklich alpine Formen, wie Gemse, Murmeltier, Steinadler, Schneehuhn, Steinhuhn und einige andere.
Eine Zusammenstellung der verschiedenen Ordnungen und Arten gibt uns ein anschauliches Bild von der Reichhaltigkeit der Fauna auf dem relativ kleinen Gebiete. Sie ergibt ungefähr folgende Vertretung: Säugetiere: Fledermäuse mindestens 8 Arten;
Raubtiere 8 Arten;
Insektenfresser 5 Arten;
Nagetiere 14 Arten;
Zweihufer 1 Art;
zus. 36 Arten. Vögel: Tagraubvögel mindestens 14 Arten;
Nachtraubvögel 7 Arten;
Klettervögel 10 Arten;
Nachtschwalben und Segler 2 Arten;
Singvögel 91 Arten;
Tauben 3 Arten;
Hühner 6 Arten;
Sumpfvögel 35 Arten;
Schwimmvögel 34 Arten;
zus. 202 Arten. Dabei sind Formen, deren Vorkommen im Kanton Zug nicht ganz sicher ist, weggelassen.
Sämtliche Arten aufzuzählen würde zu weit führen; wir beschränken uns daher auf die Nennung einer Anzahl nicht allgemein bekannter oder sporadisch auftretender Formen. Fledermäuse: Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros Bechst.) in den Tropfsteingrotten bei Baar, zeitweise in grösserer Zahl;
zweifarbige Fledermaus (Vesperugo discolor Natt.) selten.
Insektenfresser: Weisszahnige Spitzmaus (Leucodon aroneus Schreb.). Nagetiere: Alpenhase (Lepus variabilis Pall.). Tagraubvögel: Schwarzbrauner Milan (Milvus korschun Gml.);
Flussadler (Pandion haliaëtus L.).
Eulen: Sumpfohreule (Asio accipitrinus Pall); Zwergohreule (Strix scops) selten. Nachtschwalben: Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus L.). Singvögel: Seidenschwanz (Bombycilla garrula L.) als Ausnahmeerscheinung;
Blaukehlchen (Erithacus suecica L.) als Zugvogel im Frühling und Herbst;
Schwarzkehliger Wiesenschmätzer (Pratincola rubicola L.);
Zaunammer (Emberiza cirlus L.);
Zippammer (Emb. cia L.);
Gartenammer (Emb. hortulana L.);
letztere drei sind unregelmässige Erscheinungen im Faunengebiet.
Hühner: Birkhuhn (Tetrao tetrix L.), Auerhahn (Tetrao urogallus L.), beide am Rossberg;
als Ausnahmeerscheinung sei noch erwähnt der Bastard der zwei letztgenannten Formen: das Rackelhuhn (Tetrao hybridus L.) am Rossberg.
Sumpfvögel: Zwergtrappe (Otis tetrax L.). Schwimmvögel: Kolbenente (Fuligula rufina Pall.), früher häufiger, jetzt sehr selten;
Sammetente (Oidemia fusca L.) selten;
Trauerente (Oidemia nigra L.) selten;
Eisente (Harelda hyemalis L.) vereinzelt;
Kormoran (Phalocrocorax carbo L.) selten;
mittlere Raubmöve (Sterocarius pomarius Temm.);
Schmarotzer-Raubmöve (Steroc. parasitica L.), letztere beide als Irrgäste;
dreizehige Möve (Rissa tridactyla L.) selten.
Schwarze Seeschwalbe (Hydrochelidon nigra L.) auf dem Herbstzuge.
[Nægeli und Heuscher.]
Der Kanton Zug, dessen Gesamtoberfläche nach Abzug der beiden Seen von Zug und Aegeri 20720 ha beträgt, ist sehr gut angebaut; man trifft nicht mehr als 680 ha unproduktiven Bodens, also 3,25%. Der grösste Teil des produktiven Bodens besteht aus Feldern und noch mehr aus Weideland; die Wälder bedecken etwa einen Viertel des Gebietes, wie folgende Tabelle zeigt:
Gemeinden | Gesamtareal [Exklusive Zuger- und Aegerisee.] ha | Land u. alpwirtsch. benutzter Boden ha | Wald ha | Unproduktives Land ha |
---|---|---|---|---|
Zug | 2183 | 1400 | 672 | 111 |
Oberägeri | 2995 | 1870 | 1075 | 50 |
Unterägeri | 2559 | 1370 | 1130 | 59 |
Menzingen | 2742 | 2180 | 485 | 77 |
Baar | 2520 | 1860 | 560 | 100 |
Cham | 1775 | 1500 | 218 | 57 |
Hünenberg | 1822 | 1450 | 304 | 68 |
Steinhausen | 504 | 400 | 75 | 29 |
Risch | 1494 | 1260 | 175 | 59 |
Walchwil | 1352 | 890 | 422 | 40 |
Neuheim | 774 | 650 | 94 | 30 |
Kanton Zug: | 20720 | 14830 | 5210 | 680 |
Im Kt. Zug ist in Bezug auf Alpwirtschaft zu bemerken, dass wir es hier grösstenteils mit Jungviehsömmerungen zu tun haben. Auf den Zuger Alpen und Weiden finden etwa 1190 Stück sommersüber kräftige Nahrung, frische Luft und Bewegung. Die Stallungen sind vielfach mustergültig. Dass der Wert der Alpung für die rationelle Aufzucht mehr und mehr geschätzt wird, mag man
Landwirtschaftliche Karte des Kantons Zug
Lief. 275.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 6° 10’ O; 47° 10’ N; 1:140000]
░ Ackerland
▒ Bergackerbau
▓ Wald
▐ Weide
▴ 50 Pferde
● 100 Rinder
❙ 100 Schweine
v 100 Ziegen
^ 50 Bienenstöcke
Stück Rindvieh auf 100 Einwohner
░ 30-40
▒ 70-80
▓ 100-150
Mce. Borel & Cie. - Neuchâtel.
Attinger, sc.
