Titel
Woltmann
,
1)
Reinhard,
Hydrotechniker, geb. 1757 im hannöv. Dorf Axstedt, ward 1785
Kondukteur bei den Wasserbauten
des
Amtes
Ritzebüttel, 1792-1836
Direktor der hamburgischen Wasserbauten und starb Er erwarb
sich besondere
Verdienste um die Regulierung der
Elbe durch deren Einschränkung mittels Leitdämme und durch die
Erfindung
eines sinnreichen, zur Zeit noch vielfach angewandten
Instruments zur Messung der Stromgeschwindigkeit, des Woltmann
schen
Flügels.
Dieser kompendiöse, mit zwei Flügeln versehene, an einen Stock zu befestigende und mit einem Zählwerk [* 2] versehene Apparat wird an der zu untersuchenden Stelle in den Strom getaucht und so einige (meist 10) Sekunden der Strömung ausgesetzt, woraus man, da die Einer Umdrehung der Flügel entsprechende Geschwindigkeit der Strömung durch Versuche zuvor ermittelt ist, aus der Zahl ihrer innerhalb dieser Zeit erfolgten Umdrehungen auf die Geschwindigkeit des Stroms schließt.
Indem man diese Messungen an mehreren
Stellen eines Stromquerprofils von einem
Kahn aus vornimmt, deren
Resultate addiert und
durch die Zahl der
Beobachtungen dividiert, gelangt man zu der für Wasserbauten unentbehrlichen Kenntnis der mittlern Stromgeschwindigkeit.
Woltmann
schrieb: »Beiträge zur hydraulischen
Architektur«
(Götting. 1791-99, 4 Bde.);
»Beiträge zur Baukunst [* 3] schiffbarer Kanäle« (das. 1802);
»Über das baurechtliche Verfahren bei Verbesserung der Flüsse« [* 4] (Hamb. 1820);
»Beiträge zur Schiffbarmachung der Flüsse« (das. 1826).
2) Karl Ludwig von, deutscher Geschichtschreiber, geb. zu Oldenburg, [* 5] studierte erst in Göttingen [* 6] die Rechte, dann Geschichte und ward 1795 Professor der Geschichte in Jena. [* 7] Hier schrieb er seinen »Grundriß der ältern Menschengeschichte« (Jena 1790, Bd. 1),
dem später der »Grundriß der neuen Menschengeschichte« (das. 1796-1800, 2 Bde.) folgte, seine »Geschichte Frankreichs« (Berl. 1797, 2 Bde.) und seine »Kleinen historischen Schriften« (Jena 1797, 2 Bde.). 1799 ging er nach Berlin, [* 8] wo er 1800 die »Zeitschrift für Geschichte und Politik« (Berl. 1800-1805) gründete. 1800 ward er hier Resident des Landgrafen von Hessen-Homburg, 1804 Geschäftsträger des Kurerzkanzlers und 1806 unter Erhebung in den Adelstand auch für die Städte Bremen, [* 9] Hamburg [* 10] und Nürnberg. [* 11]
Nach der Schlacht bei Großgörschen (1813) mußte er vor Napoleon I. aus Berlin nach Prag [* 12] fliehen, da er, ein ehemaliger Lobredner Napoleons, dem Minister vom Stein seine Dienste [* 13] angeboten hatte. Er starb in Prag. Außer den schon erwähnten Schriften sind zu erwähnen: »Geschichte der Reformation« (Altona [* 14] 1800 ff., 3 Bde.);
»Geschichte des Westfälischen Friedens« (Berl. 1808, 2 Bde.);
»Geschichte Böhmens« (Prag 1815, 2 Bde.);
eine Übersetzung des Tacitus und des Sallustius und »Memoiren des Freiherrn von S-a« (das. 1815, 3 Bde.).
Eine
Ausgabe seiner »Sämtlichen Werke« veranstaltete seine
Witwe (Berl. 1818-21, 12 Bde.).
- Seine
Gattin
Karoline von Woltmann
, geb. Tochter des Geheimrats und
Arztes
Stosch, war 1799-1804 mit dem
Kriegsrat
Karl Müchler, dann seit 1805 mit Woltmann
verheiratet und hatte vielfachen
Anteil an
dessen
Arbeiten.
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mehr
Ihre Erzählungen und Gedichte finden sich nebst denen ihres Gatten abgedruckt in »Karl und Karoline v. Woltmanns
Schriften« (Berl.
1806-1807, 5 Bde.). Nach dem Tod ihres Gatten blieb sie in Prag zurück, später wendete sie sich nach Berlin, wo sie starb.
Von ihren Schriften sind hervorzuheben: »Volkssagen der Böhmen«
[* 16] (Prag 1815, 2 Bde.) und »Neue Volkssagen
der Böhmen« (Halberst. 1820, 2. Aufl. 1835);
»Historische Darstellungen« (das. 1820) und »Über Beruf, Verhältnis, Tugend und Bildung der Frauen« (Prag 1820).
3) Alfred, Kunsthistoriker, geb. zu Charlottenburg,
[* 17] studierte in Berlin und München,
[* 18] promovierte 1863 zu Breslau
[* 19] und
lebte dann in Berlin. Vom Herbst 1867 bis August 1868 wirkte Woltmann
als Privatdozent an der Berliner
[* 20] Universität, ging dann als ordentlicher
Professor der Kunstgeschichte an das Polytechnikum in Karlsruhe,
[* 21] Ostern 1874 an die Universität Prag und im Herbst 1878 nach Straßburg.
[* 22] Er starb in Mentone. Woltmann
schrieb: »Holbein
[* 23] und seine Zeit« (Leipz. 1866, 2 Bde.; 2. Aufl.
1873-76),
»Baugeschichte Berlins« (Berl. 1872),
»Geschichte der deutschen Kunst im Elsaß« (Leipz. 1876),
»Die deutsche Kunst in Prag« (das. 1877),
»Geschichte der Malerei« (das. 1878 ff., nach seinem Tod von Woermann vollendet),
»Aus vier Jahrhunderten niederländisch-deutscher Kunstgeschichte. Studien« (Berl. 1878),
außerdem zahlreiche Artikel in Kunstzeitschriften und mehrere Biographien in Dohmes »Kunst und Künstler«, bearbeitete für die 2. Auflage von Schnaases »Geschichte der bildenden Künste« den 5. Band: [* 24] »Entstehung und Ausbildung des gotischen Stils« (Düsseld. 1872) gemeinschaftlich mit dem Verfasser und gab mit andern Waagens »Kleine Schriften« (Stuttg. 1875) heraus.