Ziergräser
,
Grasarten, welche ihrer Blütenstände oder ihres eleganten Wuchses halber als
Zierpflanzen kultiviert
werden, sowie diejenigen, deren getrocknete Blütenstände in der Boukettbinderei Verwendung finden. Zu den Ziergräsern
im weitern
Sinne rechnet man auch noch eine Anzahl
Sauergräser
(Cyperaceen), welche gleiche Verwendung
finden. Die im
Garten
[* 2] kultivierten Ziergräser
werden entweder in gemischten Blattpflanzengruppen, zusammen mit
Musa,
Ricinus,
Canna etc.,
oder als Einzelpflanzen auf dem
Rasen ausgepflanzt.
Mais
(Zea),
Hirse
[* 3]
(Panicum,
Sorghum),
Zuckerrohr
(Saccharum) eignen sich wegen ihres schlanken
Baues und ihrer geringen
Bestockung
mehr für Blattpflanzengruppen, während
Bambus
(Bambusa und Dendrocalamus), Ravennagras (Erianthus), Eulalia
(Eulalia), Nackthaar (Gymnothrix),
Pampasgras
(Gynerium) und
Federgras
(Stipa) prächtige Solitärpflanzen abgeben. In
Gewächshäusern
und Wohnräumen werden außerdem noch einige kriechende
Gräser
[* 4] als
Hänge- oder
Ampelpflanzen kultiviert, wie Oplismenis, Stenotaphrum
etc. Sehr beliebt sind die Ziergräser
mit bunten (panaschierten) Blättern.
Meist ist die Panaschierung weiß und den
Adern parallel laufend
(Arundo,
Bambusa, Eulalia,
Gynerium, Oplismenis,
Panicum,
Zea), seltener gelb und paralleladerig
(Bambusa, Stenotaphrum,
Zea), sehr selten quer zu den
Adern verlaufend (Eulalia
japonica zebrina). Die
Kultur der Ziergräser
richtet sich nach der
Lebensdauer (ein- oder mehrjährig) und nach ihrem natürlichen
Vorkommen. Die einjährigen werden alljährlich zeitig im Frühjahr ausgesäet, die mehrjährigen zum
Herbst abgeschnitten und entweder im
Freien oder in frostfreien
Räumen überwintert.
Alle verlangen sehr viel
Wasser und kräftigen,
nahrhaften
Boden; ein mehrmaliger Dungguß während der
Vegetationsperiode befördert die
Ausbildung ungemein. Die ausdauernden
Ziergräser
werden außer
¶
mehr
durch Aussaat durch Teilung des Ballens, einige, wie Oplismenis und Stenotaphrum, auch durch Stecklinge vermehrt.
Viel zahlreicher als die zu Dekorationszwecken kultivierten Ziergräser
sind die zu Trockenbindereien verwendeten
Arten. Es eignen sich hierzu alle jene Grasarten, deren Blütenstände (Ähren und Ährchen)
[* 6] beim Trocknen nicht zerfallen. Weitere
wesentliche Momente sind, daß die Blütenstände nicht zu kurz sind, und daß sie sich bleichen und färben
lassen. Die außerordentliche Mannigfaltigkeit der Blütenstände sowie ihre verschiedene Farbe gestatten eine sehr verschiedene
Verwendung.
Sie werden entweder für sich allein oder in Verbindung mit getrockneten Blumen und Blättern zu runden oder flachen Sträußen
gebunden (Grassträuße, Trockensträuße, Makartsträuße). Die zum Trocknen bestimmten Ziergräser
werden entweder
unmittelbar vor der Blüte
[* 7] oder bald nach derselben, oder endlich auch erst nach beendeter Fruchtreife möglichst lang abgeschnitten,
in nicht zu dicke Bündel zusammengebunden und an luftiger, trockner Stelle verkehrt aufgehängt.
