Württemberg
,
[* 2] bis 1803 amtlich
Würtemberg, früher Wirtemberg genannt, ein zum
Deutschen
Reich gehöriges
Königreich, seinem Flächeninhalt nach der dritte, seiner Einwohnerzahl nach der vierte
Bundesstaat, liegt im südwestl.
Deutschland
[* 3] zwischen 47° 34'48" und 49° 35' 17" nördl.
Br. und 8° 12' 29" und 10° 29' 45" östl. L. von Greenwich, grenzt
im
NO., O. und SO. an
Bayern,
[* 4] im
S. an
Baden,
[* 5] die Hohenzollernschen
Lande und den
Bodensee, der Württemberg
von der
Schweiz
[* 6] trennt, im
SW., Westen und NW. an
Baden und besitzt
außerhalb dieser abgerundeten Umgrenzung einige kleine Enklaven
in
Baden und Hohenzollern, wie es andererseits die Hohenzollernschen
Lande und drei großherzoglich
Hess. Enklaven umschließt.
Der nördlichste Punkt des
Landes, Simmringen (Oberamt Mergentheim),
[* 7] ist vom südlichsten, Retterschen
am
Bodensee, 223 km, der westlichste, die Hornisgrinde im
Schwarzwald, vom östlichsten, Duttenstein (Oberamt Neresheim), 169 km
entfernt. Württemberg
hat einen Flächenraum von 19517,06 qkm. (S. die Karte:
Baden, Hohenzollern und Württembcrg, beim
Artikel
Baden.)
Oberflächengestaltung. Württemberg
gehört zum westl.
Teile des süddeutschen Hochlandes. Sein Relief bestimmen
der
Schwarzwald, der Schwäbische Jura und aus
Bayern herüberstreichende Züge der
Allgäuer
Alpen.
[* 8] Im allgemeinen ist das südliche
Württemberg
weit höher als das nördliche. Dort erhebt sich das Plateau von Oberschwaben, zwischen dem
Bodensee und der Donau, bis
über 600
m, als einer der höchsten Landstriche
Deutschlands
[* 9] mit regellosen Hügelgruppen und Hügelketten,
mit dem
Schwarzen Grat (1118 m) und demH ohkopf (1036 m) auf der Adelegg.
Von dem aus
Baden herübertretenden
Schwarzwald (s. d.) gehört nur ein
Teil der Nordhälfte zu Württemberg
, die Hornisgrinde (1166 m),
der höchste Punkt des ganzen Königreichs, und südlicher die Bergmasse des Kniebispasses mit der Alexanderschanze
(970 m), beide auf der Grenze gelegen, sind die höchsten
Teile und das schöne obere Murgthal das bedeutendste Gebirgsthal.
Der Schwäbische Jura (s. d.) oder die Schwäbische
Alb (auch
Rauhe Alb genannt) zieht in nordöstl.
Richtung von der bad. zur bayr. Grenze. Zwischen dem
Schwarzwald und der
Alb breitet sich im Neckargebiet
das
Terrassenland von Niederschwaben aus mit reizendem Wechsel von fruchtbaren Hügellandschaften,
Thälern und Ebenen. Im
ganzen ist in Württemberg
das Hügelland vorherrschend; es nimmt 46 Proz. der Gesamtfläche
ein, während auf das
Berg- und Gebirgsland nur 29, auf das Flachland nur 25 Proz. kommen. Die
mittlere
Erhebung des
Landes beträgt gegen 500 m, die des
Deutschen
Reichs im ganzen nur 214 m. Zum Flachland gehören besonders
das Neckarthal und die Landschaften am mittlern und untern Laufe des
Kocher, der Jagst und
Tauber. In geographischer Hinsicht
zeichnet sich unter den genannten
Gebirgen der Nordwestabfall der
Alb durch starke
Gliederung der Bergformen
aus, indem einzelne
Kegel von der
Masse des Bergwalls mehr oder minder weit vorgeschoben sind, deren Gipfel Ruinen von
Burgen
[* 10] namhafter Geschlechter krönen.
Solche einzeln stehende Punkte sind z. B. die
Achalm bei Reutlingen
[* 11] (705 m), der
Hohen-Neuffen bei
Neuffen (742 m), die
Teck
am Lauterthale (774 m), der Hohenstaufen bei
Göppingen
[* 12] (683 m), der
Rechberg (706 m), der Stuifen (756
m), beide bei
Gmünd,
[* 13] und der Ipf bei
Bopfingen (667 m). Seinen geognost. Verhältnissen nach gehört Württemberg
vorherrfchend
der
Trias, d. h. dem
Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper, sodann dem Jura und dem
Tertiär an: das Grundgebirge,
Granit und Gneis, sowie die Dyas,
Rotliegendes und Zechstein, treten nur im
Schwarzwald und teilweise im
Ries zu
Tage. Die Triasgebilde
sind sehr reich an schönen Versteinerungen und
Höhlen, von denen gegen 80 größere den weißen Jura der
Alb durchziehen
und schöne Tropfsteingebilde enthalten.
