Zünder
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Zünder,
[* 2] Vorrichtungen zum Entzünden der Geschütz- und Sprengladungen wie überhaupt zum Inbrandsetzen brennbarer Gegenstände. Geschützladungen werden durch Schlagröhren entzündet; das sind mit Kornpulver gefüllte Röhrchen aus Messing- oder Kupferblech, welche zu ihrer Entzündung einen einen Friktionssatz enthaltenden Reibapparat tragen, welcher funktioniert, sobald der Reiber plötzlich herausgerissen wird. Bei elektrischen Schlagröhren können in dem auf dem Röhrchen sitzenden Kopf die Leitungsdrähte befestigt werden, welche einen die Entzündung bewirkenden Zwischendraht zum Glühen bringen oder durch einen leicht entzündlichen Satz einen Funken überspringen lassen.
Stoppinen sind Röhrchen aus Schilf oder Papier mit durchgezogener Zündschnur. Zum Entzünden der Sprengladung in Geschossen
dienen Zünder, die entweder 1) durch das Feuer der Ladung in Geschützen mit Spielraum, oder 2) mittelbar durch den Stoß, den
das Geschoß
[* 4] beim Abfeuern erhält, entzündet werden, oder 3) beim Aufschlag des Geschosses in Thätigkeit
treten. Bei Zündern der ersten Art ist der Zündsatz entweder in gerade Röhren
[* 5] aus Holz
[* 6] oder Metall, Säulenzünder
, oder in
ringförmige Rinnen metallener Zünder
körper, Ringzünder (von Bormann 1835 erfunden), gepreßt, derart, daß eine bestimmte
Länge der Satzsäule oder des Satzringes eine gewisse Zeit brennt, so daß hiernach ein Stellen der Zünder
(von Breithaupt 1854 zuerst angewendet) auf bestimmte Brenn- oder Flugzeit (Tempieren) ausführbar ist.
Zünder der zweiten Art enthalten einen auf zwei Armen oder Hemmungen ruhenden Zündpillenträger (Pillenbolzen), dessen Arme
durch den Stoß beim Abfeuern abbrechen, oder durch dessen Rückstoß die Hemmungen aufgehoben werden, so
daß der Pillenbolzen zurückfliegt, wobei die Zündpille auf die Zündnadel trifft, explodiert und den Satzring entzündet,
von welchem, der »Tempierung« entsprechend, das Feuer zur Sprengladung durchschlägt. Diese vom preußischen Major Richter 1861 erfundenen
Zünder sind als Schrapnellzünder
eingeführt.
Aus ihnen sind die neuern Schrapnellzünder
mit einem oder zwei Satzringen hervorgegangen
[* 2]
(Fig.
1), letztere sollen den Schrapnellschuß bei langen Flugzeiten des Geschosses, also bei Flachbahngeschützen bis etwa 4500 m
Entfernung oder bei Mörsern und Haubitzen, ermöglichen. Die deutschen Doppelzünder
brennen 28 Sekunden, Krupp hat solche von 40 Sekunden
Brennzeit. In Frankreich und Italien
[* 7] ist die lange Brennzeit dadurch erreicht worden, daß man ein mit
Zündersatz
vollgepreßtes Bleirohr spiralförmig um den Zünderkopf aufgewickelt hat.
Der Perkussionszünder
, vom preußischen General Neumann 1859 erfunden
[* 2]
(Fig. 2), enthält einen schweren, meist cylindrischen,
zentral
durchbohrten Körper, der vorn entweder eine Zündnadel (daher Nadelbolzen) oder die Zündpille trägt; im erstern
Fall wird in die Mundlochschraube eine Zündschraube eingesetzt, im letztern trägt sie nach innen
die Zündnadel. Wird nun die Fluggeschwindigkeit des Geschosses plötzlich verlangsamt, so fliegt der Nadelbolzen nach vorn
und die Zündnadel in die Zündpille, letztere explodiert, u. durch das durch den Kanal
[* 8] des Nadelbolzens schlagende Feuer wird
die Sprengladung entzündet.
Zur Verhütung unzeitigen Vorschnellens des Nadelbolzens wird derselbe durch einen quer durch die Geschoßspitze
gehenden Vorstecker, durch klammernde Federn u. dgl. festgehalten. Die eines Vorsteckers
bedürfenden entsprechen nicht mehr den gegenwärtigen Anforderungen. In Österreich
[* 9] ist der bei den Uchatius-Kanonen (Feldartillerie)
eingeführte Zünder System Kreutz, in Frankreich der Perkussionszünder
System Budin und Henriet der Feldgeschütze ein
Fertigzünder
, d. h. die mit ihm versehenen Geschosse werden zum Verfeuern fertig in der Protze transportiert. In Deutschland
[* 10] ist der Zünder
[* 2]
Fig. 3 für Granaten
[* 11] eingeführt, welcher keinen Vorstecker hat.
Während des Transports ruht der Schlagbolzen e mit dem schmalen Sperrring s auf einer dreikantigen Nadel f und verhindert jede Bewegung der letztern. Beim Abfeuern des Geschützes schießt sich der Schläger auf die Nadel, deren Kanten sich in den Sperrring einschneiden, so daß die Nadelspitze nun zum Anstich frei wird. Außerdem schießt sich die Bolzenkapsel b in den Gewindering c hinein, und die Arme des Bolzenträgers d recken sich, so daß die Böden t und b den Boden des Mundlochfutters a berühren.
Die in neuerer Zeit in mehreren Ländern eingeführten Doppelzünder
sind Schrapnellzünder, in welche noch ein Perkussionszünder
eingesetzt ist, so daß dieselben sowohl bei Schrapnells als Granaten Verwendung finden können und erstere noch als Granaten
wirken, wenn der Schrapnellzünder versagen sollte. Selbstzündungen haben einen chlorsaures Kali oder
Knallquecksilber enthaltenden Zündsatz, so daß sie ohne Hinzutritt von Feuer sich selbst durch Stoß, Schlag etc. entzünden
können, z. B. Zündhütchen, Zündpillen, Schlagröhren etc.
[* 2] ^[Abb.: Fig. 1. Schrapnellzünder.]