Zichorie
,
Zichorie
nkaffee, s.
Cichorium.
Zichorie
708 Wörter, 4'705 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Zichorie,
Zichorie
nkaffee, s.
Cichorium.
Zichorie,
(Cichorie, wilde Z., gemeine Wegwarte, Feld-Zichorie
, Sonnenwirbel, Wegwart, Hindei, Hindläufte, Hindlüfte,
Hindsläufer, Schweinebrunst; Sonnenbrand, -kraut, -wedel, -wende; Wartekraut, Wasserwart; Wegweiß, -läufer, -leuchte,
-lug, -lungen, -wurz; Wendel), Cichorium Intybus L. (engl. Intybus Chicory, wild Ch.
und Succory, frz. chicorée amére, commune, sauvage, holl.
cichorei). Die Z. ist eine ausdauernde Pflanze aus der Gattung C. Tourn, hat eine dünne holzige Wurzel, welche durch die
Kultur bis 70 cm lang, 5 cm dick und fleischig wird, die Stengel sind steifhaarig, aufrecht, rutenförmig, ästig, die untern
Blättern fiederspaltig, die obern lanzettlich, die, erst im zweiten Jahre (Juli bis August) sich entwickelnden,
Blütenköpfe traubig, die Blumenkronen blau, selten rot oder weiß.
Die Z. wächst wild in ganz Europa an Rainen, Triften, Wegerändern etc.; sie wird angebaut als Futter- und, wegen der Wurzeln, als Handelspflanze. In England ist sie auch Weidepflanze für Masthammel, in Griechenland ißt man die Blätter als Gemüse oder als Salat. Das Futter ist diätetisch wirksam, besonders gegen Hautkrankheiten, darf aber an Kühe nur in kleinen Gaben gegeben werden, da es der Milch und der Butter einen bittern Geschmack gibt. Man rechnet in Deutschland meistens einen Schnitt, gewinnt aber auch bis drei Schnitte im Jahre und zusammen 400-600 Ztr. Grünfutter, drei bis vier Jahre lang. Die Hauptverwendung ist die der Wurzel zu dem bekannten Kaffeesurrogat. - Der Anbau in Deutschland wird am ausgedehntesten um Magdeburg betrieben, dann in Braunschweig, Heringen, Hannover, am Rhein, in Baden, in Württemberg, in Schlesien; um Parchim in Mecklenburg und bei Frankfurt a/M.; in andern Orten baut man nur in geringem Maße.
Der Anbau findet auf Lehm- und leichtem, aber kalkhaltigem Thon- und Thonmergelboden statt, nach tiefer, sehr guter Bodenbearbeitung und reicher Düngung oder in guter Dungkraft mit Nachhilfe von Kalk, Kalisalz, Guano u. dergl. Dünger. Die Saat geschieht mit 12 kg pro ha in Überfrucht breitwürfig, oder mit 6 kg in Reihen, 21 und 16 cm weit, im April und Mai, oder mit Vorsaat und Verpflanzung. Fleißiges Jäten, Behacken und Lockern wird fast bis zur Ernte der Wurzeln, Ende September und Oktober, angewendet. Die Z. gehört zu ¶
den sichersten Pflanzen, von welcher am wenigsten Feinde bekannt sind; sie verträgt selbst Spätfröste, aber nicht dauernde
Nässe. Man erntet bei Samenzucht 3-4 kg Ztr. Samen und Futter, von Wurzeln 180-320 Ztr.
nebst 20-40 Ztr. Blätter. Der Samen kostet: echte Braunschweiger, schlesischer halblanger und Riesen-Zichorie
, cylinderförmig,
bis 280 Mk., Brüsseler Witloof 300 Mk., langer Magdeburger
nur 200 Mk.;
40 Ztr. frische Wurzeln geben 10-14 Ztr. getrocknete, zum Preise von 14-36 Mk.;
die getrockneten Wurzeln geben 75% geröstete Ware in zwei Sorten: „Pulver“, als beste, zu 36-40 Mk. und „Korn“ zum Preise von 30-36 Mk. für 1 kg Ztr. Von 100 kg getrockneten Wurzeln gibt es 75 kg geröstete Ware und von dieser 28 kg „Pulver“, 17½ kg feines, 17½ kg mittleres und 7 kg grobes „Korn“, zusammen 70 kg, also bis 5 kg Verlust.
Der Anbau erfordert viel Arbeit und Kosten. Man berechnet diese bis zu 500 und 600 Mk., den Erlös aber zu 800, bis selbst an 1000 Mk. -
Statistisches. Die Verwendung der Z. als Kaffeesurrogat ist hauptsächlich zur Zeit der Kontinentalsperre aufgekommen; früher war die Fabrikation Geheimnis der Holländer, jetzt findet sie in Deutschland und Frankreich in großen Fabriken statt. Das gesamte deutsche Erzeugnis war 1879 auf 9600 ha zusammen 1754281 m. Ztr. Wurzeln, 1880 zusammen auf 11078 ha 2393600 m. Ztr. frisch, 407500 Ztr. gedörrt (über die Hälfte in der Provinz Sachsen); die Mehrausfuhr war 154016 Ztr., der Verbrauch also 253489 Ztr., der Preis für frische Wurzeln 2,8-3,2 Mk. pro 100 kg. Man rechnet 150 Darren, davon 100 in der Provinz Sachsen, und für ganz Europa 451 Fabriken. In Holland rechnet man für zehnjährigen Durchschnitt als Mittelertrag 870000 Gulden, Minimum 321000, Maximum 1396000 Gulden, pro 1000 kg, frisch 10 Gulden, jetzt ungefähr 1600-1700 ha und 32-40 Mill. kg Ertrag. Österreich diesseits erbaut Z. auf etwa 3000 ha. Deutschlands Hauptausfuhr geht nach Rußland, Schweden und Dänemark; die Hauptfabriken sind in Halberstadt, Braunschweig und Magdeburg. Die Stadt Berlin verbraucht allein bis 250000 kg. Von andern Ländern fehlen genaue Angaben. In Frankreich ist der Verbrauch 7 Mill. kg. Das Handelsfabrikat wird in großartiger Weise, trotz des geringen Wertes, gefälscht. Das, was als Z. zum Gebrauch verkauft wird, ist
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Zichorie,
soviel wie Cichorie (s. Cichorium).