Titel
Wolff
,
1) Adolf, Architekt, geb. 1832 zu Eßlingen, besuchte das Polytechnikum in Stuttgart, arbeitete dann im Bureau des Professors Breymann, der ihn beim Bau der neuen Synagoge verwendete. Nach dessen Tod (1859) erhielt er die Selbstleitung des Baues, bereiste nach Vollendung desselben Deutschland, Belgien ¶
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und Frankreich und hielt sich längere Zeit in Paris und in Italien auf. Nach seiner Rückkehr beteiligte er sich beim Bau des Stuttgarter Bahnhofs (1863-70), baute dann in Nürnberg eine Synagoge, wurde 1872 Stadtbaurat daselbst und ging 1873 in gleicher Eigenschaft nach Stuttgart, wo er neben vielen edel stilisierten Privatgebäuden mehrere Schulgebäude und als sein Hauptwerk die neue Kirche in der Vorstadt Heslach errichtete. Auch in Ulm, Heilbronn und Karlsbad baute er Synagogen, sämtlich maurischen Stils.
2) Albert, Bildhauer, geb. zu Neustrelitz, wurde durch seinen Landesherrn in den Stand gesetzt, sich der Plastik zu widmen und 1831 in Rauchs Atelier einzutreten, wo er mit kleinern lyrischen und idealen Skulpturen begann. Nachdem er 1834 in Carrara gewesen war, um Figuren für die Terrasse in Sanssouci auszuführen, eröffnete sich ihm in Berlin ein weites Feld der Thätigkeit nicht nur in Idealgebilden von edler Auffassung und sorgfältigster Durchführung, sondern auch in monumentalen Porträtstatuen eines gesunden, echt künstlerischen Realismus.
Dahin gehören als seine hauptsächlichsten Arbeiten beiderlei Art: eine Porträtstatue der Gräfin Raczynska als Hygieia für einen Brunnen in Posen, die allegorischen Reliefs am Nationalkriegerdenkmal im Invalidenpark in Berlin, die Marmorgruppe auf der Schloßbrücke: Pallas führt den Krieger in den Kampf (1853), die kolossalen Terrakottestatuen der Evangelisten in der Schloßkirche zu Neustrelitz, die bronzene Löwentötergruppe auf der Treppenwange des Alten Museums als würdiges Gegenstück der bekannten Amazone von Kiß, die kolossale eherne Reiterstatue des Königs Ernst August in Hannover (1861), die vier Fakultäten für die Universität in Königsberg (Terrakotte), die kolossale eherne Reiterstatue Friedrich Wilhelms III. im Lustgarten (enthüllt 1871), die Statue Friedrich Wilhelms IV. für das Königsthor in Königsberg (Terrakotte), des verstorbenen Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz in Neustrelitz, die des Großherzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin in Ludwigslust, die Bronzestatue Friedrichs II. für das Kadettenhaus in Lichterfelde (1877) und der Einzug der Truppen in Berlin an der Südseite des Siegesdenkmals. 1866 wurde er Professor an der Akademie.
3) Friedrich Wilhelm, Bildhauer und Erzgießer, geb. zu Fehrbellin, kam in die königliche Eisengießerei nach Berlin, besuchte das Gewerbeinstitut und ging als Pensionär desselben nach Paris, wo er sich in der Gießerei von Soyer ausbildete. Dort blieb er zwei Jahre, bei Stiglmayer in München 1½ Jahr und gründete in Berlin eine Gießerei, aus der besonders viele Tierfiguren von lebensvoller Behandlung hervorgingen. Nach einigen Jahren überließ er die Gießerei seinem jüngern Bruder und wandte sich ausschließlich der eigentlichen Bildkunst zu, in welcher er nicht nur viele Reliefporträte und einige Monumentalstatuen schuf, sondern vor allen Dingen technisch ausgezeichnete Gruppen von Tieren, besonders in leidenschaftlicher Erregung. Als Werke dieses Hauptfachs sind zu nennen: die Jagd- und Tiergruppe des Tafelaufsatzes für den Vicekönig von Ägypten, eine Hirschgruppe, Bacchantin mit Panthern, Sauhatz, die bronzene Löwengruppe im Tiergarten bei Berlin, die sterbende Löwin u. a. Er ist Mitglied der Akademie in Berlin.