[* 1] 1) ehemals freie Reichsstadt und Sitz eines gleichnamigen
Bistums, jetzt Kreisstadt der hess.
ProvinzRheinhessen,
links am
Rhein, im sogen. Wonnegau,
Knotenpunkt der
LinienMainz-Worms-Landesgrenze, Worms-Bingen, Worms-Offstein,
Worms-Bensheim und
Worms-Lampertheim
der Hessischen Ludwigsbahn, 85 m ü. M., ist unregelmäßig gebaut und zum Teil
noch mit alten
Mauern und
Türmen umgeben. Die Hauptplätze sind der
Markt und Domplatz. Unter den Gebäuden steht der für
den katholischen
Gottesdienst bestimmte, jetzt restaurierte
Dom voran. Er ist eine kolossale Pfeilerbasilika romanischen
Stils
und wurde an der
Stelle eines ältern, aus dem Anfang des 11. Jahrh. herrührenden Gebäudes
zu Anfang des 12. Jahrh. neu erbaut und 1110 eingeweiht.
In den letzten Jahrzehnten desselben
Jahrhunderts den Einsturz drohend, wurde er hergestellt und 1181 abermals geweiht, aber
erst nach mehreren Jahrzehnten vollendet. Der
Bau wirkt besonders durch seine beiden Kuppelbauten und die vier Rundtürme
auf den
Beschauer und wird durch zwei Chorbauten am östlichen und westlichen Ende abgeschlossen. Das
Innere ist 109 m lang und 27 m (im
Querschiff 36
m) breit und imponiert durch seine großartige Einfachheit; bemerkenswert
ist die gotische Taufkapelle durch ihre Kunstgegenstände.
Die evangelische Dreifaltigkeitskirche ward 1726 erbaut. Außerhalb der Stadt steht die Liebfrauenkirche, einBau
aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrh., mit schönem
Portal, bemerkenswert besonders wegen der Rebenpflanzungen, welche sie
umgeben und die bekannte
»Liebfrauenmilch« liefern. Die
Synagoge ist eins der ältesten jüdischen Gotteshäuser in
Deutschland;
[* 5] der Judenkirchhof ist reich an alten
Inschriften. Das großartige Lutherdenkmal (von
Rietschel entworfen, von
Kietz u.Donndorf
vollendet, s. die Hauptfigur der Tafel
»Bildhauerkunst
[* 6] IX«,
[* 7] Fig. 4) steht auf dem Lutherplatz, unweit des
Bahnhofs, und wurde 1868 enthüllt.
auf dem Unterbau des ehemaligen Bischofshofs (Sitz des
Reichstags von 1521),
auf der Nordseite des
Doms, steht gegenwärtig das Heylsche
Haus, in dessen sehenswertem
Garten
[* 9] sich großartige
Treibhäuser
befinden.
Burchard I. (1000-1025) zerstörte die alte Stammburg des salischen
Geschlechts, um aus ihren
Steinen ein
Münster
[* 16] zu bauen;
er hat die Rechtsverhältnisse des
Stifts und der Stadt durch ein »Dienstrecht« geordnet. Der Widerwille
der
Städter wider ihren geistlichen
Herrn offenbarte sich vornehmlich in der Parteinahme für
Heinrich IV. 1073,
der dann Worms durch einen
Freibrief belohnte.
Heinrich V. kam jedoch erst durch das
WürzburgerAbkommen (1121) in den
Besitz der Stadt; er baute im N. davon bei
Kloster
Neuhausen eine Burg und verlieh Worms umfassende Privilegien, die Friedrich I. später bestätigte. Die Schritte, welche König
Heinrich 1233 gegen die Freiheit der Stadt that, wurden bald von Friedrich II. rückgängig gemacht. Sie ist bis 1801 freie
Reichsstadt geblieben. 1122 wurde hier das bekannte Konkordat zwischen KaiserHeinrich V. und dem Papst Calixt
II. geschlossen und dadurch der Investiturstreit entschieden. (Vgl. Bernheim, Zur Geschichte des WormserKonkordats, Götting.
1876) Unter den Reichstagen, welche hier gehalten worden, sind der von 1495 unter Maximilian I., auf welchem der EwigeLandfriede
beschlossen und das Reichskammergericht gestiftet wurde, und der von 1521 unter Karl V., auf dem Luther
verhört wurde, die berühmtesten. (Vgl. Soldan, Der Reichstag zu Worms 1521, Worms 1883) Es fanden daselbst 1540 und 1557 Religionsgespräche
statt.
