(lat. circulus), ein zur Beschreibung eines Kreises sowie zur Ausmessung gerader Linien etc.
dienendes Instrument. Der gewöhnliche Scharnierzirkel, von Metall oder Holz, besteht aus zwei Schenkeln (Armen), die unten spitz
auslaufen, und aus dem Kopf, welcher die Schenkel durch ein Scharnier zusammenhält und zugleich die Bewegung mittels
mehr
der in ihm sitzenden Schraube bedingt. Dahin gehören auch die Bogenzirkel, bei denen mit dem einen Schenkel ein Kreisbogen
verbunden ist, der durch ein Loch des andern Schenkels geht und an demselben festgeschraubt werden kann; die Haarzirkel, bei
welchen der eine Schenkel mittels einer kleinen Schraube um eine sehr geringe Weite vor- oder zurückgerückt
werden kann, ohne daß man deshalb das Kopfgewinde des Zirkels in Bewegung zu setzen braucht; die Doppelzirkel, mit festem
und beweglichem Gewinde, und die Nullenzirkel, zum Beschreiben sehr kleiner Kreise.
Der Scharnierzirkel dient hauptsächlich dazu, Entfernungen abzustechen und zu messen, Einteilungen zu machen und Kreise zu
beschreiben, zu welch letzterm Zweck man auch Reißfedern oder Bleifederhalter u. dgl.
in einen Schenkel des Instruments einsetzt. Wird ein Messer in den einen Schenkel eingesetzt, so erhält man einen Schneidezirkel.
Die Bewegung des Zirkels im Scharnier muß möglichst gleichmäßig sein und eher etwas schwer als zu leicht ausgeführt werden
können.
Zur Einteilung von Linien ist der Federzirkel sehr vorteilhaft, bei dem beide Schenkel (von denen der eine mit einer Schraube
verbunden ist, die durch ein Loch des andern geht) durch eine bogenförmige stählerne Feder zusammenhängen. Beim Stangenzirkel
sind beide Schenkel durch eine metallene oder hölzerne Stange verbunden, auf welcher sie sich verschieben,
mittels Schrauben aber feststellen lassen. Die Schenkel der Dick-, Greif- oder Tasterzirkel, welche dazu dienen, die Dicke von
Cylindern und andern Körpern zu messen, sind stark auswärts gekrümmt.
Die Hohlzirkel dienen dazu, den Durchmesser von Höhlungen zu messen, und bestehen gewöhnlich aus Schenkeln, deren Enden rechtwinkelig
auswärts gebogen sind. Die Mikrometerzirkel stellen ein genommenes Maß vergrößert dar und können von
sehr verschiedener Einrichtung sein. Bei dem Zirkel der Seefahrer sind die Schenkel dergestalt gegen den Kopf des Instruments umgebogen,
daß der Druck einer und derselben Hand es zu öffnen und zu schließen vermag. Der Trisektionszirkel hat den
Zweck, einen vorliegenden Winkel in drei gleiche Teile zu teilen, und ist von verschiedener Einrichtung.
Der Reduktionszirkel dient dazu, Linien oder Figuren in andre zu verwandeln, die sich zu jenen verhalten wie irgend ein paar
ganze Zahlen zu einander. Nur uneigentlich wird zu den Zirkeln der Proportionalzirkel gerechnet, der gleichfalls
dazu dient, Linien in gegebenen Verhältnissen zu teilen. Er besteht aus zwei gleichen Linealen, welche, wie die Schenkel eines
gewöhnlichen Zirkels, dergestalt miteinander verbunden und um einen Punkt beweglich sind, daß, wenn man das Instrument zusammenlegt,
die Oberflächen der Lineale genau in eine einzige Ebene fallen. Aus diesem Punkt sind auf beiden Linealen
gerade Linien gezogen, welche nach verschiedenen Verhältnissen eingeteilt sind und als Maßstäbe dienen. Der Gebrauch desselben
beruht auf der Lehre von der Ähnlichkeit des Dreiecks.
Ferdinand, Mineralog, geb. 20. Mai 1838 zu Bonn, widmete sich zuerst der bergmännischen Laufbahn, studierte in
Bonn, ging 1860 mit Preyer nach Island, hielt sich dann zwei Jahre am Hofmineralienkabinett und an der Geologischen
Reichsanstalt in Wien auf, wurde 1863 Professor an der Universität zu Lemberg, 1868 zu Kiel und 1870 zu Leipzig. Größere geologische
Studienreisen unternahm er nach Schottland, den Pyrenäen und (1874) nach Nordamerika behufs Untersuchung der bei der
»geologischen Durchforschung des 40. Breitengrads« gesammelten
Gesteine. Zirkel lieferte zahlreiche mikroskopische Untersuchungen
von Gesteinen und trug wesentlich dazu bei, die Mikroskopie der Mineralien und Gesteine zur selbständigen Wissenschaft zu entwickeln.
Er schrieb: »Reise nach Island im Sommer 1860« (mit Preyer, Leipz. 1862);
»Lehrbuch der Petrographie« (Bonn 1866, 2 Bde.);
»Untersuchungen
über die mikroskopische Zusammensetzung und Struktur der Basaltgesteine« (das. 1869);
»Die mikroskopische Beschaffenheit der
Mineralien und Gesteine« (Leipz. 1873);
»Microscopical petrography«, im »Report of the U. S. geological exploration of the fortieth
parallel« (Washingt. 1876).
Auch veröffentlichte er nach Naumanns Tode die neuen Auflagen von dessen »Elemente der Mineralogie«.
