Wurmbeulen
,
s. Rotzkrankheit.
Wurmbeulen
3 Wörter, 30 Zeichen
Wurmbeulen,
s. Rotzkrankheit.
(Maliasmus, Malleus humidus), eine seit dem Altertum bekannte, ansteckende Seuchenkrankheit der Einhufer, welche auch auf Menschen, Katzen [* 3] und andre Tiere übertragen werden kann. Ob der Rotz auf miasmatischem Weg entstehen kann, ist nicht endgültig entschieden. Gegenwärtig wird allgemein angenommen, daß die Krankheit nur aus Ansteckung hervorgeht. Das Kontagium, welches nach Löffler und Schütz in einem spezifischen Mikroorganismus (Rotzbacillus) besteht, ist fixer Natur, kann sich aber auf Entfernung von etwa 1 m in die atmosphärische Luft erheben und mittels der Atmung auf gesunde Pferde [* 4] wirksam übertragen werden. Am konzentriertesten ist das Kontagium in dem Nasenausfluß, in den Absonderungen der Rotz-, resp. Wurmgeschwüre und in den Rotzknoten der Lungen enthalten.
Die Wirkung des Kontagiums äußert sich durch Erzeugung kleiner, aus Rundzellen sich zusammensetzender Geschwülste (Granulome) und durch entzündliche Veränderungen. Besonders empfänglich sind die Respirationsschleimhaut und die Lungen, die äußere Haut, [* 5] die Lymphdrüsen und die Lymphgefäße, außerdem Milz, Leber, Nieren, Muskeln [* 6] und selbst die Knochen. [* 7] Früher unterschied man die rotzigen Affektionen der äußern Haut von der eigentlichen Rotzkrankheit als Wurm. [* 8]
Gegenwärtig sagt man statt Wurm Hautrotz und bezeichnet die Entwickelung der rotzigen Krankheitszustände in der Nase [* 9] oder in den Lungen und andern Organen als Nasenrotz, Lungenrotz etc. Mit der Einwirkung des Kontagiums entsteht zunächst an einer kleinen Stelle eine Infiltration von Rundzellen. Letztere zerfallen alsbald, und hiermit wird das Gewebe [* 10] selbst an der betreffenden Stelle angegriffen. Auf diese Weise entsteht das Rotzgeschwür. Oft ist das Geschwür nur sehr klein (linsenförmige, lentikuläre Rotzgeschwüre) u. kann ziemlich glatt verheilen.
Häufiger erreicht es die Größe einer Erbse bis einer Walnuß und zeigt sehr geringe Neigung zur Heilung. Auch sieht man auf der Nasen- und Luftröhrenschleimhaut förmliche Konglomerate von Geschwüren. Im allgemeinen verheilen die oberflächlichen Geschwüre am häufigsten und hinterlassen meist eine größere, sternförmige Narbe auf der Nasenschleimhaut und in der Luftröhre. In den Lungen bilden sich kleinere und größere knötchenförmige Geschwülste (Rotzknoten).
Die äußere Haut erkrankt im allgemeinen unter den gleichen Formen wie die Respirationsschleimhaut. Die infektiöse Natur des Rotzkontagiums bedingt fast immer eine Mitaffektion der nächst gelegenen Lymphdrüsen und Lymphgefäße. An der Haut stellen sich strangförmige Anschwellungen der Lymphgefäße mit Eiterung und Verdickung in den Lymphdrüsen ein (Wurm). Beim Nasenrotz zeigt sich konstant eine Anschwellung und höckerige Verdickung der Kehlgangsdrüsen an der betreffenden Seite.