Gegen Ende des Mittelalters hatte die Stadt, welche zu Anfang des 14. Jahrh. gegen 60,000 Einw.
zählte, als Glied
[* 19] des Rheinischen Städtebundes große Bedeutung in den Fehden der benachbarten Fürsten
erlangt. 1632 eroberten sie die Schweden
[* 20] und 1635 die Kaiserlichen; 1644 nahmen sie die Franzosen durch Kapitulation ein, zogen
jedoch nach dem Frieden wieder ab. Obschon die Stadt dadurch viel litt, so hatte sie doch 1689, wo sie 31. Mai von den Franzosen
unter Mélac gänzlich in Asche gelegt ward, noch 30,000 Einw. Am wurde hier zwischen England,
Österreich
[* 21] und Sardinien
[* 22] der WormserTraktat, ein Offensivbündnis, abgeschlossen. Zu Anfang Oktober 1792 nahmen die Franzosen
unter Custine die Stadt durch Überfall. 1801 fiel sie durch den Lüneviller Frieden an Frankreich, kam aber 1814 durch
den PariserFrieden wieder an Deutschland und 1815 durch den Wiener Kongreß an Hessen-Darmstadt. Am wurde die von
badischen Freischärlern besetzte Stadt durch Mecklenburger und Preußen
[* 23] erstürmt. - Das ehemalige Bistum Worms ist in der Merowingerzeit
gegründet worden, obwohl sich eine fortlaufende Bischofsreihe erst seit 770 aufstellen läßt. Es hatte
zuletzt ein Areal von 440 qkm (8 QM.) mit etwa 200,000 Einw. und 85,000
Guld. Einkünften und wurde seit dem 17. Jahrh. meist von dem Erzbischof zu Mainz
[* 24] verwaltet, der deshalb Sitz und Stimme auf
dem Reichstag und das Direktorium auf dem oberrheinischen Kreistag hatte. Es kam 1801, soweit es auf dem
linken Rheinufer lag, an Frankreich, der auf dem rechten Rheinufer befindliche Teil 1803 an Hessen-Darmstadt.
Vgl. Schannat,
Historia episcopatus Wormatiensis (Frankf. 1734);
Arnold, Verfassungsgeschichte der deutschen Freistädte im Anschluß an die
Verfassungsgeschichte der Stadt Worms (Gotha
[* 25] 1854, 2 Bde.);
Fuchs,
[* 26] Geschichte der Stadt Worms (Worms 1868);
Becker, Beiträge zur Geschichte der Frei- und Reichsstadt
Worms (Darmst. 1880);
Boos, Urkundenbuch der Stadt Worms (Berl. 1886 ff.);
Soldan, Die Zerstörung der Stadt Worms (Worms 1889);
Canstatt, Die Drangsale der Stadt Worms und ihre Zerstörung durch die Franzosen
(das. 1889);
[* 1] 1) Jules, franz. Maler, geb. zu Paris,
[* 28] war Schüler von Lafosse und bildete sich dann auf Studienreisen
in Spanien,
[* 29] aus dessen Volksleben er fast ausschließlich die Motive zu seinen meist humoristischen, durch glänzende Färbung
und lebendige Charakteristik ausgezeichneten, sehr zahlreichen Genrebildern entnahm. Seine Hauptwerke
sind: Verhaftung wegen Schulden, Romanzero zu Burgos, Wirtshaus in Asturien, Auszug
der Schmuggler, Rennen zu Novillos, Kellner
und Kellnerin aus Aragonien, das Lied, das eben Mode ist (1868, in der Luxembourggalerie), Verkauf eines Maultiers, Schafschur
in Granada,
[* 30] die Erbtante, Pferdehändler in Granada, der Vitotanz in Granada, ein Sensationsroman, der Ausmarsch
zur Revue, die Lieblingsblume, der zerstreute Barbier, jedes Alter hat seine Freuden, vor dem Alkalden. Worms hat auch zahlreiche
Aquarelle gemalt und Zeichnungen für den Holzschnitt geliefert.
Kreis Worms, an der Pfrimm und der Linie Worms-Alzey-Bingen der Hessischen Ludwigsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, ein Amtsgericht, Weinbau und
Kreis Worms, unweit des Rheins und an der Linie Mainz-Worms der Hessischen Ludwigsbahn, hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Amtsgericht, bedeutende Dampf- und Wassermühlen, Zucker-, Papier-, Maschinen-, Malz- und Hefenfabrikation, Bierbrauerei, Ziegeleien, Weinbau,