Zillerthal
,
eins der Hauptthäler
Tirols, vom
Ziller, einem Nebenfluß des
Inn, durchströmt, ist gegen 18
Stunden lang
und von den hohen
Gletschern der Zillerthaler
Gruppe begrenzt, gegen N. aber, wo es in das Innthal ausmündet, ziemlich fruchtbar.
Die Zillerthaler
Alpen
[* 3] werden vom Wippthal, dem
Inn, dem
Ziller (bis
Zell), dem Gerlosthal, dem
Krimmler Achenthal
und dem Ahrenthal und im S. vom
Pusterthal eingeschlossen und erstrecken sich somit vom
Brenner bis zum
Krimmler
Tauern.
Die höchsten Gipfel des Hauptzugs sind: Hochfeiler (3506 m), Mösele (3480 m), Löffelspitz (3386 m) und Schwarzenstein (3367 m);
eine besondere
Gruppe bilden die westlichen, durch das Pfitscher
Joch von den übrigen Zillerthaler
Alpen geschiedenen Tuxer
Ferner (mit dem Olperer, 3489 m).
Die Bergtouren in den Zillerthaler
Alpen sind durch Errichtung mehrerer
Alpenunterkunftshütten in den letzten
Jahren zugänglicher gemacht worden. Die obern an
Wasserfällen reichen
Seitenthäler drängen sich weit ins Hochgebirge, so schon das Gerlosthal bei
Zell; bei Mairhofen aber zerteilt sich das
Thal
[* 4] fächerförmig in vier
»Gründe«: den
Ziller- und den Stillupgrund, das Zemmthal und Tuxer
Thal, welche beiden letztern dauernd
bewohnt sind. Die frequentesten Übergänge sind das Pfitscher und das Tuxer
Joch, beide zur
Brennerbahn.
Von Mairhofen abwärts ist das
Thal weit und freundlich, und es folgt ununterbrochener blühender Anbau und außer den beiden
Hauptorten
Zell und
Fügen eine
Reihe von Ortschaften, welche meist ein freundliches Ansehen haben und mit schönen
Obst- und
andern
Bäumen geziert sind. Das Zillerthal
umfaßt eine
Fläche von 940 qkm (17,11 QM.) mit 14,000
Einw. Es gehört zur Bezirkshauptmannschaft
Schwaz und bildet zwei
Gerichtsbezirke:
Fügen und
Zell. Die Zillerthaler
sind selbst
in
Tirol
[* 5] ihrer schönen, kräftigen Gestalt wegen gerühmt und ihre hübschen Alpenlieder überall beliebt.
Der Hauptreichtum des Zillerthals
ist
Viehzucht;
[* 6] es gehört in dieser und in Bezug auf Käsebereitung
zu den fortgeschrittensten Gegenden
Tirols. Der
Ackerbau ist beträchtlich, aber das
Getreide
[* 7] doch nicht für den
Bedarf hinreichend.
Daher wandern viele ärmere Einwohner als
Händler mit
Handschuhen,
Teppichen etc. ins
Ausland. Die
Industrie ist durch eine Nadelfabrik
in
Fügen vertreten. Erwähnenswert ist auch die Gewinnung von
Granaten
[* 8] in Tux und im Schwarzensteingrund.
Der Hauptort ist der Marktflecken Zell.
Vgl.
Sonklar, Die Zillerthaler
Alpen (Gotha
[* 9] 1862);
Löw, Aus dem Zillerthaler
Hochgebirge
(Gera
[* 10] 1878);
Heß,
Führer durch die Zillerthaler
Alpen
(Wien
[* 11] 1887).
In neuerer Zeit erregte das Zillerthal
dadurch
Aufmerksamkeit, daß sich etwa 400
Personen von der katholischen
Kirche lossagten,
zum
Protestantismus übergingen und, als man ihnen Schwierigkeiten in den Weg legte, 1837 nach
Schlesien
[* 12] auswanderten, wo sie
bei
Erdmannsdorf die
Kolonie Zillerthal
gründeten.
Vgl.
Beheim-Schwarzbach, Die Zillerthaler
in
Schlesien (Bresl. 1875);
Hahn,
[* 13] Die Zillerthaler
im
Riesengebirge (Schmiedeb. 1887).