Auch beim Lungenrotz findet man häufig eine sekundäre Affektion in den Lymphdrüsen an der Lungenwurzel und im Mittelfell. Gewöhnlich 2-6 Wochen nach der Ansteckung treten die ersten Krankheitszeichen offenkundig hervor, bei künstlicher Übertragung (Impfung [* 11] des Kontagiums) aber nicht selten schon nach 4-8 Tagen. Häufig entwickelt sich der Rotz von vornherein in den Lungen, und dann kann ein Pferd [* 12] Monate und Jahre an der Rotzkrankheit leiden, ohne daß bestimmte Symptome die spezifische Affektion erkennen lassen (latenter, okkulter Rotz). Mit der Ausbildung des Rotzes entsteht gewöhnlich Nasenausfluß, wobei die Nasenrauder durch eine schmutzige, graue oder grauweiße Masse ¶
verklebt werden und eine klare, grünlich gefärbte Flüssigkeit tropfenweise aus den Nasenlöchern herabläuft. Mitunter ist aber der Ausfluß [* 14] äußerst spärlich und in nichts unterschieden von den bei gutartigen Erkrankungen der Respirationsschleimhaut auftretenden Dejektionen. Auf der Nasenschleimhaut kommen kleinere und größere Geschwüre vor. Da aber nur ein kleiner Teil der Nase der örtlichen Untersuchung zugänglich ist, so lassen sich die Geschwüre selbst bei der Benutzung eines Spiegels nicht immer auffinden.
Die Kehlgangsdrüse wird hart und vergrößert sich bis zu dem Umfang eines Hühnereies und darüber. Beim Hautrotz entstehen an verschiedenen Körperstellen knotige Auftreibungen und Geschwüre. Die benachbarten und oberflächlich gelegenen Lymphdrüsen erscheinen verdickt und vergrößert. Die Sektion der rotzkranken Pferde läßt häufig noch Geschwüre und Narben in den obern Abteilungen der Nase, in den andern Kopfhöhlen, im Kehlkopf, [* 15] in der Luftröhre und in den Bronchien und daneben fast immer eine kleinere oder größere Zahl von Rotzknötchen und Rotzgewächsen in den Lungen, zuweilen auch in der Milz und Leber erkennen.
Der Rotz verläuft in der Regel chronisch; bisweilen wird aber eine stürmische Entwickelung der krankhaften Zustände in der Haut oder in der Respirationsschleimhaut und in den Lungen beobachtet. Unmittelbar nach der Ansteckung und auch im Verlauf der chronischen Rotzkrankheit können durch zufällige Komplikationen die Krankheitsfälle einen akuten Charakter annehmen. Die Pferde werden dann von Fieber ergriffen und gehen in ihrem Nährzustand zurück. Der Kopf schwillt unförmlich an; es stellen sich umfangreiche geschwürige Defekte in der Respirationsschleimhaut oder in der äußern Haut ein, und der Tod beendet die Krankheit nach 6-10 Tagen. Beim chronischen Verlauf kann die Dauer des Rotzes eine Zeit von mehreren Jahren umfassen. - Bei Menschen wie bei Katzen (Löwen, [* 16] Tigern etc.), auch bei Schafen, Ziegen, Kaninchen [* 17] zeigt der Rotz nach zufälligen oder absichtlichen Infektionen dieselben Modifikationen im Verlauf wie beim Pferd.
Eine Behandlung rotzkranker Pferde ist durch die neuere Gesetzgebung gegenstandes geworden. Im allgemeinen gilt der Rotz schon seit langer Zeit als unheilbar. Die Erscheinungen können sich fast vollständig zurückbilden bei kräftiger Ernährung und anhaltender Ruhe der betreffenden Pferde. Sie treten aber unter günstigen Nebenumständen später wieder hervor. Aus diesem Grund sind die Mitteilungen in der ältern Litteratur von einer Heilung rotzkranker Pferde nicht als beglaubigt anzusehen.
Das deutsche Viehseuchengesetz von 1880 bestimmt, daß die rotzkrank befundenen Pferde nach zuvoriger Feststellung ihres Wertes und gegen Entschädigung des Besitzers unverzüglich zu töten sind. Rotzverdächtig erkrankte Pferde unterliegen der Stallsperre so lange, bis der beamtete Tierarzt die Erkrankung als unverdächtig betrachtet oder den Rotz konstatiert. Die der Ansteckung ausgesetzt gewesenen und deshalb verdächtigen Pferde werden unter polizeiliche Beobachtung gestellt und können so lange, als keine verdächtigen Krankheitszeichen sich hervorthun, zur Arbeit benutzt werden; sie sind aber in besondern Ställen zu halten und mit fremden Pferden nicht in Berührung zu bringen. Die polizeiliche Überwachung wird mindestens sechs Monate hindurch fortgesetzt.
Kartoffelkrankheit, s. Naßfäule. ^[= eine Krankheit der Kartoffel, bei welcher dieselbe schon im Acker oder in den Aufbewahrungsr ...]