Wolfsmilch
gewächse,
s. Euphorbiaceen. [* 2]
Wolfsmilchgewächse
3 Wörter, 39 Zeichen
Wolfsmilchgewächse,
s. Euphorbiaceen. [* 2]
[* 2] (Wolfsmilchgewächse), dikotyle, vielgestaltige Pflanzenfamilie aus der Ordnung Tricoccae der Choripetalen, milchsaftführende Kräuter, Sträucher, Bäume, bisweilen auch kaktusartige Gewächse mit einfachen, seltener handförmigen Blättern. Nebenblätter fehlen den meisten, bei einigen kommen dergleichen vor in Form kleiner, häutiger Gebilde; bei den kakteenartigen Euphorbiaceen aber, denen die Blätter fehlen, finden sich nur Nebenblätter von dorniger Form, die an den mehrkantigen, fleischigen Stämmen in Doppelreihen angeordnet sind.
Die Gattung Phyllanthus hat bloß niederblattartige, schuppenförmige Blätter, in deren Achseln grüne, blattförmige Triebe (Phyllokladien) sich entwickeln. Auch die Blüten zeigen große Verschiedenheit. Sie sind eingeschlechtig, bald ein-, bald zweihäusig und entwickeln bald ein einfaches Perigon, bald Kelch und Blumenkrone wie bei der Gattung Croton, bald fehlt die Blütenhülle ganz. Sehr variabel zeigen sich auch die Staubgefäße, [* 4] die als ein einfacher oder mehrfacher Kreis [* 5] vorhanden sein können, in andern Fällen bis auf ein einziges terminal stehendes verkümmern.
Den einfachsten und zugleich eigentümlichsten Bau haben die Blüten bei der Gattung Euphorbia [* 6] (Fig. 1). Sie bilden hier kleine, von einem becherförmigen Involukrum umgebene Blütenstände [* 3] (Fig. 2), welche am Ende der Stengel [* 7] in einer mehrstrahligen, zusammengesetzten Trugdolde stehen und gewöhnlich für die eigentlichen Blüten genommen werden. Letztere finden sich aber erst in Mehrzahl innerhalb des Involukrums und haben den allereinfachsten Bau. Hier stehen nämlich mehrere kleine Blütenstielchen, auf denen gelenkartig inseriert je ein Staubgefäß sitzt [* 3] (Fig. 3); jedes Stielchen repräsentiert eine aus einem einzigen Staubgefäß bestehende männliche Blüte. [* 8] Auf einem einzigen stärkern Stielchen sitzt außerdem ein nacktes Pistill, welches die weibliche Blüte der Infloreszenz darstellt. Das Involukrum bildet an seinem Rand gezahnte Abschnitte und mit diesen abwechselnd stehende, runde oder mondförmig gehörnte Drüsen. Der oberständige Fruchtknoten der meisten Euphorbiaceen besteht aus drei, seltener aus zwei oder ¶
aus mehreren Karpellen und bildet ebenso viele Fächer, [* 10] indem die einwärts gebogenen Ränder der Karpelle mit der zentralen Achse verwachsen. Im Innenwinkel eines jeden Faches befinden sich eine oder zwei hängende, anatrope Samenknospen. Auf der Spitze des Fruchtknotens stehen ebenso viele getrennte oder verwachsene Griffel, als Fächer vorhanden sind. Die Frucht ist, entsprechend der Zahl ihrer Fächer, meist drei-, selten zwei- oder mehrknopfig und stellt eine elastisch aufspringende Kapsel dar: sie reißt nämlich zuerst scheidewandspaltig auf, und dann zerfällt jedes Knöpfchen durch fachspaltige Teilung, worauf die Teile sich nach innen elastisch zusammenziehen und dadurch den Samen [* 11] fortschnellen;
die zentrale Achse bleibt stehen.
Die Samen haben eine krustige Schale und in der Nabelgegend einen fleischigen Wulst; das reichliche, ölhaltige Endosperm umschließt einen geraden Keimling mit flachen, bisweilen blattartigen Samenlappen und nach oben gekehrtem Würzelchen. Die Euphorbiaceen zerfallen in die beiden Hauptgruppen Stenolobeae, mit schmalen, halbcylindrischen Kotyledonen, und Platylobeae, mit breiten, flachen Kotyledonen, letztere weiter in die Unterfamilien Phyllantheae, Bridelleae, Crotoneae, Acalypheae, Hippomaneae, Dalechampieae und Euphorbieae.
Man zählt über 3500 Arten; die Familie ist zwar über alle Zonen, mit Ausnahme der kältern, verbreitet, hat aber ihre zahlreichsten Vertreter in der Tropenzone und nimmt gegen die Pole hin rasch ab. Die Euphorbiaceen liefern dem Handel mannigfache Produkte: Öl von purgierenden Eigenschaften wird aus den Samen von Ricinus communis und dem ostindischen Croton Tiglium gewonnen, Gummiharz, das »Euphorbium«, von Euphorbia resinifera, Kautschuk von der amerikanischen Siphonia elastica, Stärkemehl aus den unterirdischen Teilen von Manihot utilissima (als Mandioka und Tapioka), Farbstoffe von Crozophora tinctoria, Rottlera tinctoria, Schellack von Aleurites laccifera, Fettstoffe von Stillingia setifera. Manche Euphorbiaceen sind heftige Giftpflanzen, [* 12] z. B. der Manzinellenbaum (Hippomane Mancinella) im tropischen Amerika. [* 13] Einige Arten der Gattung Euphorbiophyllum Ett., Adenopeltis Bert., Homalanthus A. Juss. und Baloghia Endl., vertraten die Euphorbiaceen schon in der Tertiärflora.
Vgl. Baillon, Étude générale du groupe des Euphorbiacées (Par. 1858);
Boissier und Müller in De Candolles »Prodromus«, Bd. 15; Boissier und Heyland, Icones Euphorbiarum (Genf [* 14] 1866).
[* 2] ^[Abb.: Fig. 1. Zweig der Wolfsmilch (Euphorbia Lathyris L.).
Fig. 2. Einzelner Blütenstand [* 15] mit becherförmigem Involukrum.
Fig. 3. Einzelne männliche Blüte.]