LANDWIRTSCHAFTLICHE KARTE DES KANTONS ZUG
daraus ersehen, dass gegenwärtig 220 Stück Jungvieh mehr gesömmert werden als vor 10 Jahren. Die Weiden sind sowohl im Privatbesitz als auch Korporations-Alpen. Die Weiden der Korporation der Gemeinde Zug sind vom schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verein diplomiert. Zur weiteren Orientierung mögen folgende Zahlen nach den neuesten Erhebungen dienen:
Gemeinden | Weideareal | Besatz im Sommer 1908 | Besatz in Kuhrechten | Uebliche Weidezeit | Normalstösse à 90 Tage | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1898 ha | 1908 ha | Kühe | Zeitkühe | Rinder | Kälber | Stiere | Pferde | Schafe | Ziegen | 1898 | 1908 | Tage | 1898 | 1908 | |
Zug | 232 | 230 | 31 | - | 172 | 256 | 3 | 7 | - | - | 204 | 202 | 123 | 277 | 276 |
Baar | - | 3 | 1 | - | 2 | 2 | - | - | - | - | - | 3 | 135 | - | 4 |
Unter Aegeri | 27 | 20 | - | - | 27 | 25 | - | - | - | - | 18 | 20 | 118 | 24 | 26 |
Ober Aegeri | 6 | 41 | - | - | 30 | 32 | - | - | - | - | 0 | 27 | 118 | 12 | 37 |
Menzingen | 308 | 305 | 236 | 18 | 235 | 35 | 4 | 1 | 5 | 3 | 369 | 387 | 116 | 474 | 472 |
Neuheim | 40 | 34 | 13 | - | 40 | 2 | - | - | - | - | 47 | 28 | 123 | 64 | 30 |
Kanton Zug: | 613 | 633 | 281 | 18 | 506 | 352 | 7 | 8 | 5 | 3 | 647 | 668 | 119 | 854 | 852 |
Viehzucht. Wie in der Schweiz überhaupt, so ist auch im Kt. Zug von jeher und insbesonders in den letzten Jahrzehnten der Viehzucht grosse Aufmerksamkeit geschenkt worden. Hat man aber in früheren Zeiten sich in der Haltung der Kühe und Rinder, speziell in der Nachzucht eine gewisse Beschränkung auferlegt, so ist in den letzten zwei Dezennien zufolge des Rückganges im Getreidebau und der Steigerung des Milchpreises eine Vermehrung des Rindviehstandes zu verzeichnen. Nach der letzten Viehzählung von 1906 steht der Kt. Zug in Bezug der Zunahme des Rindviehbestandes mit 88,1% an erster Stelle aller Kantone.
Zunahme des Rindviehbestandes.
Kälber | Jungvieh | Rinder | Kühe | Zuchtstiere | Ochsen | Rindvieh im gesamten | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
zum Schlachten | zur Aufzucht | von ½ bis 1 Jahr | von 1-2 Jahren | über 2 Jahre | von 1-2 Jahren | über 2 Jahre | von 1-2 Jahren | über 2 Jahre | |||
1886 | 226 | 597 | 519 | 1256 | + | 7392 | 129 | 113 | 200 | + | 10432 |
1901 | 273 | 644 | 442 | 815 | 615 | 9021 | 167 | 153 | 15 | 145 | 12293 |
1906 | 359 | 809 | 645 | 964 | 803 | 9402 | 219 | 211 | 18 | 152 | 13582 |
Mit diesem quantitativen Vorwärtsschreiten hielt so ziemlich prozentual Schritt die qualitative Besserstellung des zug. Viehstandes. Einen wesentlichen Anteil an diesem Aufschwung in der rationellen Braunviehzucht im Kt. Zug hat unwidersprochen der Verband schweiz. Braunviehzuchtgenossenschaft, der seit 1897 alljährlich seinen Zuchtstiermarkt in Zug abhält, wo er über eigens hiefür eingerichtete, vortrefflichen Lokalitäten verfügt. Dieser Verband zählte 1897: 82 Viehzuchtgenossenschaften mit 2236 Mitgliedern und 4605 Zuchtbuchtieren.
Der Bestand pro 1908 ist: Genossenschaften: 189, Mitglieder: 6162, Zuchtbuchtiere: 18623. Der Zweck des Marktes ist besonders, das beste männliche Zuchtmaterial zu sammeln und zu sichten und den Viehzuchtgenossenschaften in erster Linie, sowie allen Käufern von rassereinen guten Zuchtstieren Gelegenheit zu geben, ihre Einkäufe mit leichter Mühe machen zu können. Im ersten Jahre waren 309 Stiere zur Auffuhr angemeldet und im Jahre 1908 969 Stück.
Infolge Einflusses dieses Marktes bildeten sich auch im Kt. Zug Viehzuchtgenossenschaften. Während im Jahre 1901 noch erst 2 Viehzuchtgenossenschaften mit 2 männlichen und 73 weiblichen Zuchttieren existierten, so zählte man 1908 bereits deren 6 mit 13 männlichen und 675 weiblichen Zuchttieren; 1909: 7 Genossenschaften mit zusammen 14 männlichen und 808 weiblichen Zuchttieren. Auch speziell mit Hinsicht auf das männliche Zuchtmaterial zeigt sich der grosse Fortschritt, indem im Jahr 1900 an der kaut. Ausstellung 12 in Klasse I, 11 in Kl. II und 5 in Kl. III prämiert wurden, so ergab das Jahr 1909 folgendes Ergebnis: aufgeführt 83 Stück Zuchtstiere, 23 Stück prämiert in I. Kl., 13 Stück in II. Kl.
Der Kanton leistet an die Prämierungen erhebliche Beiträge, so im Jahr 1908 an die Prämierung der Zuchtstiere fr. 4000, an die Bestände der 6 Viehzuchtgenossenschaften fr. 900, an die Prämierung einzelner Kühe und Rinder fr. 350 und an die Prämierung von Jährlingen fr. 200.
Was die Pferdezucht anbetrifft, so hat der Kanton Zug seit langem nichts Hervorragendes geleistet, dagegen werden Schweinezucht und Ziegenzucht durch Prämien unterstützt. Die folgende Tabelle gibt über die letzten drei Zählungen Auskunft:
Pferde | Schweine | Ziegen | |||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Pferde unter 4 Jahren | Zuchthengste | Zuchtstuten | Arbeitspferde | Pferde im gesamten | Maultiere | Esel | Zuchteber | Mutterschweine | Ferkel u. Faselschw. | Mastschweine | Schweine im gesamten | Schafe | Ziegen im gesamten | davon Schlachtzicklein | |
1886 | 41 | 5 | 30 | 501 | 577 | 1 | 2 | 6 | 126 | 1970 | + | 2102 | 748 | 721 | + |
1901 | 24 | - | 9 | 781 | 814 | - | 1 | 8 | 166 | 2354 | + | 2528 | 177 | 436 | + |
1906 | 36 | - | 12 | 813 | 861 | 2 | 4 | 5 | 160 | 1196 | 1441 | 2802 | 141 | 582 | 49 |
Bienenzucht. Bei der allgemeinen Viehzählung vom Jahre 1901 zählte der Kanton Zug 3359 Bienenstöcke, die von 277 Bienenzüchtern gehalten wurden (1876: 1857
Bienenstöcke). Die Korbbienenzucht, die früher so manches Bauernhaus zierte, ist beinahe verschwunden und hat der modernen Kastenbienenzucht Platz machen müssen. Als Trachtpflanzen für die Bienen kommen besonders in Betracht: Kirsch- und Apfelblüten, Löwenzahn, Bärenklau und der Wald. Der Bienenhonig variiert darnach in der Farbe zwischen dem schönsten Hellgelb und Dunkelbraun. Auf Rosenberg in Zug befindet sich das apistische Museum des Vereins schweiz. Bienenfreunde mit seinen zoologischen Präparaten, Honigen, Wachsen, Bienenwohnungen etc.
