York
von
Wartenburg,
Hans
David
Ludwig,
Graf, preuß.
Feldmarschall, geb. zu
Potsdam
[* 2] aus einer
Familie, die nach
der Familientradition aus
England stammte und in der Zeit der
Stuarts nach
Schweden,
[* 3] unter
Karl XII. nach
Pommern
[* 4] auswanderte, wo sie das
Gut Gutkow erwarb. Doch hieß die dem kleinen kassubischen
Adel angehörige
Familie richtiger
wohl
Jarcken.
Yorks Großvater
Johann
Jarcken war
Prediger in
Rowe bei
Stolpe, sein
Vater
David
Jonathan v.
Jork
trat 1747 in die preußische
Armee und ward im Siebenjährigen
Krieg
Hauptmann. York von Wartenburg
trat 1772 in das
Regiment v.
Luck, ward 1777
Leutnant
und machte den
Feldzug 1778 mit, ward aber wegen
Insubordination 1779 kassiert und trat nach in
Königsberg
[* 5] abgebüßter einjähriger
Festungsstrafe 1781 in holländische
Dienste,
[* 6] in denen er als Kompaniechef bei dem Schweizerregiment Meuron
1783-84 die
Feldzüge in
Ostindien
[* 7] mitmachte. 1785 nach
Preußen
[* 8] zurückgekehrt, trat er 1787 als
Kapitän in das neuerrichtete
Füsilierbataillon Plüskow, ward 1792
Major, wohnte 1794 dem
Feldzug in
Polen bei und zeichnete sich besonders in der
Schlacht
bei Szekoczyn aus. 1797
¶
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erhielt er das Kommando eines Füsilierbataillons in Johannisburg; 1799 ward er Kommandeur eines Fußjägerregiments, bei dem er 1805 zum
Brigadier befördert wurde. In dieser Eigenschaft deckte er auf dem Rückzug der Armee bei Altenzaun den Elbübergang
des Korps des Herzogs von
Weimar
[* 10] gegen eine sehr überlegene Abteilung des Soultschen Korps. Auf dem weitern
Rückzug führte er die Nachhut des Blücherschen Korps bis Lübeck,
[* 11] wo er schwerverwundet in Gefangenschaft fiel.
Mit Blücher gleichzeitig im Februar 1807 ausgewechselt, ward er in Königsberg zum Generalmajor ernannt und erhielt nach dem
Tilsiter Friedensschluß das Kommando von
Memel
[* 12] und der Reserve, Ende 1808 das der westpreußischen Brigade
und 1810 auch die Generalinspektion über sämtliche leichte Truppen, um deren Ausbildung er sich große Verdienste erwarb. 1811 ward
er zum Generalgouverneur der Provinz Preußen ernannt. Im Feldzug von
1812 dem zum französischen Heer stoßenden preußischen
Hilfskorps unter Grawert als Generalleutnant und zweiter Kommandant zugeteilt, übernahm er nach Grawerts
Abgang das Kommando über das zur Blockade von
Riga
[* 13] verwendete Korps.
Als im Dezember 1812 das Macdonaldsche Armeekorps nach Vernichtung der großen Armee auch den Rückzug antrat, erhielt York von Wartenburg
die
Führung der Nachhut, schloß aber, ohne von
seinem König dazu ermächtigt zu sein, doch im Bewußtsein,
daß der Zeitpunkt zur Befreiung Deutschlands
[* 14] da sei und nur sein Abfall von
den Franzosen diese zum Rückzug bis zur Elbe zwingen
könne, in der Mühle von Poscherun eine Konvention mit dem russischen General Diebitsch, kraft welcher das preußische
Korps neutrale Quartiere bezog und dem König die weitere Entscheidung anheimstellte.
Zwar mußte der König, der sich noch in der Gewalt der Franzosen befand, den Vertrag verwerfen und eine Untersuchung über
York
von Wartenburg
verhängen. Indes blieb York
von Wartenburg
im Besitz seines Kommandos und leitete als Generalgouverneur von Preußen die Volksbewaffnung in
dieser Provinz. Nachdem er in Berlin
[* 15] eingezogen war, sprach der König in einem Armeebefehl Yorks
Rechtfertigung aus und bestätigte ihn in dem Kommando seines Armeekorps. Im Frühjahr 1813 nahm York
von Wartenburg
unter Wittgenstein rühmlichen
Anteil an den Schlachten
[* 16] bei Großgörschen und bei Bautzen.
