(Kt. Graubünden,
Bez. Albula).
1330-1200 m. Reihe von
Schluchten und Engpässen im
Thale desLandwassers, zwischen
Davos-Glaris und
Filisur. Dieser Name kommt von den häufigen Lawinen, die hier fallen und die Strasse im Frühling und Winter
gefährlich machen. Die Züge fangen unten beim
Bärentritt (1200 m) an und endigen oben beim
Schmelzboden (1330 m), wo man
heute noch die heute aufgegebene Schmelzhütte des ehemaligen Bergwerkes sieht, wo silberhaltiges
Blei
auf dem linken Ufer in 1560 m
Höhe gegraben wurde.
Der alte Weg durch die Züge war sehr gefährlich und nur schwer zu unterhalten;
er wurde von der Sektion
Davos des schweizerischen Alpenklubs verbessert und kann nun von Fussgängern ohne Gefahr begangen
werden;
er bietet eine Menge romantische Aussichtspunkte.
Die zum grossen Teil in den
Felsen eingehauene
Landwasserstrasse wurde von 1871 bis 1873 erstellt;
sie wird durch mehrere Galerien geschützt und zieht sich durch zahlreiche
Tunnels.
Die Züge werden auch von der Eisenbahn
Davos-Filisur durchzogen, die von 1906 bis 1908 erbaut wurde, 7
Tunnels aufweist
und grosse Sicherungsarbeiten erfordert hat.
Diese
Schluchten sind in Triasschichten eingeschnitten. Am
Schmelzboden findet sich Verrukano.
[* 3] (hierzu die Tafeln »Handfeuerwaffen I-III«),
im Gegensatz zu den Geschützen diejenigen tragbaren Feuerwaffen,
welche aus der Hand
[* 4] abgefeuert werden. Die Handfeuerwaffen mit langem Lauf werden schlechtweg Gewehr, die mit kürzerm
LaufKarabiner, mit noch kürzerm Pistolen,
[* 5] Revolver,
[* 6] ganz kleine Pistolen auch Terzerole genannt. Je nachdem die Handfeuerwaffen von der Mündung
oder von hinten geladen werden, heißen sie Vorder-, resp. Hinter- oder Rückladegewehre etc.
Muß das Hinterladungsgewehr zu jedem Schuß geladen werden, so ist es ein Einlader; hat dasselbe aber
eine Einrichtung zur Aufnahme einer Anzahl von Patronen, welche durch den Mechanismus in den Lauf eingeführt werden, so heißt
es Mehrlader, Magazin- oder Repetiergewehr und, wenn es nur die Größe einer Pistole besitzt, Revolver. Je nachdem die innern
Laufwandungen glatt oder mit Zügen versehen sind, hat man glatte oder gezogene
Handfeuerwaffen; die glatten Gewehre
heißen Flinten, die gezogenen, mit außen kantigem Lauf, Büchsen, die entweder Jäger- oder Scheibenbüchsen sind. Jagdgewehre
sind entweder ein- oder doppelläufig, im letztern Fall häufig mit einem glatten (Flinten-) und einem gezogenen (Büchsen-)
Laufe versehen und werden dann Büchsflinte genannt.
Die Handfeuerwaffen bestehen in der Regel aus dem Lauf oder Rohr, Schloß, Schaft, der Garnitur und Zubehörstücken. Der Lauf ist aus Eisen
[* 7] oder
Stahl gefertigt und oft damasziert. Die Höhlung des Laufs heißt Seele, deren Mittellinie die Seelenachse, die vordere Öffnung
Mündung. Die Rohrwandungen nehmen in der Regel nach der Mündung zu an Stärke
[* 8] ab und haben ihre größte
Stärke an der Kammer, wo die Patrone liegt. Das Schloß der Vorderlader umschließt den Mechanismus zum Abfeuern, bei den Hinterladern
den zum Verschließen des Rohrs und zum Abfeuern des Gewehrs und ist meist aus Stahl oder auch aus Phosphorbronze,
der Schaft aus Holz,
[* 9] vorzugsweise Nußbaum, gefertigt und mit dem Lauf durch Ringe verbunden. - Die ersten Anfänge der Handfeuerwaffen sind
die kurz nach dem Bekanntwerden des Schießpulvers fast zugleich mit den Geschützen im 14. Jahrh. aufkommenden sogen. Donnerbüchsen,
Stand-, Hand- (Textfig. 1) oder Faustrohre, aus denen sich die Hakenbüchsen (s. d.) zu Anfang des 15. Jahrh.
entwickelten.