Obstbau. Das Zugerland hat einen überaus reichen Obstbaumbestand und zwar besonders in Kirsch-, Birnen- und Apfelbäumen. Der Kirschbaum z. B. gedeiht bis über 1000 m. Die Kirschen werden meistens zur Herstellung des berühmten Zugerkirsch verwendet, die Birnen und Aepfel werden gemostet, jedoch separat. Aus dem Trester wird Branntwein hergestellt und zuletzt werden aus den Tresterrückständen sogenannte «Tresterstöckli» gemacht, die getrocknet ein vorzügliches Brennmaterial liefern. Der Most ist das Hauptgetränk der Zuger und wird von Arm und Reich getrunken. Gut eingerichtete Most- und Kellereien finden sich überall im Berg und Thal. Das Dörren von Obst hat erfreulicherweise wieder eher zugenommen. In Walchwil und Risch befinden sich noch schöne Bestände von Edelkastanien.
Der Weinbau ist beinahe verschwunden; dafür wird aber dem Gemüsebau immer mehr und mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
[Jos. Theiler.]
Erhebungen über die Zahl der Bewohner fanden früher wiederholt in den Gemeinden statt, von diesen selbst angeordnet, ohne besondere Mitwirkung des Staates. Die von 1798 bis 1829 d. h. vor den eidgenössischen vorgenommenen Zählungen, bieten schon mehr Verlässigkeit. Die Ergebnisse dieser verschiedenen Zählungen sind:
Jahr | Ew. |
---|---|
1798 | 12749 |
1817 | 13738 |
1829 | 14444 |
1836 | 15655 |
1850 | 17461 |
1860 | 19608 |
1870 | 20925 |
1880 | 22829 |
1888 | 23029 |
1900 | 25093 |
Von diesen 25093 Ew. (12191 männl., 12902 weibl.) sind 23362 Kath., 1701 Ref., von welch letztern die meisten in den Gemeinden Zug, Baar, Cham und Unter Aegeri wohnen, 19 Juden und 11 anderer Konfession. Zur gleichen Zeit betrug die Zahl der Häuser 3056, die der Haushaltungen 5161. Im Jahre 1900 zählte man 9272 Schweizer anderer Kantone und 2004 Ausländer. Während in den Landgemeinden die Bevölkerungszunahme nur mässig ist, ist sie dagegen in den industriellen Zentren Cham, Baar, Zug beträchtlich gewesen.
Hinsichtlich Körperbeschaffenheit, Kleidung, Sprache (Dialekt), Wohnung und lokaler Sitten bietet der Kanton Zug nichts eigentlich karakteristisches. Die Bewohner dieses kleinen Landes waren zu sehr den Einwirkungen der benachbarten Kantone ausgesetzt, von denen sie in mancher Beziehung abhängig waren. In körperlicher Hinsicht unterscheiden sich die Zuger kaum von den Bewohnern der Nachbarkantone. Die Leute im Aegerithal und teilweise die von Walchwil weisen durch ihren Dialekt auf ihre Verwandtschaft mit Schwyz hin; die der Ebene stimmen im grossen Ganzen mit ihren Nachbaren jenseits der Reuss überein, während sich Baar und das n.-ö.
Bergland mehr ans benachbarte Zürich anschliesst. Bis um die Mitte des verflossenen Jahrhunderts war dasselbe in Bezug auf Wohnung und Kleidung der Fall. Jetzt noch sind sowohl im Bergland, als in der Ebene viele Häuser und Stallungen erhalten, deren Typen sich in den Grenzkantonen finden. Das älteste erhaltene, den eingeäscherte Haus, ohne Zweifel das Geburtshaus des Zürcher Bürgermeisters Hans Waldmann, war 1412 in Blickensdorf bei Baar erbaut worden. In Cham und Hünenberg trifft man noch mehrere, in ihrer ursprünglichen Bauart erhaltene Speicher, die aus frühern Jahrhunderten stammen und den im Freiamt und in Luzern vorkommenden gleichen. Die Strohdächer hingegen, wie man ihnen im Kanton Aargau noch begegnet, sind völlig verschwunden; vor 50 Jahren gab es noch solche im zugerseitigen Reussthale. Die Freiämtertracht hat sich am längsten in Cham, Hünenberg, Risch und Steinhausen, besonders bei der Frauenwelt, erhalten.
[A. Weber.]
Trachten. Die alte Zuger Tracht ist verschwunden und nur noch auf Bildern, Portraits und in einzelnen Prachtstücken (im Museum in Zug und in einigen Privathäusern) zu finden. In den Gebieten zwischen dem Zugersee und der Reuss fand man bis in das dritte Viertel des 19. Jahrhunderts noch Anklänge an die Freiämter oder an die Luzerner Tracht, im Aegerithal und in Walchwil mehr Annäherung an die Schwyzer Tracht. In der Kleidung der Stadtbürger machte sich schon früh der Einfluss der Nachbarstädte Zürich und Luzern geltend. Der ehemalige Kopfputz des weibl. Geschlechtes - die silberne Haarnadel in 2 verschiedenen Formen - ist längst verschwunden. Bis 1848 erschienen die Mitglieder des Amtsrates wie die der Gerichte in den Sitzungen und bei feierlichen Anlässen im Zweispitz und im schwarzen Frack und trugen den Degen. Bei Leichenbegängnissen erschienen
die Männer in schwarzen Trauermänteln. Diese sind seit etwa 40 Jahren ausser Gebrauch.
Sitten und Gebräuche. Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts fand in Zug, wie an vielen andern Orten am St. Nikolaustag der feierliche Umzug des Schülerbischofs statt. Länger erhielt sich das sog. Klausjagen, das gegen Ende November begann und am St. Nikolaustag den Höhepunkt erreichte. Gruppen von Landleuten sammelten sich abends nach dem Nachtessen und zogen unter gewaltigem Lärm und Peitschenknall in die nahegelegenen Orte bis in die Stadt. Da es bisweilen zu Tätlichkeiten kam, wenn zwei Gruppen aufeinander stiessen und da sich diese Ruhestörungen oft bis tief in die Nacht fortsetzten, so schritten um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die Behörden ein. Seither vergnügt sich nur noch der eine oder andere an den betreffenden Abenden kurze Zeit mit Peitschenknallen.
Ein anderer Unfug, der früher namentlich in der Stadt Zug herrschte, ist glücklicherweise seit 55-60 Jahren auch verschwunden, nämlich das sog. «Trölen». Wollte einer eine Beamtung erlangen, so konnten seine Wähler am Tage vor der Wahl in 2-3 Wirtschaften auf seine Kosten essen und trinken nach Herzenslust, dann zog man unter dem Ruf «Üse hed's!» vor das Haus des «Raters» - d. h. desjenigen, welcher ihren Kandidaten an der Gemeindeversammlung vorschlagen musste und begrüsste ihn.
Nachher wurde das Gelage fortgesetzt. Ein eigentümlicher Gebrauch - oder eine Art Unsitte - besteht noch in der Stadt, das sog. «Krapfeli-me-Singen». War in der Fastnacht eine Verlobung vorgekommen, so wurde der Bräutigam auf den Abend der alten Fastnacht (I. Fastensonntag) ins Haus der Braut zum Nachtessen eingeladen, wobei nebst Nidel auch «Krapfen» (ein beliebtes Kirchweih-Gebäck) serviert wurden. Zwischen 9 und 10 Uhr kamen die Freunde und Bekannten des Bräutigams vor das Haus und brachten ein Ständchen.
