Der Kanton ist darnach industriell ordentlich gut vertreten; in der Hauptsache rührt dies nicht von vielen, sondern von
ganz wenigen, aber grossen Betrieben her, die z. T. einen Weltruf besitzen.
(Kt. Zug).
Die Stadt Zug hat eine überaus reizende Lage und sehr günstige, klimatische Verhältnisse.
Unter den öffentlichen Gebäuden nimmt das Schulhaus im Neustadtquartier, erbaut von Keiser und Bracher,
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bezogen im Herbst 1909, eine hervorragende Stelle ein. Gilt es doch in baulicher und in schulhygienischer Beziehung als eines
der schönsten und besteingerichtetsten der Schweiz. Die Stadtbibliothek, in der Mitte der Stadt, befindet sich in dem geschmackvoll
restaurierten ehemaligen Zeughaus und zählt etwa 25000 Bände. Im Süden der Stadt erheben sich das Zeughaus,
die Kaserne und die Kantonsschule, deren reichhaltige Sammlungen sehenswert sind. Ferner das höchst gefällige Marienheim,
erbaut von E. Weber, bezogen 1909 und das neue Theater und Kasino, erbaut von Keiser und Bracher, vollendet 1909, ein moderner
Bau, der sich durch ebenso praktische als gefällige Einrichtung auszeichnet.
Das 1855-57 erbaute Bürgerspital und das neben ihm befindliche städtische Waisenhaus an der Strasse nach Arth, sowie das
oberhalb des Dörfchens Oberwil thronende Sanatorium Franziskusheim, eröffnet 1909 (Privatanstalt), verdienen sowohl wegen
ihrer herrlichen Lage, als wegen ihrer durchaus modernen Einrichtung besonders Erwähnung. Schön gelegen und baulich interessant
sind auch das alte Schützenhaus und das Bürgerasyl, beide
im Westen der Stadt an der Chamerstrasse.
Die interessante Waffensammlung befindet sich jetzt im historischen Museum, im Rathaus. Unweit von diesem sind die vorzüglich
eingerichtete Fischbrutanstalt und der Fasanengarten (am See).
Unter den Gebäuden im Privatbesitz sind vorzüglich nennenswert: im nördlichen Stadtteil: die weitläufigen
Gebäulichkeiten der grossen Metallwarenfabriken, das Schlösschen NeuSt. Andreas, die Bank (vormals Sparkassa) und das Etablissement
der Wasserwerke;
in der Mitte der Stadt der Hirschen («Vereinshaus») in italienischem Stil
(galt in der ersten Hälfte des 19. Jahrh. als einer der schönsten Gasthöfe der Schweiz), ferner die Burg, einst Sitz
des habsburgischen Amtmanns, und der Hof, beide mit krenelierten Ringmauern umgeben;
im Süden: der Zurlaubenhof.
Dieser ehemalige
Sitz der Freiherren v. Zurlauben, Thurm und Gestelenburg enthält u. a. einen grossen Saal mit den Bildnissen der französischen
Könige. Unterhalb des Zurlaubenhofes ist die grosse Fabrik elektrischer Zähler und oberhalb das stattliche Pensionat,
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Lehrerseminar b. St. Michael. Links von diesem, der Berghalde entlang, entsteht ein feines Villenquartier. Im Blumenhof, der
ältesten Villa, hat sich der nachmalige französische König Louis Philipp während der franz. Revolution einige Zeit aufgehalten.
Rechts vom Pensionat erhebt sich die Pfarrkirche St. Michael, von Curjel und Moser (in Karlsruhe) erbaut,
ein imposanter, monumentaler Bau, welcher den romanisch-gotischen Grundgedanken mit modernen Bau-Elementen harmonisch vereinigt
und prächtig in das Landschaftsbild hineinpasst. Eine gewaltige Treppe mit 3 Podesten führt zur Eingangshalle, von welcher
aus man eine wundervolle Aussicht geniesst. Oberhalb der Pfarrkirche befindet sich der Friedhof, welchen viele schöne Denkmäler
und eine Kapelle zieren, die eine interessante mittelalterliche Decke besitzt.
Die nahe Klosterkirche v. Maria Opferung enthält treffliche Altargemälde von Deschwanden. Das Hochaltargemälde zeigt eine
ganz eigenartige Verwertung von Gestalten auf Tizians berühmtem Gemälde «der
Tempelgang Mariä». Die gotische, von Magister Joh. Eberhard 1478 gegründete St. Oswaldskirche enthält nebst den
in Bd. VI, S. 843 erwähnten Kunstwerken einen herrlichen Kirchenschatz und ein prachtvolles mittelalterliches
Sakramentshäuschen. Neben der Kirche befindet sich eine Pietà (nach Steinhäusser ausgeführt von Al. Brandenberg). Die
Liebfrauenkirche in der
Altstadt, 1910 restauriert, enthält (ziemlich nachgedunkelte) Deckengemälde von Joh. Brandenberg.
Altargemälde von K. Speck, eine alte Madonnenstatue auf dem Hochaltar und eine St. Agatha Statue (von
Ludw. Keiser) auf einem Seitenaltar. Die kürzlich renovierte Kapuzinerkirche enthält ausser dem berühmten Hochaltargemälde
von Calvaert, 2 schöne Altargemälde v. P. v. Deschwanden.
Sehenswert sind ferner noch die Anlagen am See, der Hirschpark (an der Chamerstrasse) und das schweizerische Bienenmuseum
auf dem Rosenberg (Aussichtspunkt).
Nebst den im Bd. VI, S. 844 genannten Katastrophen ist noch die grosse Feuersbrunst vom zu erwähnen, welche 22 Wohnhäuser
einäscherte.
Infolge der günstigen Lage und der guten Verkehrswege breitet sich die Stadt immer mehr aus. So ist in der Umgebung des
Bahnhofes ein neues Quartier entstanden, das sich jedes Jahr vergrössert und binnen wenigen Jahren auch
eine katholische Kirche erhalten soll.