Wunddiphterie
,
s. v. w. Hospitalbrand.
Wunddiphterie
3 Wörter, 39 Zeichen
Wunddiphterie,
s. v. w. Hospitalbrand.
(Gangraena nosocomialis, Pourriture des hôpitaux), eine gefürchtete Krankheit, welche früher nicht selten in überfüllten Kriegslazaretten und mit chirurgischen Kranken übermäßig belegten Hospitälern vorkam. Zur Zeit, wo der Hospitalbrand zu herrschen beginnt, verändern sich sowohl frische Wunden als solche, welche bereits in Heilung und Benarbung begriffen sind, bei vielen oder mehreren Kranken gleichzeitig ohne greifbaren Grund in eigentümlicher Weise.
Bald wandelt sich die Wund- oder Granulationsfläche in eine breiig-schmierige Masse von gelber Farbe um, welche man abstreifen kann, und worauf eine schmutzige Fläche zurückbleibt. Diese Veränderung erstreckt sich aber von der Wunde oder dem Geschwür aus alsbald auch auf die umgebende bis dahin gesunde Haut, [* 3] so daß nach 3-4 Tagen die Wundfläche doppelt so groß ist als vorher, während die breiige Erweichung auch in die Tiefe, jedoch weniger schnell, fortschreitet.
Dies ist die pulpöse Form des Hospitalbrandes. Bald aber, in andern Fällen, nimmt die frische Wunde oder Granulationsfläche eine trichterförmig vertiefte Form an und sondert eine dünne, jauchige Flüssigkeit ab, nach deren Beseitigung die brandigen Gewebe [* 4] als zottige Massen zu Tage treten. Die Haut im Umfang des Geschwürs ist leicht gerötet. Das Geschwür breitet sich schnell aus, schneller als bei der pulpösen Form, und greift auch mit größerer Geschwindigkeit in die Tiefe der Gewebe.
Dies ist die ulceröse Form des Hospitalbrandes. Nicht bloß größere Wunden, sondern auch kleine und unbedeutende Verletzungen, z. B. ein Blutegelstich, eine durch Blasenpflaster entblößte Hautstelle etc., können vom Hospitalbrand ergriffen werden. Niemals aber tritt der an einer völlig unverletzten Hautstelle auf. Die brandige Zerstörung der Gewebe erreicht in kurzer Zeit die bedenklichste Ausdehnung. [* 5] Das Allgemeinbefinden ist dabei gestört, es tritt mäßiges Fieber ein, die Zunge ist dick belegt; es besteht Neigung zum Brechen, vollständiger Appetitverlust, große Schwäche und Abgeschlagenheit.
Der Brand kann durch den Übergang auf die Arterien gefährliche Blutungen herbeiführen. Dagegen widerstehen die großen Arterienstämme dem Hospitalbrand merkwürdig gut. Man hält den Hospitalbrand gegenwärtig für eine Wundinfektionskrankheit, welche auf der Ansiedelung pflanzlicher Parasiten (Bakterien) beruht, ähnlich der Diphtherie, und je mehr diese Kenntnis an Ausbreitung gewonnen hat, ist der aus den modernen Krankenhäusern vollständig verschwunden. Während früher namentlich in überfüllten Kriegslazaretten der Hospitalbrand selbst Leichtverwundeten verhängnisvoll wurde, ist jetzt durch strengste Verbannung aller unreinen (im chirurgischen Sinn bedeutet unrein soviel wie bakterienhaltig) Verbandmittel, namentlich der berüchtigten Scharpie, aller unreinen Instrumente etc. der als ein Übel vergangener Zeiten anzusehen, welches selbst in dem serbisch-bulgarischen Feldzug 1885-86 nicht vorgekommen ist und unter geordneten Friedensverhältnissen ohne gröblichste Vernachlässigung aller chirurgischen Erfahrungen nicht mehr vorkommen darf. Über die Behandlung des Hospitalbrandes vgl. Wunde.