Diesen wurden dann Krapfen und einige Flaschen Wein oder ein Geldgeschenk gegeben. Nach und nach bürgerte sich aber der Brauch ein, dass am betr. Abend viele Gruppen solch fahrender Sänger mit allerlei Instrumenten in den Gassen herumziehen und vor vielen Häusern Ständchen bringen, die eher einer Art Katzenmusik gleichen. Gerne verzichtet man durch Verabfolgung obgenannter Spenden auf solche Kunstgenüsse. Löblicher und gemütlicher sind die sog. Zunft-Essen.
Jede der verschiedenen Zünfte hat einen sog. Jahrzeitstag. An diesem wird ein Gottesdienst für die verstorbenen Mitglieder gehalten. In der Regel findet auch eine gemeinschaftliche Mahlzeit statt, während oder nach welcher auch süsse Spenden für die Jugend abfallen. Oft werden an diesen Jahrzeittagen «kostümierte Umzüge» veranstaltet. Neben den Zunft-Essen bestehen auch die sog. «Nachbarschafts-Mähler». In der Fastnacht versammeln sich die Bewohner einer Nachbarschaft (d. h. eines Stadtbezirkes) zu einer gemeinschaftlichen Mahlzeit, an welcher aus jedem Hause 1-3 Personen teilnehmen. Die Kosten werden teils aus der Nachbarschafts- (resp. Zunfts-) Kasse, teils aus den Beiträgen der Teilnehmer bestritten.
Ein eigentümlicher Gebrauch hat sich in Ober Aegeri bis in die neueste Zeit erhalten, nämlich das Begraben der Fastnacht am Vorabend des Aschermittwochs. Daselbst und in vielen Gemeinden des Kt. Zug hat sich auch die Sitte erhalten, am Abend des Mittefasten-Sonntags auf Höhen oder an aussichtsreichen Plätzen grosse Feuer anzuzünden - in Ober Aegeri geschieht das mit besonderer Feierlichkeit.
Vor etwa 40 Jahren war es im Kt. Zug noch allgemein gebräuchlich, am St. Nikolaustag die Kinder zu beschenken. Jetzt geschieht das an Weihnachten. Der Weihnachtsbaum und die verschiedenen Weihnachtsfeiern verschaffen sich immer mehr Eingang.
Spiele und Unterhaltungen. Das Kartenspiel, namentlich das «Jassen» ist allgemein verbreitet. Auch das Kegelspiel und bei vielen Knaben das Armbrustschiessen erfreut sich immer noch grosser Beliebtheit. Das sog. «Muttelen», ein Kugelspiel auf einem mit Löchern versehenen Spieltisch, das früher besonders an Kirchweihen eifrig betrieben wurde, ist ziemlich verschwunden. Sehr beliebt sind die musikalischen und theatralischen, sowie die Tanz-Unterhaltungen. Fast in jeder Gemeinde wird während der Fastnacht Theater gespielt und die musikalischen Veranstaltungen der Vereine haben in der Regel auch eine theatralische Vorstellung auf dem Programm. Getanzt wird bei verschiedenen Anlässen mit grosser Freude und zum Teil recht kunstvoll. - Unter den Uebungen, welche mehr oder minder vaterländischen Zwecken dienen, werden Schiessen und Turnen bevorzugt.
Das Schlitten im Winter hat sich seit 15-20 Jahren auch unter den Erwachsenen sehr viele Freunde gewonnen. Das Schlittschuh- und in neuester Zeit das Skifahren haben sich rasch eingebürgert.
[H. Al. Keiser.]
Bis gegen 1840 war Zug ein ausschliesslich landwirtschaftlicher Kanton. Ausgenommen die Papierfabriken in Baar (gegründet 1616) und Cham (1657) und eine am letztern Orte betriebene Hammerschmiede, waren gewerbliche Grossbetriebe nicht bekannt. Die gewöhnlichen Handwerke der Schreiner, Bäcker, Schuster, Schneider
etc. genügten den noch sehr bescheidenen Bedürfnissen. So entstand ein eigener Handwerkerstand, der wesentlich zum Wachstum der Stadt und der Dörfer beitrug. Der Bedarf an Stoffen für Kleidung und Bettzeug konnten bis weit ins 19. Jahrhundert hinein von der Bauernsame durch selbstgesponnenes Garn-Tuch gedeckt werden. Besser situierte Leute zu Stadt und Land liessen sich die Stoffe von auswärts kommen; ebenso führten unternehmende Kaufleute aus Italien, Elsass und Deutschland Weine, Südfrüchte, Kaffee und Spezereien ein, manchmal im Austausch gegen Käse.
Handelsleute aus Zug begaben sich auf auswärtige Messen, besonders nach Zurzach oder nach Basel. Viehhändler (sog. Sentenbauern) zogen fast Herbst für Herbst mit ganzen Herden bis nach Mailand; doch brachte dieser beschwerliche Handel oft eher Schaden als Gewinn. Seiden-Spinnerei und -Weberei, wie die Fabrikation von Floretseide, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts im Lande blühten und zahlreichen Familien lohnende Beschäftigung boten, vermochten die Konkurrenz der Fabriken nicht auszuhalten; im Jahre 1857 gab es im Kanton noch 1268 Handwebstühle, 1860 waren es noch 1160, im Jahre 1900 war die Zahl auf 583 hinuntergegangen.
Allmählig verlor der Kanton Zug seinen ausschliesslich agrikolen Charakter, indem verschiedene Fabriken und industrielle Unternehmungen von grösserer oder geringerer Wichtigkeit entstanden. Nach der eidg. Statistik von 1900 ist das Verhältnis folgendes: Landwirtschaft und zugehörige Betriebe 43,4%;
Industrie und Gewerbe 39,3%;
Handel und verwandte Berufe 10,3%;
andere Beschäftigungen 7,0%. Die zunehmende Entwicklung der Industrie lässt die Annahme gerechtfertigt erscheinen, dass sie jetzt nahezu ebensoviel Hände beschäftigt, wie die Landwirtschaft.
Die Baumwollindustrie ist durch drei grosse Spinnereien in Unter Aegeri, Neu Aegeri und Baar vertreten. Die erste Spinnerei im Kanton Zug wurde 1833 von Wolfgang Henggeler, der sich in Gattikon (Kt. Zürich) mit dieser Industrie vertraut gemacht hatte und sich entschloss, sie in seiner Heimatgemeinde Unter Aegeri einzuführen, an der Lorze erbaut. Dieses Gewässer lieferte die Triebkraft (20 Pferde). Um 1811 war die Zahl der Spindeln auf 10000 gebracht. Von 1845 auf 1846 bauten die Gebrüder Henggeler eine weitere Spinnerei in Neu Aegeri.
