Zittau
Krankenhaus zu Stettin

* 5
Krankenhaus.
[* 1] (Chytawa), sonst die dritte unter den Sechsstädten der
Oberlausitz, jetzt Hauptstadt einer
Amtshauptmannschaft in der sächs. Kreishauptmannschaft
Bautzen,
[* 2] am linken
Ufer der Mandau,
[* 3] unweit ihres Einflusses in die
Neiße,
[* 4]
Knotenpunkt der
Linien
Görlitz-Zittau der Preußischen sowie
Löbau-Zittau,
Bischofswerda-Zittau, Zittau
-Reichenberg, Zittau-Markersdorf,
Zittau-Reichenau und
Zittau-Oybin-Jonsdorf der
Sächsischen Staatsbahn, 267 m ü. M., nach dem großen
Brand infolge des
Bombardements
der
Österreicher regelmäßig erbaut und mit schönen
Anlagen umgeben, hat 7 evang.
Kirchen
(darunter die 1834 bis 1837 umgebaute
Haupt- oder Johanniskirche mit trefflicher
Orgel, die
Peter-Paulskirche und die Kreuzkirche),
eine neue kath.
Kirche, ein 1840-45 im byzantinischen
Stil erbautes
Rathaus, ein
Gewandhaus, ein Schauspielhaus, schöne Schulgebäude,
ein
Krankenhaus,
[* 5] ein öffentliches Schlachthaus, 2
Wasserleitungen und (1885) mit der
Garnison (ein Infanterieregiment
Nr. 102) 23,215 Einw., darunter 2581 Katholiken u. 135
Juden.
Zittau
, das auf einem mächtigen Braunkohlenlager steht, ist an Grundbesitz die reichste Stadt des
Königreichs, indem zu derselben
nicht allein die Waldungen des
Lausitzer
Gebirges auf der sächsischen Seite, sondern auch ein
Flecken
(Hirschfelde), 28 meist
große Industriedörfer und 5 Dorfanteile gehören; unter den Dörfern sind z. B.
Ebersbach,
Eibau,
Großschönau, Niederoderwitz,
Olbersdorf und
Seifhennersdorf. Die
Industrie ist besonders bedeutend in Orléansweberei und Herstellung halbwollener
Waren;
ferner betreibt die
Bevölkerung
[* 6]
Tuch-,
Woll- und Baumwollweberei, Posamentierwaren- und Maschinenfabrikation,
Eisengießerei,
[* 7] bedeutende
Färberei,
Bleicherei, Ziegelbrennerei,
Töpferei und starken
Gemüse- und
Gartenbau, auch befindet
sich dort eine königliche Hofglasmalereianstalt sowie die
Oberlausitzer
Lichtdruck- und photographische Kunstanstalt.
Böhmen, Mähren und Öst

* 8
Böhmen.
Für den
Handel, welcher durch eine
Handels- und
Gewerbekammer, eine Reichsbanknebenstelle und andre Bankinstitute unterstützt
wird, ist Zittau
Hauptsitz des sächsischen
Damast- und Leinwandhandels, auch findet bedeutender Garnhandel nach
Böhmen
[* 8] statt. Zittau
hat ein
Amtsgericht, ein
Hauptzollamt, ein
Gymnasium, ein
Realprogymnasium mit
Handelsschule und eine
Baugewerkschule.
Dicht bei der Stadt sind drei 1744 entdeckte
schwefelhaltige Eisenquellen mit Badeanstalt
[* 9]
(Augustusbad). In der
Nähe befinden
sich mehrere Braunkohlengruben und in den großen Stadtdörfern wichtige
Fabriken in
Leinwand,
Damast, Baumwollwaren etc. Im
Lausitzer Gebirge sind die Sandsteinfelsen Nonnenklunzen bei Jonsdorf, die Klosterruine
Oybin (s. d.) und auf der
Grenze gegen
Böhmen die schönen Aussichtspunkte
Hochwald und
Lausche bemerkenswert. - Das alte Zittau
(Sittowir, »Kornstadt«)
ist wendischen Ursprungs, wurde, nachdem es bis dahin unter königlichen
Burggrafen gestanden hatte, 1255 vom König
Ottokar
II. von
Böhmen zur Stadt erhoben, 1287 von
Wenzel II. mit vielen Privilegien ausgestattet und kam 1320 durch
Tausch an den
Herzog
Heinrich von
Jauer.
[* 10]
Schweden und Norwegen

* 11
Schweden.
Nach dem
Tod König
Johanns 1346 fiel es jedoch wieder an
Böhmen zurück. Damals trat die Stadt dem
Bunde der Sechsstädte bei,
wurde in den Hussitenkriegen häufig von den
Hussiten, die hier 1427 ein deutsches
Heer schlugen, angegriffen
und nahm 1521 die
Reformation an. 1620 wurde Zittau
vom
Kurfürsten
Johann
Georg I. erobert und nebst der übrigen
Lausitz 1623 von
Kaiser
Ferdinand II. pfandweise und im
Prager
Frieden 1635 gänzlich als
Lehen an Kursachsen abgetreten, 1639 von den
Schweden
[* 11] unter
Torstensson belagert und eingeäschert, dann abwechselnd von den
Schweden, Kaiserlichen und
Sachsen
[* 12] in
Besitz genommen,
von 1643 an aber von den
Sachsen behauptet. Im Siebenjährigen
Krieg wurde es im Juli 1757 von den Österreichern belagert
und fast ganz niedergebrannt und hat sich erst in neuester Zeit wieder zu einer höhern
Blüte
[* 13] entfaltet.
Vgl.
Carpzov, Analecta fastorum Zittaviensium (Zittau
1716);
Peschek, Geschichte von Zittau
(das. 1834-1837, 2 Bde.);
Derselbe, König
Ottokar II. und die Begründung der Stadt Zittau
(Görl. 1855).