Zara
[* 3] (slaw. Zadar), 1) Hauptstadt des österreich.
Königreichs
Dalmatien, auf einer schmalen
Landzunge am Adriatischen
Meer und am
Kanal
[* 4] von Zara
gelegen, vom
Festland durch einen Wassergraben getrennt, früher (bis 1873)
Festung,
[* 5] hat einen geräumigen und sichern
Hafen, 4
Thore (darunter
das Marinethor mit einem eingesetzten
Stück eines römischen
Triumphbogens, dann die nach dem
Entwurf von
Sanmicheli erbaute
Porta di Terraferma) und zerfällt in vier Stadtteile. Die Bauart von Zara
ist venezianisch.
Unter den
Plätzen sind der Herrenplatz
(Piazza dei Signori) mit schönem Hauptwachtgebäude und der
Loggia del Comune (mit
der Stadtbibliothek) sowie der Brunnenplatz mit antiker korinthischer
Säule nennenswert. Eine solche ziert auch den Simeonsplatz.
Eine belebte
Straße ist der neuangelegte
Franz Josephs-Kai. Von
Kirchen sind die ansehnlichen: die
Domkirche,
eine
Basilika
[* 6] aus der zweiten Hälfte des
¶
mehr
13. Jahrh., mit schönen Marmoraltären und guten Gemälden, die Kirchen San Grisogono und San Simeone mit dem Leichnam des heil. Simeon in einem kunstvollen Sarg von vergoldetem Silber, die Kirche des Nonnenklosters Santa Maria im lombardischen Stil, die ehemalige Kirche zur heiligen Trinität (die älteste der Stadt, der Sage nach aus den Trümmern eines Junotempels im 9. Jahrh. erbaut), jetzt Antikenmuseum, etc. Sonstige bemerkenswerte Gebäude sind noch: der ehemalige Palast der Prioren (jetzt Sitz des Statthalters), der erzbischöfliche und bischöfliche Palast, die Gebäude des Oberlandesgerichts, des Obergymnasiums, das Theater, [* 8] die neue Kaserne, das Arsenal etc. Seit 1838 besteht eine Wasserleitung. [* 9]
Unter den Brunnen
[* 10] sind architektonisch bemerkenswert die Cinque pozzi (»fünf Brunnen«). Auch finden sich hier Überreste einer
römischen Wasserleitung. Zara
ist Sitz der Statthalterei, des Landtags und Landesausschusses, des Oberlandes- und Landesgerichts,
der Finanzlandesdirektion, einer Bezirkshauptmannschaft, eines Hauptzollamtes, einer Post- und Telegraphendirektion, eines
Hafen- und Seesanitätskapitanats, eines Revierbergamtes, eines Militär- und Landwehrkommandos, eines
römisch-katholischen Erzbischofs mit Metropolitankapitel und eines griechisch-nichtunierten Bischofs, hat 4 Klöster, ferner
an Unterrichtsanstalten: ein Obergymnasium, eine Unterrealschule, eine katholische und eine griechische theologische Lehranstalt,
ein katholisches Diözesanseminar, eine Lehrerbildungsanstalt (in der Vorstadt Borgo Erizzo), eine Hebammenlehranstalt, eine
öffentliche Bibliothek (Paravia) von 40,000 Bänden und 2 Theater.
Sonstige öffentliche Institute sind: ein Zivilkrankenhaus mit Findelhaus und Gebäranstalt, eine Sparkasse,
ein Leihhaus, ein Gewerblicher Unterstützungsverein, eine Handels- und Gewerbekammer, ein Provinzialmuseum etc. Die Stadt zählt
(1880) 11,861 Einw., deren industrielle Thätigkeit sich besonders
in Rosogliobrennereien, welche den beliebten Maraschino liefern, konzentriert. Ferner bestehen hier eine Glasfabrik und mehrere
Buchdruckereien; außerdem wird Wachs- und Ölgewinnung sowie Fischerei
[* 11] betrieben. Der Handel umfaßt in der Ausfuhr Fische,
[* 12] Wein, Öl, Likör, Felle und Häute, Knochen
[* 13] u. a. Der Schiffsverkehr Zaras
umfaßte 1886: 1087 beladen eingelaufene Schiffe
[* 14] mit
254,057 Ton. Mit Triest,
[* 15] Fiume
[* 16] und den übrigen größern Häfen der österreichisch-ungarischen Küste sowie mit Ancona
[* 17] steht Zara
in Dampferverbindung. - Zara
hieß bei den Alten Jader oder Jadra und war die Hauptstadt von Liburnien. Im Mittelalter
gehörte es zum oströmischen Reich, bis es infolge der Plünderungen durch türkische Seeräuber um 1000 sich in venezianischen
Schutz begab und vom Kaiser Alexios I. förmlich abgetreten wurde. 1105 mußte Zara
die ungarische Herrschaft
anerkennen.
Hier siegten 1118 die Scharen des ungarischen Königs Stephan II. über die Venezianer, und Ordelofo Falieri, der Doge Venedigs,
fand seinen Tod vor der Stadt. 1202 wurde Zara
von den Venezianern mit Hilfe des französischen Kreuzheers zurückerobert. Venezianische
und ungarische Herrschaft wechselte nun, bis die Venezianer Zara
dem König Wladislaw von Neapel,
[* 18] Prätendenten
der ungarischen Krone, 1409 für 100,000 Dukaten abkauften. 1797 kam es mit Venedig
[* 19] an Österreich.
[* 20] Letzteres mußte die Stadt 1809 an
Frankreich abtreten, das sie zu den illyrischen Provinzen schlug. Im Dezember 1813 kam sie nach einer sechstägigen Beschießung
durch Kapitulation wieder an
Österreich. - 2) Zara
vecchia (slaw. Biográd), Marktflecken in der dalmat.
Bezirkshauptmannschaft Zara
, am Adriatischen Meer, mit Bezirksgericht, Hafen und (1880) 675 Einw. Zara
war einst Residenz kroatischer
Könige, die hier gekrönt wurden.