Bewässerung. Württemberg
gehört teils zum
Stromgebiet des Rheins, teils zu dem der Donau. Der wichtigste
¶
mehr
Rheinzufluß ist der Neckar (s. d.), der den größten Teil seines Laufs (281 km) auf württemb. Gebiet zurücklegt und hier
links die Enz mit der Nagold, rechts die Fils, Rems, Murr, Kocher und Jagst aufnimmt. Die Donau durchströmt das Land mit einer
kurzen Unterbrechung auf einer Strecke von 129 km, von Tuttlingen
[* 15] bis Ulm,
[* 16] wo sie schiffbar wird und links
die Blau, rechts als Grenzfluß die Iller aufnimmt. Außerdem strömen die Salzach, Pfinz, Murg und Kinzig durch Baden, die Tauber
mittels des Mains, die Rothach, Schussen und Argen mittels des Bodensees dem Rhein zu. Die vorzüglichsten Seen sind der Bodensee
(s. d.), von welchem etwas über ein Fünftel, nämlich 115,5
qkm, zu Württemberg
gehören, und bei Buchau der Federsee (s. d.), der durch die Kanzach in die Donau abfließt.
Mineralquellen zählt man gegen 70, darunter die Thermen zu Wildbad und Liebenzell, die Kohlensäuerlinge zu Göppingen, Ditzenbach,
die salinischen Säuerlinge zu Cannstatt und Berg-Stuttgart, die Solen zu Hall,
[* 17] Sulz, Rottweil,
[* 18] Jagstfeld,
Offenau, Bitterwasser zu Mergentheim, Eisenwasser zu Teinach, Niedernau, Schrezheim, Jordan, Überkingen, Schwefelquellen zu
Boll und Sebastiansweiler.
Das Klima ist gemäßigt; die mittlere Jahrestemperatur beträgt 8,3° C., der Unterschied in der Mitteltemperatur des Jahres bis zu 5°, die Niederschlagsmenge 813 mm bei Unterschieden von 608 (Stuttgart) [* 19] bis 1443 (Allgäu) und 1007 (Schwarzwald); Hagelschläge sind häufig, besonders in der Alb-, Donau- und Neckargegend.
Von Mineralien [* 20] sind zu nennen: die unerschöpflichen Thoneisensteinflöze des braunen Jura am Abhang der Alb, deren Erze die staatlichen Eisenschmelzwerke versorgen;
der Salzreichtum des Muschelkalks am obern und untern Neckar sowie am mittlern Kocher;
vortreffliche Bausteine überall, mit Ausnahme von Oberschwaben, durch alle Formationen vom Granit bis zum Kalktuff oder Tuffstein;
Kalk, Cement, Sand, Mergel, Lehm und Thon, aber keine Steinkohlen, dafür namhafte Torfmoore in Oberfchwaben.
Bevölkerung.
[* 21] Württemberg
hatte 1871: 1818539, 1880: 1971118, 1885:1995185,1890: 2036522, 1895: 2081151 (1007125 männl., 1074026 weibl.)
E., d. i. eine Zunahme seit 1890 um 44629 Personen oder 2,19 Proz.;
ferner 38514 (11240 männl., 27274 weibl.) einzeln lebende selbständige Personen mit eigener Hauswirtschaft, 412754 Haushaltungen von zwei und mehr Personen und 668 Anstalten mit 34266 männl. und 10962 weibl. Insassen.
Auf 1 qkm Fläche entfallen 106,6 E., auf 1 Hauptgebäude 6,5 Bewohner. Dem Religionsbekenntnis nach waren 1440240 Evangelische, 621474 Katholiken, 11887 Israeliten und 7550 andern Bekenntnisses; der Staatsangehörigkeit nach 2068490 Angehörige des Deutschen Reichs, 12661 Reichsausländer.
