Zuckerrohr
(Saccharum L.), Gattung aus der Familie der Gramineen, sehr hohe, schilfartige, perennierende Gräser mit langen, breiten Blättern, großem, reichverzweigtem, rispigem Blütenstand, zweiblütigen, an der Basis mit langen, allseitig abstehenden, weißen, seidenartigen Haaren umgebenen Ährchen, in denen aber nur die obere Blüte vollständig ist. Das echte Zuckerrohr (S. officinarum, s. Tafel »Industriepflanzen«), mit ausdauerndem, kriechendem Wurzelstock, 2,5-4 m hohen, 2,5-5 cm dicken Halmen ohne vorspringende Knoten, mit harter, kahler, grüner, gelber, violetter oder gelb und violett gestreifter Rinde, saftigem, zuckerreichem Mark, 0,6-1,5 m langen Blättern mit starkem, weißlichem Mittelnerv und 30-60 cm langen, pyramidalen Blütenrispen, soll aus dem mittlern Asien stammen, findet sich aber nirgends wild und wird in allen Weltteilen zwischen 30° südl. und 35° nördl. Br., in Südamerika noch bei 1900 m ü. M., in Europa nur auf Sizilien und Andalusien behufs der Zuckergewinnung kultiviert. Varietäten sind: das violette Zuckerrohr (S. violaceum Juss.), mit violetten Halmen und Blättern, besonders in Westindien kultiviert, aber größtenteils nur zur Bereitung des Rums verwendet; das otahaitische Zuckerrohr (S. otahaitense Juss.), violett, sehr zuckerreich, größer und stärker als die übrigen Varietäten, durch Bougainville von Otahaiti nach den Antillen gebracht, jetzt vorzüglich in Ostindien angebaut; das chinesische Zuckerrohr (S. chinense Roxb.), mit eiförmiger Rispe und größtenteils mit Blattscheiben bedecktem Stengel, besonders in China kultiviert. In den Pflanzungen Amerikas pflanzt man das Zuckerrohr durch Stecklinge (Schnittlinge) fort, die aus den obersten, zuckerarmen Teilen des Rohrs gemacht werden, und zwar so, daß jeder einen Knoten hat. Unter einigermaßen günstigen Verhältnissen liefert ein und derselbe Wurzelstock bis 30 Jahre lang ergiebige Ernten, in manchen Gegenden aber erneuert man die Pflanzungen alle 4-5 Jahre. Die Zeit der Ernte ist je nach der Zeit der Pflanzung verschieden. In Ostindien schneidet man schon 9 Monate nach der Pflanzung, in Amerika bei Wurzelschößlingen 11-12, bei Stecklingen erst 15 Monate nachher und manchmal noch später, stets aber vor der Blüte. Das Rohr wird mittels eines großen Waldmessers nahe am untersten Ende abgehauen, von den Blättern befreit, der oberste Teil zu Stecklingen verwendet und das übrige Rohr in Stücke von 1 m Länge geschnitten. Diese Stücke bindet man in Bündel und schafft sie zur Presse. Feinde des Zuckerrohrs sind in Amerika: eine eigne Art Blattläuse, die Larve des leuchtenden Schnellkäfers (Elater noctilucus L.), die Raupe einer weißen Motte, der Bohrer genannt, ein gehörnter Käfer, vorzüglich aber die Zuckerameise (Formica saccharivora L.), die ihr Nest unter den Wurzeln
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des Rohrs anlegt; in Guinea macht die Afterameise (Formica analis Latr.) ihre Wohnung im Rohr selbst und zerstört es dadurch. Vgl. Delteil, Le canne à sucre (Par. 1885); Boname, Culture de la canne à sucre à Guadeloupe (das. 1887); Basset, Guide du planteur de cannes (das. 1889); Lock u. a., Sugar, handbook for planters and refiners (Lond. 1888).