
Wülflingen
(Kt. Zürich, Bez. Winterthur). 428 m. Gem. und Pfarrdorf 2,5 km nw. von Winterthur. Station der Linie Winterthur-Bülach. Postbureau, Telegraph, Telephon. Zusammen mit Bodmersmühle, Brühl, Eich, Euel, Feldthal, Furt, Hard, Hardberg, Hessengütli, Insel, Letten, Neuburg, Niederfeld, Oberfeld, Ober und Unter Radhof, Rumsthal, Schlossthal, Schönthal, Schweikhof, Stöcklirüti, Taggenberg, Thal, Thalhof, Tössfeld, Weierthal, Widen, Wieshof: 391 Häuser, 3580 Ew., wovon 3103 ref., 476 kathol.; Dorf: 225 Häuser, 1809 Ew. Weinbau. 7 Fabriken. Viele Einwohner arbeiten in den Fabriken von Winterthur. Asyl für unheilbare Kranke mit 300 Insassen. Ein Steindenkmal (Schalenstein) auf dem Beerenberg.
Giesserei aus der Bronzezeit. Einzelfunde aus römischer Zeit. 897: Wulfilinga, 1063: Wulvelingen. Der
Ort besass seine Edeln und zwei Burgen: Alt-Wülflingen
und
Neu- oder Hoch-Wülflingen.
Alt-Wülflingen liegt am linken Ufer
der
Töss, auf einem steilen, bewaldeten
Berge, welcher die Anlage von Gräben grösstenteils überflüssig machte. Die Burg,
die schon im 11. Jahrhundert existiert haben muss, wurde wahrscheinlich zwei Jahrhunderte später von
Grund aus neu aufgeführt.
Wünnewil - Würenlingen

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Der noch stehende
Turm misst 7,30 m im Geviert. Noch im 17. Jahrhundert führte eine gedeckte hölzerne Treppe zu ihm hinauf.
Das Wohnhaus, ö. an den
Turm gelehnt, war mit Keller und 3 Geschossen versehen; w. vom
Turm befand sich ein niedriger Anbau.
Der n. vom
Turm gelegene innere
Hof war ö. und n. von zweistöckigen Nebengebäuden umgeben; w. schloss
ihn die Ringmauer von dem ebenfalls mit Mauern umgebenen äussern
Burghof ab. Am ö. Fusse des
Burghügels lag eine Unterburg
mit Wirtschaftsgebäuden. Mittelpunkt eines ansehnlichen Allodialbesitzes, war
Alt Wülflingen
anfangs des 11.
¶
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Jahrhunderts im Besitze des Grafen Lütold von Mümpelgard-Wülflingen.
Später gehörte es den mit den Wülflingen verwandten
Herren von Achalm, kam aber schon 1239 an die Grafen von Habsburg; es wurden daher von 1240-1280 habsburgische Dienstleute nach
Wülflingen
benannt. 1315-1412 erscheinen die von Seen als österreichische Lehensträger auf der Burg. Um 1420 ging
sie anlässlich der Aechtung Friedrichs mit der leeren Tasche an die Landenberg-Greifensee über und 1455 an die von Rümlang. 1528 erstanden
die Steiner von Zug
die Veste.
Hartmann Escher erwarb sie 1630; von ihm übernahmen sie die Meiss. Escher baute den Herrschaftssitz Wülflingen
mit den berühmten
getäferten Zimmern und dem prächtigen Ofen, während die alte Burg zerfiel. 1725 kam Wülflingen
an den
General Hirzel, dessen liederliche Söhne ihrer Herrschaft 1759 den Rücken kehren mussten. Die Stadt Winterthur kaufte das Schloss
und die Güter der Herrschaft; der Stand Zürich
erwarb die Gerichte. Mit Hülfe der Gottfried Keller-Stiftung, die die
Altertümer des Schlosses ankaufte, sind im Herrenhause Wülflingen
1907-08 Restaurationsarbeiten vorgenommen worden.
Die Burg Hoch-Wülflingen
liegt sw. von Alt-Wülflingen auf einem äusserst steilen Molassefelskamm, der die alte Burg um 50 m
überragt. Zwischen beiden Burgen liegt ein tief eingeschnittenes Thal. Ueber die Schicksale von Hoch-Wülflingen
und die
Beziehungen der beiden Burgen zu einander ist nichts bekannt. 1515 verkaufte Andreas Steiner Zehnten und
Kirchensatz zu Wülflingen
um 5500 Gulden an Winterthur; 1856 ging die Kollatur durch Vertrag an die Regierung von Zürich
über. Im
Kriegsjahre 1799 hatte der Ort viel durch Franzosen, Oesterreicher und Russen zu leiden.
Bibliographie: Winterthurer Neujahrblatt, 1814. - David Hess. Salomon Landolt, 1820, S. 15-28. - Schinz.
Von den Grafen von Embrach und Wülflingen
(in Füssli, Schweizer Museum, 5. Jahrgang, Heft 11,1789). - Zeller-Werdmüller.
Zürcher Burgen, Zürich
1894-95, S. 386-388. - Artikel von H. Mayer-Rahn in Schweizerische Bauzeitung, 1908.