Die zumeist auf den Allmendnutzen angewiesenen Bewohner begrüssten die neue Verdienstquelle mit Freuden. Unter der persönlichen Direktion Wolfgang Henggelers († 1877) entwickelten sich diese Fabriken beständig; sie sind mit den neuesten technischen Einrichtungen versehen. Die Baarer Spinnerei stammt aus dem Jahre 1853; sie wurde 1860 vergrössert. Dagegen hatte eine grosse, 1862 in Cham errichtete Spinnerei wenig Erfolg; ein Brand zerstörte sie 1888. An ihrer Stelle erhob sich später eine Holzteigfabrik. Die Papierfabrikation ist sehr alten Datums im Kanton Zug; schon 1581 bestand eine Papiermühle in Baar, eine andere in Cham ist seit 1657 nachweisbar. Beide Fabriken sind heute von ziemlicher Bedeutung; sie beschäftigen 222 Personen.
Eine andere wichtige Industrie ist die Herstellung kondensierter Milch, wofür die erste Fabrik Europas in Cham entstand. Schon seit etwa fünfzig Jahren waren in Amerika Versuche gemacht worden, kondensierte Milch herzustellen. Im Jahre 1865 kam Charles Page aus Dixon (Illinois), damals Konsul der Vereinigten Staaten in Zürich, der von diesen Versuchen wusste, auf den Gedanken, in der Schweiz eine Milchsiederei einzurichten. Mit Hilfe einiger Aktionäre und seines Bruders Georges H. Page, der später während mehr als 30 Jahren als Generaldirektor die Seele des Unternehmens werden sollte, wurde die erste bescheidene Fabrik in Cham mit einem Kapital von Fr. 150000 gegründet; am wurde mit der Fabrikation begonnen.
Trotz Schwierigkeiten aller Art entwickelte sich das Unternehmen in Cham allmählich zu immer grösserer Bedeutung, dank unermüdlicher Arbeit und Ausdauer. In Jahre 1872 wurde das Kapital auf eine Million Franken erhöht. Ausser zwei schweizerischen Fabriken erwarb die «Anglo-Swiss condensed milk C°» nach und nach vier Fabriken in England, zwei in Norwegen, eine in Baiern, vier in Amerika. Das Aktienkapital stieg im Jahre 1897 auf 20 Millionen Franken. Nach dem 1899 erfolgten Tode Georges H. Page's wurden die amerikanischen Fabriken verkauft. Im Jahre 1905 fusionierte die Anglo-Swiss milk C° mit der Société anonyme Henry Nestlé in Vevey, wodurch der Konkurrenz der beiden grossen schweizerischen Unternehmungen ein Ende gemacht wurde, und es konstituierte sich die
«Nestlé and Anglo-Swiss condensed milk C°» mit einem Gesellschaftskapital von 40 Millionen und Sitzen in Cham und Vevey. Im Jahre 1907 wurden 2 Fabriken und weitläufige Farmen in Queensland, Australien, angekauft; die Zahl der der Gesellschaft gehörenden Fabriken stieg also auf 22. Im Durchschnitt wird in Cham täglich die Milch von 9000 Kühen kondensiert. Die gesamte Jahresproduktion der Gesellschaft beträgt etwa, 3000000 Kisten zu 48 Büchsen kondensierter Milch im Werte von rund 60000000 Fr.
Eine interessante Fabrikation, die seit 1881 in Zug betrieben wird, ist die verzinnter, emaillierter, vernickelter und geschliffener Haushaltungsgegenstände. Diese Fabrik, mit 1800000 Fr. Kapital, ist das erste grössere derartige Geschäft in der Schweiz; 1905 beschäftigte sie 461 Personen. Sie setzt ihre Produkte nicht nur im Inlande ab, sondern auch in Italien und besonders in Spanien. Zu erwähnen sind noch die im Jahre 1898 gegründete Glühlampenfabrik, eine Fabrik elektrischer Zähler, eine Kistenfabrik, eine Seidenbeuteltuchfabrik (die einzige in der Schweiz mit mechanischem Betrieb) und die Kirschwassergesellsch.
Zug, mit 160000 Fr., unter Aufsicht und Garantie des Kant. Landw. Vereins 1870 gegründet zum Zwecke Herstellung garantiert ächten Kirschwassers. Die Wasserwerke Zug, die auch eine Gas- und eine elektrische Fabrik besitzen, versehen die ganze Stadt und Umgebung. Das reichliche Wasser, von vorzüglicher Qualität, kommt vom Westabhang des Menzingerberges, aus der Nähe des Bades Schönbrunn; es wird in einem 2000 m" fassenden Reservoir gesammelt, das 115 m über dem Seespiegel liegt und von da aus in die einzelnen Teile der Stadt geleitet. Das Verteilungsnetz erstreckt sich auf der einen Seite bis Cham, auf der andern bis Oberwil, mit einer Länge von über 11 km.
[A. Weber.]
Lange vor der Erstellung der Landstrassen und Eisenbahnen war das Zugerland, wie andere Gebiete der Zentralschweiz, mit den benachbarten Orten durch Saumwege verbunden, auf denen sich mittelst Maultieren oder Pferden der Warenhandel von und nach Italien abwickelte. Der Transport dieser Waren war langwierig und beschwerlich; in Zug, Immensee, Luzern und Flüelen z. B. musste man sie auf Schiffe überladen, um sie über den See zu bringen dann waren an verschiedenen Orten Zoll- oder Transitgebühren zu bezahlen.
Als später die Wege verbessert wurden, entstanden regelmässige Frachtfuhren und erleichterten den Verkehr bedeutend; endlich gab die Erstellung der breiten Landstrassen und dann der Eisenbahnen dem Handel einen neuen Aufschwung. Nachdem der Wunsch nach einer bessern Verbindung schon lange im Volke lebendig geworden, wurde den durch eine Volksabstimmung der Bau einer Brücke über die Lorzeschlucht beschlossen. Diese Brücke, deren Voranschlag sich auf 850000 Fr. beläuft, wird 1910 fertig werden und dann einer Bahnlinie dienen können, um Zug mit Menzingen und dem Aegerithale zu verbinden.
Der Kanton Zug ist an das Netz der Bundesbahnen angeschlossen durch die Stationen Zug, Steinhausen, Cham, Rothkreuz an die Linie Zürich-Affoltern-Zug-Luzern, durch die Station Rothkreuz an die Linie Aarau-Goldau, durch die Stationen Baar, Zug und Walchwil an die Linie Zürich-Thalwil-Goldau. Daneben besorgt seit 1904 ein regelmässiger Automobildienst die Personenbeförderung von Zug über Baar nach Neuheim und Menzingen, und über Allenwinden nach Alt- und Neu Aegeri.
Endlich geht vom Bahnhof Zug aus eine elektrische Trambahn nach Schönegg, von wo eine Drahtseilbahn auf den Zugerberg (1225 m) hinaufführt. Diese Linie, die den in Betrieb gesetzt wurde, verdankt ihre Entstehung der Unterstützung der Gemeinde und des Kantons Zug. Schon seit 1852 vermittelt im Sommer ein Dampfschiff den Verkehr der Reisenden und Waren auf dem Zugersee; auch auf dem Aegerisee befindet sich seit 1890 ein kleiner Dampfer zur Beförderung von Reisenden.