Der Lauf war aus Schmiedeeisen über einen Dorn geschweißt und in einem geraden Schaft befestigt. Sie wurden mit glühender
Kohle oder Lunte abgefeuert. Zu Anfang des 15. Jahrh. versah man die Büchsen mit einem Hahn
[* 10] in Drachenform, in dessen Kopf die
brennende Lunte geschraubt wurde, daher Luntenschloß (Textfig. 2). Durch einen Abzug wurde der Hahn auf die rechts am Lauf
sitzende Zündpfanne geleitet. Die Büchsen erhielten um diese Zeit Visier und Korn, eine Ladestockrinne im Vorderschaft und
die Kolbendünnung. 1429 fand zu Nürnberg
[* 11] bereits ein Scheibenschießen mit Handrohren statt. Ein wesentlicher
Fortschritt war die Erfindung des Radschlosses (s. d.) 1517 durch einen Uhrmacher in Nürnberg. Da dasselbe häufig versagte,
blieb das Luntenschloß bis zum Ende des 17. Jahrh. noch im Gebrauch. In Frankreich wurden 1543 für Reiter und Mineure die ersten
Karabiner eingeführt. Um dieselbe Zeit ward in München
[* 12] der Doppelabzug oder Stecher und in Spanien
[* 13] das
Schnapphahnschloß (Textfig. 3) erfunden, aus welchem sich das Steinschloß entwickelte, das,
um 1630 in Frank-
reich erfunden, 1648 als fertiges Batterie- oder Steinschloß auftrat. Es bestand aus einem Hahn, in dessen Kopf ein Feuerstein
durch eine Schraube eingeklemmt war. Er schlug gegen die aufrecht stehende Schlagfläche des stählernen Pfanndeckels, wodurch
Funken erzeugt wurden, und da durch den Schlag gleichzeitig der Pfanndeckel zurückgeschlagen wurde, konnten die
Funken das in der nun geöffneten Pfanne liegende Pulver entzünden. Der Schloßmechanismus war im Steinschloß von 1648 schon
derselbe, wie er im Perkussionsschloß (Textfig. 4) gegenwärtig noch besteht. Letzterm liegt die Anwendung
von Knallpräparaten (knallsaurem Quecksilberoxyd) zu Grunde. Die erste Anwendung desselben zur Entzündung von Gewehrladungen
machte 1807 der SchotteAlexanderForsyth.
Diese Handfeuerwaffen schossen bleierne Rundkugeln von 26-32 g mit 9-11 g Ladung. Die Kugeln mußten des leichten Ladens
wegen mit bedeutendem Spielraum in den Lauf gehen; deshalb war trotz der bedeutenden Ladungsquotienten die Treffsicherheit
und Tragweite derselben gering. Die Züge waren zwar längst bekannt, aber als solche noch nicht verstanden. KasparZöllner
in Wien
[* 28] gilt als Erfinder derselben. 1498 ward bereits in Leipzig
[* 29] ein Scheibenschießen mit gezogenen Gewehren
abgehalten.
Diese Züge waren noch gerade (Schmutzräume), die schraubenförmig gewundenen soll AugustinKutter erfunden haben (gest. 1630 in
Nürnberg). Aus diesen Büchsen wurden Rundkugeln geschossen, die, um den Spielraum aufzuheben, in gefettete Leinwand (Talgpflaster)
gehüllt in den Lauf eingekeilt wurden. Die 1631 vom LandgrafenWilhelm vonHessen,
[* 30] 1641 vom KurfürstenMax
von Bayern errichteten Scharfschützenkompanien sowie die preußischen freiwilligen Jäger von 1813 führten solche gezogene
Büchsen.
Eine größere Treffsicherheit (Präzision) konnte nur durch Aufhebung des Spielraums, durch Einpressung des Geschosses in
die Züge und die dadurch herbeigeführte Rotation, die größere Tragweite (leichte Überwindung des Luftwiderstandes)
aber nur durch eine bedeutende Länge und die ogivale (spitzbogenförmige) Zuspitzung des Geschosses erreicht werden. Das störende
Einkeilen des Geschosses in die Züge vermieden Delvigne (1826) und Thouvenin (Auftreiben auf den Kammerrand oder einen Zapfen),
[* 31] erfolgreicher
aber der französische KapitänMinié 1849 durch die Erfindung der Expansionsgeschosse. Es
waren dies lange Spitzgeschosse mit einem am Geschoßboden beginnenden Kanal
[* 32] (s. Geschoß,
[* 33] S. 214), in den ein eisernes Näpfchen
(culot) eingesetzt wurde. Die Pulvergase trieben dasselbe bis zum Boden des Kanals, wodurch die Geschoßwandungen nach außen,
also in die Züge eingedrückt wurden. In der Folge wurden zahlreiche Abänderungen und Verbesserungen
dieses Geschosses angegeben.
