Wohlthätigkeit
,
im objektiven
Sinn die Gesamtheit der zur Linderung des
Elends und der
Not unter den
Menschen getroffenen
Veranstaltungen. Man unterscheidet zwischen Privatwohlthätigkeit
, die von einzelnen
Privaten oder Vereinigungen solcher ausgeht,
und öffentlicher Wohlthätigkeit
, in die sich wieder der
Staat und die
Gemeinden
(Provinzen) teilen. Der
Armut gegenüber
stellten alle
Religionen die Mildthätigkeit als eine
Tugend hin, aber erst in der christlichen
Religion finden wir das
Gefühl
der
Barmherzigkeit in der
Brust des
Menschen entwickelt und zur
Handlung begeistert.
Zugleich ist aber durch eine richtigere
Lehre
[* 2] von den Wirtschaftsgesetzen und von dem gesellschaftlichen
Wohl
auch ein
Bewußtsein der zu wählenden
Mittel gegen die
Armut erlangt worden. Über diejenigen Anstalten, welche direkt zur
Abwendung oder Linderung von
Armut und
Elend dienen, vgl.
Armenwesen. Es fallen aber unter den
Begriff der Wohlthätig
keitsanstalten
auch alle diejenigen Anstalten, welche der Besserung verwahrloster
Personen, der
Pflege Hilfloser, der unentgeltlichen
Fortbildung und der Verschaffung von Arbeitsgelegenheit gewidmet sind. Das englische
Recht besitzt mit Rücksicht auf die
Interessen der wohlthätigen
Stiftungen eine genaue, durch eine Parlamentsakte (43.
Elisabeth
c. 4). geschaffene
Definition der
Wohlthätigkeit
Unzweifelhaft hat der
Staat das
Recht und die Aufgabe, wohlthätige
Stiftungen zu überwachen. In einigen
Ländern, wie
in
Massachusetts, besteht eine besondere Wohlthätig
keitsbehörde
(Board of
State Charities). Unter den vielen
Schriften über
den Gegenstand
sind hervorzuheben: Degérando,
De la bienfaisance publique (zuletzt, Par. 1849, 4 Bde.;
deutsch von
Busch, Stuttg. 1843);
Martin-Doisy, Dictionnaire d'économie charitable, Bd. 4 (Par. 1856);
Monnier, Histoire de l'assistance publique dans les temps anciens et modernes (3. Aufl., das. 1866);
Emminghaus, Das Armenwesen und die Armengesetzgebung in europäischen Staaten (Berl. 1870).