Bis 1848 gehörte Zug zu den sog. Landsgemeindekantonen. Die Demokratie kam aber nicht in so ausgeprägter Art, wie in den Urkantonen, zur Geltung. Die Zugersche Landsgemeinde hatte nur die Wahlen der obersten Magistraten und des Landschreibers zu treffen, nicht aber eigentliche verfassungs- und gesetzesmässige Beschlüsse. Diese waren der «hohen Gewalt», d. h. den Versammlungen der stimmfähigen und über 16 Jahre alten Bürger in ihren Wohngemeinden ausdrücklich vorbehalten.
Solcher souveräner Gemeinden gab es bis 1798 vier: Die Stadtgemeinde Zug, welche mit ihren Vogteien das «innere Amt» hiess, und die Gemeinden Aegeri, Menzingen und Baar, die das «äussere Amt» ausmachten. Regiments- oder verfassungsmässiger Grundsatz war: nicht die Mehrheit der Gemeinden (oder der an den Versammlungen teilnehmenden Bürger) entschied, sondern eine Vorlage galt als angenommen und rechtskräftig, wenn die Gemeinde Zug und irgend eine Gemeinde des äussern Amtes sich dafür ausgesprochen hatten. Bei der nummerischen Ueberlegenheit der Stadt kam dieser Modus faktisch der Mehrheit der stimmfähigen Kantonsbürger jeweilen ziemlich nahe.
Der aus Vertretern aller Gemeinden bestehende, 40 Mitglieder (13 Stadt, je 9 aus den 3 andern Gemeinden) zählende Stadt- und Amtrat war verwaltende und vollziehende Behörde, die vielfach auch (auf Anrufen hin oder von Amteswegen) richterliche Funktionen ausübte. Wenn der Stadt- und Amtsrat einen Angeschuldeten für todeswürdig erachtete, überwies er den «armen Sünder» dem Blut- oder Malefiz-Gericht zur gutfindenden Aburteilung. - Zur Behandlung von Testamentssachen, Zivilstreiten, Abwandlung von Injurien u. dergl. bestanden zwei kant. Instanzen, die letztinstanzlich entschieden, nämlich das sog. Herrschafts- und das Grossgericht. Der Name des ersteren stammt noch aus der Zeit, da Zug unter Oesterreich stand. Das (nebst einem Teil von Aegeri) bis 1679 unter Einsiedeln stehende Menzingen hatte ein eigenes Gericht (Gotteshausgericht geheissen). Hauptort des Kantons war von jeher tatsächlich die Stadt Zug; seit 1802 ist dies auch verfassungsrechtlich anerkannt.
Mit 1798 wurden die innerhalb der Kantonsgrenzen gelegenen Vogteien selbständige Gemeinden, nämlich Cham, Hünenberg, Risch, Steinhausen und Walchwil; in Folge Abtrennung von Menzingen wurde 1848 auch Neuheim eine selbständige Gemeinde. Der Kanton Zug zählt 11 politische Gemeinden: Zug, Ober Aegeri, Unter Aegeri (seit 1814 von Ober Aegeri abgetrennt), Menzingen, Baar, Cham, Hünenberg, Risch, Steinhausen, Walchwil und Neuheim.
1848 wurde das Recht zur Vornahme der Wahlen, welche bisher die Landsgemeinde traf, dem Grossen Rate übertragen, ebenso das ausschliessliche Recht der Gesetzgebung, die Verfassung wurde für die ersten 10 Jahre als unabänderlich und eine vorherige Revision als unzulässig erklärt.
Die jetzige Verfassung (vom brachte wesentliche Aenderungen hinsichtlich Ausdehnung der Rechte des Volkes an der Gesetzgebung, nämlich durch Einführung des fakultativen Referendums (auf Begehren von 500 Stimmberechtigten) und für Einführung der Initiative (800 Stimmfähige für Gesetze, 1000 für Abänderung der Verfassung); ferner hinsichtlich des Wahlverfahrens durch Einführung der obligatorischen Verhältniswahl (Proporzes) an Stelle des bisherigen Majoritätsprinzipes bei den Regierungsrats-, den Kantonsrats- und bei den Richterwahlen. Auch bei den Wahlen der Gemeindekollegien ist dieses Verfahren fakultativ zulässig.
Der Kantonsrat (auf 350 und einen Bruchteil von 150 Einwohnern einer Gemeinde ein Mitglied) ist die gesetzgebende und die Oberaufsicht führende, der Regierungsrat (7 Mitglieder) die verwaltende und vollziehende, ein 5gliedriges Kantons- und ein aus 7 Mitgliedern bestehendes Obergericht richterliche Behörde, welche auch als Strafgericht zu urteilen hat, eine Abteilung des Obergerichts überdies noch als Kassations- und Revisions-Instanz. In jeder Gemeinde hat ein Friedensrichter die Aufgabe, Zivilstreitigkeiten zu vermitteln oder sie zur Erledigung ans Kantonsgericht zu weisen. Ueber Wertstreite bis 30 fr. entscheidet er in Einzelkompetenz. - Amtsdauer aller kantonalen Beamtungen vier Jahre.
Die Verfassung von 1803 kannte nur einen Gemeinderat für jede Gemeinde; diejenige von 1814 ebenfalls; es wurde aber damals erstmals denjenigen Gemeinden, die besondere Gemeindegüter - Allmenden, Feld und Wald - besitzen, das Recht, selbe gesondert zu verwalten, ausdrücklich zugesichert. Die Verfassung vom setzte fest, dass da, wo es noch nicht geschehen wäre, Güter und Verwaltung der Korporationsgenossen vom übrigen Gemeindehaushalte ausgeschieden und getrennt behandelt werden sollen.
Im Gesetze betr. Organisation des Gemeindewesens vom wurden nach dieser Richtung hin noch weitere wegleitende Bestimmungen erlassen.
Die Kantons-Verfassung vom samt den Aenderungen vom und führte eine weitere gemeindliche Ausscheidung herbei, indem zu den bereits bestehenden Korporations- und Bürgergemeinden neu ins Leben gerufen wurden: die Einwohnergemeinden, zu welchen alle in der betreffenden Gemeinde sesshaften Einwohner (Bürger, Niedergelassene und Aufenthalter) gehören, und die Kirchgemeinden. Zu letztern gehören die in der betreffenden Pfarrei wohnhaften Personen von gleicher Konfession. Mit Ausnahme von Cham und Hünenberg, welche zusammen eine Pfarrei bilden, bestehen in allen andern politischen Gemeinden auch Kirchgemeinden. Zur protest. Kirchgemeinde des Kts. Zug (mit Sitz in Baar) gehören die in den verschiedenen Gemeinden des Kantons wohnenden Protestanten.