Die ersten gezogenen Vorderlader hatten zumeist, wie die glatten Gewehre, ein Kaliber von 15-18 mm, das seiner Größe wegen
für die letztern vorteilhaft, für erstere aber ein Hindernis zur Erreichung einer rasanten Flugbahn war, weil seine Langgeschosse
zu schwer wurden. Dieserhalb mußte das Kaliber verringert werden. Für die Konstruktion der Gewehre wurden
folgende Grundsätze aufgestellt: Das Gewehr darf mit Bajonett 5,3 kg, ohne 4,5-4,8 kg
wiegen;
da ferner eine Rasanz der Flugbahn
nur mit wenigstens 2,5 Kaliber langen Geschossen bei einem Ladungsquotienten von 0,25-0,20 zu erreichen
ist, so ergibt sich hieraus ein Kaliber von 10-11 mm, ein Geschoßgewicht von 22-25 g und eine Ladung von 4,5-5,5 g. Eine Vermehrung derLadung oder Verringerung des Gewehrgewichts würde eine Verstärkung
[* 34] des Rückstoßes zur Folge haben, wie sie für
die Schulter des Schützen auf die Dauer unerträglich wäre. Um aber einem so dünnen Lauf, wie ihn das Gewicht der Waffe bedingt,
die erforderliche Biegungsfestigkeit für den Bajonettkampf zu geben, muß er aus Gußstahl gefertigt werden.
Von allen Vorderladegewehren
ist diesen Grundsätzen allein das 1851 eingeführte schweizerische Ordonnanzgewehr des Obersten Wurstemberger
von 10,5 mm nahegekommen; vollständig konnten sie nur durch Anwendung der Hinterladung und der Einheitspatrone erfüllt werden.
Hinterladungsgewehre.
Versuche mit Hinterladungsgewehren traten schon früh, im 15. Jahrh., auf, wenn auch nicht
so zahlreich wie mit solchen Geschützen. Textfigur 5 ist ein revolverähnliches Gewehr aus dem Anfang des 17. Jahrh. Chaumette
konstruierte 1751 ein solches, das 1776 von Montalembert verbessert wurde. Der französische Gewehrfabrikdirektor Pauli erhielt 1812 ein
Patent auf ein Hinterladungsgewehr, welches als der Vorläufer des Lefaucheux-Gewehrs (s. unten) anzusehen ist. Alle diese Versuche
waren aber noch technisch unvollkommen, weil ihnen der gasdichte Verschluß fehlte. Die Erfindung der Patrone
ist gleichfalls alt. Die Italiener verwendeten 1597 vor Neapel
[* 35] die seit längerer Zeit gebräuchliche Flintenpatrone, d. h.
die Vereinigung von Geschoß und Ladung in einer Papierhülse. Die Erfindung der Einheitspatrone,
welche Geschoß, Ladung und Zündung verbindet, ist DreysesVerdienst. Derselbe legte 1829 der preußischen Regierung ein Zündnadelgewehr
vor, das ein glatter Vorderlader mit Rundkugel und Einheitspatrone unter Anwendung eines Zündspiegels war. 1836 trat er
mit seinem Hinterladungs-Zündnadelgewehr hervor, das 1841 in Preußen
[* 37] eingeführt wurde und durch seine Erfolge im KriegPreußens
[* 38] gegen Österreich 1866 eine vollständige Umwälzung in der Bewaffnung aller Armeen hervorrief. Wenn dieses Gewehr auch
bei seinem großen Kaliber von 15,43 mm, dessen Nachteile durch den sinnreichen Notbehelf der Spiegelführung, um ein Geschoß
(das Langblei, s. Geschoß, S. 214) von 13,6 mm größtem Durchmesser schießen zu können, nicht beseitigt
werden konnten, in ballistischer Beziehung den gezogenen Vorderladungsgewehren nicht überlegen war, so bekundete es doch
durch die Hinterladung einen taktischen Fortschritt von so eminenter Bedeutung, daß kein Staat sich gegen denselben mehr
verschließen konnte. In kurzer Zeit traten zahllose Konstruktionen von Hinterladungsgewehren auf, die jahrelange Versuche
zur Folge hatten.
Die Gewehrfrage gliederte sich nach drei Hauptrichtungen: in die Konstruktion des Laufs, der Hinterladung und der Munition.
