Zirpen
,
s. Cikaden.
Zirpen
126 Wörter, 935 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Zirpen,
s. Cikaden.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Zirpen
oder Cikaden, auch Gleichflügler (Homoptera), eine Unterordnung der Schnabelkerfe, ziemlich plump gebaute Insekten
[* 2] mit kurzem, breitem Kopf, kurzen, in eine Borste auslaufenden Fühlern, ganz hinten an der Unterseite des Kopfes entspringendem
Saugrüssel, vier ihrer ganzen Länge nach gleichartig gebildeten hautigen Flügeln, deren vordere manchmal
etwas derber als die hintern sind und in der Ruhe dachartig über dem Körper getragen werden. Die meisten Arten, besonders
die durch Größe und Schönheit ausgezeichneten, leben in warmen Ländern, bei uns nur wenige kleine und unscheinbare. Die
Zirpen
nähren sich sämtlich von Pflanzensäften. Die Weibchen besitzen am Hinterleibsende einen
Legebohrer, mit dem sie die Eier
[* 3] in Pflanzenteilen, namentlich in Baumrinde unterbringen. Die Zirpen
zerfallen in die Familien
der Singzirpen,
[* 4] Leuchtzirpen, Buckelzirpen und Kleinzirpen. (S. die betreffenden Artikel.)
(Zirpen, Cicadaria, hierzu Tafel »Ausländische Cikaden«), [* 6]
Insektengruppe aus der Ordnung der Halbflügler, mit dem Körper schräg, dachförmig anliegenden Flügeln, umfaßt vier Familien: Singzirpen, Leuchtzirpen, Buckelzirpen und Kleinzirpen. Die Singzirpen (Stridulantia Burm.) sind plump gebaute Tiere mit kurzem, senkrecht stehendem Kopf und blasenartig aufgetriebener, querfaltiger Stirn, hervorquellenden Augen, drei deutlichen Nebenaugen auf dem Scheitel, zwischen den Augen entspringenden, borstenförmigen, kurzen Fühlern, gestreckten, glasartigen, unbehaarten oder gefärbten und behaarten Vorderflügeln, die viel länger sind als die Hinterflügel, und verdicktem, unten stachligem Vorderschenkel.
Sie gehören meist den Tropen an, halten sich am Tag scheu zwischen dem Laub der Bäume versteckt und saugen die jungen Triebe derselben aus, ohne sich aber dabei nach Art der Blattläuse festzusetzen und Kolonien zu bilden. Die Männchen bringen sehr helle, schrillende oder pfeifende Töne hervor, welche schon die Aufmerksamkeit der alten Dichter und Naturbeobachter erregten. Die Tettix der Griechen wurde von den Dichtern, besonders von Anakreon, besungen, und eine auf einer Harfe sitzende Cikade galt als Sinnbild der Musik.
Der Stimmapparat befindet sich jederseits an der Basis des Hinterleibes unter zwei großen, lederartigen Schuppen, von denen jede eine große, im Grund von zarter Membran geschlossene Ringöffnung bedeckt. Oben an der Außenseite jeden Ringes spannt ein horniger Rahmen eine festere, längsfaltige Haut. [* 7] Am Grunde der lederartigen Schuppe liegt ein Luftloch als lange, mit Wimperhaaren besetzte Falte, und im steifen Rand sind Stimmbänder angebracht, welche durch die ausströmende Luft in Schwingungen versetzt werden.
Die hierdurch erzeugten Töne werden durch den beschriebenen Apparat verstärkt. Die Weibchen bohren mit einem in der Längsspalte des Bauches verborgenen Legstachel junge Triebe bis zum Mark an, um ihre Eier abzulegen; die Larven saugen äußerlich am Baum, auch an den Wurzeln. Die Familie zählt 400-500 Arten, von denen nur 18 dem südlichen Europa [* 8] angehören. Die größte inländische Art, welche mit den Flügeln über 8 cm spannt, ist Cicada plebeja Scop., sie ist schwarz, auf dem Schildchen und auf dem Prothorax größtenteils rostgelb, am Hinterleib seitlich weiß, auf den Flügeln gelbbraun geädert und bewohnt Süddeutschland.