In Armensachen huldigt der Kt. Zug dem Heimatsprinzip. Es hat das zur Folge, dass die Bürgergemeinden viel von bedürftigen Angehörigen beansprucht werden, welche nicht in der Heimatgemeinde wohnen, sondern in Kantonen, welche das Territorialprinzip anerkennen, aber nur da, wo Gegenrecht geübt wird.
Die Gemeinden übertragen die Verwaltung ihrer öffentlichen Angelegenheiten einem Ratskollegium von je wenigstens 5 Mitgliedern. Im Kirchenrate hat der Ortspfarrer von Amteswegen Sitz und Stimme.
Finanzwesen. Die Normen, nach welchen der kantonale Haushalt geordnet ist, ergeben sich aus dem Gesetze vom Diejenigen, betr. den Haushalt der Gemeinden, aus dem seit 1876 bestehenden Gemeindegesetze. Zur Deckung der Staatsauslagen sind bestimmt: Ertrag des Staatsvermögens, des Salzregals, der Steuern, des Alkoholmonopols und der eidg. Patenttaxen von Handelsreisenden, sowie eine Anzahl anderer Abgaben, wie Patente für den Verkauf von Getränken, Wirtschafts-, Jagd- und Fischereipatente, Hundesteuer etc. Die Gemeinden sind befugt, Steuern zu erheben auf das Vermögen, jedoch unter Ausschluss der Progression, auf den Erwerb, die Patente, die Haushaltung und auf den majorennen Kopf. Die Steuerveranlagungen erfolgen durch das Mittel der Selbsttaxation des Pflichtigen, Taxierung durch die Einw.-Räte, dann diejenige der kantonalen Steuerkommission. Gegen Veranlagungen der Einw.-Räte oder der St. K. sind Steuerbeschwerden zulässig, gegen erstere an die kant. Steuerkommission, gegen die letztere an den Reg.-Rat; schliesslich steht dem Veranlagten noch gerichtlicher Entscheid offen.
Die Verfassung von 1814 überliess den Gemeinden die Organisation ihrer Schulen, dies erhielt sich, wenn auch vollständig fakultativ, mehr als 30 Jahre. Erst 1818 wurde die Organisation des öffentlichen Unterrichtswesens kantonal. Das Gesetz vom erklärte den Primarunterricht für sechs Schuljahre obligatorisch und
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
(Kanton). Verschiedene statistische Angaben. Die eidg. Zählung der Betriebe hat im Jahre 1905 folgende allgemeine Resultate ergeben:
Betriebe | % | Davon alleinbetr. | Personen | |||
---|---|---|---|---|---|---|
Total | % | davon weibl. | ||||
Urproduktion | 1544 | 36.8 | 178 | 5199 | 39.3 | 1722 |
Industrie | 1817 | 43.4 | 1147 | 5728 | 43.4 | 2197 |
Handel | 614 | 14.7 | 191 | 1368 | 10.3 | 803 |
Verkehr | 113 | 2.7 | 27 | 578 | 4.4 | 74 |
Kunst und Wissenschaft | 102 | 2.4 | 70 | 339 | 2.6 | 193 |
Total | 4190 | 100.0 | 1613 | 13212 | 100.0 | 4989 |
Der Anteil der weiblichen Personen beträgt 37,8%. Der Kanton weist nach obigen Zahlen eine mehr industriell tätige Betriebsbevölkerung auf.
Urproduktion. | Betriebe | Pers. | Davon weibl. |
---|---|---|---|
Steinbruchbetriebe | 10 | 69 | 2 |
Landwirtschaft im allgem. | 1189 | 4160 | 1460 |
Landwirtschaft und Viehzucht | 69 | 263 | 91 |
Landwirtschaft und Bienenzucht | 27 | 131 | 53 |
Landwirtschaft mit anderen Spezialzweigen | 160 | 375 | 91 |
Forstwirtschaft | 22 | 124 | 1 |
Fischerei, etc. | 48 | 62 | 20 |
Industrie. | |||
Textilindustrie | 719 | 1661 | 1247 |
Baugewerbe | 346 | 1492 | 43 |
Nahrungs- und Genussmittel | 118 | 730 | 159 |
Kleidung und Putz | 475 | 710 | 466 |
Metallindustrie | 112 | 696 | 163 |
Papier- und Lederfabrikation. | 3 | 223 | 51 |
Uebrige Branchen | 44 | 213 | 68 |
Textilindustrie. | |||
Baumwollspinnerei und Zwirnerei | 22 | 846 | 495 |
(davon Heimarbeitsbetriebe | 20 | 20 | 20) |
Seidenstoffweberei | 662 | 724 | 683 |
(davon Heimarbeitsbetriebe | 659 | 704 | 667) |
Wollspinnerei und Weberei | 1 | 52 | 38 |
Baugewerbe. | |||
Hochbau und Architektur | 17 | 414 | - |
Schreinerei, Zimmerei und Sägerei | 134 | 393 | 4 |
Drechslerei | 9 | 113 | 21 |
Schlosserei | 16 | 90 | 7 |
Maurerei | 19 | 75 | - |
Malerei | 27 | 66 | 1 |
Backstein- und Ziegelfabrikation. | 5 | 55 | 1 |
u. s. w. | |||
Nahrungsmittelindustrie. | |||
Fabrik kondensierter Milch | 1 | 335 | 65 |
Metzgerei | 37 | 114 | 24 |
Bäckerei, Konditorei | 55 | 139 | 35 |
Müllerei | 13 | 67 | 5 |
Tabak- und Zigarrenfabrikation | 2 | 55 | 29 |
Kleidung und Putz. | |||
Damenschneiderei | 149 | 229 | 229 |
Schuhmacherei | 99 | 133 | 13 |
Wäscherei und Glätterei | 56 | 91 | 90 |
Herrenschneiderei | 60 | 92 | 15 |
Metallindustrie. | |||
Emailwarenfabrik | 1 | 461 | 151 |
Schmiederei | 29 | 73 | - |
Wagnerei | 36 | 55 | 3 |
Papierstoff- und Papierfabriken | 2 | 222 | 51 |
Glühkörper- und Lampenfabrik | 1 | 82 | 55 |
Graphische Gewerbe aller Art | 24 | 64 | 9 |
Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke | 15 | 56 | 1 |
Handel. | |||
Wirtschaften und Hotelwesen | 204 | 659 | 509 |
Lebensmittel | 165 | 313 | 158 |
Merceriewaren, Quincaillerie | 45 | 83 | 53 |
Getränke | 45 | 60 | 12 |
u. s. w. | |||
Im Hotelwesen sind verzeichnet | |||
Hotels | 81 | 374 | 281 |
(wovon mit Restaurants | 53 | 270 | 199) |
Restaurants allein | 108 | 264 | 207 |
Verkehr. | |||
Eisenbahnen | 7 | 296 | 26 |
Post | 21 | 98 | 14 |
Telegraph und Telephon | 16 | 53 | 28 |
Dampfschiffbetrieb | 2 | 10 | - |
Automobilbetrieb | 1 | 10 | - |
Fuhrhalterei und Spedition | 62 | 101 | 5 |
Wissenschaften und Künste. | |||
Gesundheits- und Krankenpflege | 59 | 160 | 96 |
Unterricht und Erziehung | 14 | 125 | 94 |
Rechtspflege | 12 | 15 | 1 |
Künste | 9 | 20 | - |
Heimarbeit | |||
Seidenstoffweberei | 659 | 704 | 667 |
Baumwollspinnerei | 20 | 20 | 20 |
Strohflechterei | 13 | 14 | 14 |
Diverse | 11 | 12 | 10 |
Total | 703 | 750 | 711 |
Die hausindustrielle Seidenstoffweberei ist inzwischen stark zurückgegangen.
