Zarncke
,
Friedr.,
Germanist, geb. zu Zahrenstorf bei
Brüel in
Mecklenburg-Schwerin, studierte
seit 1844 zu Rostock,
[* 3]
Leipzig
[* 4] und
Berlin.
[* 5] 1848 ordnete er zu Baumgartenbrück bei
Potsdam
[* 6] die Meusebachsche
Bibliothek und vermittelte
ihren Verkauf an die königl.
Bibliothek zu
Berlin. 1850 begründete er in
Leipzig das noch jetzt bestehende kritische Organ
«Litterar. Centralblatt für
Deutschland».
[* 7]
Sommer 1852 habilitierte
sich Zarncke
an der
Leipziger
Universität
mit einer
Arbeit über den
«Deutschen
Cato» (Lpz. 1852). Ihr folgte die
Ausgabe des «Narrenschiffs» (Lpz. 1854)
von Seb.
Brant, für die Behandlung der Litteratur des 15. und 16. Jahrh. mustergültig. An dem
damals entbrennenden Streite über das
Nibelungenlied nahm Zarncke
als Gegner der Lachmannschen Kritik teil
durch die
Schrift «Zur Nibelungenfrage» (Lpz. 1854),
durch eine Ausgabe der Dichtung (ebd. 1856; 6. Aufl. 1887) und durch die «Beiträge zur Erläuterung und Geschichte des Nibelungenliedes» (in den «Berichten» der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, ebd. 1856). 1858 erfolgte Z.s Ernennung zum ord. Professor an der Universität zu Leipzig, wo er starb. Zahlreiche Aufsätze erschienen von ihm in den «Berichten» der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, so «Über die Praefatio ad librum antiquum etc.» (1865),
den altsächs. «Hêliand» betreffend, «Über die Trojanersage der Franken», über das althochdeutsche Gedicht «Muspilli» (1866),
über den althochdeutschen «Gesang vom heil. Georg» (1874),
zum
«Annoliede» (Lpz. 1887). An dem mit Wilh.
Müller gemeinsam veröffentlichten «Mittelhochdeutschen Wörterbuch»
bearbeitete Zarncke
die erste Hälfte des 2.
Bandes (Lpz. 1863). Seit 1874 beschäftigte ihn die Sage vom Priester
Johannes, über
die er außer fünf akademischen Programmen zwei große
Arbeiten in den
«Abhandlungen» der Königl. Sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften herausgab (Lpz. 1876
u. 1879); ebenda erschien 1876 «Der Graltempel. Vorstudie zu einer
Ausgabe
des jüngern
Titurel» und sein interessantes, an neuen Entdeckungen reiches Wert
«Christian Reuter, der Verfasser des Schelmuffsky,
sein Leben und seine Werke» (ebd. 1884),
das seitdem eine Reihe von Zusätzen in den
«Berichten» der Königl.
Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften erfuhr. An der
Goethe-Philologie nahm Zarncke
schon durch sein Programm
«Über den
fünffüßigen Jambus mit besonderer Rücksicht auf seine Behandlung durch Lessing,
Schiller und
Goethe» (Lpz. 1865) teil,
dann namentlich durch Untersuchungen über
Goethe-Bildnisse (meist ill der Beilage zur
«Allgemeinen Zeitung»,
1877-88),
von denen er 1888 in den «Abhandlungen» der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften ein «Kurzgefaßtes Verzeichnis der Originalaufnahmen von Goethes Bildnis» (auch separat, Lpz. 1888) mit 15 Tafeln und nahezu 200 Abbildungen herausgab. Seine quellenmäßigen Studien über die Geschichte der deutschen Universitäten legte er nieder in «Die urkundlichen Quellen zur Geschichte der Universität Leipzig» (Lpz. 1857),
«Die deutschen Universitäten im Mittelalter» (ebd. 1857),
«Acta rectorum universitatis studii Lipsiensis» (ebd. 1859),
«Die Statutenbücher der Universität Leipzig» (ebd. 1861),
«Causa Nicolai Winter. Ein Bagatellprozeß bei der Universität Leipzig um die Mitte des 15. Jahrh.» (ebd. 1890). Z.s letzte Arbeit war die prächtige Geschichte seiner unmittelbaren Vorfahren: «Aus dem Leben des Großvaters und dem Jugendleben des Vaters. Den Geschwistern erzählt von Bruder Friedrich. Als Manuskript gedruckt» (Lpz. 1891). Nach seinem Tode erschien: Kleine Schriften. Bd. 1: Goethe-Schriften» (Lpz. 1897). -
Vgl. Fr. Vogt,
Friedrich Zarncke
(in der «Zeitschrift für
deutsche
Philologie», XXV);
E. Zarncke
,
Friedrich Zarncke
(Berl. 1895).