Das Königreich wird in 4 Kreise [* 22] eingeteilt:
Kreise | qkm | Hauptgebäude | Einwohner | Evangelische | Kathliken | Israeliten | Andere |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Neckarkreis | 3330,19 | 87011 | 697373 | 621823 | 65614 | 5213 | 4723 |
Schwarzwaldkreis | 4779,13 | 82828 | 488431 | 362393 | 122531 | 1312 | 1695 |
Jagstkreis | 5141,32 | 68574 | 398887 | 271249 | 123810 | 3133 | 695 |
Donaukreis | 6266,42 | 83758 | 496460 | 184275 | 309519 | 2229 | 437 |
Die Zahl der Geburten betrug 1896: 74964, der Eheschließungen 15656, der Sterbefälle (einschließlich 2454 Totgeborenen) 46443. Städte von mehr als 20000 E. sind Stuttgart (158321 E.), Ulm (39304), Heilbronn [* 23] (33461), Eßlingen [* 24] (24031) und Cannstatt (22590).
Land und Forstwirtschaft. Der Boden ist meist fruchtbar und gut angebaut, besonders in Nieder- und Mittelschwaben. 1896 kamen von der gesamten Bodenfläche auf Acker- und Gartenland 880194, Weinberge 17002, Wiesen 290798, Weiden und Hutungen 54642, Forsten und Holzungen 608277 ha (31,2 Proz. des gesamten Flächenraums). Die ergiebigsten Landesteile sind die Filder bei Stuttgart, der nordöstl. Teil des Jagstkreises, das Strohgäu bei Herrenberg und einige Bezirke Oberschwabens.
Die Anbaufläche betrug 1896 von Weizen 32892 ha (Ernteertrag 37824 t), Dinkel 166235 (206573), Einkorn 2616 (3053), Roggen 39021 (39873), Gerste [* 25] 103937 (118567), Hafer [* 26] 143287 (176226), Körnermais 841 (1307), Kartoffeln 92707 (633661), Zuckerrüben 3777 (91140), Kopfkohl 5158 (69698), Raps 2859 (2546), Tabak [* 27] 513 (898), Hopfen [* 28] 5804 (3631), Cichorie 1736 (35092) Flachs 2273 (2043), Hanf 1806 ha, (1977 t), dazu viel Futterkräuter. Die bedeutendsten Fruchtmärkte sind Ulm, Biberach, [* 29] Riedlingen und Saulgau.
Sehr wichtig ist auch der Weinbau (s. Württemberg
iscbe Weine). Obst wird in sehr großer Menge, vorzüglich
im Neckarland erzeugt und größtenteils zur Mostbereitung verwendet; Zahl der ertragsfähigen Obstbäume 7 Mill., Ertrag
etwa 100000 t im Wert von etwa 7700000 M. Besonders wichtig ist der Gemüsebau im Neckarthal zwischen Eßlingen und Cannstatt.
Berühmt ist der Kopfkohl (Sauerkraut) auf den Fildern, der Spargel und Blumenkohl von Ulm. Handelsgärtnereien
bestehen in Stuttgart. Der Landwirtschaft, Gärtnerei und Tierzucht, Forstwirtschaft und Fischerei
[* 30] gehörten 1895: 933576 (1882:
942924) Personen an, darunter 437254 (393458) Erwerbsthätige.
Die Viehzucht [* 31] steht in Blüte; [* 32] 1892 zählte man 101679 (1896: 99296) Pferde, [* 33] 970588 (1896: 996927) Stück Rindvieh, 385620 Schafe, [* 34] 394616 (1893: 380125) Schweine, [* 35] 70305 Ziegen. Die Stallfütterung ist allgemein. Zur Veredelung der Pferde tragen die königl. Privatgestüte zu Weil und Scharnhausen sowie das Landesgestüt mit den vier Gestüthöfen zu Marbach auf der Alb, Offenhausen, Güterstein und St. Johann bei Urach bei. In Abnahme begriffen ist der Wollumsatz auf den Märkten zu Kirchheim, Heilbronn, Tuttlingen u. s. w. Die Bienenzucht [* 36] hat bedeutend zugenommen. Beträchtlich ist auch die neuerdings durch einen Landesverein geförderte, auf dem Bodensee und in zahlreichen Flüssen und Bächen betriebene Fischerei und Fischzucht.
