Zopf
(niederd. top), eigentlich das spitz zulaufende Ende eines
Dinges, daher im Forstwesen der Baumgipfel, besonders
des Nadelholzes, und
(Topp) die
Spitze des
Mastes, vorzugsweise aber das lang zusammengeflochtene oder zusammengebundene Haupthaar,
während Schopf das freie oder gebüschelte Haupthaar bezeichnet. Die
Sitte, das
Haar
[* 2] in einen Zopf
zusammenzufassen, war bei
den
Frauen in den verschiedensten
Zeiten und Gegenden heimisch (vgl.
Haare,
[* 3] S. 974). Die
Frauen des deutschen
Mittelalters trugen die Zöpfe gern über die
Schultern nach vorn gelegt und durchflochten sie auch wohl mit Goldfäden, Perlenschnüren
u.
Borten.
Bei Leistung gewisser
Eide galt der Zopf
sogar als Rechtssymbol (man schwur »mit
Hand
[* 4] und
Mund, mit Zopf
und
Brust«). Die
Sitte, wonach auch die
Männer Zöpfe trugen, ging 1713 von dem preußischen König
Friedrich
Wilhelm I. aus, der den Zopf
beim
Militär einführte, und ward von allen europäischen
Heeren angenommen. Danach wurde im vorigen
Jahrhundert auch bei den Zivilpersonen aller
Stände der Zopf
herrschend, bis er nach dem Vorgang des
Großherzogs
Karl
August von
Weimar
[* 5] im Anfang der 80er Jahre zu schwinden begann und durch die
französische Revolution abgeschafft wurde.
In der letzten
Periode der Zöpfe trug man meist falsche, nur eingebundene Patentzöpfe. Jetzt ist der Zopf
der
Männer noch
bei einigen slawischen Volksstämmen, namentlich bei den
Morlaken in
Dalmatien, üblich, welche ihn mit
schwarzwollenen
Bändern durchflechten, mit
Quasten und Zieraten von
Zinn,
Seide,
[* 6]
Glas
[* 7] u. dgl. schmücken und oft noch irgend
einen beschriebenen
Zettel in Briefform (zapis) als
Amulett daran hängen. Als weibliche Haartracht sind lang herabhangende
Zöpfe in neuester Zeit wiederum
Mode geworden, oder sie werden spiralförmig zusammengelegt und am Hinterkopf
oder über dem
Scheitel befestigt. -
Bildlich versteht man unter Zopf
altfränkisches
Wesen, Pedanterie, Borniertsein und Unnatur
etc. In der
Kunst nennt man Zopf-
oder Perückenstil denjenigen
Stil, welcher eine
Reaktion gegen die Üppigkeit des Rokokostils
bildete und sein
Ideal in geradliniger Steifheit,
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mehr
Nüchternheit und pedantischer Einfachheit sah. Die Formen der Antike wurden dabei, jedoch ohne tieferes Verständnis, nachgeahmt. Der Zopfstil ist der letzte Ausläufer des Renaissancestils und umfaßt etwa die Zeit der Regierung Ludwigs XVI. von Frankreich. Vgl. auch Rokoko.