[* 17]
Bei der neuen Formierung des preußischen Heers erhielt York
von Wartenburg
den Befehl über das 1. Armeekorps, das dem
schlesischen Heer zugeteilt wurde und hauptsächlich den Sieg an der Katzbach (26. Aug.) erkämpfte, wie denn das Yorksche
Korps
den Hauptanteil an den glänzenden Erfolgen der schlesischen Armee hatte, obwohl York
von Wartenburg
mit Blüchers und Gneisenaus Heeresleitung
keineswegs einverstanden war und die rücksichtslose Aufopferung der Truppen scharf tadelte. Wegen seiner
unermüdlichen Fürsorge für die Mannschaften hingen diese York
von Wartenburg
auch mit großer Liebe an, obwohl er streng verfuhr und wenig
zugänglich war. Am 3. Okt. lieferte er das blutige Gefecht bei Wartenburg, durch welches er Blücher den Übergang über die Elbe
öffnete. Die Schlacht bei Möckern (16. Okt.) schlug er fast allein mit seinem Armeekorps. Zwar erlitt es dabei
so bedeutenden Verlust, daß es 18. und 19. Okt. in Reserve gestellt wurde; doch drängte es dann die geschlagenen Franzosen auf
dem Rückzug über die Unstrut. York
von Wartenburg
bewerkstelligte in der Nacht auf den bei Kaub den Übergang
über den Rhein, nahm St.-Dizier (30. Jan.), griff 4. Febr. Châlons an, das Macdonald am Morgen darauf durch Übereinkunft räumte, und
rettete in dem Gefecht bei Montmirail (11. Febr.)
den russischen General Sacken vom völligen Untergang. In der Schlacht von Laon (9. März)
kommandierte York
von Wartenburg
den linken Flügel des schlesischen Heers, und der Angriff, den er beim Einbruch der Dunkelheit
mit Kleist unternahm, hatte die fast gänzliche Auflösung des feindlichen 6. Armeekorps zur Folge. Auch bei der Schlacht unter
den Mauern von Paris
[* 18] (30. März) wirkte York
von Wartenburg
thätig mit. Nach eingetretener Waffenruhe erhielt er das Generalkommando in Schlesien,
[* 19] ward zum General der Infanterie befördert und unter Beilegung des Namens »von Wartenburg« und Verleihung
einer Dotation in den Grafenstand erhoben. Während des Feldzugs von 1815 mit dem Oberbefehl des zwischen Elbe und Rhein zurückbleibenden
Reservekorps betraut, nahm er, hierin eine Zurücksetzung erblickend, nach abgeschlossenem Frieden sein Entlassung und lebte
seitdem zurückgezogen in Schlesien. Am ward er zum Generalfeldmarschall ernannt. Er starb auf
Kleinöls bei Breslau.
[* 20] 1855 ward in Berlin sein Standbild (von Rauch) errichtet und 1889 das ostpreuß. Jägerbataillon Nr. 1 Jägerbataillon
Graf York
von Wartenburg
benannt.
Vgl. Droysen, Das Leben des Feldmarschalls Grafen York
von Wartenburg
(10. Aufl., Leipz.
1889, 2 Bde.). -
Sein und seiner Gemahlin Johanna Seidel, einer Kaufmannstochter aus Namslau, mit der er sich 1797 vermählte, Sohn, Graf Ludwig,
geb. Majoratsherr der Herrschaften Kleinöls und Bischwitz, gehörte zu den liberalen
Mitgliedern des preußischen Herrenhauses und starb Dessen Sohn Paul, geb. ist erbliches
Mitglied des Herrenhauses. Ein Bruder desselben, Graf Maximilian York
von Wartenburg
, geb. Hauptmann im Generalstab und Militärattaché
in Petersburg,
[* 21] schrieb: »Napoleon I. als Feldherr« (2. Aufl., Berl. 1888, 2 Bde.).