Von großer Bedeutung ist die Forstwirtschaft. Von der Waldfläche sind etwa 40 Proz. Laub- und 60 Proz. Nadelholz; jenes ist im Unterland und auf den Nordabhängen der Alb, dieses im Schwarzwald, in Oberschwaben und im Jagstkreis zwischen dem Rems- und Murrthal vorherrschend. Hofkammerlich sind 1 Proz., Staatswaldungen 32, Körperschafts-, gutsherrliche und Gemeindewaldungen 46, Privatwald 20,9 Proz. Der Kapitalwert wird auf 500 Mill. M. geschätzt. Der Gesamtertrag der Staatswaldungen beziffert sich 1894 auf 12145790 M., der Reinertrag auf 8823009 M., bei einem Derbholzanfall von 813269 Festmetern. Die Jagd besteht aus Resten von Edelwild, Damwild und Schwarzwild; ¶
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ferner aus Rehwild und Hasen, Federwild (worunter Auerwild im Schwarzwald), Schnepfen, Wildenten und Raubzeug. Pachtertrag über 300000 M. Einen bedeutenden Zuschuß an Brennmaterial liefern die Torfmoore (etwa 16500 ha mit einer mittlern Mächtigkeit von 3 m und einem durchschnittlichen Ertrag von 5 t pro Hektar). Bedeutend ist die Holzausfuhr vom Schwarzwald nach Mannheim [* 38] und Holland.
Bergbau. [* 39] Unter den Produkten des Bergbaues sind nur Salz [* 40] und Eisenerz erheblich. Von den vier Staatssalinen sind Friedrichshall und Hall mit Wilhelmsglück die bedeutendsten; ein Privatsalzwerk befindet sich in Heilbronn. Es wurden erzeugt 1896: 233593 t Steinsalz (Wert 964970 M), 45709 t Kochsalz (1401481 M.), 10960 t Eisenerze (55896 M.) und 3809 t Roheisen (407819 M.). Der Staat besitzt 6 Eisenhüttenwerke (Gießereien, Schweißeisen- und Flußeisenwerke) zu Königsbronn, Wasseralfingen, Abtsgmünd, Friedrichsthal mit Christophsthal, Schussenried und Ludwigsthal. Töpferthon wird bei Heidenheim und Schramberg gewonnen; Kalksteine, Gips, [* 41] Kalkschiefer, Mühl- und Quadersteine sind reichlich vorhanden.
Industrie. Württemberg
, früher vorzugsweise mit Landwirtschaft beschäftigt, hat sich in neuerer Zeit zugleich
der Industrie zugewandt. Sämtliche Gewerbe beschäftigten 1895: 395828 (1882: 288106) Personen. Glockengießereien finden sich
in Stuttgart, Reutlingen, Cannstatt;
Kupfer- und Blechwaren fabriken in Eßlingen, Göppingen, Biberach, Ludwigsburg, [* 42] Ellwangen;
Sensenfabriken in Friedrichsthal und Neuenbürg;
Maschinenwerkstätten aller Art in Eßlingen, Berg, Cannstatt, Heilbronn, Geislingen u. s. w. Einen Weltruf hat die 1846 gegründete Maschinenfabrik in Eßlingen (2000 Arbeiter) mit Filialen in Cannstatt und Sarono ^[richtig: Saronno] in Oberitalien [* 43] - sie liefert besonders Lokomotiven auch nach dem Auslande.
Ferner bestehen elektrotechnische Fabriken in Cannstatt und Stuttgart, eine Gewehrfabrik zu Oberndorf, Messing- und Bronzefabriken, Galvanotechnik, Plattierung u. s. w. in Geislingen, Stuttgart, Ulm, Reutlingen und Gmünd. Gold- und Silberwarenfabriken in Gmünd, Heilbronn und Stuttgart;
Metallprägereien in Stuttgart;
Feuerwehrgeräte liefern Ulm und Biberach, Messerwaren und chirurg. Instrumente Tuttlingen;
die Uhrenfabrikation blüht in Schramberg und Schwenningen.
Die Textilindustrie ist sehr ausgedehnt: Leinenindustrie wird am stärksten auf und an der Alb, in Urach, Laichingen, Blaubeuren u. s. w. betrieben;
bedeutende Baumwollspinnereien sind in Rottweil, Betzingen, Kuchen, Nürtingen, Reutlingen, Urach, Cannstatt, eine große Verbandstofffabrik in Heidenheim, Weißstickerei in Ravensburg. [* 44]
Seidenmanufaktur wird in Isny, Wiesenthal, Waiblingen, Sindelfingen betrieben, Wollindustrie in Stuttgart, Heidenheim, Calw, Reutlingen, Nagold, Metzingen, Eßlingen, Göppingen u. s. w., Korsettfabrikation in Stuttgart, Göppingen, Cannstatt u. s. w., Wollfilzfabrikation in Giengen, Hutfabrikation in Ulm und Ebingen. Hervorragend ist die Papierfabrikation [* 45] in Heilbronn, Faurndau, Dettingen, Pfullingen, Oberlenningeu, Mochenwangen, Höll-Wolfegg, Salach, Wildbad, Gemmrigheim; Leder wird hauptsächlich in Reutlingen, Backnang, Calw, Stuttgart bereitet.
