Titel
Zingerle
,
1)
Pius (eigentlich
Jakob), kath. Theolog und
Orientalist, geb. zu
Meran,
[* 2] trat 1819 in das Benediktinerstift
Marienberg im
Vintschgau, studierte in
Innsbruck
[* 3]
Theologie, wurde 1824 Kooperator in
Platt im Passeierthal, 1830
Professor am
Gymnasium
zu
Meran, 1850 dessen
Direktor. 1862-65 war er
Professor der arabischen und syrischen
Sprache
[* 4] an der
Universität
zu
Rom und
[* 5] zuletzt auch Skriptor der vatikanischen
Bibliothek. Nach seiner
Rückkehr wirkte er bis 1871 wieder am
Gymnasium
zu
Meran und trat darauf in das
Kloster
Marienberg ein, als dessen
Prior er, seit 1871 Mitglied der
Akademie der
Wissenschaften
in
Wien,
[* 6] starb. Zingerle
trieb vorzugsweise die arabische und
syrische Sprache, übersetzte daraus:
»Ephrams ausgewählte
Schriften« (Innsbr. 1830-37, 6 Bde.),
»Harfenklänge vom Libanon« (das. 1840),
»Das syrische Festbrevier« (Villing. 1846),
»Marienrosen aus Damaskus« (Innsbr. 1853),
»Sechs Homilien des heil. Jakob von Serug« (Bonn [* 7] 1867) u. a. und gab die »Chrestomathia syriaca« (Rom 1871) sowie ein »Lexicon syriacum« (das. 1873) heraus. Auch veröffentlichte er unter anderm »Gedichte« (Innsbr. 1843) und »Über die morgenländischen Elemente in der deutschen Poesie« (Bozen [* 8] 1862).
2) Ignaz
Vinzenz, Dichter und Schriftsteller,
Neffe des vorigen, geb. zu
Meran, begann in
Trient
[* 9] 1842 seine philosophischen
Studien, trat dann in das Benediktinerstift zu
Marienberg ein, kehrte aber bald wieder in die
Welt zurück,
lebte seit 1846 meist in
Brixen, wurde 1848
Professor am
Gymnasium zu
Innsbruck und 1859
Professor der deutschen
Sprache und Litteratur
an der dortigen
Universität. Auch
ist er (seit 1869) korrespondierendes Mitglied der
Wiener
Akademie der
Wissenschaften. Zingerle
hat sich vornehmlich um die Heimatskunde
Tirols verdient sowie auch als Dichter ehrenvoll bekannt gemacht.
Als letzterer veröffentlichte er: »Frühlingszeitlose«, Zeitgedichte (Innsbr. 1848);
»Von den Alpen«, [* 10] Zeitgedichte (das. 1850);
»Gedichte« (das. 1853);
»Die Müllerin«, Dorfgeschichte (das. 1853);
»Der Bauer von Longvall« (Frankf. 1874);
»Erzählungen aus dem Burggrafenamte« (das. 1884).
Aus der großen Zahl seiner ethnographischen, litterarischen, historischen und litterarhistorischen Schriften heben wir hervor: »Sagen aus Tirol« [* 11] (Innsbr. 1850);
»König Laurin« (das. 1850);
»Tirols Anteil an der deutschen Nationallitteratur im Mittelalter«, Programm (das. 1851);
»Tirol. Natur, Geschichte und Sage im Spiegel [* 12] deutscher Dichtung« (das. 1852);
»Kinder- und Hausmärchen aus Tirol« (das. 1852; 2. Aufl., Gera [* 13] 1870);
»Kinder- und Hausmärchen aus Süddeutschland« (Regensb. 1854);
»Von den heiligen drei Königen« (Innsbr. 1854);
»Die Oswald-Legende und ihre Beziehung zur deutschen Mythologie« (Stuttg. 1855);
»Die Personen- und Taufnamen Tirols« (Innsbr. 1855);
»Sitten, Bräuche und Meinungen des Tiroler Volkes« (2. Aufl., das. 1871);
»Barbara Pachlerin, die Sarnthaler Hexe etc.« (das. 1858);
»Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol« (das. 1859);
»Johannissegen und Gertrudenminne« (Wien 1862);
»Die Sagen von Margareta, der Maultasche« (Innsbr. 1863);
»Die deutschen Sprichwörter im Mittelalter« (Wien 1864);
»Die Allitteration bei mittelhochdeutschen Dichtern« (das. 1864);
»Findlinge« (das. 1867-70, 2 Bde.);
»Das deutsche Kinderspiel im Mittelalter« (2. Aufl., Innsbr. 1873);
»Lusernisches Wörterbuch« (das. 1869);
»Das Urbarbuch des Klosters zu Sonnenburg« (Wien 1868);
»Oswald von Wolkenstein« (das. 1870);
»Schildereien aus Tirol« (das. 1877, neue Folge 1888).
Mit Inama-Sternegg besorgte er die Herausgabe der »Tirolischen Weistümer« (Wien 1875 bis 1888, Bd. 1-4).