Zinzaren
(Rumuni, Makedo-, Mauro- oder Kutzo-Wlachen), ein romanischer Volksstamm, der, zerstreut über die Balkanhalbinsel, ein wichtiges Kulturelement derselben bildet. Auch in Österreichs großen Städten und Istrien sind sie vertreten, wo weltbekannte Firmen, wie die Sina, ihnen entsprossen. In Bulgarien, Makedonien, Thrakien und Albanien gehört ihnen die Elite der Kaufmannschaft an. Ackerbau und Viehzucht treibend, finden wir die Zinzaren in größern Gruppen im SO. der Türkei, am See von Janina und im Pindos. Kleine Volksinseln bilden sie bei Castoria, Ochrida, in Albanien und bei Tatarbasardschik. In Griechenland bewohnen sie den Nordosten, wo sie »Kutzowlachen« (hinkende Walachen) genannt werden. Die Bezeichnung Zinzaren erhielten sie von den Slawen wegen ihrer Aussprache der Zahl 5 mit zinz statt tschintsch; sie selbst nennen sich Rumuni und halten sich für Nachkommen der Römer. Die Zinzaren gehören sämtlich der orthodox-griechischen Kirche an, doch wird die Liturgie in romanischer Sprache gelesen. Außer ihrer eignen Sprache sprechen die meisten auch griechisch, welches von ihnen mangels eigner Litteratursprache als Handelssprache adoptiert wurde. In Albanien sind die Zinzaren meist Hirten; andere sind wandernde Waffen- und Goldschmiede, wieder andre vortreffliche Architekten und Maurer. Als fleißig und nüchtern bekannt, ist der Zinzare überall gesucht, und er erwirbt bei seiner sparsamen Lebensweise sich schnell ein kleines Vermögen. Ihr Typus ist ein charakteristischer, auch abgesehen von der auch in der Fremde beibehaltenen, der albanesischen gleichenden Tracht: dunkle Haare, wohlgeformter Kopf mit scharfen Gesichtszügen und intelligente, stechende Augen zeigen den Zinzaren an. In politischer Beziehung zeigen sich die Zinzaren als Feinde der Türken; aber ohne besondere geschichtliche Vergangenheit, zerstreut zwischen andern Völkern, ist kein eigentlicher Nationalsinn bei ihnen entwickelt. Im S. sind sie stark in der Gräzisierung begriffen. Was ihre Anzahl betrifft, so gibt Pouqueville für Griechenland (in seinen alten Grenzen) 11,000 Zinzaren, für das Pindosgebiet 70,000 an. Auf der übrigen Balkanhalbinsel rechnet man 600,000. Vgl. Kanitz, Die Zinzaren (in »Mitteilungen der Wiener Geogr. Gesellschaft« 1863); Weigand, Die Sprache der Olympo-Walachen (Leipz. 1888).