Als die Versuche 1866 begannen, wurde bald erkannt, daß bis zu ihrem Abschluß Jahre vergehen müßten, wollte man nicht durch
voreiligen Entschluß dem Staat unnützerweise ungeheure Geldopfer auferlegen. Aus militärisch-politischen Rücksichten war
es aber unzulässig, die bisherigen gezogenen Vorderladungsgewehre bis dahin unverändert beizubehalten,
und man griff deshalb zu dem Aushilfsmittel, diese Gewehre vorläufig in Hinterlader umzuändern, und sie erst später durch
Gewehre einer Neukonstruktion zu ersetzen. Hieraus gingen eine Anzahl sogen. Transformationsverschlüsse
hervor. Von diesen unabhängig wurden die Neukonstruktionen verfolgt. Während jene den alten Lauf von
14-18 mmKaliber behielten, wurde für diese ein solcher von 10-11,5 mm festgesetzt, ebenso der Ladungsquotient von ¼-⅕,
weshalb sich jene Gewehre in ihrer ballistischen Leistung nahezu gleichen.
Die ersten Neukonstruktionen der Hinterladungsverschlüsse waren unvollkommen, weil sie noch nicht die Einheitspatrone zur
Grundlage hatten und meist eines besondern Dichtungsmittels am Patronenboden bedurften. Es sind dies
die Systeme von Westley-Richard, Green, Benjamin, Mont-Storm etc., deren Patrone eine Papierhülse und Filzplatte am Boden hat.
Die Entzündung erfolgt durch Perkussionsschloß mit Zündhütchen. Diese Konstruktionen gestatten kein wesentlich schnelleres
Feuern als die Vorderlader und sind daher wenig zur Anwendung gekommen.
Die Lebensfähigkeit des Hinterladungsgewehrs wurde erst ermöglicht durch die Anwendung der Einheitspatrone
u. die metallische Dichtung des Verschlusses. Den Amerikanern gebührt das Verdienst, die Metallpatronenhülsen erfunden zu
haben, deren überstehender Bodenrand die Dichtung des Verschlusses, unabhängig von dem mechanischen Konstruktionssystem,
bewirkt, während er es gleichzeitig ermöglicht, die abgefeuerte Hülse
[* 39] aus dem Lager
[* 40] herausziehen zu
können. Die amerikanischen Patronenhülsen waren
ursprünglich aus dünnem Kupferblech mit hohlem Boden (Textfig. 6) geprägt,
welcher ein Knallpräparat als Zündsatz enthielt. Die englischen (Boxer-) Patronen (Textfig. 7) waren aus gewalztem Messingblech
gerollt, mit Papier überklebt und in einer Bodenkappe mit eiserner Bodenplatte befestigt, in deren Mitte das
Zündhütchen saß.
Hieraus haben sich die heutigen Patronenhülsen entwickelt, die aus Messingblech gezogen sind und am offenen Ende eine Verengerung
als Geschoßraum haben (Textfig. 8). Durch den Boden der Zündglocke, in welche das Zündhütchen eingepreßt ist, gehen ein
oder mehrere Löcher, durch welche sich das Feuer des Zündhütchens der Pulverladung mitteilt. Auf dem
Boden der Zündglocke erhebt sich ein abgerundeter Kegel, der Amboß, gegen welchen das Zündhütchen durch den Schlagbolzen
getrieben und zur Explosion gebracht wird.
Das Geschoß, meist aus Weichblei, in England und Frankreich aus Hartblei, ist am untern cylindrischen Teil mit Papier umwickelt,
wodurch dem leichten Verbleien der Züge vorgebeugt wird. Geschoß u. Ladung werden durch einen zwischen
zwei Kartonblättchen liegenden Wachspfropfen getrennt, der zur Reinhaltung des Rohrs dient und verhüten soll, daß das Geschoß
beim Eintreten in die Züge von Pulvergasen umspielt wird. Dem Konstruktionssystem nach unterscheidet man:
1) Die Scharnier- oder Klappenverschlüsse. Die Erfahrungen des dänischen Kriegs veranlaßten England zur Umwandlung des Enfield-
(Vorderlade-) Gewehrs in einen Hinterlader nach dem System Snider, welchem das in Frankreich mit geringer
Abänderung nachgebildete Systemà la tabatière entspricht, das auf Tafel I,
[* 36]
Fig. 1 u. 2, dargestellt
ist. Das Gewehr wird durch eine nach der rechten Seite zu öffnende Klappe geschlossen, durch welche schräg ein Schlagstift
geht, auf dessen Kopf ein Hahn schlägt.
Das Ausziehen der Patronenhülse ist sehr mangelhaft; das Einsetzen der Patrone muß sehr sorgfältig mit der Hand geschehen.
Von ähnlicher Konstruktion mit nach links zu öffnender Klappe ist das System Krnka (Rußland). In technischer Beziehung vollkommener
sind die Scharnierverschlüsse mit nach vorn zu öffnender Klappe. Das Verschlußstück ist um ein auf
dem Lauf, senkrecht zu seiner Achse sitzendes Scharnier drehbar, nach vorn aufzuklappen; durch dasselbe geht der Schlagstift,
auf welchen ein Hahn schlägt.