Zäpfchen
(Uvula), die längliche, stumpfspitzige
Verlängerung
[* 3] des Gaumensegels, welche man hinten in der Mundhöhle
[* 4] über der Zungenwurzel herabhängen sieht, wird durch den am Gaumenvorhang entspringenden unpaarigen Zäpfchen
muskel (azygos
uvulae) gekrümmt und vorwärts in die
Höhe gehoben und dient nebst dem Gaumenvorhang zur Verschließung der hintern Nasenöffnungen.
Erkrankungen des Zäpfchens
(s. Tafel
»Halskrankheiten«,
[* 5] Fig. 5 u. 6) kommen kaum je allein vor,
sondern sind Teilerscheinung allgemeiner
Rachen- und Gaumenaffektionen.
Bei
Katarrhen und
Entzündungen dieser Gegend, von den leichtesten
Graden bis zur schwersten brandigen
Bräune, werden Schwellungen
und
Entzündungen des Zäpfchens
beobachtet. Diese Schwellungen beruhen in den leichtern
Fällen auf Durchtränkung der
Gewebe
[* 6] mit einem wässerigen, bei gröbern
Störungen mit eiterigem
Exsudat, wobei das Zäpfchen
verlängert erscheint und dadurch,
daß es leicht die mitgeschwollene und reizbare Rachenwand berührt, unangenehmes
Kitzeln und Brechbewegungen verursacht.
An diese
Verlängerung, die man im Volksmund auch wohl als Herabsinken des Zäpfchens
bezeichnet, knüpfen sich mancherlei
wunderliche
Vorstellungen und Heilverfahren, so z. B. der
Glaube, daß man an gewissen
Haaren des
Kopfes
das herabgefallene Zäpfchen
künstlich wieder zurechtrücken kann, was natürlich aller
Anatomie des Zäpfchens
und der Haupthaare
Hohn spricht. Bei
Diphtherie des
Rachens ist auch das Zäpfchen
oft von festanhaftenden gelblichen
Schorfen überzogen. Zerstörung
des Zäpfchens
kommt bei
Syphilis vor. Das gespaltene Zäpfchen
ist eine zuweilen bemerkte kleine
Mißbildung
ohne Bedeutung.