Reißzirkel, ein zum Reißzeug (s.d.) gehöriges Zeichengerät, besteht aus zwei metallenen unten gespitzten
Schenkeln, die durch ein Scharnier verbunden sind. Zum Abgreifen und Auftragen der Maße dient der Stock- oder Handzirkel; zum
Zeichnen von Kreisen der Einsatzzirkel mit Einsatzstangen für Bleistift und Ziehfeder, Verlängerungsstange
für größere Kreise und Nadeleinsatz. Der letztere ist nötig, um die Mittelpunkte der Kreise nicht auszuweiten.
Man unterscheidet im allgemeinen zwei Formen der Zirkel. Die alte Form hat Schenkel mit dreieckigem Querschnitt und
muschelförmigem Ausschnitt im obern Teile für bequeme Handhabung. Die Befestigung der Einsätze geschieht durch Schrauben.
Die «neue Form», die von Clemens Riefler eingeführt
ist und jetzt in unzähligen Variationen auftritt, hat Schenkel mit rundem Querschnitt, die Befestigung der Einsätze erfolgt
in der Regel durch federartig wirkende Rohrverbindungen.
Der Teil-, Feder- oder Haarzirkel ist für genaue Einteilung einer gegebenen Strecke in eine Anzahl gleicher Teile bestimmt. Die
beiden Schenkel sind aus einem Stück Stahl federartig gearbeitet; durch eine Schraube mit flachem Gange
läßt sich die Entfernung der Zirkelspitzen um ganz geringe Unterschiede verändern. Der Nullenzirkel ermöglicht das Ziehen
sehr kleiner Kreise und ist in neuerer Zeit als Fallnullenzirkel sehr beliebt, der vor dem einfachen Nullenzirkel den Vorzug
hat, daß er beim Ziehen der Kreise das Loch für den Mittelpunkt nicht erweitert.
Der Dreispitzzirkel gehört zu den Winkelmeßapparaten. Er hat drei Schenkel, die am Kopfe so miteinander verbunden sind,
daß die drei Spitzen auf die drei Ecken eines jeden Dreiecks eingestellt werden können. Der Volutenzirkel dient zur Zeichnung
rechts- und linksläufiger Spiralen sowie der dazugehörigen Spiegelbilder. Der Ellipsenzirkel (s. d.)
zum Zeichnen von Ellipsen. Zum Reduzieren von Strecken auf einen andern Maßstab dient der Reduktionszirkel, speciell zum
Halbieren der Halbierzirkel (s. Reduktionszirkel). Zum Abstechen größerer Strecken und zum Schlagen größerer Kreise benutzt
man den Stangenzirkel (s. d.). Zum
Zeichnen mit Kreide auf der
Wandtafel dient der Tafelzirkel (s. d.).
Über die im Maschinenbau zum Abmessen von Dimensionen gebräuchlichen Zirkelformen s. die Artikel: Greifzirkel, Hohlzirkel,
Mikrometerzirkel.
Verbindungszirkel, die zu einem Zeichen zusammengezogenen Anfangsbuchstaben des Namens und oft auch des Wahlspruchs
einer studentischen Verbindung, z. B. die vereinigten Buchstaben E. F. V. als die Anfangsbuchstaben des
burschenschaftlichen Wahlspruchs «Ehre, Freiheit, Vaterland».
Die Zirkel sind aus den Chiffern der Studentenorden entstanden und
dienten zuerst als geheimes Erkennungszeichen.
Ferdinand, Mineralog und Geolog, geb. 20. Mai 1838 zu Bonn, widmete sich zuerst berg- und hüttenmännischen
Studien und ging nach einer im Sommer 1860 nach Island unternommenen Reise 1861 nach Wien, um an dem Hofmineralienkabinett
und an der Geologischen Reichsanstalt mineralog. und geolog. Untersuchungen auszuführen. 1863 wurde er Professor an der Universität
zu Lemberg, wo er mit mehrfachen Unterbrechungen durch größere Studienreisen nach Frankreich, in die Pyrenäen, nach Schottland,
Italien fünf Jahre verweilte.
Als 1868 in Kiel ein besonderer Lehrstuhl für Mineralogie und Geologie errichtet wurde, folgte er einem
Rufe dahin. Seit Herbst 1870 wirkt er als Nachfolger Naumanns in Leipzig als ord. Professor an der Universität und Direktor
des neubegründeten Mineralogischen Museums. Der Sommer 1874 führte ihn nach Nordamerika zur Untersuchung der von der sog.
Geologischen Erforschung des vierzigsten Breitengrades veranstalteten großartigen Sammlungen. 1883 wurde
er zum Geh.
Bergrat ernannt. Im Winter 1894/95 war er zu wissenschaftlichen Zwecken in Ceylon und Indien. Zirkel hat sich mit besonderer Vorliebe
dem mikroskopischen Studium der Beschaffenheit und Struktur der Mineralien und Felsarten zugewandt. Außer zahlreichen in Fachzeitschriften
veröffentlichten Abhandlungen sind von größern Werken Z.s zu nennen: «Reise nach Island im Sommer 1860»
(mit W. Preyer, Lpz. 1862),
«Lehrbuch der Petrographie» (2 Bde.,
Bonn 1866; 2. gänzlich neu verfaßte Aufl., Lpz. 1893‒95),
«Untersuchungen über die mikroskopische Zusammensetzung und
Struktur der Basaltgesteine» (Bonn 1869),
«Die mikroskopische Beschaffenheit der Mineralien und Gesteine» (Lpz.
1873),
«Microscopical petrography» (Neuyork 1876). Auch gab er Naumanns «Elemente der Mineralogie» neu heraus (13. Aufl.,
Lpz. 1897 fg.).