Erfahrungsgemäß halten die Ährchen nach dem Trocknen um so fester zusammen, je zeitiger die Blütenstände
abgeschnitten wurden. Zum Bleichen werden die Gräser mit Chlor oder schwefliger Säure behandelt, bis sie vollständig weiß
geworden sind. Zum Färben werden die gebleichten Ziergräser
in kochende Anilinfarbenlösungen gelegt. Durch schnelles, scharfes
Trocknen im heißen Luftstrom, wozu man eigne Dörrapparate verwendet, werden die Ziergräser
starr, während
sie beim langsamen Trocknen weich und geschmeidig bleiben.
Man wendet erstere Methode daher bei Ziergräsern
mit relativ großen, zahlreichen Ährchen auf dünnen, langen Stielchen an
(z. B. Zittergras, Hafer
[* 8] etc.), während die letztere Methode sich für kompaktere Blütenstände mit langen, weichen Grannen
eignet (z. B. Pampasgras, Arundo, Chloropsis, Lagurus etc.). Statt mit Anilinfarben färbt man die gebleichten
Ziergräser
auch mit Bronzefarben. Außer heimischen Ziergräsern
verwendet man vielfach fremdländische, welche in großen Quantitäten
teils aus der Heimat, teils aus Südfrankreich, wo man sie im großen zu diesem Zwecke kultiviert, importiert werden.
In den letzten Jahren macht sich der Markt aber mehr und mehr vom Ausland unabhängig, da die Ziergräser
jetzt auch
bei uns in großen Mengen kultiviert werden. Die kleinern Formen, namentlich die einjährigen, erfordern sehr wenig Pflege,
nehmen auch, wenn nur reichlich Wasser vorhanden ist, mit jedem Boden vorlieb und liefern einen verhältnismäßig hohen Ertrag,
so daß ihr Anbau mehr und mehr Eingang findet. Hauptmärkte sind Berlin
[* 9] und Erfurt.
[* 10] Die hauptsächlichsten
Ziergräser
dieser Kategorie sind: Agrostis
[* 11] nebulosa Boiss. (Nebelstraußgras), einjährig, aus Spanien;
[* 12]
die Rispe der 30-35 cm hohen Pflanze wird durch 4-10 Quirle haarförmiger Äste gebildet, welche ihrerseits wieder sehr verzweigt sind und eine Unzahl sehr kleiner, länglich-eiförmiger, erst rötlichgrüner, zur Zeit der Reife an ihren obern Teilen hellrot und unten dunkelgrün gefärbter Blütenährchen tragen. A. pulchella, ähnlich;
Arundo Donax L. und Phragmites L.;
Avena nuda (Nackthafer) und A. sterilis;
Briza [* 13] maxima, B. minima, B. rotundata, Zittergras;
Chloropsis Blanchardiana, Blütenstände aus zahlreichen, ca. 10 cm langen, einseitigen, fein begrannten Ähren, welche in einem Quirle zusammenstehen, gebildet.
Digitaria sanguinalis, blutrotes Fingergras, Ähren 6-10 cm lang, zu 5-8 am Ende des Halmes quirlförmig auseinander gespreizt stehend;
Eleusine coracana;
Eragrostis elegans, maxima, nigra und pulchra;
Erianthus Ravennae (Zuckergras), ausdauerndes, sehr ornamentales, 1,5-2 m hohes Ziergras;
die Halme tragen an ihrer Spitze lange Rispen, welche anfangs violett sind, sich später aber zusammenziehen und dann seidenartig grauweißlich erscheinen;
sie bestehen aus paarweise stehenden Ährchen, von denen das eine sitzend, das andre gestielt ist.
Festuca [* 15] glauca und F. pectinella;
Gynerium argenteum, Pampasgras;
Gynerium saccharoides H. B. K. (Uva), sehr ornamentales Ziergras, mit 1,5-2 m langen, pferdemähnenartigen, braunen Blütenständen;
Hordeum jubatum;
Lagurus ovatus, Hasenschwanzgras, Blütenstände eiförmig, lang seidenartig begrannt;
Lasiagrostis argentea, sehr schönes Ziergras mit silberweißen Rispen;
Panicum capillare;
Paspalum mollucorum: Pennisetum longistylum;
Stipa capillata, S. elegantissima, S. Lagascae, S. pennata, Federgras;
Thamnochortus giganteus;
Uniola paniculata.