Hausierbetriebe waren es 27 mit 34 Personen. Von je 100 Ew. entfallen tätige Personen auf.
Zug | Schweiz | |
---|---|---|
Urproduktion | 20.1 | 23.0 |
Industrie | 22.1 | 20.7 |
Handel | 5.3 | 6.3 |
Verkehr | 2.2 | 2.5 |
Wissenschaft und Künste | 1.3 | 1.0 |
Total | 51.0 | 53.5 |
Der Kanton ist darnach industriell ordentlich gut vertreten; in der Hauptsache rührt dies nicht von vielen, sondern von ganz wenigen, aber grossen Betrieben her, die z. T. einen Weltruf besitzen.
[Dr. F. Mangold.]
(Kt. Zug). Die Stadt Zug hat eine überaus reizende Lage und sehr günstige, klimatische Verhältnisse.
Unter den öffentlichen Gebäuden nimmt das Schulhaus im Neustadtquartier, erbaut von Keiser und Bracher,
bezogen im Herbst 1909, eine hervorragende Stelle ein. Gilt es doch in baulicher und in schulhygienischer Beziehung als eines der schönsten und besteingerichtetsten der Schweiz. Die Stadtbibliothek, in der Mitte der Stadt, befindet sich in dem geschmackvoll restaurierten ehemaligen Zeughaus und zählt etwa 25000 Bände. Im Süden der Stadt erheben sich das Zeughaus, die Kaserne und die Kantonsschule, deren reichhaltige Sammlungen sehenswert sind. Ferner das höchst gefällige Marienheim, erbaut von E. Weber, bezogen 1909 und das neue Theater und Kasino, erbaut von Keiser und Bracher, vollendet 1909, ein moderner Bau, der sich durch ebenso praktische als gefällige Einrichtung auszeichnet.
Das 1855-57 erbaute Bürgerspital und das neben ihm befindliche städtische Waisenhaus an der Strasse nach Arth, sowie das oberhalb des Dörfchens Oberwil thronende Sanatorium Franziskusheim, eröffnet 1909 (Privatanstalt), verdienen sowohl wegen ihrer herrlichen Lage, als wegen ihrer durchaus modernen Einrichtung besonders Erwähnung. Schön gelegen und baulich interessant sind auch das alte Schützenhaus und das Bürgerasyl, beide im Westen der Stadt an der Chamerstrasse.
Die interessante Waffensammlung befindet sich jetzt im historischen Museum, im Rathaus. Unweit von diesem sind die vorzüglich eingerichtete Fischbrutanstalt und der Fasanengarten (am See).
Unter den Gebäuden im Privatbesitz sind vorzüglich nennenswert: im nördlichen Stadtteil: die weitläufigen Gebäulichkeiten der grossen Metallwarenfabriken, das Schlösschen Neu St. Andreas, die Bank (vormals Sparkassa) und das Etablissement der Wasserwerke;
in der Mitte der Stadt der Hirschen («Vereinshaus») in italienischem Stil (galt in der ersten Hälfte des 19. Jahrh. als einer der schönsten Gasthöfe der Schweiz), ferner die Burg, einst Sitz des habsburgischen Amtmanns, und der Hof, beide mit krenelierten Ringmauern umgeben;
im Süden: der Zurlaubenhof.
Dieser ehemalige Sitz der Freiherren v. Zurlauben, Thurm und Gestelenburg enthält u. a. einen grossen Saal mit den Bildnissen der französischen Könige. Unterhalb des Zurlaubenhofes ist die grosse Fabrik elektrischer Zähler und oberhalb das stattliche Pensionat,
Lehrerseminar b. St. Michael. Links von diesem, der Berghalde entlang, entsteht ein feines Villenquartier. Im Blumenhof, der ältesten Villa, hat sich der nachmalige französische König Louis Philipp während der franz. Revolution einige Zeit aufgehalten.
Rechts vom Pensionat erhebt sich die Pfarrkirche St. Michael, von Curjel und Moser (in Karlsruhe) erbaut, ein imposanter, monumentaler Bau, welcher den romanisch-gotischen Grundgedanken mit modernen Bau-Elementen harmonisch vereinigt und prächtig in das Landschaftsbild hineinpasst. Eine gewaltige Treppe mit 3 Podesten führt zur Eingangshalle, von welcher aus man eine wundervolle Aussicht geniesst. Oberhalb der Pfarrkirche befindet sich der Friedhof, welchen viele schöne Denkmäler und eine Kapelle zieren, die eine interessante mittelalterliche Decke besitzt.
Die nahe Klosterkirche v. Maria Opferung enthält treffliche Altargemälde von Deschwanden. Das Hochaltargemälde zeigt eine ganz eigenartige Verwertung von Gestalten auf Tizians berühmtem Gemälde «der Tempelgang Mariä». Die gotische, von Magister Joh. Eberhard 1478 gegründete St. Oswaldskirche enthält nebst den in Bd. VI, S. 843 erwähnten Kunstwerken einen herrlichen Kirchenschatz und ein prachtvolles mittelalterliches Sakramentshäuschen. Neben der Kirche befindet sich eine Pietà (nach Steinhäusser ausgeführt von Al. Brandenberg). Die Liebfrauenkirche in der Altstadt, 1910 restauriert, enthält (ziemlich nachgedunkelte) Deckengemälde von Joh. Brandenberg. Altargemälde von K. Speck, eine alte Madonnenstatue auf dem Hochaltar und eine St. Agatha Statue (von Ludw. Keiser) auf einem Seitenaltar. Die kürzlich renovierte Kapuzinerkirche enthält ausser dem berühmten Hochaltargemälde von Calvaert, 2 schöne Altargemälde v. P. v. Deschwanden.
Sehenswert sind ferner noch die Anlagen am See, der Hirschpark (an der Chamerstrasse) und das schweizerische Bienenmuseum auf dem Rosenberg (Aussichtspunkt).
Nebst den im Bd. VI, S. 844 genannten Katastrophen ist noch die grosse Feuersbrunst vom zu erwähnen, welche 22 Wohnhäuser einäscherte.
Infolge der günstigen Lage und der guten Verkehrswege breitet sich die Stadt immer mehr aus. So ist in der Umgebung des Bahnhofes ein neues Quartier entstanden, das sich jedes Jahr vergrössert und binnen wenigen Jahren auch eine katholische Kirche erhalten soll.
[H. Al. Keiser.]