Bedeutend ist der Buchdruck und die sonstigen graphischen Gewerbe in Stuttgart, Eßlingen, Ulm u. s. w Für musikalische Instrumente bestehen zablreiche Fabriken in Stuttgart, Aalen und Kirchheim; die bedeutendste Orgelbauanstalt hat Ludwigsburg. Für Holz- und Beinschnitzerei sind Hauptplätze Geislingen und Stuttgart, für Bau- und Möbeltischlerei Stuttgart, Böblingen, Zuffenhausen und Metzingen. Kaffeesurrogate werden hauptsächlich in Ludwigsburg, Schokolade und Konditoreiwaren in Stuttgart, Konserven in Gerabronn, Tabak und Cigarren in Ulm, Heidenheim u. s. w. hergestellt.
Molkereien giebt es auf der Alb und in Oberschwaben. Große Runkelrübenzuckerfabriken bestehen in Stuttgart, Böblingen, Heilbronn, Brauereien über 2500, Fabrikation von Schaumwein in Stuttgart, Eßlingen, Rottweil, chemische, Farben- und Lackfabriken hauptsächlich in Stuttgart und Heilbronn. Pulver wird besonders in Rottweil, Cement in Blaubeuren, Ehingen, Lauffen a. N. hergestellt. Ziegeleien befinden sich besonders in Stuttgart, Waiblingen, Glasfabriken in Buhlbach, Schönmünzach, Zuffenhausen, eine Porzellanfabrik in Schramberg.
Handel. Bedentend ist der Speditions- und Transithandel. Ausgeführt werden vorzüglich Vieh, Wolle und andere Vieherzeugnisse, Getreide [* 46] und Nutzholz, dann Salz, Obst, Hopfen, Tuch und Wollwaren, Leinwand, Leder und Lederarbeiten, Papier, Schwarzwälder Uhren, Musikinstrumente, Metallwaren, Gold- und Silberarbeiten, chem. Produkte. Eingeführt werden Tabaksblätter, Hanf und Flachs, Häute und Felle, Steinkohlen, Baumwolle, [* 47] Seidenzeuge. Porzellan, Steingut, Fayence, [* 48] Kolonial-, Spezerei- und Galanteriewaren.
Haupthandelsplätze sind Heilbronn, Stuttgart, Ulm, Friedrichshafen. Besondere Erwähnung verdient der Buchhandel und die graphische
Industrie. Stuttgart nimmt in dieser Beziehung nach Leipzig
[* 49] und Berlin
[* 50] die erste Stelle ein (s. unten). 22 fremde
Konsulate befinden sich in Stuttgart. Gewerbe und Handel werden gefördert: durch die Centralstelle für Gewerbe und Handel mit
großem Gewerbemuseum in Stuttgart, durch 8 Handels- und Gewerbekammern, den aus Vertretern des Handels, der Gewerbe und der Landwirtschaft
bestehenden Beirat bei dem Ministerium der Verkehrsanstalten, den Kunstgewerbeverein in Stuttgart, durch
Gewerbevereine, Ausstellungen u. s. w. In Stuttgart befindet sich eine Reichsbankhauptstelle mit Nebenstellen in Gmünd, Göppingen,
Heilbronn, Ravensburg, Reutlingen und Ulm. Wichtigste Privatbanken sind die Württemberg
ische Hypothekenbank, Württembergische
Notenbank (s. d.), Württemberg
ische Vereinsbank (s. d.),
Württembergischer Kreditverein, Stuttgarter Rentenanstalt, Stuttgarter Lebensversicherungs- und Ersparnisbank; 98 Vorschuß- und Kreditvereine, 615 Darlehnskassenvereine.
Verkehrswesen. Die Schiffahrt auf dem Neckar ist in steter Zunahme begriffen. Aus Heilbronn gingen 1896 ab zu Thal [* 51] 119383 t, darunter 85835 t Salz; es kamen an zu Berg 131333 t, darunter 36487 t Kaufmannsgüter und 86021 t Kohlen, Steine u. a. Es fuhren auf dem Neckar von Heilbronn abwärts 705 Flöße und 238 Schiffe [* 52] mit geschnittenem Holz. [* 53] Auf dem Bodensee ist der Staat mit 8 Dampf-, 4 Schleppschiffen, 1 Dampfbarkasse und 2 Trajektkähnen beteiligt. Über die Eisenbahnen s. Württembergische Eisenbahnen.
Posten. Die Post, früher im Besitz des Hauses Thurn und Taxis, kam durch Vertrag vom in Verwaltung des Staates. Die grundsätzlichen Bestimmungen über die rechtlichen Verhältnisse zwischen der Post und dem Publikum, die ¶