Zieselmaus
(Ziesel,
Spermophilus
Cuv.), Säugetiergattung aus der
Ordnung der
Nagetiere,
[* 2] der
Familie der
Eichhörnchen (Sciurina)
und der Unterfamilie der
Murmeltiere (Arctonugina), kleine
Tiere mit verhältnismäßig schlankem Leib,
gestrecktem
Kopf, großen
Backentaschen, in
Pelz versteckten
Ohren, kurzem, an der Endhälfte zweiseitig buschig behaartem
Schwanz,
vier
Zehen und kurzer Daumenwarze an den Vorder- und fünf
Zehen an den Hinterfüßen. Von den zahlreichen auf die nördliche
Erdhälfte beschränkten
Arten ist unsre Zieselmaus
(Spermophilus citillus
Wagn., s. Tafel
»Nagetiere I«)
[* 3] 22-24
cm
lang, mit 7
cm langem
Schwanz, etwa 9
cm hoch, oberseits gelbgrau, unregelmäßig rostgelb gewellt und fein gefleckt, unterseits
rostgelb, am
Kinn und Vorderhals weiß und an der Nasenkuppe schwärzlich.
Die Zieselmaus
findet sich namentlich in Osteuropa, dringt aber seit 40
Jahren in
Schlesien
[* 4] immer weiter westlich
vor.
Albertus Magnus kannte sie bei
Regensburg,
[* 5] wo sie jetzt nicht mehr vorkommt. Die Alten nannten sie pontische
Maus. Sie
lebt meist zahlreich und gesellig in trocknen, baumleeren Gegenden auf Ackerfeldern und weiten Grasflächen, gräbt einen
1-1,5 m tiefen
Bau mit nur einem
Gang
[* 6] und einem
Kessel von 30
cm
Durchmesser und bewohnt diesen allein. Im
Herbst trägt sie Wintervorräte ein, verstopft den
Gang und gräbt einen neuen, der aber erst im nächsten Frühjahr nach
dem
Winterschlaf geöffnet wird.
Die Zieselmaus
erinnert in ihrem
Wesen durchaus an das
Murmeltier, sie fährt huschend über den
Boden, springt
selten, klettert ungern und gräbt äußerst geschickt. Mit Vorliebe schleppt die Zieselmaus
allerlei glänzende
Dinge, wie
Porzellan-
und Glasscherben, in den
Bau. Sie nährt sich von zarten Kräutern und
Wurzeln, allerlei
Gemüse und
Beeren, frißt aber auch
Mäuse und auf der
Erde nistende
Vögel.
[* 7] Das Weibchen wirft im April oder Mai 3-8
Junge, welche schon im
nächsten Jahr fortpflanzungsfähig sind. Wo die Zieselmaus
sehr zahlreich auftritt, wird sie dem
Ackerbau schädlich. Den
Mardern,
Falken,
Krähen,
Trappen,
Katzen
[* 8] und
Rattenpinschern fallen viele zum
Opfer. Man jagt sie des Pelzes und des wohlschmeckenden
Fleisches
halber, hält das reinliche, sehr leicht zähmbare, schmucke Tierchen aber auch gern in Gefangenschaft,
die es sehr gut erträgt.