Größere Arten finden sich in großer Zahl in Nordamerika [* 9] und Brasilien. [* 10] Die Mannacikade (kleine Eschencikade, Cikaden orni L., s. Tafel »Halbflügler«),
mit elf braunen Punkten auf jedem der wasserhellen Vorderflügel und braunem, gelb geflecktem und weiß behaartem Körper, lebt in Südeuropa vorherrschend auf der Mannaesche und sticht deren Blätter an, um ihre Eier darin abzulegen. Auf der Wunde bilden sich Mannatröpfchen, doch hat dies Produkt für den Handel keine Bedeutung. Von den alten Griechen wurden Cikadenlarven gegessen. Die Leuchtzirpen (Fulgorina Burm.) haben einen vielgestaltigen Kopf, an welchem die Stirn vom Scheitel und von den Wangen durch scharfe Leisten getrennt ist; die Augen sind klein, halbkugelig, jederseits oft mit einem Nebenauge, die Fühler meist ganz klein, warzenförmig.
Die Vorderflügel sind dünnhäutig, derb oder lederartig; viele Arten von beträchtlicher Größe und lebhafter, bunter Färbung
bewohnen vorwiegend die Tropen und sind in Europa durch unscheinbare Arten vertreten. Ihren Namen haben sie
von dem surinamschen Laternenträger (s. d.), von welchem man glaubte, daß er nachts leuchte;
sie zirpen
nicht, sondern aber durch die Körperbedeckung hindurch eine wachsartige Substanz aus, welche in besonderer Dichtigkeit
und oft in langen, fadenförmigen Strängen die Oberfläche des Hinterleibes bedeckt. Das Wachs der chinesischen Flata
limbata Fabr. kommt in den Handel. Die Buckelzirpen (Membracina Burm.) sind kleine bis mittelgroße, springende, nicht zirpende
Tiere mit extravaganten Bildungen des Prothorax, unter welchem
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oft Mittel- und Hinterrücken, selbst Flügel und Hinterleib verborgen liegen; der Kopf ist nach unten gerückt, der Scheitel mit der Stirn verschmolzen, zwischen den Augen liegen zwei Nebenaugen, die Fühler sind sehr kurz, unter dem Stirnrand verborgen. Sie bewohnen bis auf eine Gattung Amerika [* 12] und sind dort ungemein zahlreich vertreten. Die gehörnte Dornzirpe (Centrotus cornutus L.), 6-9 mm lang, schwarz, fein seidig behaart, an Knieen, Schienen, Tarsen und Rückenkiel rostrot, mit zwei seitlichen ohrartigen Fortsätzen und einem hintern langen, scharf gekielten Dorn am Mesothorax, findet sich bei uns im Herbst häufig auf Haselgebüsch.
Die Kleinzirpen (Cicadinella Burm.) haben einen frei hervortretenden Kopf, der Scheitel ist nach oben, die
Stirn nach vorn gewandt, die Nebenaugen stehen zu zweien oder fehlen; die Fühler sind kurz, mit Endborste, vor den Augen stehend,
der Prothorax ist meist einfach, den Mesothorax bis zum Schildchen bedeckend, die Oberflügel sind lederartig, die Hinterbeine
verlängert. Sie springen, zirpen
aber nicht und finden sich in zahlreichen Arten in Europa. Die Schaumcikade
(Aphrophora spumaria L. s. Tafel »Halbflügler«) ist 11 mm lang, gelbgrau mit zwei schrägen hellern Binden auf den Deckflügeln;
das Weibchen legt im Herbste die Eier in Rindenrisse der Weide
[* 13] oder an den Wurzelstock einiger Wiesenpflanzen, die im
Frühjahr erscheinende Larve sticht die Futterpflanze an und saugt deren Saft; ihre Exkremente treten als Bläschen aus, welche
das Tier vollständig mit einem dichten Schaum umhüllen (Kuckucksspeichel). Sitzen viele Larven auf einer Weide bei einander,
so fließen die Schaumbläschen zu Tröpfchen zusammen und fallen herab (thränende Weiden). Nach der letzten
Häutung kommt die Cikade aus dem Schaum hervor und lebt auf Gräsern und Gebüsch. Eine Anzahl durch eigentümliche Formen
oder Farbenpracht ausgezeichneter s. auf beifolgender Tafel.