Titel
Znaim.
1) Bezirkshauptmannschaft in Mähren,
[* 2] hat 1029,57 qkm und (1890) 71830 (34874 männl., 36956 weibl.)
meist deutsche E. in 110 Gemeinden mit 120 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Frain, Joslowitz und Znaim
(s.
Karte:
Böhmen u.s.w.). –
2) Znaim
, früher Znaym, czech. Znojmo, Königl. Stadt mit eigenem
Statut und Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines
Kreis- und
eines Bezirksgerichts (521,95 qkm, 40238 E.) und der 7. Infanteriebrigade, am linken Ufer der
Thaya, an den
Linien
Wien-Tetschen der Österr. Nordwestbahn und Grußbach-Schönau-Znaim
(26 km) der Österr.-Ungar. Staatsbahn, hat (1890) 14516 meist
deutsche E., in Garnison das 99. Infanterieregiment
«Georg I., König der Hellenen» (3
Bataillone in Klosterbruck), eine von
Kaiser
Karl IV. 1348 erbaute got.
Pfarrkirche des heil.
Nikolaus, Dominikanerkloster (1222), Rathaus mit
neunspitzigem
Turm
[* 3] (80 m), ehemalige
Burg der Markgrafen von Mähren, deutsches Vereinshaus, einen sog. Heidentempel (10. Jahrh.,
Kapelle), der für das älteste Baudenkmal Mährens gilt, einen 45 m hohen, 220 m langen, auf Steinpfeilern ruhenden
Thaya-Viadukt
der Nordwestbahn, ein
Denkmal des Romanschriftstellers Charles Sealsfield, ein Staatsobergymnasium, eine
Landesoberrealschule, Fachschule für Thonindustrie, kaufmännische und gewerbliche Fortbildungsschule,
Landes-Acker- und
Weinbauschule, zwei
Bürgerschulen und elektrische
Beleuchtung.
[* 4]
Die Stadt hat Gerbereien, Geschirr- und Essigfabrikation,
[* 5]
Tuchfabrikation, Baumwollweberei,
Handel mit Getreide
[* 6] und Obst, insbesondere
aber Anbau von
Gurken, Senf und
Wein, sowie sehr bedeutende Jahr- und Wochenmärkte. Westlich von Znaim
auf
einem
Berge der Markt (345 E.) und die schöne Propstei Pöltenberg (Hradiště) des
Ordens der Kreuzherren mit dem roten
Stern
in
Prag.
[* 7] Das
Gebäude des 1190 gegründeten ehemaligen Prämonstratenserstifts Klosterbruck (1021 E.) bei Znaim
, jetzt
Kaserne
(s. oben), war früher Sitz der 1869 nach
Wien
[* 8] verlegten
Technischen Militärakademie. – Znaim
war ehemals
Sitz eines Herzogtums unter der Oberhoheit
Böhmens und wurde 1145 zerstört.
König Ottokar l. von
Böhmen berief deutsche Ansiedler, gründete 1226 die Stadt Znaim
und stellte sie in die Reihe der königl.
Städte. Im Dez. 1631 wurden in Znaim
die Verhandlungen zwischen
Kaiser Ferdinand II. und Wallenstein wieder
eröffnet, die April 1632 zu einem Übereinkommen führten. Am fand bei Znaim
ein
Gefecht zwischen der Nachhut des
Erzherzogs
Karl und den
Franzosen unter
Marmont statt, dem tags darauf der Waffenstillstand von Znaim
und 14. Okt. der Friede zu
Wien
(Schönbrunn) folgte. (S.
Französisch-Österreichischer Krieg von 1809.) –
Vgl. Hübner, Geschichtliche
Denkwürdigkeiten der Stadt Znaim
(Znaim 1869);
Znaim
und Umgebung (mit Karte, 2. Aufl., ebd. 1879).
(Anmerkung des Editors: Siehe auch: ) Bd. 17